Kaiserschnitt Geburt OP Baby

Der Kaiserschnitt: Das musst Du unbedingt wissen


Der Kaiserschnitt – Sectio caesarea von lat. Sectio „Schnitt“ und Caesarea“ kaiserlich“ leitet sich nach dem römischen Schriftsteller Plinius ab. Schon Caesar wurde aus dem Mutterleib geschnitten. Im März 2021 hat das Statistische Bundesamt die Kaiserschnittzahlen für das Jahr 2019 veröffentlicht. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Rate von 29,1 auf 29,6 % gestiegen. 2011 lag die Rate bei 32,1 % (die höchste Kaiserschnittrate). 1991 lag sie noch bei 15,3 % (die niedrigste Zahl an deutschen Krankenhäusern). Aktuell erfolgt jede dritte Entbindung im Krankenhaus per Kaiserschnitt.

Gründe für einen Kaiserschnitt

Die Gründe für einen Kaiserschnitt sind so verschieden wie die Babys selbst. Einige Kaiserschnitte müssen aus medizinischer Sicht erfolgen, andere wiederum sind sogenannte Wunschkaiserschnitte. Im Rahmen der Geburtshilfe entscheiden sich viele Ärzte und Hebammen für einen Kaiserschnitt, wenn es zu einem Geburtsstillstand kommt oder sich die Herztöne des Babys verschlechtern. Das erhöhte Risiko von Geburtsschäden lässt Ärzte bei problematischen Schwangerschaften, zum Beispiel weil Dein Baby einen sehr großen Kopfumfang hat, eine Frühgeburt droht oder das CTG verdächtige Werte aufzeigt, zu einem Kaiserschnitt tendieren.

Hohes Geburtsgewicht

Ein weiterer Grund die hohe Anzahl an Kaiserschnitten sind die immer höher werdenden Geburtsgewichte der Kinder in den Industriestaaten. Zudem erhöht eine Schwangerschaftsdiabetes die Risiken einer natürlichen Geburt. Haftungsrechtlich muss ein Arzt einer Frau mit Diabetes und einem geschätzten Kindsgewicht von mehr als 4.000 Gramm über die Möglichkeit eines Kaiserschnittes aufklären, um Komplikationen zu vermeiden. Diese Aufklärungen, wenn auch rechtlich völlig korrekt, führen bei den Schwangeren zu Ängsten gegenüber einer natürlichen Geburt.

Narkoseverfahren beim Kaiserschnitt

Egal aus welchem Grund sich eine Frau für einen Kaiserschnitt entschieden hat, der operative Eingriff ist immer nahezu der Gleiche. Beim Kaiserschnitt wird das Baby durch einen Bauchschnitt aus der Gebärmutter der schwangeren Frau geholt. Dieser Schnitt erfolgt quer kurz über Deiner Schamhaargrenze. Natürlich bekommst Du vor dem Eingriff eine Narkose.

Die Form der Narkose hängt allerdings von verschiedenen Faktoren ab:

  • Wie ist Deine psychische und/oder physische Verfassung
  • Liegen bei Dir Gerinnungsstörungen vor?
  • Gibt es bei Dir einen geburtshilflichen Notfall?

Kaiserschnitt-Narkose: Spinalanästhesie

Je nach Situation und Deiner Verfassung entscheidet sich Dein Arzt für ein Narkoseverfahren. Viele Ärzte bevorzugen die Regionalanästhesie (Spinalanästhesie). Hierbei sticht Dein Arzt mit einer sehr dünnen Nadel in den Bereich Deiner Ledenwirbelsäule. Mit einer bestimmten Technik gelangt er dann in einen Raum, der mit Hirnwasser gefüllt ist, sogenannter Liquor. Hier setzt Dein Arzt dann die Narkose. Aber keine Angst, das klingt viel schlimmer als es eigentlich ist.

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Der Vorteil dieser Kaiserschnitt-Narkose ist, dass Du nicht schläfst und die Geburt „live“ miterlebst. Zudem wird Dir ein langes Aufwachen aus einer Vollnarkose erspart. Bestimmte Vorerkrankungen (Herzfehler, Gerinnungsstörungen, starke Wirbelsäulendeformitäten) und ein geburtshilflicher Notfall (Notsectio) verbieten eine Regionalanästhesie und eine Vollnarkose wird notwendig.

Kaiserschnitt-Narkose: Periduralanästhesie (PDA)

Eine Periduralanästhesie – auch bekannt als PDA – funktioniert nach einem ähnlichen Verfahren wie die Spinalanästhesie. Auch hierbei wird der untere Teil Deines Körper mittels einer Injektion in den Lendenwirbelbreich betäubt. Dein Arzt wird die Spritze genau dort einführen, wo die Nerven sitzen, die Deine Beine, Deinen Bauch und Deine Gebärmutter versorgen. Damit Dein Arzt während dem Eingriff immer wieder Betäubungsmittel nachspritzen kann, verbleibt ein ganz dünner Schlauch.

Allerdings besteht durch diesen Schlauch ein etwas höheres Risiko einer Infektion. Dein Arzt greift also bei einem geplanten Kaiserschnitt eher auf die Spinalanästhesie zurück. Die PDA wird zudem auch bei natürlichen Geburten zur Schmerzlinderung eingesetzt.

Kaiserschnitt-Narkose: Vollnarkose

Wenn bei Dir ein Not-Kaiserschnitt durchgeführt werden muss, wird sich Dein Arzt in den meisten Fällen für eine Vollnarkose entscheiden. Hierbei bekommst Du einen Zugang in eine Vene, der dafür sorgt, dass Du in einen Tiefschlaf verfällst. Du bekommst vom eigentlichen Eingriff also nichts mit. Manche Frauen empfinden das als großen Nachteil.

Zudem kann es bei einer Vollnarkose zu Komplikationen kommen, denn Du musst intubiert werden. Das bedeutet, dass Dir ein Schlauch in den Hals eingeführt wird, damit Du besser atmen kannst. Wenn Du vorher gegessen und getrunken hast (was normalerweise der Fall ist), dann kann es passieren, dass der Mageninhalt in die Lunge gerät. Diese Komplikationen schätzt Dein Arzt aber vorher ein und gibt deshalb besonders gut auf Dich acht.

So wird der Kaiserschnitt durchgeführt

Der Ablauf einer Kaiserschnitt-Geburt ist grundsätzlich immer der Gleiche, allerdings wird zwischen zwei verschiedenen Arten unterschieden.

Primärer & sekundärer Kaiserschnitt

Ein primärer Kaiserschnitt wird  im Rahmen der Geburtsplanung festgelegt. Das bedeutet häufig, dass Du Dich für einen sogenannten „Wunschkaiserschnitt“ entschieden hast. Vom Wunschkaiserschnitt spricht man, wenn es keine medizinische Notwendigkeit für eine Kaisergeburt gibt. Viele Frauen geben an, dass sie Angst vor Schmerzen oder Angst vor dem Kontrollverlust haben und sich deshalb für einen Wunschkaiserschnitt entscheiden. Der OP-Termin wird also einige Wochen vorher festgelegt.

Es muss aber nicht unbedingt sein, dass Du Dich selbst für einen Kaiserschnitt entschieden hast. Manchmal gibt es Komplikationen während der Schwangerschaft, die dazu führen, dass Du nicht auf natürlichem Weg entbinden kannst. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Dein Kind liegt nicht in Beckenendlage
  • Lebensgefahr für Dich und/oder Dein Baby
  • Du hast bestimmte schwere Erkrankungen (Bachwanddefekte)
  • Verdacht auf ein Missverhältnis zwischen mütterlichen Becken und kindlicher Größe (sehr große Kinder > 4200g)

Von einem sekundären Kaiserschnitt spricht man, wenn die Geburt bereits mit Wehen und/oder Blasensprung begonnen hat. Dann wird während des Geburtsvorgangs zu einem Kaiserschnitt geraten (z.B. bei Geburtsstillstand).

Vorbereitung auf die OP

Wenn es sich um einen geplanten Kaiserschnitt handelt, kommst Du bereits einen Tag vor dem Eingriff ins Krankenhaus. Der Anästhesist wird Dich gründlich untersuchen und Dich noch einmal über alle Risiken aufklären. Natürlich wird auch Dein Baby noch einmal untersucht. Dein Arzt spricht mit Dir über die Narkosemethode. So weißt Du bereits vor dem Eingriff genau, was Dich erwartet.

Aufklärung im Rahmen eines Notkaiserschnitts
Wenn bei Dir ein Notkaiserschnitt durchgeführt werden muss, wirst Du – soweit es die Situation zulässt – ebenfalls über alle Risiken und Komplikationen aufgeklärt. Es geht alles nur ein bisschen schneller, denn oftmals ist rasches Handeln gefragt.

Rasur des oberen Schambereichs

Bevor Du dann in den OP-Saal kommst, muss Dein oberer Schambereich rasiert werden. Das dient dazu, mögliche Keimquellen zu reduzieren. Bei einem geplanten Kaiserschnitt kannst Du diesen vorbereitenden Schritt auch bereits zu Hause vornehmen. Die Ärzte werden Dir auch einen Katheter in die Blase legen, damit sich während dem Eingriff Deine Blase nicht mit Urin füllt. Zudem musst Du natürlich – wie bei jeder anderen Operation auch – sämtlichen Schmuck ablegen. Wenn Du Prothesen hast, müssen diese auch abgelegt werden. Deine Alltagskleidung tauscht Du gegen ein OP-Hemd, die Socken gegen Thrombosestrümpfe. Damit Dir nicht übel wird oder Du Dich erbrechen musst, bekommst Du noch eine sogenannte Citrat-Lösung zu trinken.

Das passiert im OP-Saal

Wenn bei Dir eine Spinal- oder Periduralanästhesie erfolgt, wird die entsprechende Stelle an Deinem Rücken örtlich betäubt. So solltest Du von dem eigentlichen Piekser fast nichts spüren. Bekommst Du eine Vollnarkose, wird Dir bereits vorher ein Zugang gelegt. Im OP-Saal wird dann das Narkosemittel injiziert. Um den Druck auf die Hohlvene zu minimieren, wird der OP-Tisch leicht gekippt. Dir kann aber nichts passieren, denn Du wurdest vorher schon gut gesichert.

Nun wird Dein Bauch desinfiziert. Davon spürst Du allerdings schon nichts mehr. Ein steriles OP-Tuch wird aufgespannt, sodass Du keinerlei Sicht auf den Eingriff hast. Sofern es Dein Zustand und das Krankenhaus erlauben, darf jetzt der zukünftige Papa in den OP-Saal. Auch er wird vom Kaiserschnitt nicht viel mitbekommen. Er darf nämlich nur am Kopfende stehen und ist eigentlich dafür verantwortlich, Dich zu beruhigen. Bei einer Vollnarkose darf Dein Partner allerdings nicht in den OP-Saal, sondern muss vor der Tür warten. Sobald Euer kleiner Schatz dann das Licht der Welt erblickt hat und alles in Ordnung ist, darf der Papa übernehmen.

Der Eingriff

Sind alle Vorbereitungen abgeschlossen, erfolgt der eigentliche Eingriff. Dein Arzt wird horizontal oberhalb der Schamhaargrenze einen etwa 15 Zentimeter langen Schnitt machen. Vorher wird nochmals überprüft, ob die Narkose richtig wirkt und Du auch definitiv nichts mehr spürst. Bezüglich des Schnitts gilt: Wenn alles gut verheilt, wird die Narbe in der sogennanten „Bikinizone“ liegen. Dann wirst Du sie im Sommer beim Baden und Sonnen überhaupt nicht sehen. Nun durchtrennt der Arzt die Schichten der Bauchdecke Stück für Stück. Das gleiche passiert mit Deinen Bauchmuskeln. Die Blase wird zur Seite geschoben. 

Anschließend öffnet der Arzt Deine Gebärmutter um Dein Baby auf die Welt zu bringen. In dem Zusammenhang sprechen die Ärzte davon, dass das Baby „entwickelt wird“. Manche Frauen sagen, das Öffnen der Gebärmutter sei in Form von Druck spürbar.

Dein Baby ist da!

Wenn Dein Baby das Licht der Welt erblickt hat, entfernt Dein Arzt noch die Eihäute und die Plazenta. Möglicherweise erweitert er auch den Hals Deiner Gebärmutter etwas. So kann Dein Wochenfluss dann besser abfließen. Der eigentliche Eingriff dauert nur etwa 30 Minuten. Der längste Teil der Kaiserschnitt-OP ist das Vernähen.

Misgav-Ladach-Methode: Der „sanfte“ Kaiserschnitt

Die Misgav-Ladach-Methode wird auch als „sanfter Kaiserschnitt“ bezeichnet. Hierbei versucht Dein Arzt so wenig wie möglich zu schneiden. Deine Muskeln und das Dein Gewebe werden von Deinem Arzt mit der Hand zur Seite geschoben, sehr stark gedehnt oder gerissen. Das klingt jetzt alles andere als sanft, aber bei dieser Methode verlierst Du weniger Blut, die Verletzungen sind nicht so stark und die Narben heilen schneller. Die Operationsdauer verkürzt sich auf etwa 30 Minuten inklusive Vernähen der Schnitte.

Risiken beim Kaiserschnitt

Der Kaiserschnitt ist ein operativer Eingriff, der auch immer gewisse Risiken und Komplikationen mit sich bringen kann. Zu den häufigeren Komplikationen gehören:

  • Verletzung benachbarter Organe
  • Gewebeverletzungen
  • Blutverlust durch verstärkte Nachblutung
  • Wundheilungsstörungen
  • Erhöhtes Thromboserisiko 
  • Unverträglichkeit der Narkosemittel

Diese Komplikationen können unterschiedliche Folgen haben:

  • Anpassungsstörungen des Neugeborenen ( Atemprobleme, Sauerstoffmangel)
  • Rückbildung der Gebärmutter kann verzögert sein
  • Narben-Endometriose
  • Risiko eines Gebärmutterrisses bei einer Folgeschwangerschaft
  • Verwachsungen des Mutterkuchens bei einer Folgeschwangerschaft
  • Stillprobleme durch verzögerten Milcheinschuss und Schmerzen beim Stillen durch die Operationswunde
  • Eisenmangel durch erhöhten Blutverlust
  • erhöhtes Risiko für Diabetes, Allergien und andere Autoimmunerkrankungen bei Kaiserschnittkindern.

Auswirkungen auf spätere Schwangerschaften

Trotz aller Vorsicht kann ein Kaiserschnitt Auswirkungen auf Deine späteren Schwangerschaften und Geburten haben. Während dem Kaiserschnitt wird Deine Gebärmutter mit einem Skalpell geöffnet. Dieser Schnitt muss natürlich später heilen und dadurch entstehen Narben. Diese Narbenbildung kann bestimmte Risiken für eine nachfolgende Schwangerschaft erhöhen. Es passiert zwar sehr selten, aber es ist möglich, dass Deine Gebärmutter bei einer weiteren Geburt reißt, das nennt man dann Uterusruptur.

Es kann auch passieren, dass Dein Mutterkuchen während Deiner nächsten Schwangerschaft an den unteren Teil der Gebärmutter wächst und damit den natürlichen Geburtsweg versperrt (Planzenta praevia). Diese Risiken sind erhöht, wenn Du sehr kurz nach dem Kaiserschnitt erneut schwanger wirst. Dennoch bedeutet ein einmaliger Kaiserschnitt keinesfalls, dass Du Deine weiteren Kinder nur noch per Kaiserschnitt auf die Welt bringen kannst!

Bonding nach dem Kaiserschnitt

Gerade beim Kaiserschnitt ist es für die werdenden Eltern ein sehr schönes Erlebnis, den ersten Schrei ihres Babys zu hören. Deine Hebamme ist beim Kaiserschnitt dabei. Sie spricht beruhigend mit Dir und nimmt das Baby von Deinem Arzt entgegen. Geht es dem Neugeborenen gut kann es sogar den frisch gebackenen Eltern gezeigt werden. Ein erstes zärtliches Berühren und Streicheln ist möglich. Allerdings wird Dein Arzt entscheiden, ob Du Dein Baby sofort in den Arm nehmen darfst oder ob Du zuerst vollständig versorgt werden musst.

Habt Vertrauen zu den Hebammen und Ärzten, schlussendlich wollen wir alle schöne Geburten mit gesunden Kindern!


Das Thema Kaiserschnitt im Video mit Hebamme Anna-Maria

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