Gute Mama

    Versagensgefühle – Bin ich eine „gute“ Mama?


    Neun Monate lang hat man sich alles in den schönsten Farben ausgemalt, dann ist das Baby da und plötzlich ist alles ganz anders…

    Das Gefühl, das Kind nicht ausreichend zu lieben

    Viele Mütter machen sich im Vorfeld Gedanken darüber, wie es wohl sein wird, das eigene Kind zum ersten Mal im Arm zu halten. Und man hört von anderen Eltern ständig, was sie für ihr Kind empfinden, dass es eine Liebe ist, die mit nichts auf der Welt vergleichbar ist und schwerer wiegt als die Liebe zum Partner, den Eltern oder gar dem eigenen Leben. Und man gewinnt den Eindruck, „gute“ Eltern müßten so empfinden. Dann ist der kleine Erdenbürger da und irgendwie ist er schon süß und man mag ihn auch gern, aber vielleicht versteht man die Äußerungen der anderen Eltern nicht so wirklich. Aber – und das ist der Knackpunkt – man würde es niemals vor anderen zugeben, aus Angst, nicht normal zu sein. Ich kenne wirklich viele, viele („gute“!) Mütter, die nicht vom ersten Tag an so empfinden. Und  das ist  auch keine Schande, denn wirkliche, tiefe Liebe braucht halt einfach Zeit. Anfangs ist man vielleicht nur verknallt in sein Kind, später liebt man es.

    Der Eindruck, bereits auf ganzer Linie versagt zu haben

    Wir kennen sie alle, die Frauen, die allem Anschein nach mühelos schwanger sind, dabei einen Vollzeitjob haben, toll aussehen, den Haushalt nebenbei wuppen und nach 40 Wochen völlig problemlos ihr Kind gebären – natürlich ohne Schmerzmittel und ohne das als Grenzerfahrung erlebt zu haben. Unmittelbar danach sind sie bereits wieder rank und schlank und meistern ihren Alltag mit links… Ganz ehrlich? In über 10 Jahren Hebammerei habe ich maximal eine Handvoll solcher Frauen gesehen. Aber auch hier wird nach außen oftmals ein Bild gezeichnet, das nicht den Tatsachen entspricht, um ja nicht den Eindruck zu erwecken, es nicht „gut genug“ zu machen. Das hat zur Folge, dass viele Frauen, bei denen vielleicht schon die Schwangerschaft anders lief als ursprünglich gedacht, die eine Geburt hatten, wie sie nicht geplant war oder nicht stillen können, obwohl  sie es eigentlich wollten, sich unzulänglich und unfähig fühlen. Das ist kompletter Blödsinn. Was im Kreißsaal passiert, bleibt im Kreißsaal, das Gleiche gilt  auch für das Wochenbett. Glaubt mir, auch die tollsten Powerfrauen weinen, haben Angst oder sind mal am Rande ihrer Kräfte – ich hab es selbst gesehen!

    Die Angst, falsche Entscheidungen zu treffen

    Tragetuch oder doch Tragehilfe? Impfen oder nicht? Fluor ja oder nein? Kaum ist das Kind da, wird von Euch erwartet, laufend irgendetwas zu entscheiden. Und je mehr man liest oder je mehr Leute man befragt, desto unsicherer wird man. Am Ende ist man gar nicht mehr in der Lage, eine wie auch immer geartete Entscheidung zu treffen und fühlt sich einmal mehr wie die schlechteste Mutter der Welt. Mein Tipp ist: informiert Euch maximal bei zwei bis drei zuverlässigen (!!) Quellen, redet als Paar über Pro und Contra und dann entscheidet. Lest danach nicht mehr weiter im Internet nach, fragt andere nicht großartig nach ihrer Meinung dazu (die sagen sie Euch sowieso!) und rechtfertigt Eure Entscheidung nicht. Ihr seid Eltern und Ihr macht das schon richtig!   Ich denke, Euer Kind hat sich Euch ausgesucht und hält Euch, trotz aller persönlich empfundenen Schwächen und Fehler, für ausreichend kompetent, es aufzuziehen. Und wenn Ihr Euer Kind in 4-5 Jahren selber fragen könnt, bin ich überzeugt, dass es Euch sagen wird, dass Ihr die allerbeste Mama der Welt seid!!

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