Vorsorge bei der Hebamme

Vorsorge bei der Hebamme: muss das sein?


Warum gibt es eigentlich Hebammen und was genau machen die bei einem Vorsorgetermin? Ich gebe zu, dass ich anfangs etwas skeptisch war gegenüber diesem Berufsbild. Gestern hatte ich dann meinen ersten Vorsorgetermin bei meiner Hebamme und war eigentlich ganz positiv überrascht. Den Beruf der Hebamme gibt es schon viele Jahrhunderte, ja Jahrtausende. Die Hebamme betreut (werdende) Mütter während der Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit. Für uns Mamis werden Hebammen von der Krankenkasse bezahlt und sind entweder freiberuflich tätig oder in einer Klinik angestellt. In Zeiten von regelmäßigen Besuchen beim Gynäkologen, Ultraschall, Geburtskliniken und sonstigen Mitteln der modernen Medizin habe ich mich anfangs schon gefragt, wozu ich eine Hebamme brauche. Alles, was ich wissen möchte, kann ich ja auch selbst im Internet nachlesen oder meine Mama fragen, die immerhin vier Schwangerschaften und Kinder erfolgreich gemeistert hat. Und im Zweifel gibt es ja noch meinen Arzt und seine Medizinische Fachangestellte, die selbst mehrfache Mama ist. Weil mein Frauenarzt aber mit einer freiberuflichen Hebamme arbeitet, die sogar einen Untersuchungsraum in seiner Praxis hat und ich bei der ersten Schwangerschaft natürlich nichts falsch machen möchte, habe ich mich trotzdem darauf eingelassen. Schaden kann es ja immerhin nicht. Bei unserem Termin machte die Hebamme im Prinzip dasselbe wie der Arzt – nur dass sie keinen Ultraschall hat und keinen dieser typischen Frauenarztstühle, sondern eine einfache Liege – sie untersucht nur äußerlich. Dafür nimmt sie sich viel mehr Zeit für Gespräche. Genau wie mein Arzt, mit dem ich übrigens auch sehr zufrieden bin, hat sie mich anfangs gefragt, wie es mir geht. Doch im Gegensatz zum Arzt hatte ich das Gefühl, sie möchte nicht nur wissen, ob es medizinisch Bedenkliches zu berichten gibt, sondern sie möchte wirklich hören, wie es mir geht. Ohne daraus psychologische oder körperliche Rückschlüsse zu ziehen. Bis gestern ging es mir allerdings fast ausschließlich gut. Also haben wir darüber gesprochen, wie gut es mir geht. Das war auch mal schön. Anschließend hat sie meinen Bauch begutachtet. Der erste Kommentar: „Ach, ist das ein schöner Babybauch.“ Das lässt natürlich das Werdende-Mami-Herz höher schlagen. Dann sah sie mich etwas besorgt an und fragte, ob der Bauch stark gewachsen sei die letzten Tage und unterstellte mir, dass das sehr kräftezehrend sein müsste und ich wahrscheinlich sehr müde sei momentan. Mit beidem hat sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Nachdem mit dem Bauch wohl alles gut war, hat sie mich die Herztöne meines Kleinen hören lassen. Weil ich so was zum ersten Mal hören durfte und nicht wusste, ob das, was ich höre, normal oder besorgniserregend war, sah ich sie mit einem fragenden Blick an. Sie sagte nur, mit hörbarer Rührung in der Stimme: „Wahnsinn, oder?“ Anschließend haben wir noch viel über Ernährung und meinen Lebensstil gesprochen. Auch für meine Vorgeschichte mit der Histaminunverträglichkeit hat sie sich sehr interessiert. Sie hat mir Tipps gegeben, aber überraschenderweise habe ich mich nie davon bevormundet gefühlt. Da ist mir zum ersten Mal die Daseinsberechtigung einer Hebamme eingeleuchtet: eine Schwangerschaft, vor allem die erste, bringt so viele Verunsicherungen mit sich. Selbst wenn wir alle Informationen, die wir brauchen, mittlerweile im Internet finden oder die sympathische Sprechstundenhilfe fragen können – ein derart wohlwollender, ausgiebiger Termin, der sich nur mit dem eigenen Wohlbefinden und dem des Babys befasst, wirkt ungemein beruhigend. Ich habe viele Menschen um mich, die mich positiv bestärken, beruhigen und stolz auf mich sind, nicht zuletzt mein Mann. Aber wenn jemand, der sich beruflich und ausschließlich damit beschäftigt, gibt das nochmal einiges an Sicherheit. Den einzigen Kommentar, den ich meiner Hebamme ein wenig krumm genommen habe, war der über mein Gewicht. Nach dem Wiegen hat sie mir tatsächlich nahegelegt, nicht zu viel Gewicht zuzunehmen, weil das schwerer wieder loszubekommen ist, als man denkt…

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