Wie bereite ich unsere Tochter am besten auf das Baby vor? (32+2)


    Je näher der Geburtstermin rückt, desto intensiver kreisen meine Gedanken um unser großes Mädchen. Wie wird sie auf ihr Brüderchen reagieren? Überwiegen Freude oder Eifersucht? Wie kommt sie mit den Veränderungen klar, die das Baby im November mit sich bringt? Kann sie sich schnell auf die neue Situation einstellen oder wird sie lange daran knabbern? Obwohl ich weiß, dass all diese Grübelei nichts bringt, gelingt es mir einfach nicht, das Gedankenkarussell abzustellen. Gleichzeitig würde ich sie gerne bestmöglich auf das Baby vorbereiten, was allerdings ebenfalls ein sinnloses Unterfangen ist. Ich weiß ja noch wie uns die Ankunft unserer Tochter aus der Bahn gehauen hat. Trotz der recht intensiven, theoretischen Vorbereitung (Lesen, Gespräche, Geburtsvorbereitung etc.) im Vorfeld, war ich überwältigt von der Realität. Dennoch versuche ich unser Mädchen zumindest positiv auf ihr Brüderchen einzustimmen. Ich erzählte ihr nahezu unmittelbar nach dem positiven Testergebnis von der Schwangerschaft und sie sah bald darauf, wie sich mein Körper verändert. Da verspürte ich das Bedürfnis mit ihr darüber zu sprechen und ihr zu erklären, was da gerade passiert.

    Bücher lesen

    Am einfachsten fällt mir das mithilfe von Bilderbüchern über Schwangerschaft und Geburt. So sieht sie Abbildungen von Kugelbäuchen und neugeborenen Babys, während ich ihr in Erzählform die Details schildere. Es gibt leider gefühlte 10000 Bilderbücher zu diesem Thema und die meisten gehen sehr detailliert auf die Anatomie der Mütter und Väter, den Sexualakt und andere biologische Einzelheiten (wie die Reifung der Eizelle in der Gebärmutter) ein. Für eine 3jährige (zumindest für unsere) viel zu viele Fakten, so dass ich nach gezielt nach kleinen Geschichten ohne komplizierte, medizinische Aufklärung suchte. Da ich eine Hausgeburt anpeile, wurde mir „Süße Milch für Jules Bruder“, „Klopft da wer“ und „Runas Geburt“ empfohlen. Außerdem wühle ich mich regelmäßig durch den Bestand unserer Bücherei und so schauen wir uns von Zeit zu Zeit verschiedene Bücher zu dem Thema an. Mittlerweile scheint sie die wesentliche Abläufe verstanden zu haben, denn sie erzählt gerne wildfremden Menschen (manchmal auch Männern), dass Babys lange im Bauch ihrer Mama wachsen und dann durch die Scheide geboren werden. Nicht immer sehr angenehm für mich…

    Eigene Babyfotos anschauen

    Gelegentlich nehme ich die Fotoalben unseres Mädchens zur Hand und zeige ihr, dass auch sie mal in meinem Bauch heranwuchs und wie winzig sie als Baby kurz nach der Geburt war. Wie wir sie gebadet, gestillt und getragen haben. Die echten Fotos sind eine schöne, persönliche Abwechslung zu den Bilderbüchern.

    Andere Babys beobachten

    Außerdem sehen wir regelmäßig echte Babys (bei befreundeten Müttern beispielsweise) und so kann unser Mädchen beobachten, was kleine Babys können beziehungsweise, was sie alles nicht können.

    Mit Babypuppe spielen

    Ihre Beobachtungen setzt sie seit einigen Wochen eifrig im Rollenspiel mit ihrer Babypuppe um. Diese wird gewickelt, angezogen, in den Schlafsack gesteckt, im Tragetuch getragen und geschuckelt, wenn sie weint. Unser Mädchen ist eine richtig fürsorgliche Puppenmama.

    Selbst ein Baby sein

    Gleichzeitig gibt es aber auch Phasen, in denen sie selbst ein Baby sein möchte und sich Weingeräusche imitierend ins Bett oder in die Autoschale legt. Dann gehe ich zu ihr und tröste sie – bewusst sehr überzogen. Meistens kichert sie dann, weil sie ja weiß, dass sie kein Baby mehr ist. Ich gebe ihr jedoch deutlich zu verstehen, dass sie gerne klein sein und meine Nähe und Aufmerksamkeit einfordern darf. Dass immer mein Mädchen bleiben wird. Nur für den Fall, dass sie sich sorgen sollte…

    Sale

    Kontaktaufnahme

    Glücklicherweise nahm sie vom ersten Moment an sehr unbeschwert und freiwillig Kontakt zu unserem Baby auf. Sie legt regelmäßig ihr Köpfchen auf meinen Bauch und ruft laut „Hallo!“. Sie spricht oft mit und über ihren Bruder und fragt vor allem, ob er mit kommt, wenn wir beispielsweise einen Ausflug machen oder uns zum Lesen ins Bett kuscheln. Ich finde das drollig und irgendwie erleichternd, weil sie sich jetzt schon als große Schwester fühlt und den Buben mit in den Alltag einbezieht, obwohl er noch gar nicht richtig da ist.

    Bei der Namenssuche helfen

    Meinerseits förderte ich die entstehende Bindung, indem ich sie bei Entscheidungen, wie der Namensfindung, mit einbezog. Thomas und ich, wir trafen die Vorauswahl und ich ließ sie dann zwischen unseren beiden Favoriten entscheiden. Sie antwortete pfeilschnell und verkündet seitdem ganz stolz wie ihr kleiner Bruder heißt. Sie spricht ihn seitdem völlig selbstverständlich mit seinem Namen an.

    Babybauch anmalen

    Sie malt ihr Brüderchen allerdings auch gerne voll. Vorzugsweise mit abwaschbaren Filzstiften oder mit Fingerfarbe. Mit letzterer sauen wir meist so richtig rum. Erst kleistert sie meinen Bauch zu, danach muss ich ihren bemalen. Anschließend werden noch fix Erinnerungsfotos geschossen und dann steigen wir gemeinsam unter die Dusche, um unsere Kunstwerke mit viel Seife und Wasser abzurubbeln.

    Bei Ultraschall und Untersuchungen zuschauen

    Weniger spaßig, dafür recht spannend findet unser Mädchen die Untersuchungen, die unsere Hebamme bei uns zu Hause durchführt. Sie darf dann beim Blutdruckmessen, Herztönefinden und Bauchumfangmessen helfen. Wie eine richtige Hebamme! Zu den großen Ultraschalluntersuchungen beim Frauenarzt nahm ich sie ebenfalls mit. Wir schauten uns das „Babykino“ als Familie an und die ersten beiden Screenings verfolgte sie recht neugierig. Das letzte war allerdings aufgrund der Größe des Babys (man konnte immer nur einzelne Körperteile erkennen) ziemlich abstrakt und so wollte sie lieber raus – mit mir Eis essen gehen.

    Intensive Mama-Tochter-Zeit

    Eis essen wir im Moment sehr oft – wir verbringen grundsätzlich sehr viel intensive Mama-Tochter-Zeit. Zum einen weil sie seit dem Kitastart im August spürbar mehr Nähe benötigt. Zum anderen weil sich diese Stunden zu zweit allmählich dem Ende zu neigen und ich bis zur Geburt noch jede freie Minute, die sich bietet, mit ihr verbringen möchte.

    Viel reden

    Unsere Zeit zu zweit verbringen wir in der Natur, im Schwimmbad zu Hause lesend und natürlich redend. Denn sie spricht mich regelmäßig auf ihren Bruder an und äußert manchmal sogar Bedenken/ Ängste. Beispielsweise, dass unser Bub sie an den Haaren ziehen wird (hat sie aus einem Bilderbuch) und ich erkläre ihr dann, dass das zwar passieren kann, ich aber auf sie aufpassen und sie beschützen werde. Richtige Unterhaltungen über das Thema und die bestehende Sorgen sind mit einer Dreijährigen kaum möglich. Aber merke ich, dass sie etwas beschäftigt, versuche ich das zu klären und für sie da zu sein. Sie zu beruhigen. Denn die bevorstehenden Veränderungen werden einiges von uns als Familie abverlangen. Da ist es umso wichtiger, dass sie sich unser Mädchen geliebt und nicht abgestoßen oder ausgegrenzt fühlt. Mir liegt es am Herzen, dass sie weiß und spürt wie wichtig sie uns ist – heute und nach der Geburt ihres kleinen Bruders!    

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