Wie ist es, Mama zu sein – ein Bericht nach 2 Wochen


Vor einigen Wochen habe ich bereits berichtet, wie es sich für mich anfühlt, schwanger zu sein. Seit zwei Wochen hat dieser Zustand ein Ende, unser kleiner Benjamin ist jetzt bei uns. Ich bin jetzt Mama. Und wie selbstverständlich gehen alle davon aus, dass das für mich durchweg positiv ist. Aber wie in der Schwangerschaft gibt es auch als frisch gebackene Mami einige Klischees, die auf mich irgendwie nicht zuzutreffen scheinen. „In dem Moment, in dem dein Baby da ist, ist dir alles andere egal und die Schmerzen sind vergessen.“ Sätze wie diesen habe ich während meiner Schwangerschaft ständig gehört, wenn es um die Geburt ging. Meine Geburt war sehr schmerzhaft, weil ich einen sogenannten Wehensturm hatte, d.h. zwischen meinen Wehen waren so gut wie keine Pausen. Durch die permanenten Kontraktionen war meine Gebärmutter am Ende der Geburt so erschöpft, dass die Wehen nur noch ganz schwach kamen und ich den Kleinen quasi ohne Wehen herauspressen musste. Auch Risse an zwei Stellen sind mir nicht erspart geblieben. Alles vergessen, in dem Moment, in dem er da war? Leider nein. Ich lag immer noch da, völlig erschöpft und alles tat weh. Und ich kann mich auch jetzt noch an die Schmerzen erinnern. Auch diesen „magischen Moment“, in dem man sein Baby das erste Mal im Arm hält, hätte ich mir anders vorgestellt. Natürlich hatte ich ihn von Anfang an lieb, aber diese bedingungslosen Muttergefühle haben sich bei mir erst später, im Laufe der ersten Tage, eingestellt. Im Kreißsaal überwiegte eher die Verwunderung über seine Größe und wie fertig und fit der Kleine schon war. Seitdem wünschen uns die Leute eine „schöne Kennenlernzeit“ oder „Baby-Flitterwochen“, „viel Spaß beim Kuscheln“. Ja, natürlich kuscheln wir und lernen unseren Kleinen immer besser kennen. Aber von der Happy-Bilderbuch-Familie, die den ganzen Tag völlig überglücklich im Bett sitzt und staunt, sind wir weit entfernt. Ich war vor allem eins die ersten Tage: fix und fertig. Ich konnte den Kleinen nicht heben und kaum zur Toilette aufstehen. Meine Haare stehen in alle Richtungen und meine Kleidung ist voller Milchspucke. Mein Mann hat beide Hände voll zu tun, alles drum herum zu erledigen. Er macht den Haushalt, kocht essen, wickelt und pflegt unseren Junior und baut mich auf, wenn ich über meinen Zustand jammere. Die Momente, in denen wir zufrieden zu dritt kuscheln, sind also eher die Ausnahme. Auch Stillen hatte ich mir einfacher vorgestellt. Auch wenn diese Momente der Ruhe mit meinem kleinen Schatz wirklich unbezahlbar sind, ist es auch wahnsinnig anstrengend. Nicht nur körperlich, die schmerzenden Brustwarzen und spannenden Brüste geben sich ja zum Glück mit der Zeit. Aber ich muss wirklich immer verfügbar sein. Mein Mann kann nachts schlafen, während ich auf das fordernde Schmatzen des Kleinen hin schon aufwache und mich im Halbschlaf bereit mache, ihn zu ernähren. Ich weiß, das ist andererseits ganz praktisch, weil niemand aufstehen muss, um ein Fläschchen auf die richtige Temperatur zu bringen. Aber auch tagsüber ist Junior total auf mich angewiesen und ich ebenso auf ihn. Alle paar Stunden – und mit einem 3-Stunden-Rhythmus ist es bei ihm nicht getan – teils sogar jede 30 Minuten möchte er seine Portion Muttermilch. Zeit, sich dazwischen wirklich zu erholen, bleibt da nicht immer. Ja, und dann ist da noch meine neue Rolle als Mama, in die ich jetzt „hineinwachsen“ soll. Das macht mir wirklich Angst und überfordert mich. Noch hat mein Mann Elternzeit und erledigt so vieles für mich mit während des Wochenbettes. Sobald unser Junior schreit, kann ich ihm die Sache überlassen. Und das soll ich alles irgendwann allein schaffen? Und darin auch noch voll aufgehen und glücklich sein? Natürlich fühle ich mich davon überfordert – trotzdem bin ich sicher, dass ich das schaffen werde und irgendwann eine gute Mama für meinen Schatz sein! Denn parallel zu all dem Stress und den Ängsten, die ich momentan durchlebe, ist es einfach wunderschön, den kleinen Racker bei uns zu haben. Oft liege ich abends vor dem Einschlafen mit ihm Gesicht an Gesicht und wir betrachten uns gegenseitig, bis wir einschlafen. Ich meistens vor ihm. Mein Mann und ich sind total verliebt und freuen uns schon auf jeden weiteren Schritt, den er machen wird. Und während ich mich mehr und mehr in den kleinen Milchzwerg verliebe, verliebe ich mich auch jeden Tag neu in meinen Mann. Er hat zwei Monate Elternzeit und kümmert sich wirklich aufopferungsvoll um seine kleine Familie. Zu sehen, wie zärtlich und geduldig er mit dem Kleinen umgeht, ist unbeschreiblich schön. Wenn ich die beiden zusammen sehe weiß ich, dass eigentlich nur alles gut werden kann.

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