44. Woche: Wie tankst Du Kraft in anstrengenden Zeiten?


    Jedes Mal, wenn ich das Gefühl habe, dringend einen Blick auf die „Wolkengrafik“ aus dem Buch „Oh je, ich wachse“ werfen zu müssen, lande ich einen Volltreffer. Aktuell befinden wir uns wieder mitten unter einem „Blitz“ – einer ziemlich stürmischen Zeit.

    Oje-ich
    Wolkengrafik aus dem Buch „Oh je, ich wachse“

    Vor drei Tagen fing das Spektakel an

    Der Bub wollte auf den Arm, dann wieder runter. Dann wieder hoch, dann wieder runter. Er mochte etwas essen, aber eigentlich doch nicht. Er wollte schlafen, aber kam nicht zur Ruhe. Entfernte ich mich wenige Schritte von ihm, protestierte er lautstark. Er war ausgesprochen unruhig und quengelig und die Nächte eine mittlere Katastrophe.

    Verwöhnt!

    Normalerweise gehört er zu den extrem pflegeleichten „Einsteigermodellen“ und läuft einfach mit, wie es so schön heißt. Er schläft nachts seine 11-12 Stunden (mit regelmäßigen Stilleinheiten versteht sich) und wacht morgens mit einem breiten Grinsen auf. Die Wachphasen verbringt er gut gelaunt – entweder spielender Weise oder schmusend auf meinem Arm – bis er vor Müdigkeit erschöpft an der Brust wieder einschläft. Steckt er mitten in einem Wachstumsschub – so wie im Moment – erkenne ich ihn kaum wieder. Dann schaffe ich es noch nicht einmal kurz meine Hände zu waschen, weil er sich sofort an mein Hosenbein heftet, sobald ich ihn auch nur kurz auf den Boden setzen will. Ich ertappe mich in solchen Momenten dabei wie ich genervt reagiere und stelle beschämt fest wie verwöhnt ich doch eigentlich bin. Denn der Bub, der ja gerade mal 9 Monate jung ist, beschäftigt sich sonst – also wenn ihn nix plagt – in einer bemerkenswerten Ausdauer mit sich selbst. Ich habe mich schon so an sein ruhiges, bescheidenes Verhalten gewöhnt, dass ich es fest in meinen Alltag einplane und zunächst irritiert bin, wenn er meine Nähe stärker sucht.

    Wie tankst Du Kraft in anstrengenden Zeiten?

    Ich kenne mehrere Mütter, deren Babys so alt sind wie der Bub und die sich gerade ähnlich anhänglich zeigen. Als wir uns gegenseitig unser „Leid“ klagten, fragte eine Freundin in die Runde, was uns Kraft gibt, in den schlimmsten Nörgelzeiten durchzuhalten. Wir schauten uns kurz an und schossen direkt los: „Kaffee“,  „Schön lange duschen“, „Was für die Nerven zum Futtern“, „An der frischen Luft spazieren gehen“, „Viel kuscheln“ UND denn in diesem Punkt waren wir uns alle einige: „Der Anblick des schlafenden Kindes“.

    Eine Frage der Einstellung

    Denn versetzen wir uns in diese kleinen Geschöpfe wird schnell klar, warum ihnen an manchen Tagen einfach nur zum Heulen zumute ist. Im ersten Lebensjahr entwickelt sich ein Baby von einem winzigen, hilflosen Menschlein zu einem sich selbstständig bewegenden und agierenden Wesen. Es wächst etwa 25 cm in die Länge, verdoppelt mindestens sein Gewicht. Die Zähnchen bohren sich durch den Kiefer, es macht motorisch unglaubliche Fortschritte und beginnt die Welt zunehmend zu verstehen. Da ist es eigentlich ein Wunder, dass der Bub nur alle paar Wochen etwas durcheinander gerät und sich nicht jeden Abend vor lauter Überforderung in den Schlaf weint.

    Dein Baby will Dich nicht ärgern, es liebt Dich nur so sehr!

    Eine Freundin schrieb vor Kurzem bei Facebook: „Meine Erkenntnis in dieser stressigen „Ich-will-nur-zu-Mama-sonst-heul-ich“-Phase: Wie unglaublich viel Liebe steckt in diesem kleinen Wesen! Er sucht in jedem Raum nach mir, verfolgt mich auf Schritt und Tritt, krallt sich mit ganzer Kraft an mir fest – und wenn er es dann endlich wieder auf meinen Arm geschafft hat, fällt alle Anspannung von ihm ab und er vergräbt sich glücklich in mir… Er ist mein treuester Wegbegleiter und ich bin gesegnet, wenn ich es jeden Tag auch nur annähernd schaffe, ihm etwas von dieser Liebe zurückzugeben.“

    Sale

    Den Blick ändern

    Diese Erkenntnis meiner Freundin, diese andere Betrachtungsweise hilft mir ungemein. Dann lege ich in „Nörgelzeiten“ die Wäsche halt kniend zusammen, damit er sich stehend in meine Arme kuscheln kann. Oder ich trage ihn auf dem Rücken, damit er eben nicht alleine auf dem Boden sitzen muss und ich dennoch ein paar Dinge erledigen kann. Er braucht mich nur phasenweise so extrem und statt genervt die Augen zu verleiern, bin ich lieber sein sicherer Hafen, den er aufsuchen darf, wenn ihm danach ist und von dem aus er er – wann immer er möchte – die Welt weiterhin erforschen kann. Schließlich ist er nur einmal in seinem Leben so klein.

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