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Einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt?


Erwartest Du Dein zweites Kind und hattest bei der ersten Entbindung einen Kaiserschnitt? Dann machst Du Dir bestimmt viele Gedanken über die nächste Geburt. Ist eine Spontangeburt nach Kaiserschnitt überhaupt noch möglich – oder vielleicht zu riskant? Der Ausspruch „Einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt“ hält sich hartnäckig. Aber: Nur in wenigen Situationen ist ein erneuter Kaiserschnitt tatsächlich notwendig.

Natürliche Geburt nach Kaiserschnitt ist in der Regel möglich

In den meisten Kliniken ist eine vaginale Geburt nach einem Kaiserschnitt völlig normal und keinesfalls nur eine Ausnahme. Meistens wird der Versuch einer Spontangeburt nach Kaiserschnitt sogar primär empfohlen. Wenn Du Dir einen erneuten Kaiserschnitt aber ausdrücklich wünschst, wird Dir diesen in der Regel kaum eine Klinik verwehren.

Erst nach zwei aufeinander folgenden Kaiserschnitten wird bei einer erneuten Schwangerschaft in der Regel ein geplanter Kaiserschnitt empfohlen.

Vier Beratungs-Möglichkeiten, die Du nutzen solltest

Eine möglichst umfassende Betreuung gewährleistet, dass Du für eine Spontangeburt nach Kaiserschnitt gerüstet bist.

  1.  Frauenarzt oder Frauenärztin: Neben der regulären ärztlichen Betreuung Deiner aktuellen Schwangerschaft sprichst Du mit Deinem Gynäkologen natürlich über Deine Vorgeschichte.
  2. Hebamme: Bei einem vorausgegangenen Kaiserschnitt empfehle ich Dir schon frühzeitig eine Betreuung durch Deine Hebamme, neben der regulären ärztlichen Betreuung. Sie kann mit Dir die erste bzw. die vorherige Geburt noch einmal in Ruhe durchsprechen, Dir Ängste nehmen und Dich beraten.
  3. Geburtsvorbereitungskurs: Besuche einen Kurs für Zweitgebärende. Hier hast Du im Idealfall Gelegenheit, über Deine Erfahrungen zu sprechen und natürlich auch Deine Kenntnisse aufzufrischen. Möglicherweise konntest Du Dein Wissen aus dem ersten Vorbereitungskurs bei Deiner letzten Geburt nicht anwenden, weil es zum Kaiserschnitt kam.
  4. Geburtsklinik: Auch wenn Du Dich mit Deinem Arzt und Deiner Hebamme in der Schwangerschaft schon beraten hast, solltest Du Dich in der Geburtsklinik noch einmal zu einem Gespräch anmelden. Den richtigen Zeitpunkt erfragst Du in der Klinik. Meistens findet dieses Geburtsmodusgespräch um die 34. bis 36. Schwangerschaftswoche statt.

Welche Faktoren begünstigen das Gelingen einer Spontangeburt nach Kaiserschnitt?

  • vaginale Geburt vor der Kaiserschnitt-Geburt
  • normalgewichtiges Kind
  • natürlicher Wehenbeginn
  • eine möglichst umfassende Hebammenbegleitung unter der Geburt
  • Der Grund für den vorangegangenen Kaiserschnitt war kein grundsätzlicher Zustand (wie etwa Beckenendlage oder „schlechte Herztöne“ des Kindes)

Welche Gründe machen einen erneuten Kaiserschnitt zwingend notwendig?

  • Plazenta praevia, das heißt der Mutterkuchen liegt vor dem Gebärmutterausgang.
  • Vorausgegangene Uterusruptur, also ein Riss in der Gebärmuttermuskulatur.
  • Verwachsung des Mutterkuchens mit der Gebärmutter.
  • Ein Längsschnitt der Gebärmutter bei vorherigen Kaiserschnitten. Dieser wird häufig bei extremen Frühgeburten durchgeführt. Die Hautnarbe sagt über die Gebärmutternarbe nichts aus! Auch wenn die Hautnarbe quer verläuft, kann an der Gebärmutter ein Längsschnitt durchgeführt worden sein.
  • Andere gynäkologische Operationen mit kompletter Eröffnung der Gebärmutterhöhle.

Relative Gründe für einen Kaiserschnitt

Wenn Du Zwillinge erwartest oder Dein Kind in Beckenendlage liegt und Du bei der vorherigen Geburt einen Kaiserschnitt hattest, sollte über den Geburtsmodus sehr genau gesprochen werden. In vielen Kliniken wird Dir in diesem Fall bestimmt ein erneuter Kaiserschnitt empfohlen. Wenn Du Dir aber eine natürliche Geburt wünschst, solltest Du Dir noch eine weitere Meinung einholen, da auch in solchen Fällen der erneute Kaiserschnitt nicht unbedingt nötig sein muss.

Risiko „alte Kaiserschnittnarbe“?

Viele Frauen mit Kaiserschnitt-Vorgeschichte haben Angst vor einer Uterusruptur bei einer Spontangeburt nach Kaiserschnitt. Über diese Komplikation hast Du bestimmt schon etwas gehört oder gelesen. Bei einer Uterusruptur kommt es zu einem Riss in der Gebärmutter. Zum Glück ist dies eine sehr, sehr seltene Komplikation. In meiner langen Zeit als Kreißsaalhebamme habe ich diese zum Glück erst ein einziges Mal gesehen. Das Risiko für eine Uterusruptur unter der Geburt wird nach einmaligen Kaiserschnitt mit 0,72 Prozent angegeben. Es ist also sehr gering!

 

Nach zwei Schnitt-Entbindungen steigt das statistische Risiko auf 1,59 Prozent. Die Uterusruptur kann übrigens auch bei Frauen ohne vorherige Gebärmutteroperationen auftreten.

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Wann darf ich nach einem Kaiserschnitt wieder schwanger werden?

Um das Risiko einer Uterusruptur zu minimieren, solltest Du Dir mit einer erneuten Schwangerschaft nach einer Kaiserschnitt-Geburt etwas Zeit lassen. Es wird empfohlen, mindestens ein Jahr, besser zwei Jahre bis zum Beginn einer erneuten Schwangerschaft vergehen zu lassen. So kann die Gebärmutternaht ausreichend heilen. Übrigens ist in diesem Fall eine PDA unter der Geburt ohne Probleme möglich.

Mein Rat als Hebamme: Überwinde Deine Ängste, aber setz Dich nicht unter Druck

Ich habe viele Gespräche zur Geburtsplanung mit Frauen geführt, die bei der ersten Geburt mit Kaiserschnitt entbunden haben. Deine Ängste und Sorgen kann ich sehr gut nachvollziehen. Wenn kein zwingender Grund für einen erneuten Kaiserschnitt vorliegt, würde ich Dir immer raten, eine spontane Geburt zu versuchen.

Die wichtigsten Gründe für eine vaginale Geburt – auch nach einem Kaiserschnitt – sind:

  • Dein Kind darf seinen Geburtszeitpunkt selbst wählen. Kinder, die mit einem geplanten Kaiserschnitt auf die Welt kommen, leiden häufiger an so genannten Anpassungsstörungen.
  • Die Wehen wirken sich ebenfalls positiv auf Dein Kind aus. Es bekommt ein „Zeichen“, hier passiert jetzt was… mach Dich bereit für die Welt. Deinem Baby fällt es so leichter, auf der Welt „anzukommen“.
  • Bei einer normalen Geburt geht es Dir in der Regel danach viel besser. Die Mütter sind fitter, haben weniger Schmerzen und der Krankenhausaufenthalt ist kürzer.

Wenn es trotzdem wieder ein (ungeplanter) Kaiserschnitt wird

Sollte die Geburt doch wieder in einem ungeplanten Kaiserschnitt enden, sei nicht traurig! Niemand kann den Verlauf einer Geburt vorhersehen, und das Wichtigste ist: Dich trifft keine Schuld! Es gibt so viele verschiedene Faktoren, die eine Geburt beeinflussen, die Du als Mutter nicht steuern kannst.

Am Schluss zählt, dass Mutter und Kind gesund sind! Solltest Du nach der Geburt Probleme haben – vielleicht das Gefühl, versagt zu haben, solltest Du Gespräche suchen. Hier ist das unter der Geburt betreuende Team ein Ansprechpartner, um den Geburtsverlauf zu verstehen und Fragen zu stellen. Aber auch Deine Nachsorgehebemme kann Dir helfen. In manchen Fällen ist auch eine psychologische Betreuung sinnvoll.

Falls Du Dich für einen geplanten Kaiserschnitt entscheidest

In diesem Fall musst Du ein Geburtsmodusgespräch in der Geburtsklinik vereinbaren. Dabei wird ein Kaiserschnitt-Termin geplant. Ich rate Dir, einen möglichst späten Termin für den Kaiserschnitt zu verlangen, damit Dein Kind nicht zu früh auf die Welt geholt wird. Umso früher der geplante Kaiserschnitt stattfindet, umso höher ist das Risiko, dass Dein Kind Anpassungsstörungen hat. Dies können Probleme beim Atmen, halten der Körpertemperatur oder Blutzuckerprobleme sein.

Solltest Du vor dem geplanten Termin Wehen oder einen Blasensprung bekommen, kann der Kaiserschnitt trotzdem jederzeit durchgeführt werden. Dein Baby hätte sich so seinen Geburtstermin sogar selbst ausgesucht. Einige Kliniken bieten auch an, den Kaiserschnitt ungeplant bei Geburtsbeginn durchzuführen. Frag doch einfach mal nach.

Video: Unsere Hebamme Anna-Maria und ihre Meinung zum Thema „Einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt“

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Hast Du Erfahrungen mit einer Geburt nach einem Kaiserschnitt? Wir freuen uns über Deinen Kommentar!

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