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Schwangerschaftsabbruch: Gesetz, Ablauf & Kosten einer Abtreibung


Im zweiten Quartal 2020 kam es in Deutschland zu 25.083 Schwangerschaftsabbrüchen. Bestimmt hat es sich keine der betroffenen Frauen leicht gemacht, das ungeborene Leben abzutreiben. Wer ungewollt schwanger wird, der ist verzweifelt. Der braucht Rat. Falls Du Informationen dazu suchst, wie Abtreibungen in Deutschland ablaufen, was sie kosten und bis wann Du sie durchführen lassen kannst, dann helfe ich Dir gerne weiter.  

Die Statistik hinter den Schwangerschaftsabbrüchen 

Ehrlich gesagt war ich schockiert, als ich die Zahl von 25.083 Abtreibungen nur im zweiten Quartal des letzten Jahres las. Nicht, weil ich die Frauen verurteile, sondern weil ich es traurig finde, dass so viele keinen anderen Weg gesehen haben. Hätte ich ins Blaue hinein geraten, wie viele Abtreibungen es pro Jahr in Deutschland gibt, wäre ich vielleicht mit einer ähnlich hohen Zahl für die gesamten 12 Monate ins Rennen gegangen.  

Aber wer sind die Frauen, die sich für einen Abbruch entscheiden? Dröseln wir die Statistik aus Quartal II 2020 auf, damit wir eine bessere Vorstellung bekommen:  

  • Der Großteil der Frauen war zwischen 30 und 35 Jahre alt.  
  • 96,2 Prozent der Abbrüche erfolgten nach der Beratungsregel, es lagen also weder medizinische noch kriminologische Gründe vor.  
  • 97,4 Prozent der Abtreibungen passierten vor der 12. Schwangerschaftswoche. 
  • 40,6 Prozent hatten vor dem Abbruch noch keine lebendgeborenen Kinder.  

Abtreibung: die Gesetze in Deutschland 

Nachdem wir uns jetzt einen tieferen Einblick in die Statistik verschafft haben, setzen wir uns mit dem Gesetz auseinander. Was ist in der Bundesrepublik in Bezug auf Abtreibungen erlaubt?  

Die juristischen Regelungen zu Schwangerschaftsabbrüchen finden wir im Strafgesetzbuch (StGB). Das liegt daran, da in Deutschland Abtreibungen grundsätzlich verboten sind. In § 218 StGB steht folgende Regelung: 

§ 218 Schwangerschaftsabbruch 

(1) Wer eine Schwangerschaft abbricht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Handlungen, deren Wirkung vor Abschluss der Einnistung des befruchteten Eies in der Gebärmutter eintritt, gelten nicht als Schwangerschaftsabbruch im Sinne dieses Gesetzes. 

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(2) In besonders schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Täter 

gegen den Willen der Schwangeren handelt oder 

leichtfertig die Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsschädigung der Schwangeren verursacht. 

(3) Begeht die Schwangere die Tat, so ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe. 

(4) Der Versuch ist strafbar. Die Schwangere wird nicht wegen Versuchs bestraft. 

Keine Sorge, das bedeutet jetzt nicht, dass sich die rund 100.000 Frauen, die jährlich in Deutschland abtreiben, mit einer Freiheitsstrafe konfrontiert sehen.  

In § 218a wird die Straflosigkeit des Schwangerschaftsabbruchs behandelt. In folgenden Fällen bleibt die Strafverfolgung bei Abtreibung aus: 

  • Die Schwangere will den Abbruch und hat sich diesbezüglich professionell beraten lassen.  
  • Sie kann dem durchführenden Arzt eine entsprechende und offiziell anerkannte Beratungsbescheinigung vorlegen.  
  • Die Abtreibung muss vor der zwölften Woche nach Empfängnis stattfinden.  
  • Der Eingriff muss von einem Arzt durchgeführt werden.  

Damit Du bei einem Schwangerschaftsabbruch straffrei ausgehst, müssen alle vier genannten Punkte erfüllt sein.  

Weitere Ausnahmen und sogar Spätabtreibungen sind möglich, wenn bei einem Austragen der Schwangerschaft eine Gefahr für Leib und Leben sowie die psychische Gesundheit der werdenden Mutter bestünde. Gleiches gilt, wenn es Anzeichen dafür gibt, dass das Baby unter einer schweren Erkrankung oder Behinderung leiden könnte. Bis zur 12. SSW dürfen Frauen abtreiben, deren Schwangerschaft aus einer Vergewaltigung heraus entstanden ist. Eine Beratung inklusive der dreitägigen Bedenkzeit ist jedoch immer notwendig. 

Weitere Informationen zu einem Schwangerschaftsabbruch und Beratungshilfe bekommst Du bei profamilia.de

Beratungsschein: Woher bekomme ich das Dokument? 

Damit Du bei einer Abtreibung nicht mit Freiheits- oder Geldstrafen belastet werden kannst, muss Du Dich beraten lassen. Dazu sind nur Stellen befugt, die staatlich anerkannt sind. Wo die nächste Beratungsstelle in Deiner Umgebung ist, erfährst Du hier: staatlich anerkannte Beratungsstelle.  

Auf dem Beratungsschein wird der Name vermerkt. Außerdem steht darauf, dass die Frau entsprechend der gesetzlichen Vorschriften aufgeklärt wurde. Dagegen stehen nicht die Details darauf, die Ihr bei dem Termin besprecht. Willst Du anonym bleiben, führt der Berater das Gespräch mit Dir ohne, dass er Deinen Namen kennt. Den Schein stellt dann eine andere Person in der Beratungsstelle für Dich aus.  

In dem Gespräch werden die Schwangeren zu nichts gedrängt. Der Berater hinterfragt, warum Du den Abbruch wünschst. Er stellt Dir entsprechende Hilfsangebote vor. So sollen beispielsweise Frauen, die aus finanziellen Gründen abtreiben wollen, eine Alternative aufgezeigt bekommen.  

Du wirst nicht gezwungen, alle Fragen in dem Gespräch zu beantworten. Die Berater gehen sehr sensibel auf die Frauen ein. Sie reagieren auf die individuellen Herausforderungen.  

Kosten eines Schwangerschaftsabbruchs 

Eine Abtreibung kostet rund 400 Euro. Ob Du die Kosten dafür selbst tragen musst, hängt von den Umständen ab. Ist der Abbruch medizinisch begründet oder aufgrund einer Gewalttat notwendig, dann übernimmt die Krankenkasse die Bezahlung. Gleiches gilt, wenn Du nicht genug Geld dafür hast, den Eingriff zu bezahlen.  

Nicht jeder Arzt führt auch einen Schwangerschaftsabbruch durch. Dein Gynäkologe hilft Dir bei der Suche anch Ansprechpartnern gerne weiter. Wenn er die Abtreibung nicht selbst vornimmt, kann er Dir bestimmt entsprechende Frauenarztpraxen empfehlen. Auch in zahlreichen Kliniken wird der Eingriff angeboten.  

Was passiert bei einer Abtreibung? 

Es gibt verschiedene Methoden, um eine Schwangerschaft zu beenden. Welche gewählt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Der Arzt berücksichtigt neben den Wünschen der Frau auch ihren Gesundheitszustand und den Zeitpunkt des Abbruchs.  

Zu den möglichen Methoden zählen unter anderem (Zahlen aus dem 2. Quartal 2020): 

  • Vakuumaspiration (53,9 %) 
  • Mifegyne/Mifepriston (30,2 %) 
  • Curettage (12,2 %) 
  • Medikamentöser Abbruch (3,1 %) 
  • Fetozid (0,7 %) 

Was verbirgt sich hinter den Fachbegriffen?

Schauen wir uns die Anwendungen im Einzelnen an.

Vakuumaspiration

Sie ist auch als Absaugmethode bekannt. Mithilfe eines Schlauches saugt der Arzt den Fötus aus der Gebärmutter. Um den Schlauch einführen zu können, wird der Gebärmutterhals bis zu 10 Millimeter aufgespreizt. Normalerweise verabreicht der Arzt eine örtliche Betäubung, um den Eingriff möglichst schmerzfrei durchzuführen. Es kann aber sein, dass Du im Anschluss Beschwerden hast. Schmerzen im Unterleib und Blutungen sind normal. Die Blutungen sollten nach spätestens 12 Tagen vorbei sein. Wenn Du nicht mehr blutest, darfst Du auch wieder Sex haben.  

Mifegyne und Mifepriston 

Dabei handelt es sich um sogenannte Abtreibungspillen. Mediziner setzen sie normalerweise zwischen der 7. und 9. Schwangerschaftswoche ein. Die Einnahme der Pille macht den Muttermund weich. Er öffnet sich. Zudem lösen sich die Gebärmutterschleimhaut sowie der Fruchtsack ab. Nach ein bis zwei Tagen nimmt die Schwangere eine zweite Pille. Diese führt zu einem Abstoßen der Frucht. Dabei kommt es zu einer Blutung. Es kann bis zu zwei Wochen dauern, bis der gesamte Prozess vollzogen ist und der Fruchtsack komplett ausgeschieden wird.  

Curettage

Bei der Curettage entfernt der Arzt die Gebärmutterschleimhaut. Die Methode kann zu verschiedensten medizinischen Zwecken verwendet werden. Im Falle eines Schwangerschaftsabbruchs wird die Schleimhaut mit einem Röhrchen abgesaugt.  

Medikamentöse Abbrüche

Sie finden in der Regel nach der 12. Schwangerschaftswoche statt. In diesen Fällen wird häufig ein Medikament mit dem Wirkstoff Prostaglandin gegeben. Dieses führt dazu, dass die Frucht abgestoßen wird. Im Zuge der Austreibung kommt es zu Wehen. Anschließend wird eine Ausschabung durchgeführt.  

Der Fetozid steht für “die gezielte Tötung eines ungeborenen Kindes im Mutterleib.” Diese Methode wird sehr selten angewandt. Ausschlaggebend ist häufig, dass die Frucht unter schweren Missbildungen oder gesundheitlichen Einschränkungen leidet.  

Welches Risiko birgt ein Schwangerschaftsabbruch? 

Zu den körperlichen Nebenwirkungen einer Abtreibung zählen unter anderem: 

  • Blutungen 
  • Verletzungen der Gebärmutter 
  • Infektionen und Entzündungen 
  • Fieber 
  • Verklebungen 
  • Häufigere Eileiterschwangerschaften 
  • Sterilität 

Wie gehst Du am besten mit einer Abtreibung um? 

Nicht nur die körperlichen Nebenwirkungen machen vielen Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch zu schaffen, sondern auch die psychischen Folgen.  

Alleine schon daran, dass sich 66 % der Sexualpartner nach einer Abtreibung trennen, erkennen wir, dass der Eingriff nicht ohne Spuren vorüberzieht. Zudem häufen sich bei den betroffenen Frauen Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Albträume, Depressionen und psychosomatische Probleme. Einige ziehen sich zurück. Andere wiederrum sind sich selbst und ihrer Umwelt gegenüber aggressiv.  

Jede Frau geht anders mit ihrer Abtreibung um. Jede Frau verarbeitet das Erlebnis auf eine andere Weise. Es ist aber wichtig, dass es verarbeitet und nicht unterdrückt wird. Auch für die Zeit danach, kann im Beratungsgespräch bereits vorgesorgt werden. Die Experten kennen verschiedene Anlaufstellen, die zur psychischen Nachsorge dienen.  

Falls Du betroffen bist, dann musst Du nicht alleine mit dem Kummer und den Schuldgefühlen fertig werden. Jedes Jahr treiben rund 100.000 Frauen in Deutschland ab. Es gibt zahlreiche Selbsthilfegruppen. Treffen und Austausch sind sowohl online als auch persönlich möglich. 

Selbstverständlich darfst Du Dir auch professionelle Hilfe von Psychologen und anderen Therapeuten holen. Wenn Dir nach Rückzug ist, überlege das Erlebte und Deine Gefühle aufzuschreiben. Vielleicht fühlt sich für Dich auch ein Abschiedsritual richtig an. Höre tief in Dich hinein. Was brauchst Du jetzt? Was kannst Du tun, dass Du möglichst gut über das Erlebte hinwegkommst? 


Bist Du schwanger und hast Zweifel, Fragen oder Ängste? Dann kannst Du hier anrufen: 0800/ 40 40 020. Das Hilfetelefon ist rund um die Uhr und kostenlos erreichbar – und Du kannst Dich anonym beraten lassen. Online- und Chat-Beratung findest du auf schwanger-und-viele-fragen.de


Kennt Ihr weitere gute Hilfsangebote? Bitte teilt sie gerne in den Kommentaren, damit wir möglichst vielen Betroffenen helfen können. Vielen Dank Euch.  

Unsere Texte zu Gesundheitsthemen ersetzen keinesfalls den Arztbesuch.
Mehr Infos dazu findest Du hier.

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Ein Kommentar zu Schwangerschaftsabbruch: Gesetz, Ablauf & Kosten einer Abtreibung

  1. Danke für diesen überaus wichtigen Beitrag! Eine Abtreibung machen zu lassen, ist ein sehr persönliches und emotionales Thema. Daher finde ich es gut, dass du in diesem Artikel viele Informationen bereitgestellt hast. Wichtig ist, dass man einen Schwangerschaftsabbruch nur in einer Klink oder Praxis machen sollte.

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