Geburtsvorbereitungskurs

    Der Geburtsvorbereitungskurs


    Häufig belächelt und Vorlage für diverse Sprüche steht er nicht selten in der Kritik: Der Geburtsvorbereitungskurs. Die Frage, die sich viele Paare gerade im Zeitalter von Google, Wikipedia und Co. stellen ist: Braucht es das heutzutage wirklich noch? Kann ich mir nicht alle relevanten Informationen einfach selber beschaffen?

    Als Hebamme habe ich dazu natürlich eine vielleicht nicht ganz objektive Sichtweise. Dass ich einen Geburtsvorbereitungskurs für sinnvoll halte, versteht sich vermutlich von selbst, sonst würde ich keine Kurse anbieten. Und nein, der Hauptgrund für diese Haltung ist nicht, dass ich damit mein Geld verdiene ;-)

    Warum ein Geburtsvorbereitungskurs sinnvoll ist

    Vielmehr finde ich es sinnvoll, in einer Situation, in der ich ganz Vieles nicht beeinflussen kann (wann geht es los, wie lange dauert es, wird alles „gut“ gehen) ein Rüstzeug bekomme, das mir Gelassenheit gibt und das Gefühl, das Wenige was ich tun kann, getan zu haben. Darüber hinaus ist nicht jede Internetquelle zuverlässig und eine Mama mit drei selbst erlebten Schwangerschaften und Geburten ist sicher eine sehr erfahrene Ratgeberin, eine Hebamme mit ca. 100 betreuten Geburten pro Jahr sieht manches aber vielleicht dennoch anders.

    Geburtsvorbereitungskurs: Inhalte

    Entgegen seines schlechten Images geht es im Geburtsvorbereitungskurs keinesfalls darum, bei Räucherstäbchenduft im Kreis zu sitzen und zu hecheln, er deckt in der Regel einfach das Spektrum Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett ab und bietet einen geschützten Raum für individuelle Fragen.

    Die theoretische Vermittlung von Informationen wird meist durch praktische Übungen wie Massagen oder Entspannungsübungen ergänzt. In der Regel sind die Kursinhalte ähnlich. Wenn Du unsicher bist, ob das Ganze etwas für Dich ist, frag‘ ruhig bei der Kursleitung nach, wie ihr Kurs aufgebaut ist und was vermittelt werden soll.

    Was wird geübt?

    Atemtechnicken
    Hierbei lernst Du, wie Du durch die richtige Atemtechnik die Schmerzen bei der Geburt lindern kannst und Dir damit die gesamte Geburt etwas „leichter“ machst.

    Entspannungstechniken
    Mit diesen wichtigen Techniken lernst Du im Geburtsvorbereitungskurs, wie Du in den Pausen der Wehen wieder neue Kraft schöpfen kannst und so Dein gesamtes Körpergefühl verbessern kannst.

    Sale

    Bewegung
    Wenn Du Dich schon vor der Geburt körperlich fit hältst, wird Dir die Geburt etwas leichter fallen. Im Geburtsvorbereitungskurs lernst Du einige Fitness-Übungen, die auch Rückenschmerzen lindern und Deinen Beckenboden stärken. Führe diese Übungen zu Hause durch, gerne auch mit Deinem Partner.

    Informationen zur Geburt
    Damit Du und Dein Partner richtig vorbereitet seid, erfährst Du auch, wie die Geburt ablaufen wird. So weißt Du in etwa, was auf Dich zukommt. Selbstverständlich kannst Du viele Fragen stellen, die Dir die Kursleiterin beantworten wird.

    Nach der Geburt
    Selbstverständlich ist Deine Hebamme auch nach der Geburt für Dich da und hilft Dir mit Deinem Baby. Aber schon im Geburtsvorbereitungskurs wirst Du viele wichtige Dinge erfahren. Allerdings wird in den meisten Kursen das Thema „Säuglingspflege“ nicht abgedeckt, hierzu wird Dich Deine Hebamme ausführlich beraten.

    Kursarten

    Es gibt unterschiedliche Arten der Geburtsvorbereitung: Reine Frauenkurse, Kurse für Paare oder welche, bei denen der Mann zu ein oder zwei Terminen mitkommt. Neben Kursen, die über mehrere Wochen laufen gibt es „Crashkurse„, bei denen die Informationen geballt innerhalb von zwei oder drei Tagen (meist an einem Wochenende) vermittelt werden.

    Welche Form die Richtige ist, muss individuell jedes Paar für sich entscheiden. Da es in der Regel aber häufig auch darum geht, Kontakte zu knüpfen, die vielleicht weit über diesen Kurs hinaus bestehen, finde ich persönlich Kurse über mehrere Wochen schöner, einfach auch, weil Bauch, Vorfreude, Angst und vermittelter Informationsgehalt dann gemeinsam wachsen können.

    Für Mehrgebärende (ab dem zweiten Kind) werden oftmals gesonderte Kurse angeboten. Das macht in jedem Fall Sinn, da die Fragen und Sorgen meist andere sind (Eifersucht vom Geschwisterkind, Rückenschmerzen, Erfahrungen aus der ersten Geburt o.ä.).

    Bei Frauen, die wegen Problemen wie Frühgeburtsbestrebungen oder Blutungen liegen müssen und keinen Kurs besuchen können, gibt es die Möglichkeit der privaten Geburtsvorbereitung bei Euch zu Hause. Dazu braucht Ihr lediglich ein Rezept vom Arzt und eine Hebamme, die das anbietet.

    Es gibt jedoch auch die Möglichkeit zuhause einen Online-Geburtsvorbereitungskurs zu machen. Solche werden u.a. von Keleya und mamalie angeboten.

    Kursanbieter

    Die meisten Kliniken mit Entbindungsstation haben ein angeschlossenes Elternzentrum, wo Hebammen Geburtsvorbereitungskurse geben. Auch Geburtshäuser, Hebammenpraxen oder Familienbildungsstätten sind gute Ansprechpartner auf der Suche nach einem Kurs.

    Kursleitung

    Ein Geburtsvorbereitungskurs kann von Hebammen, aber auch von Physiotherapeuten oder sogenannten Geburtsvorbereiterinnen oder auch Doulas gegeben werden. Bei Geburtsvorbereiterinnen und Doulas handelt es sich in der Regel um Mütter, die eine entsprechende Weiterbildung gemacht haben, um Kurse anbieten zu können.

    Direkt mit der Kasse kann lediglich die Hebamme abrechnen, ob und in welchem Rahmen die Kosten bei den Anderen (z.B. mit Rezept vom Frauenarzt) von der Kasse übernommen werden, sollte am Besten im Vorfeld geklärt werden.

    Kosten

    Die Kosten für die Frau werden in der Regel von der Krankenkasse übernommen (bei einer privaten KK lieber nochmal nachfragen!!), allerdings wird bei vielen Anbietern eine Gebühr für die Partnerstunden erhoben, die inzwischen aber ebenfalls von manchen Kassen erstattet wird. Darüber hinaus bieten viele Kassen Bonusprogramme an, bei denen Geburtsvorbereitung „Punkte“ bringt.

    Sei offen und unvoreingenommen! Natürlich kann man auch ohne Kurs wunderbar gebären und sollte nicht das Gefühl haben, sich verbiegen zu müssen, weil es halt dazu gehört. Aber schaden kann es ganz sicher nicht und vielleicht wirst Du (und vor allem auch Dein Mann) ja angenehm überrascht sein!

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