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Der Nestschutz: was ist das und wie wirkt er?


Kürzlich bekam ich einen Anruf von einer jungen Mama, die vor zwei Wochen ihr Baby geboren hat. Ganz aufgeregt fragt sie mich, ob ihr Baby in der ersten Zeit einen Nestschutz hat. Gerade jetzt, in Zeiten von Corona wäre das doch sehr wichtig zu wissen. „Ja, natürlich.“ antworte ich und beim Auflegen überlege ich, ob das wirklich stimmt. Ich setze mich an mein Hebammenbuch und suche im Inhaltsverzeichnis nach N wie Nestschutz – und finde nichts… Ok, also klappe ich mehrere Bücher auf und recherchiere. Zum Glück werde ich tasächlich auf ein paar Seiten fündig.

„Beim Nestschutz handelt es sich um einen begrenzten natürlichen Schutz eines Neugeborenen vor Infektionskranheiten.“

Autorin Petra-Nicolin Stolten (Edmund-Christiani-Seminar, Bildungsstätte der Ärztekammer für medizinisches Assistenzpersonal)

Was ist das überhaupt – ein Nestschutz ?

Es ist der Schutz vor Infektionen bei Neugeborenen, der bereits im Mutterleib erworben wird. Ein wunderbares Werk der Natur, das den Kindern verhilft die ersten Lebensmonate gut zu überstehen, bevor das eigene Immunsystem richtig arbeitet.

In der Gebärmutter lebt das Baby beschützt, da eine Blutschranke im Mutterkuchen dafür sorgt, dass die meisten Krankheitserreger das noch ungeborene Kind nicht erreichen. Auch das Covid-19-Virus sei bis jetzt noch bei keiner erkrankten Schwangeren auf das Baby übergegangen. Doch kommt das Kind auf die Welt, muss sein eigenes Immunsystem erst langsam aufgebaut werden und in dieser Zeit hilft ihm dieser Nestschutz.

Woher bekommt das Baby diesen Nestschutz?

Ich habe herausgefunden, dass bereits ab der 13., aber besonders ab der 34. Schwangerschaftswoche das Baby einen Großteil des Nestschutzes bekommt. Antikörper aus dem mütterlichen Blut gelangen über den Mutterkuchen zum Baby. Der aktuelle Immunstatus der Mama wird auf das Kind übertragen.

Das bedeutet leider auch, dass Frühgeborene, d.h. Babys, die vor der 34. Schwangerschaftswoche geboren werden, über einen nur eingeschränkten Nestschutz verfügen. Leider endet mit der Geburt die Übertragung der Antikörper, aber sie kann auch weiterhin stattfinden, wenn die Mutter ihr Baby stillt.

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Wie wirkt der Nestschutz?

Sollte das Kind innerhalb der ersten Wochen mit einem Erreger in Berührung kommen, den die Mutter vorher bereits in einer Krankheit „besiegt“ hat, ist es geschützt. Wundervoll, oder?

Hierbei macht es auf jeden Fall auch einen Unterschied, ob die Mutter Infektionskrankheiten wie Masern, Mumps oder Röteln wirklich durchgemacht hat. Bei Impfungen der Mutter ist der Nestschutz für das Kind nämlich schwächer.

Bei Keuchhusten oder einer Grippeerkrankung der Mutter in der Vergangenheit, schützt der Nestschutz leider nicht, weil die Antikörper meist zu schnell wieder abgebaut werden.

Wie lange hält dieser Nestschutz an?

In den ersten zwei bis drei Monaten ist der Nestschutz am Größten, danach lässt er nach, bis er im neunten Monat nicht mehr vorhanden ist.
Aber zu dieser Zeit baut das Baby sein eigenes Immunsystem auf, bei jedem Kontakt mit Krankheitserregern kann das Kind nun selbst Antikörper bilden.

Besonders in der Muttermilch der ersten Lebenstage, dem Kolostrum, befinden sich sehr viele Antikörper, die dem Baby noch einmal einen SuperBoost für das Immunsystem geben können. Das klingt doch vielversprechend. Also, lege dein Baby am besten nach der Geburt und die ersten Tage danach an. Wenn du dann nicht mehr stillen möchtest oder kannst, ist das auch ok. Du hast Deinem Baby das Beste neben dem Nestschutz mitgegeben. Aber darüber schreibe ich ein anderes Mal.

Ich bin froh, dass ich der jungen Mama am Telefon richtig geantwortet habe. Hast Du noch Fragen zum Nestschutz? Dann stell sie mir gerne in den Kommentaren.
Alles Gute von Deiner Hebamme Nadja Bell

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