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Macht die Covid-Impfung unfruchtbar? Neue Studien sprechen dagegen


Besonders Impfkritiker mutmaßen immer wieder, eine Covid-Impfung könne unfruchtbar machen. Wissenschaftler haben sich in zwei neuen Studien mit diesem Thema auseinandergesetzt – und kommen zu dem Ergebnis, dass sich das Gerücht nicht bewahrheitet.

Am 12. Oktober 2021 lieferte auch die Wissenschaftsjournalistin Christina Berndt in der Süddeutschen Zeitung einen interessanten Artikel zu dem Thema. In diesem Beitrag nehme ich für Dich die beiden Studien genauer unter die Lupe.  

Israelische Studie vom Mai 2021 

Am 13. Mai wurde eine Studie aus Israel veröffentlicht. Darin untersuchten die Wissenschaftler, wie sich eine Impfung gegen das SARS-CoV-2 Virus bei Kinderwunschbehandlungen auswirkt.  

An der Untersuchung im israelischen Chaim Sheba Medical Center nahmen 36 Paare teil. Bei den ausgewählten Teilnehmern stimulierten die Ärzte die Eibläschen mit Hormonen bis sie Eizellen entnehmen konnten.

Diese Prozedur erfolgte zweimal: Zunächst bei den ungeimpften Teilnehmern und dann nochmal, nachdem sie die zweite mRNA-Impfung erhalten hatten.  Im Anschluss verglichen die Wissenschaftler die Ergebnisse aus den beiden Stimulationsreihen vor und nach der Impfung.

Sie stellten keine signifikanten Abweichungen zwischen der Zeit vor und nach der Immunisierung fest. Die Anzahl der vorhandenen Eizellen war ähnlich groß. Auch die Qualität der Eizellen war vergleichbar.   

Und es gab noch mehr erfreuliche Nachrichten: Drei von zehn Teilnehmerinnen wurden nach der Impfung schwanger. Auch im Samen der Männer stellten die Wissenschaftler keine negativen Auswirkungen durch die Impfung fest. 

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Allerdings kann diese Studie keine eindeutige und allgemeingültige Aussage zu der Problematik treffen. Dazu war die Teilnehmerzahl zu gering. Dafür braucht es weitere größere Untersuchungen und mehr Zeit. Um Langzeitfolgen ausschließen zu können, müssen Probanden über eine längere Zeitspanne beobachtet werden. So lautet das Fazit der Studie.   

US-Studie vom Juni 2021 

Auch in den USA wurde eine Studie zum Thema Fruchtbarkeit nach der Covid-Impfung durchgeführt. Der Grund dafür war unter anderem die recht geringe Impfbereitschaft. Nur 56 Prozent der US-Bürger entschlossen sich zu einer Corona-Impfung. Die Angst vor einer möglichen Unfruchtbarkeit spielte dabei eine Rolle.   

In Miami erklärten sich deshalb 45 Männer bereit, ihren Samen zu spenden. Die Eigenschaften des Spermas untersuchten die beteiligten Wissenschaftler der Universität von Miami vor und nach der Impfung ganz genau.  

Die teilnehmenden Männer waren zwischen 18 und 50 Jahren alt und gesund. Untersuchungen vor der Impfung zeigten, dass alle 45 Probanden zeugungsfähig waren. Eine Samenprobe wurde wenige Tage vor der ersten Impfung eingeholt, die zweite rund 70 Tage nach der zweiten mRNA-Impfung.

Folgende Faktoren wurden gemessen: 

  • Spermavolumen 
  • Spermakonzentration 
  • Spermamotilität (= Beweglichkeit)
  • Gesamtzahl beweglicher Spermien 

Interessanterweise konnte nach der Impfung keine Abnahme, sondern sogar ein Anstieg aller Werte festgestellt werden. Allerdings lag er in einem normalen Rahmen und konnte deshalb nicht ausdrücklich auf die Impfung zurückgeführt werden.  

Auch bei dieser Untersuchung war die Teilnehmerzahl klein und ihre Aussagekraft dadurch begrenzt. Da nur gesunde Männer an der Studie teilnahmen, sind keine Rückschlüsse auf die Fruchtbarkeit von Vorerkrankten möglich. Die Wissenschaftler geben zudem an, dass der Forschungszeitraum vergleichsweise kurz war. Die Kontrollgruppe fehlte ebenfalls.  

Die beiden Studienergebnisse sind zwar positiv zu bewerten, aber es muss noch weiter geforscht werden, um eine definitive Aussage treffen zu können.  

Standpunkt des RKI zur Unfruchtbarkeit nach Covid-Impfung 

Der Mythos der Unfruchtbarkeit nach der Covid-Impfung hält sich trotzdem hartnäckig. Deswegen geht auch das RKI darauf ein.  

Du kannst Dir die Aussagen des Robert-Koch-Institutes im Bereich FAQ ansehen. Es beantwortet die Frage nach einer möglichen Unfruchtbarkeit durch die Covid-Impfung eindeutig. In dicken Lettern steht geschrieben: „Diese Aussage ist falsch.“ 

Begründet wird das Statement des RKI unter anderem mit den beiden oben aufgeführten Studien.  

Außerdem werden noch zwei weitere Argumente angeführt: 

  1. „In den umfangreichen nicht-klinischen Prüfungen, die vor der Zulassung der Impfstoffe durchgeführt wurden, gab es keine Hinweise auf das Auftreten von Unfruchtbarkeit nach COVID-19-Impfung.“ 
  2. „In der Zulassungsstudie von z. B. Comirnaty (BioNTech) wurden 12 Frauen in der Gruppe mit COVID-19-Impfung und 11 Frauen in der Gruppe mit Placebo-Impfung (ohne mRNA) innerhalb des Nachbeobachtungszeitraums von 2 Monaten schwanger – es konnte somit zwischen den beiden Gruppen kein Unterschied bezüglich der Zahl der eingetretenen Schwangerschaften beobachtet werden.“ 

Kannst Du mit diesen beiden Punkten etwas anfangen? Ich ehrlich gesagt nicht so recht. Deshalb habe ich sie mir genauer angesehen. 

Was steckt hinter Punkt 1? 

Was ist eigentlich eine nicht-klinische Prüfung? Dieser Aussage war mir nicht klar, deshalb habe ich nachgelesen.

Bei der „nicht-klinischen Prüfung“ werden Tests an Tieren oder einzelnen Zellen, aber nicht am Menschen durchgeführt. So testen Forscher die Sicherheit von Arzneimitteln.

Ich interpretiere Punkt 1 so, dass es bisher keine aussagekräftigen Tests an Menschen gibt.  

Was steckt hinter Punkt 2? 

Immerhin zeigt uns Punkt 2 deutlich, dass Frauen nach der Impfung schwanger werden. Es scheint keine großen Fruchtbarkeitsunterschiede zwischen Geimpften und Ungeimpften zu geben. Leider steht auf der RKI-Seite nicht, wie viele Menschen an der Studie teilgenommen haben.  

Im Zuge meiner Recherche stieß ich auf den Beipackzettel des Comirnaty-Impfstoffes von BioNTech. Wenn ich einen Blick hineinwerfe, dann kommt mir Punkt 2 etwas merkwürdig vor. In der Packungsbeilage steht unter dem Abschnitt 13.1:  

„COMIRNATY has not been evaluated for the potential to cause carcinogenicity, genotoxicity, or impairment of male fertility. In a developmental toxicity study in rats with COMIRNATY there were no vaccine-related effects on female fertility.”

Ich übersetze den Absatz auf Deutsch: „COMIRNATY wurde nicht darauf getestet, ob es Krebs, Änderungen am genetischen Material oder Beeinträchtigungen der männlichen Fruchtbarkeit verursachen kann. In einer Entwicklungstoxizitätsstudie an Ratten mit COMIRNATY gab es keine impfstoffbedingten Auswirkungen auf die weibliche Fruchtbarkeit.“ 

Der letzte Satz untermauert meine Interpretation von Punkt 1.  

Der englische Beipackzettel ist auf der Seite der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) veröffentlicht. Die FDA ist das Ministerium für Gesundheitspflege und Soziale Dienste der Vereinigten Staaten von Amerika – eine seriöse Organisation.

Möglicherweise handelt es sich bei dem dort hinterlegten Beipackzettel aber auch um ein veraltetes Exemplar. Selbst in dem Dokument wird darauf hingewiesen, dass die Informationen rückständig sein könnten. Die Forschung läuft schließlich permanent weiter. Ich habe versucht herauszufinden, ob es eine neuere Ausführung gibt. Dazu bin ich dem Link auf Seite 20 des Beipackzettels gefolgt, aber er führte leider ins Leere.  

Mir ist auch aufgefallen, dass im deutschen Beipackzettel der BioNTech-Impfung weniger Informationen stehen. Eventuell habe ich aber auch hier nur eine unvollständige Packungsbeilage gefunden.  

Macht die Covid-Impfung unfruchtbar? Mein Fazit 

Meiner Meinung nach ist die Datenlage aktuell noch zu schwammig, um eine endgültige Aussage zur Fruchtbarkeit nach einer Covid-Impfung treffen zu können. Die Studien aus Israel und Miami als Beweis anzuführen ist meiner Einschätzung nach etwas zu schwach. Denn die beteiligten Wissenschaftler bemängeln die geringe Teilnehmerzahl und den kurzen Forschungszeitraum selbst.   

Die Forschung konnte aber bereits eine positive Tendenz aufzeigen: Es hat erfolgreiche Befruchtungen nach erhaltener Corona-Impfung gegeben. Damit ist auf jeden Fall klar, dass die Immunisierung nicht grundsätzlich unfruchtbar macht. So viel steht fest. Ob sie allerdings dennoch Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit hat, ist nicht vollständig geklärt.  

Die ungenaue Datenlage können wir der Wissenschaft allerdings nicht vorwerfen. Es war aufgrund der Situation einfach nicht genug Zeit, um mehr Erkenntnisse zu gewinnen. Ich persönlich denke, dass in den nächsten Monaten und Jahren sicherlich größere Studien veröffentlicht werden, die alle notwendigen Daten liefern. Dann können wir uns auf eine definitive Aussage freuen.  

Aber was machst Du jetzt? Wie immer rate ich Dir, auf Dein Bauchgefühl zu hören. Wenn Du keine Bedenken wegen der Impfung hast, dann lass sie Dir verabreichen. Falls Du Dir unschlüssig bist, dann warte noch, bis Dir die Datenlage ausreicht.


Hast Du einen Kinderwunsch und lässt Dich deshalb nicht impfen? Oder wurdest Du bereits geimpft und bist danach schwanger geworden? Teile Deine Story mit uns in den Kommentaren!

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