Bonding ist der überwältigende Moment nach der Geburt, in dem Du Dein Baby das erste Mal in Deine Arme nimmst. Nach einem Kaiserschnitt können viele Frauen diesen Augenblick oft nicht erleben. Hier erfährst Du, warum es sich lohnt, das Bonding später nachzuholen und wie das geht.
Warum ist Bonding wichtig?
Bonding beginnt bereits in der Schwangerschaft. Dein Ungeborenes fühlt sich in Deinem Bauch sicher und geborgen. Es hört Deinen Herzschlag und wenn Du mit ihm sprichst. Jede Kindsbewegung wiederum berührt Dich und stärkt das unsichtbare Band, das Euch bereits verbindet.
Nach der Geburt wird Eure Bindung durch den ersten direkten Hautkontakt gestärkt. Bei einer normalen Entbindung wird Dein Baby in seinen ersten Lebensminuten nackt auf Deine Brust gelegt. Haut auf Haut hört es wieder Deinen Herzschlag, spürt Deine Wärme und entwickelt erstes Urvertrauen. Für Dich ist das der Moment, in dem Du alle Schmerzen vergisst und Dich unsterblich in Dein Kind verliebst, in seinen Duft, seine Zartheit. Das Bonding prägt Eure Beziehung Euer ganzes Leben lang.
Was tun, wenn Bonding nach dem Kaiserschnitt nicht möglich war?
Nach einem Kaiserschnitt bleibt oft aufgrund der medizinischen Nachsorge nicht die Zeit für inniges Kuscheln – oder man hat als frischgebackene Mama nach den Strapazen einfach keine Kraft mehr. Oft achten Hebammen dann darauf, dass der Vater noch im OP den ersten Hautkontakt mit dem Baby übernimmt.
War das bei Dir so? Mach Dir deshalb bitte keinen Kopf. Die ersten Momente sollte man nicht unter-, aber auch nicht zu sehr überschätzen. Ein Kind wird keinen lebenslangen Mangel spüren, wenn der intensive Kontakt zur Mutter in den ersten Lebensminuten nicht möglich war. Der Grundstein des Bondings wird zwar bei der Geburt gelegt. Aber er ist ein Prozess und findet in den vielen Momenten und Stunden statt, die Du mit Deinem Baby in seinen ersten Lebensmonaten verbringst.
Du kannst das Bonding außerdem noch einige Tage oder Wochen später zuhause nachholen. Empfohlen wird dazu das sogenannte Bonding-Bad, bei dem der Moment der Geburt nacherlebt wird. Dabei badest Du Dein Baby, danach legst Du es nackt und feucht auf Deine Brust. Eingehüllt in warme Decke könnt Ihr den Moment der Ankunft gemeinsam nachempfinden. Wenn Du beim Bonding-Bad Unterstützung brauchst, kannst Du Dir von Deiner Hebamme helfen lassen und natürlich den Papa mit einbeziehen.
Bonding: Was es Dir und Deinem Baby bringt
Bonding prägt das emotionale Empfinden Deines Babys und gibt Dir sehr viel Kraft. Hier die wichtigsten Vorteile für Euch beide:
Für Dein Baby:
- Das Urvertrauen wird gefördert
- Leichtere Anpassung an die Außenwelt
- Ruhigerer Schlaf
- Bessere Temperaturregulierung
- Unterstützung des Stillprozesses am Anfang
Für Dich:
- Schnellere Erholung vom Geburtsstress
- Förderung der Milchbildung
- Die Schmerzwahrnehmung wird gemindert
- Mehr emotionale Ausgeglichenheit
Drei Tipps, wenn das Bonding nach dem Kaiserschnitt stattfindet
Nach der Geburt steht die Gesundheit von Dir und Deinem Kind im Vordergrund. Ob geplanter oder ungeplanter Kaiserschnitt: Meist geht es Mutter und Kind anschließend gut und das Bonding nach dem Kaiserschnitt kann in den ersten Stunden stattfinden. Am besten, Du besprichst vorher mit der Hebamme oder dem OP-Team, wie Du Dich Deinem Baby zuwenden möchtest:
1. Haut-zu-Haut-Kontakt herstellen
Ein Kaiserschnitt ist nicht nur für Dich aufregend, für Dein Baby bedeutet er sehr viel Stress. Danach ist das Bonding wichtig, damit es sich schnell wieder sicher und geborgen fühlt. Ist bei Euch beiden alles in Ordnung, kann die Hebamme einfach Dein OP-Hemd etwas herunterziehen und das Baby in einer Wärmedecke auf Deine Brust legen.
2. Mit Deiner Stimme beruhigen
Dein Herzschlag und Deine Stimme sind Deinem Kind durch die Schwangerschaft sehr vertraut. Wenn das Baby auf Deiner Brust liegt und Du ihm etwas erzählst, wird es bald aufhören zu schreien und sich etwas von der Geburt erholen.
3. Beim ersten Bonding stillen
In manchen Kliniken kann man sein Baby noch im Kreissaal das erste Mal anlegen und stillen. Am besten besprichst Du schon vor der Geburt mit den Hebammen und Ärzten, welche Wünsche und Vorstellungen Du für die ersten Stunden nach der Geburt hast.
Hast Du das Bonding nach dem Kaiserschnitt gemacht? Wie hast Du es erlebt? Schreibe uns gerne in der Kommentarspalte.
Ich hatte einen Kaiserschnitt und empfand die Operation als sehr hektisch. Das grelle OP Licht, ein Gewusel von Ärzten, Assistentinnen, Anästhesisten, Hebammen…. Ich konnte mich nur entspannen indem ich mich in einen meditativen Zustand versetzt habe. Meine Augen geschlossen versuchte ich mich auf meine Atmung zu konzentrieren. Alles andere auszuschalten. Das hatte zwar einen entspannenden Effekt jedoch habe ich die „Geburt“ unserer Tochter nicht wirklich mitbekommen. Ich habe keine Erinnerung mehr, wie mir meine Tochter auf die Brust gelegt wurde. Alles weg.
Daher hebe ich das Gefühl, einen ganz wichtigen Teil verpasst zu haben und das löst in mir Schuldgefühle aus. Ich hatte auch einen ziemlich langen Verlauf einer postnatalen Depression. Nun geht es mir besser und wir werden das Bonding nun mit einem Bondingbad nachholen.