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Geplanter Kaiserschnitt: 3 Dinge, die Deine Klinik bieten sollte


Du hast mitgeteilt bekommen, dass Du Dein Baby wahrscheinlich per Kaiserschnitt auf die Welt bringen wirst? Es wird ein geplanter Kaiserschnitt, etwa weil es mit dem Kopf nach oben oder die Plazenta für eine Spontangeburt ungünstig liegt? Oder Du hast Dich selbst für einen geplanten Kaiserschnitt entschieden?

Welche Arten von Kaiserschnitt gibt es?

In der Geburtshilfe unterscheiden wir zwischen zwei unterschiedlichen Arten des Kaiserschnittes. Beide Formen können geplante Kaiserschnitte sein.

Primärer Kaiserschnitt

Er wird im Volksmund oft gleich gesetzt mit einem geplanten Kaiserschnitt, das ist allerdings so nicht ganz korrekt. Von einem primären Kaiserschnitt sprechen wir Geburtshelfer, wenn ein Kaiserschnitt gemacht wird, bevor die Geburt (durch Wehen, Muttermundseröffnung oder Blasensprung) begonnen hat.

Es ist also auch ein primärer Kaiserschnitt, wenn eine Frau die Sectio in der 30. SSW bekommt, weil das Kind nicht mehr wächst. Oder ein Baby am Termin geholt wird, weil die Mutter wegen Unwohlsein in die Klinik kam und einen Kaiserschnitt aufgrund einer dann festgestellten Schwangerschaftsvergiftung bekommt. Diese Kaiserschnitte sind nicht (so) geplant gewesen, waren aber trotzdem primäre Kaiserschnitte.

Sekundärer Kaiserschnitt

Hat die Geburt begonnen, weil der Muttermund sich öffnet, die Wehentätigkeit kräftiger wird oder die Fruchtblase springt, handelt es sich um einen sekundären Kaiserschnitt. Auch der kann durchaus auch geplant sein.

Beispielsweise wird bei Frühchen nach einem Blasensprung häufig gewartet, bis die Lungenreifespritze wirkt. Dann wird der Kaiserschnitt manchmal erst 48 Stunden nach Blasensprung angesetzt.

Der Kaiserschnitt ist entschieden- was nun?

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Heute möchte ich über den primären Kaiserschnittes reden – vor allem über den ganz klassischen geplanten Kasierschnitt bei einem reifen Kind. Beispielsweise, weil die Kindslage nicht so optimal ist, das Kind recht groß geschätzt wurde – oder Du Dir das so wünschst.

Wenn Dein Frauenarzt Dir zu einem Kaiserschnitt rät, solltest Du Deine Geburtsklinik noch einmal genauer beleuchten. Denn dadurch kann sich dadurch die Situation für Dich und Dein Baby verändern.

Ich als Hebamme würde Dir auf jeden Fall raten, Dir über folgende drei Punkte noch einmal gesondert Gedanken zu machen:

Punkt 1: Gibt es eine Intensivstation für Dich und Dein Baby?

Die Gefahr von Komplikationen bei Dir als Mutter ist bei einem Kaiserschnitt deutlich höher als bei einer normalen Geburt. Auch wenn Du verständlicherweise nicht so gern an so etwas denken magst: Du musst Dir klar machen, dass Du im Fall von Komplikationen bei Dir, die eine intensivmedizinische Überwachung erfordern, Gefahr läufst, von Deinem Kind getrennt zu werden.

Auch Anpassungsstörungen beim Baby treten nach einem Kaiserschnitt häufig auf. In der Regel sind sie harmlos, trotzdem muss das Kind überwacht werden und wird gegebenenfalls in eine Klinik mit einer Kinderintensivstation verlegt.

Durch den Kaiserschnitt bist Du nach der Geburt nur sehr eingeschränkt mobil, so dass Du im schlimmsten Fall erst einmal nicht bei Deinem Kind sein kannst.

Wenn Deine Geburtsklinik über eine Kinder- und eine Erwachsenenintensivstation verfügt, stellst Du sicher, dass Dein Baby in der Nähe bleibt.

Punkt 2: Wie wird das Bonding nach dem geplanten Kaiserschnitt gehandhabt?

Das Bonding – der erste enge Kontakt zwischen Mutter und Baby – hat in den letzten Jahren Gott sei Dank deutlich an Bedeutung gewonnen. Man weiß inzwischen, dass dieses erste Haut-an-Haut-Beschnuppern für Babys und Mütter gleichermaßen wichtig ist und das Stillen, die mütterliche Rückbildung und die kindliche Anpassung fördert.

Beim Bonding gibt es nach Kaiserschnitt wahnsinnig große Unterschiede im Vorgehen unterschiedlicher Kliniken.

  • Still- oder auch babyfreundliche Krankenhäuser versuchen, auch Müttern nach Kaiserschnitt diese erste enge Kuschelzeit zu geben, z.B. mit Hilfe von sogenannten Bondingtüchern im OP. Diese ermöglichen, das Baby eng bei der Mutter liegen zu haben, selbst wenn diese nur sehr eingeschränkt bewegungsfähig ist.
  • Dem gegenüber stehen Kliniken, die Frauen nach Kaiserschnittgeburten mit allen anderen gynäkologischen OPs gemeinsam in einem Aufwachraum betreuen. Dort können die Babys nicht bei ihrer Mama sein und auch der Vater hat in der Regel keinen Zutritt. Konkret bedeutet das für Dich als Mama, dass Du Dein Baby im OP ganz kurz sehen darfst, es dann aber erst zwei bis drei Stunden später auf der Station wiedersiehst. Auch Dein Mann kann in den ersten Stunden nach der Geburt dann nicht bei Dir sein und die erste Zeit gemeinsam als Familie beginnt mit einer gewissen Verzögerung.

Das klingt jetzt zunächst einmal vielleicht gar nicht so schlimm. Ich habe aber immer wieder Frauen betreut, die gerade an diesen ersten Stunden ohne ihr Baby sehr zu knabbern hatten.

Gar nicht einmal, weil es nicht möglich ist, diese fehlende Zeit wieder „reinzukuscheln“, denn das ist es natürlich. Dein Baby und Eure Bindung werden nicht unwiederbringlich gestört sein durch die Tatsache, dass es die ersten Stunden bei Papa auf der Brust lag. Aber Du warst halt einfach nicht dabei und das tut vielleicht schon weh.

Punkt 3: Bekommt Ihr ein Familienzimmer?

Vermutlich werden viele Frauen jetzt sagen „Das braucht es nicht“ oder „ich habe das auch alleine hin bekommen“. Dem kann ich nur zustimmen. Natürlich bekommt man alles hin, die Frage ist eben nur: Muss man das?

Heutzutage haben viele Väter glücklicherweise eine andere Rolle eingenommen als vor dreißig oder vierzig Jahren. Die wageln, wickeln und betreuen ihre Babys lange bevor man „etwas mit ihnen anfangen kann“. Und das ist super.

In den ersten Tagen nach einem Kaiserschnitt bist Du noch nicht wieder komplett fit und in der Lage, Dein Kind eigenständig zu versorgen. Die Naht schmerzt, der Kreislauf spinnt und die Hormone tun ein übriges.

Da kann es eine wahnsinnige Erleichterung und Hilfe sein, wenn Du Deinen Partner bei Dir hast und ihr die erste Zeit mit Baby von Anfang an gemeinsam erlebt. Wenn der Papa Aufgaben wie Wickeln, Umziehen oder Umhertragen übernimmt, kannst Du Dich ganz auf das Stillen und Deine Genesung konzentrieren und weißt Dein Baby, auch wenn Du Dir eine Extramütze Schlaf gönnst, optimal durch Deinen Partner betreut.

Und der frisch gebackene Vater wächst ganz anders in seine Aufgaben rein, baut Berührungsängste ab und ist oft sehr stolz darauf, wenn er schneller wickelt als Du, wenn die Hebamme zum ersten Hausbesuch kommt.

Geplanter Kaiserschnitt: Ettäuschungen vermeiden

Sicher haben diese Punkte nicht für jede Frau gleich große Priorität. Und natürlich ist unbestritten das Aller-Allerwichtigste, dass die OP gut verläuft und Mutter und Kind wohlauf sind.

Allerdings habe ich in meiner Arbeit als Hebamme immer wieder die Situation erlebt, das Frauen nach einem geplanten Kaiserschnitt enttäuscht darüber waren, wie es gelaufen ist.

Oftmals war der Grund dafür, dass sie schlichtweg gar nicht wussten, worauf man im Vorfeld bei der Wahl der Klinik achten sollte, wenn ein geplanter Kaiserschnitt im Raum steht.

Geplanter Kaiserschnitt: Routine-OP und trotzdem etwas Besonderes

Ein Kaiserschnitt ist heutzutage eine häufig durchgeführte Routine-OP. Trotzdem würde ich nicht sagen, dass er „nichts Besonderes“ ist, denn das ist er auf jeden Fall. Am Ende dieser Routine-OP ist ein neuer Mensch auf dieser Welt angekommen – das sollte immer etwas Besonderes sein.

Deshalb finde ich es genau wie bei einer Spontangeburt wichtig, sich Gedanken zu machen, Wünsche zu äußern und dafür zu sorgen, dass der Start in Euer gemeinsames Familienleben ein guter wird!

Welche Erfahrungen hast Du in der Klinik nach einem geplanten Kaiserschnitt gemacht? Wir freuen uns über Deinen Kommentar!


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