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Die Kaisergeburt: alles über die neue Art des Kaiserschnittes


In den sozialen Medien hat sie schon längst einen festen Platz und jede Mamabloggerin, die etwas auf sich hält, weiß, was gemeint ist: es geht um die sogenannte „Kaisergeburt„.

Was es mit dieser speziellen Art des Kaiserschnittes auf sich hat, was die Vorteile, die eventuellen Risiken und meine persönlichen Eindrücke als Hebamme sind, darüber möchte ich heute berichten.

Kaisergeburt- was ist das?

Der Begriff „Kaisergeburt“ beschreibt eine neue Form des Kaiserschnittes, bei der es weniger um Operationstechnik oder sonstige Finessen, sondern in erster Linie um die frühe Bindungsförderung geht.

Nach der Eröffnung der Gebärmutter, wird das sterile Tuch, mit dem Dein Bauch beim Kaiserschnitt abgeklebt ist, zur Seite gezogen oder hochgehoben, so dass Ihr als Eltern sehen könnt, was passiert. Wenn das Baby aus dem Bauch heraus entwickelt wird, wirst Du angeleitet, ein wenig mitzuschieben, um Deinem Baby nach draußen zu helfen. Der Operateur versucht unterdessen, Dein Kind so herauszuheben, dass es direkt Euch als Eltern in die Augen schauen kann.

In manchen Kliniken wird sogar angeboten, dass die Frau mit Unterstützung das Baby selber entgegennehmen darf.

Der Papa hat die Möglichkeit, die Nabelschnur zu durchtrennen, wenn er das möchte. Danach wird das OP-Feld wieder steril abgedeckt und die OP zu Ende gebracht. Währenddessen liegt das Baby entweder bei Dir auf der Brust im Bonding-Tuch oder bei dem frisch gebackenen Vater auf dem Arm.

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Welche Vorteile hat eine Kaisergeburt?

Vielleicht klingt das ganze Vorgehen für Dich ein wenig befremdlich, vor allem beim ersten Kind hat man ja noch gar keine richtige Vorstellung davon, was eine Geburt so alles mit sich bringt.

Aber ein Kind zu gebären ist nicht nur ein körperlicher Kraftakt, sondern auch eine emotionale Gratwanderung. Viele Frauen haben nach einem Kaiserschnitt das Gefühl, nicht so wirklich an der Geburt teilgehabt zu haben. Manche schildern, sich gar nicht so „richtig“ als Mutter gefühlt zu haben in den ersten Tagen oder dass sie einige Zeit gebraucht haben, um verinnerlichen zu können, dass dieses Kind da in dem Bettchen neben ihnen tatsächlich ihr eigenes ist.

Es war gerade noch im Bauch und plötzlich ist es das nicht mehr. Und das ist manchmal schmerzhafter und seltsamer, als Du Dir das jetzt im Moment vielleicht vorstellen kannst .

Die Kaisergeburt setzt gerade an diesem Punkt an: sie gibt Dir als „Kaiserschnitt-Mama“ Dein Geburtserlebnis zurück. Sie schenkt Dir diesen ersten magischen Moment, von dem alle berichten, wenn das Baby das Licht der Welt erblickt und Dich mit der ganzen Weisheit eines Neugeborenen zum ersten Mal anschaut.

Kann jede Frau eine Kaisergeburt haben?

Jein. Momentan wird die Kaisergeburt noch lange nicht in allen Kliniken deutschlandweit angeboten. Und selbst wenn Deine Wunschklinik prinzipiell Kaisergeburten macht, heißt das nicht, dass jeder Arzt da mitmacht.

Grundsätzlich könnte aber jede Frau, die einen Kaiserschnitt bekommt, eine Kaisergeburt haben, wenn

  • es kein Notkaiserschnitt ist
  • die Frau eine Teilnarkose (PDA oder Spinalanästhesie) hat
  • die Kindslage es zulässt
  • das Baby kein Frühchen ist

Wichtig ist natürlich auch, dass Du als Mutter oder Ihr als Eltern Euch im Vorfeld ein wenig mit dem Thema beschäftigt und die Entscheidung dann auch bewusst trefft.

Welche Vorteile hat eine Kaisergeburt?

  • Intensiveres Geburtserlebnis trotz Kaiserschnitt für die Mutter/die Eltern
  • Sanfteres Ankommen auf der Welt für das Baby
  • Frühzeitiges Bonding mit allen Vorteilen (besserer Stillstart, weniger Anpassungsstörungen beim Baby, schnellere Eltern-Kind- Bindung)

Welche Nachteile gibt es?

Wirkliche Nachteile sind mir persönlich jetzt keine bekannt.

Ein großes Thema sind im Zusammenhang mit der Kaisergeburt aber natürlich immer etwaige Infektionen durch mangelnde Sterilität des OP-Feldes. Ein Gynäkologe aus der Berliner Charité, der diese Form des Kaiserschnittes seit Jahren durchführt, hat sich in einem Interview ganz klar dahingehend geäußert, dass sie keine Häufung von Infektionen beobachten.

Es ist ja auch nicht so, als operierst Du mit ungewaschenen Fingern selber. Die ganz normalen Hygienebedingungen werden eingehalten, der Operateur trägt sterile Handschuhe und einen sterilen Kittel und wenn Du oder Dein Mann ihn berühren und dadurch unsteril machen würden, würde er diese ersetzen durch neue, sterile Utensilien. Alle Tücher sind steril , ebenso gilt im gesamten OP-Bereich der gleiche Ablauf wie sonst auch. Ich würde mir diesbezüglich also keine großen Gedanken machen.

Manche Paare machen sich auch Gedanken darüber, ob der Blick auf den offenen Bauch eventuell schwer auszuhalten sein könnte. Aber das darfst Du Dir nicht so vorstellen, wie es manchmal fälschlicherweise dargestellt wird. Ein Kaiserschnitt ist eine eher unblutige OP, der Schnitt, mit dem die Bauchdecke eröffnet wird ist relativ klein (ca.10-15 cm) und das Blickfeld sowieso durch den Bauch eingeschränkt, so dass Du als Mutter eh kaum etwas siehst. Darüber hinaus seid Ihr ja im ständigen Kontakt mit Narkose-und OP-Team und könnt jederzeit auch sagen, wenn etwas nicht passt.

Mein persönliches Fazit zur Kaisergeburt

Da ich momentan nicht in der Geburtshilfe tätig bin, habe ich selbst nie eine Kaisergeburt als Hebamme miterlebt. Aber die Frauen, die eine Kaisergeburt hatten, haben diese in der Wochenbettbetreuung durchweg positiv geschildert.

Ich habe seltener das Gefühl gehabt, dass die Frauen ihren Kaiserschnitt oder die Tatsache, dass es ein Kaiserschnitt gemacht werden musste, als traumatisch erlebt haben. Auch wenn es vielleicht eine kleine Enttäuschung war, dass ein Kaiserschnitt gemacht werden musste, hat die Tatsache, dass es diese besondere Art des Kaiserschnittes war, es den Frauen ein wenig leichter gemacht, nicht damit zu hadern.

Trotz allem, und das muss man an dieser Stelle auch ganz klar sagen, ist die Kaisergeburt ein Kaiserschnitt mit allen OP-Risiken und Nachteilen eines „normalen“ Kaiserschnittes. Aber es kann für Frauen, die sich sehnlichst eine Spontangeburt gewünscht hätten ein guter Kompromiss sein, wenn das eben nicht möglich ist.


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