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Bilinguale Erziehung: Kinder zweisprachig erziehen


Meine Tochter spricht Deutsch und Englisch, dazwischen noch ein paar Brocken Italienisch und Indonesisch. Wir leben zwischen Deutschland und Bali, im Moment sogar in Süditalien. Häufig sind wir von Gleichgesinnten umgeben. Es gibt kaum Kinder in unserem Umfeld, die nur eine Sprache sprechen. Treffe ich alte Freunde und Bekannte, die einem konventionellen Lebensstil nachgehen, dann ist Zweisprachigkeit eher eine Seltenheit. Heute beschäftige ich mich damit, wie bilinguale Erziehung geht, was daran vorteilhaft ist und worauf man achten muss.

Was ist eine bilinguale Erziehung?

Unter bilingualer Erziehung versteht man, dass Kinder zweisprachig aufwachsen. Meistens ist der Hintergrund, dass die Elternteile unterschiedliche Muttersprachen habe oder die Familie im Ausland lebt. Die Ergebnisse der bilingualen Erziehung können folgendermaßen aussehen:

  • Das Kind spricht beide Sprachen gleich gut, und zwar auf einem Niveau, welches sonst einsprachige Kinder haben.
  • Das Kind spricht eine Sprache auf Muttersprachler-Niveau, in der anderen Sprache kann es sich ausreichend verständigen.
  • Das Kind spricht keine der Sprachen auf Muttersprachler-Niveau.

Wie funktioniert die bilinguale Erziehung am besten?

Das Erlernen von Sprache beginnt bereits im Mutterleib, und zwar ab dem Zeitpunkt, ab dem sich das Gehör entwickelt. Während Erwachsene vorwiegend über das Lesen und Sprechen ihren Wortschatz erweitern, passiert es bei Kindern zum Großteil über das Gehör. Eltern können direkt in der Schwangerschaft das Ohr des Kindes für verschiedene Sprachen schulen, indem sie sich beispielsweise in Deutsch, Englisch oder Spanisch unterhalten.

Grundsätzlich ist jedes Kind einzigartig und lernt Sprachen auf seine Weise. Das bedeutet unter anderem, dass ein Kleinkind früher spricht, ein anderes später. Die bilinguale Erziehung fängt spätestens mit der Geburt an. Dadurch, dass Kinder die Sprache ihrer näheren Umgebung aufsaugen, sind zunächst die Eltern gefragt. Es hat sich immer wieder als erfolgreich erwiesen, wenn die Elternteile mit dem Nachwuchs ausschließlich in ihrer Muttersprache kommunizieren. Übrigens besteht kein Grund zur Sorge, falls ein zweisprachig aufwachsendes Kind später zu sprechen beginnt, das kommt relativ häufig vor und bedeutet normalerweise keine Entwicklungsverzögerung.

Es sollte auch ein Blick auf das Umfeld geworfen werden. Wer in Deutschland lebt und innerhalb der Familie vorwiegend in einer Fremdsprache spricht, wird trotzdem gute Chancen haben, dass das Kind perfekt Deutsch lernt – insbesondere, wenn ein Elternteil Deutsch als Muttersprache besitzt.

Damit alle Sprachen die Chance haben, sich gleich gut zu entwickeln, gibt es Fördermöglichkeiten. Gerade die Sprache, in der weniger kommuniziert wird, kann durch Bücher, Hörspiele und Lieder gefördert werden. Eltern sollten versuchen, so viele Gelegenheiten wie möglich zu nutzen, um beide Sprachen ausgeglichen zu trainieren. Dinge, die dem Kind Spaß machen, können vorzugsweise in der schwächeren Sprache angeboten werden.

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Welche Vor- und Nachteile liefert eine bilinguale Erziehung?

Die Vorteile zweisprachiger Erziehung sind:

  • Kinder lernen mehrere Sprachen akzentfrei.
  • Sie können sich in mehreren Sprachen verständigen.
  • Das Lernen von Sprachen fällt Kindern extrem leicht.
  • Bilinguale Kinder scheinen sich besser in ihr Gegenüber hineinversetzen zu können.
  • Lebenslange Zweisprachigkeit liefert einen gewissen Schutz vor Demenz.
  • Zweisprachige Kinder besitzen, laut einer renommierten Studie von Peal and Lambert zufolge, höhere kognitive, verbale und nonverbale Fähigkeiten. Das gilt vor allem für die Kinder, bei denen die Sprachen gleich gut ausgeprägt sind.

Das hört sich erstrebenswert an. Aber entstehen durch die bilinguale Erziehung auch Nachteile? Zunächst einmal scheint es so, als dass sich die positiven Aspekte der Mehrsprachigkeit vor allem auf Kinder beziehen, die alle Sprachen gleich gut beherrschen. Ob das nun daran liegt, dass diese Kinder generell intelligenter sind oder nicht, konnte bisher nicht geklärt werden.

Weitere Nachteile der Bilingualität sind:

  • Semilingualität – die Kinder beherrschen keine Sprache auf Muttersprachler-Niveau.
  • Kinder vermischen die Sprachen.
  • Kinder verweigern eine Sprache.

Bilinguale Erziehung bei einsprachigen Eltern?

Zweisprachige Erziehung wird immer populärer. Sicherlich steht das unter anderem im Zusammenhang mit der fortschreitenden Globalisierung und dem Wunsch, den Nachwuchs auf ein erfolgreiches Arbeitsleben vorzubereiten.

Aber Vorsicht! Ob Zweisprachigkeit in jedem Fall von Vorteil ist, konnte bisher nicht eindeutig wissenschaftlich geklärt werden. Gerade, wenn Eltern ein mäßiges Englisch, Spanisch oder Französisch beherrschen, sollten sie sich lieber auf die deutsche Sprache konzentrieren. Vielleicht spricht die Familie aber Dialekt? Dann könnte hierin die Lösung liegen. Es scheint so, dass Kinder, die sowohl mit Hochdeutsch als auch Dialekt aufwachsen, dieselben Vorteile wie bilingualer Nachwuchs haben. Wer also Bayerisch, Plattdeutsch oder Sächsisch beherrscht, kann sich einfach auf die Weitergabe der Mundart konzentrieren.  

Eltern sollten nur in der eigenen Muttersprache mit den Kindern kommunizieren. Es scheint für die kindliche Entwicklung besser zu sein, wenn sie monolingual erzogen werden, als bilingual von Nicht-Muttersprachlern. Wer möchte, dass der Nachwuchs früh mit Englisch, Chinesisch oder Russisch in Kontakt kommt, der kann ihn in eine zweisprachige KiTa- oder einen bilingualen Kindergarten geben.

Fazit: Bilingual oder monolingual erziehen?

Ich persönlich würde Eltern die zweisprachige Erziehung nahelegen, wenn sie selbst unterschiedliche Muttersprachen sprechen oder die Umgebung anders spricht, als die Familie. Ansonsten würde ich persönlich davon abraten. Jeder Mensch hat besondere Talente und Fähigkeiten, die er dem Nachwuchs mitgeben kann. Wenn eine Fremdsprache nicht dazugehört, dann sind es andere wichtige Dinge, die Mama und Papa weitergeben. Grundsätzlich lohnt sich ein entspannter Umgang mit dem Nachwuchs und dessen Erziehung. Leistungsgedanken und Vergleiche haben – meiner Meinung nach – dabei nichts verloren. Dein Kind ist in Deine Familie geboren, weil es genau dort hingehört und Ihr ihm den optimalen Start ins Leben gebt. Dazu brauchen sich Eltern nicht zu verbiegen, sie dürfen einfach so sein, wie sie sind.

Habt Ihr bereits Erfahrungen mit bilingualer Erziehung? Was ist Eure Meinung dazu oder habt Ihr sogar ein paar Tipps für die zwei- oder mehrsprachige Erziehung? Wir freuen uns über Eure Kommentare!

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2 Kommentare zu “Bilinguale Erziehung: Kinder zweisprachig erziehen

  1. Totaler Blödsinn ist der vorheriger Kommentar. Es erwartet auch keiner , dass du spanisch sprichst. Genauso kannst du nicht erwarten, dass die spanische Mutter ihre Muttersprache aufgibt. Ich bin mir ganz sicher, wenn du mit deinem Kind nach Russland oder Ukraine oder wohin auch immer kommst, und dein Kind noch nicht entsprechende Sprache beherrscht, dass du mit deinem Kind Deutsch sprechen würdest. Auch in der Öffentlichkeit. Na ja, du kannst sonst auch flüstern, wenn du möchtest.

  2. Prinzipiell finde ich es gut mit 2 Sprachen aufzuwachsen.

    Aber wenn eine Deutsche Mutter/deutsches Kind das zweisprachige Kind anspricht und es nicht antwortet und die Mutter auf spanisch mit dem Kind spricht und versucht ihm mitzuteilen was Deutsch sprechende von ihm wollen werde ich auch sauer.

    Erstens lebt das Kind in Deutschland und muss in der Öffentlichkeit Deutsch sprechen und zweitens kann man ja wohl nicht von fremden Müttern/Kindern erwarten das sie in Deutschland Spanisch können/sprechen.

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