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Töpfchentraining mit Belohnung: Lieber nicht!


Irgendwann ist es soweit: Dein Kind soll oder will endlich trocken werden. Nur – welcher ist der richtige Weg? Während noch vor einigen Jahren Belohnungen beim Töpfchentraining selbstverständlich waren, empfehlen viele Pädagogen heutzutage, beim Trockenwerden auf Belohnungen komplett zu verzichten. Wieso und weshalb, erkläre ich Dir in diesem Artikel.

Töpfchentraining mit Belohnung

Viele Eltern wurden selbst trocken, indem sie in bestimmten Abständen aufs Töpfchen gesetzt wurden und für eine Pfütze im Töpfchen mit ordentlich Applaus gefeiert wurden. Auch Geschenke sind gar nicht so selten – oder das Kind bekommt für jeden erfolgreichen Töpfchengang eine Süßigkeit. Es gibt sogar spezielle Stickeralben, in die das Kind für jeden Erfolg einen Sticker kleben darf.

Sicherlich freuen sich die Kleinen über Belohnungen, allerdings gibt es auch pädagogischer Sicht auch Bedenken.

5 Gründe, warum Du auf Belohnungen beim Töpfchentraining verzichten solltest

1. Frustration durch ausbleibende Belohnung

Stell Dir mal vor, Du hast auf dem Töpfchen alles gegeben, aber es kam einfach nichts. Deine Eltern sind enttäuscht und eine Belohnung gibt es natürlich auch nicht. Ganz schön frustrierend oder? Die fehlende Belohnung wird regelrecht als Strafe empfunden und Dein Kind traurig machen. Gerade am Anfang kann Dein Kind seine Blase noch nicht zu 100 % kontrollieren und sollte deshalb nicht „bestraft“ werden, wenn kein Pipi kommt.

2. Belohnungen und Lob führen zu weniger Motivation

Wenn Du Dein Kind dafür lobst, dass es Pipi ins Töpfchen machen kann, wird es sich möglicherweise auf seinem Erfolg ausruhen, weil es denkt „Pipi ins Töpfchen machen kann ich also schon“. Außerdem setzt Lob Kinder häufig unter Leistungsdruck, da sie fürchten, dass Mama von ihnen enttäuscht sein wird, wenn kein Pipi kommt. Und gerade Druck verzögert das Trockenwerden.

In mehreren wissenschaftlichen Studien zeigten die kanadische Psychologieprofessorin Joan Grusec und die US-Motivationsforscherin Carol Dweck, dass Belohnungen und Lob dazu führen, dass das gewünschte Verhalten durch das Kind weniger oft und gerne gezeigt wird.

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3. Belohnungen machen abhängig

Der Gehirnforscher Prof. Dr. Gerald Hüther hat festgestellt, dass Kinder, die mit Belohnung oder Bestrafung erzogen werden, nicht aus sich selbst heraus lernen und abhängig werden. Kinder, die an die Belohnung der Eltern nach dem Pipi machen gewöhnt sind, fordern eventuell also auch dann noch eine Belohnung ein, wenn sie schon längst trocken sind. Für sie ist es verstörend, wenn die Belohnung vom Töpfchentraining plötzlich ausbleibt. Aber wer möchte schon sein 5-jähriges Kind nach dem Toilettengang noch ausgiebig belohnen?

4. Kein Vertrauen in Dein Kind

Auch, wenn sich Dein Kind offensichtlich über Belohnungen freut: Mit dem belohnenden Verhalten vermittelst Du ihm, dass Du nicht glaubst, dass es es alleine aufs Töpfchen schafft. Es erfährt, dass Du es erst durch eine Belohnung motivieren musst, weil es ohne keine Lust hat oder unfähig ist.

5. Das Kind sitzt nur noch auf dem Töpfchen

Bei der Gabe von Belohnungen besteht außerdem die Gefahr, dass sich Dein Kind immer wieder aufs Töpfchen setzt und nur ein paar Tropfen Pipi hineinmacht, um mehr Bonbons, Gummibärchen oder Sticker zu bekommen. Für Dein Kind absolut logisch, allerdings ist dies ja nicht das Ergebnis, das Du als Elternteil erreichen möchtest.

So wird Dein Kind ohne Belohnung trocken

Wie solltest Du also stattdessen vorgehen? Trockenwerden ist ein Reifungsprozess, den Du genauso wie das Laufen- oder Sprechenlernen nicht beschleunigen kannst. Die Nervenbahnen zwischen Gehirn und Harnblase bzw. Darm müssen sich erst ausbilden (dies geschieht meist zwischen dem 18. und 24. Monat), damit Dein Kind seine volle Blase oder den Druck auf den Enddarm spüren kann.

Lies hier, ab wann Du mit dem Töpfchentraining beginnen kannst.

Wenn sich Dein Kind für seine Ausscheidungen zu interessieren beginnt und es spannend findet, wenn Du auf Toilette gehst, ist dies ein Zeichen, dass ihr langsam beginnen könnt. Lass die Puppe oder ein Stofftier auf dem Töpfchen Platz nehmen und lies Deinem Schatz ein Buch vor, in dem das Kind trocken wird.

Auch andere Kinder sind gute Vorbilder, was das Trockenwerden angeht. Manche schauen sich beispielsweise in der Kita mehrere Wochen an, wie die älteren Kinder auf die Toilette gehen und beschließen von einen auf den anderen Tag, dass sie nun keine Windel mehr brauchen.

Wichtig ist, dass die Toilette oder das Töpfchen ein positiver Ort für Deinen Schatz ist. Ermahnungen oder strenge Blicke sind hier absolut fehl am Platz. Gehe das Trockenwerden unbedingt locker an und baue keinen Druck auf. Ohne Belohnungen und Bestrafungen wird Dein Kind ein gutes Gefühl für den Körper und die eigenen Signale entwickeln. Viel mehr als Belohnungen braucht Dein Kind Deine liebevolle Begleitung, Geduld und Wertschätzung. So wird auch Dein Kind über früh oder lang ganz bestimmt keine Windel mehr benötigen.  

Wie ist Dein Kind trocken geworden? Schreibe mir doch gerne einen Kommentar dazu.

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7 Kommentare zu “Töpfchentraining mit Belohnung: Lieber nicht!

  1. Ach ich finde die Pädagogen sollten hier mal nicht übertreiben. Ein Belohnungssystem ist ganz bestimmt nichts schädliches bei dem man das Vertrauen schädigt. Das ist dermaßen übertrieben. Eine Belohnung ist einfach ein Ansporn nicht nach jedem Klogang aber zb. Bis zu einem gewissen Datum.
    Unser Kind fiebert richtig mit. Früher hat es das Pipi gehen dazwischen verspielt oder zu spät gesagt. Seit er was gesehen hat, und wir ausgemacht haben, dass wenns jetzt 14 Tage immer klappt bekommt. Klappt es prima. Komplett ohne Druck. Er hat Freude und ist stolz. Ich find es total abstrus von Pädagogen überall Probleme zu erfinden. Selbst Erwachsene gönnen sich nach einer geschafften etappe eine kleine Belohnung. Ach und applaus gibt es auch von uns allen weil wie im ersten Satz, es ist ein Meilenstein der ruhig auch gerne mal belohnt werden darf ohne pädagogischen Zeigefinger und immer in alles etwas hinein interpretieren….

    1. Ja, das muss man auch je nach Kind individuell entscheiden. Manche Kinder haben überhaupt gar kein Problem damit sich auf der Toilette auszuprobieren und freuen sich total darauf das zu üben oder sind zumindest gewillt sich darauf einzulassen. Eine Familie hatte ihr Kind z.B. mit der Unterhose belohnt. Also: Wenn die Windel weg ist, dann kannst du eine Unterhose tragen! <- Hat als Motivation schon genügt.
      Andere Kinder wiederum haben totale Hemmungen oder sind absolut demotiviert, obwohl sie sowohl körperlich als auch kognitiv durchaus dazu in der Lage wären die Toilette/das Töpfchen zu benutzen. Da kann ein Verstärkerplan am Anfang vielleicht auch der richtige Anstoß sein :)

  2. Mein Kind ist noch gar nicht trocken geworden! Meine Tochter ist jetzt 4 geworden und wir haben bisher alles sehr locker gesehen. Mit 1,5 Jahren begann Ihr Interesse fürs Töpfchen, mit 3,5 Jahren wollte sie keine Windel mehr, schaffte dies auch mal 1 Woche sehr gut, bekam dann im Kindergarten die „Windelfrei-Urkunde“. Seitdem häufen sich die Pipi-Unfälle. Im Schnitt gab es jeden Tag einen Unfall, mittlerweile steigt es auf ca. 2 nasse Hosen am Tag. Alles im Schnitt gesehen, es können auch 4 nasse Hosen sein und dann mal weniger. Die junge Dame hat das Interesse verloren. Auf Klo schicken klappt auch nicht. Da wird entweder gesagt, dass sie nicht muss (obwohl es schon offensichtlich ist) oder sie geht widerwillig trödelnd auf Toilette und der Unfall passiert genau vor der Toilette. So eine Blase kann in dem Alter schon jede Menge fassen, so dass Schuhe, Hausschuhe, etc. regelmäßig durch sind und auf dem Boden eine große Pfütze ist. Also einfach nur geduldig sein und ignorieren bringt auch keinen Erfolg!!! Es hängt (je nach Alter) auch von der Sturheit der Kinder ab.

    1. Verstehe dich. House gibt es dasselbe Problem. Wie sieht es nun aus? Was hat sich getan? Muss man die Phase aussitzen?bin verzweifelt, es geht seit fast 3 Monaten so…
      LG.

    2. Das gleiche Problem habe wir auch. Mein Sohn ist jetzt 4 und Teilzeit trocken. Er hat kurz nach seinem 3. Geburtstag selbst entschieden, dass er keine Windel mehr mag. Wir hatten jede Menge Wäsche erwartet. Stattdessen war das Thema nach 7 Tagen durch. Er war trocken. Sogar nachts gab es fast keinen Unfall mehr. Dann kam plötzlich die Wende. Nach etwa 3 Monaten wurde er immer häufiger nass. Zunächst dachten wir, dass spielen lenkt ihn ab. Mitlerweile ist es schwer entspannt zu bleiben. Den einen Tag klappt es gut oder es gibt nur einen kleinen Unfall. Am nächsten Tag haben 7 oder 8 nasse Hosen. Wir hatten nie ein Belohnungssystem, waren geduldig und haben ihm ein gutes Gefühl gegeben. Doch es wird eher schlimmer. Lassen wir ihn selber machen haben wir nasse Hosen, schicken wir ihn führen wir Diskussionen darüber, dass er nicht muss während es fast schon läuft. Wir sind ratlos und langsam an unserer Grenze. Es fängt an belastend zu werden. Unser Kinderarzt rät tatsächlich dazu ihn weiter zu schicken und nun ein Belohnungssystem anzuwenden.

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