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Wehen: Wann ins Krankenhaus?


Die häufigsten Fragen, die werdende Mütte (und Väter) mir als Hebamme stellen, sind: „Wann muss ich ins Krankenhaus fahren? Woher weiß ich, dass es losgeht? Welche Abstände sollten die Wehen haben? Wie lang müssen die Wehen sein? Und was unterscheidet die „richtigen“ Wehen von den Vorwehen in der Schwangerschaft?“ Auch Dr. Google erhält die Anfrage „Wehen wann ins Krankenhaus“ über 2000 Mal pro Monat!

Entscheidungshilfe ab SSW 37+0

Auch wenn es in meinen Augen sehr schwierig ist, eine pauschale, für alle Schwangeren gültige Aussage zu treffen: Meine Tipps sollen Dir die Entscheidung erleichtern, wann Du bei Wehen ins Krankenhaus fährst.

Dabei möchte ich mich in diesem Artikel auf den Geburtsbeginn beim reifen Baby (also ab 37+0 SSW) beschränken. Sollten schon früher echte Geburtswehen auftreten, gelten natürlich andere Maßstäbe. Denn zu einem früheren Zeitpunkt soll die Geburt meist aufgehalten werden, damit das Baby noch im Bauch bleibt.

➔ Lies hier, woran Du verschiedene Wehenarten, insbesondere Eröffnungswehen der Geburt, erkennst.
➔ Wie fühlen sich Wehen an? Hier erfährst Du es

Abstand der Wehen: Wann ins Krankenhaus?

In vielen Büchern, Foren und Ratgebern findest Du ganz konkrete Zeitangaben, wann eine Erst- bzw. eine Mehrgebärende ins Krankenhaus fahren soll:

  • Beim 1. Kind, wenn die Wehen regelmäßig alle 5-8 Minuten kommen.
  • Ab dem 2. Kind geht es schon ab in die Klinik, wenn Du alle 10 Minuten Wehen hast.

Ich persönlich finde solche Hinweise etwas unglücklich, denn die Wehenabstände sind nur ein sehr unsicherer Faktor in der Beurteilung, wie weit die Geburt bereits fortgeschritten ist. Die Wehenintensität ist für mich persönlich ein weitaus deutlicheres Indiz.

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Wehenabstand vs. Wehenintensität

Fall 1: Immer wieder sind mir im Kreißsaal nämlich Frauen begegnet, die mit den Worten „Ich habe die Wehenabstände gemessen, die sind jetzt alle 5 Minuten und jetzt ist gerade auch wieder eine…“ zur Tür hereingeschossen kamen. In der Wehe keine Miene verziehend, weiterlaufend, unauffällig atmend.

➔ Ganz sicher tut sich mit diesen Wehen schon ein bisschen was, Geburtswehen schienen es mir aber trotz des geringen zeitlichen Abstandes nicht wirklich zu sein.

Fall 2: Eine Frau hingegen, die kommt und sich erst einmal entschuldigt, dass sie „schon“ da ist, weil die Wehenabstände mit 10 Minuten ja noch viel zu lang sind, sich in der Wehe aber abstützen, auf die Atmung konzentrieren und stehen bleiben muss, hat deutlich bessere Chancen, das die Geburt tatsächlich losgeht.

➔ Hier handelt es sich mit größerer Wahrscheinlichkeit schon um Eröffnungswehen und es war der richtige Zeitpunkt, um ins Krankenhaus zu fahren.

Der Wehenabstand allein betrachtet ist kein sicheres Signal dafür, dass Du ins Krankenhaus fahren solltest. Die Wehenintensität spielt eine noch größere Rolle.

Wehen-Rhythmus: Wie gleichmäßig sind die Wehen?

Du willst wissen, wann Du bei Wehen ins Krankenhaus fahren solltest. Dann prüfe nicht nur den bloßen Zeitabstand zwischen zwei Wehen, es macht auch Sinn, den Wehen-Rhythmus zu beobachten.

Achte darauf, ob die Wehen in etwa gleich lang und gleich stark sind. Wir Hebammen nennen das „koordinierte Wehentätigkeit“. Es folgen also nicht auf eine kürzere, schwache Wehe eine richtig kräftige, dann wieder zwei schwächere und danach wieder drei starke.

Die Wehen haben einen gleichmäßigen Rhythmus, wenn

  • sie sich ähnlich anfühlen,
  • ähnlich lang sind,
  • ähnlich kräftig sind.

➔ Gleichmäßige Wehen sind ein sehr gutes Zeichen dafür, dass es sich um richtige Geburtswehen handelt.

Parallel zum Zeitabstand solltest Du den Wehen-Rhythmus als Entscheidungshilfe immer hinzuziehen.

Wichtigster Faktor: Die Wehenintensität

Ich habe es bereits oben erwähnt: Der Hauptindikator für die Beurteilung der Wehen ist in meinen Augen wirklich die Wehen-Intensität, also wie kräftig die Wehen ausfallen. Das gilt insbesondere beim ersten Kind.

Das heißt, es geht konkret darum, wie es sich für Dich anfühlt, wenn eine Wehe kommt, und wie Du darauf reagierst oder reagieren musst.

Checkliste zur Einordnung Deiner Wehenintensität:

  • Musst Du innehalten bei dem, was Du gerade tust?
  • Hast Du das Gefühl, die Atmung verändern zu müssen?
  • Merkst Du, dass die ganze Aufmerksamkeit und Konzentration im Moment der Wehe auf Dir und Deinem Körper liegt?
  • Sieht man Dir an, wenn eine Wehe kommt, ohne dass Du etwas sagen musst?

➔ All das sind gute Hinweise darauf, dass die Wehen Richtung Geburt führen, unabhängig vom zeitlichen Abstand. Jetzt solltest Du in die Klinik fahren.

Beispiel: Wenn Du in Bezug auf Deine Wehenintensität unsicher bist, hilft Dir vielleicht das folgende Beispiel. Eine ältere Hebamme sagte einmal zu Beginn meiner Hebammentätigkeit zu mir:

„Wenn Du mit Wehen die Nachrichten schaust und am Ende des Beitrags nicht mehr weißt, worum es ging, weil eine Wehe kam – oder wenn Du ein Buch liest und nie über eine Seite hinauskommst, weil Du immer wieder das Gleiche lesen musst, dann sind es Geburtswehen.“

Die Frau hatte Erfahrung – ich denke, so falsch lag sie nicht :-)

Wehen-Empfinden: Wann ins Krankenhaus?

Last but not least ein ganz entscheidender Punkt. Unabhängig davon, wie kräftig, häufig und „gut“ die Wehen von außen betrachtet sind.

Unheimlich wichtig bei der Entscheidung, wann Du bei Wehen ins Krankenhaus fahren sollst, ist auch immer die Frage: Wie geht es Dir?

Um Dein Wehen-Empfinden zu beurteilen, stelle Dir folgende Fragen:

  • Kommst Du mit der Anstrengung der Wehen gut zurecht?
  • Fühlst Du Dich daheim sicher oder macht die Situation Dir und/oder Deinem Partner Angst?
  • Machst Du Dir Sorgen um Dein Baby?

Auch die Antworten auf diese Fragen können eine Entscheidungshilfe sein, wenn es darum geht, zu bestimmen, ob Du bei Wehen ins Krankenhaus fahren solltest.

Denn Angst und  Anspannung führen häufig zu einer Verkrampfung im ganzen Körper, die Dich die Wehen wiederum unangenehmer empfinden lässt.

➔ Wenn Du in den Händen des Fachpersonals entspannter sein kannst, solltest Du also losfahren.

Mit Wehen: Wann ins Krankenhaus fahren?

Wenn folgende Dinge auftreten, solltest Du ins Krankenhaus fahren bzw. Deine Hebamme kontaktieren:

  • Angst, ungutes Gefühl
  • Unwohlsein, Unsicherheit
  • Fieber, starke Schmerzen
  • kräftige, regelmäßige Wehentätigkeit, die veratmet werden muss in Abständen von 5-10 Minuten
  • Blasensprung
  • (periodenstarke) frische Blutung

Hab keine Angst, wieder weggeschickt zu werden

Wenn es ein „falscher Alarm“ war und Du wieder nach Hause geschickt wirst, nimm es als das, was es ist – eine Erfassung des derzeitigen Ist-Zustandes und ein gutes Training für später, wenn die Geburt wirklich losgeht.

Dann weißt Du nämlich schon, wie alles abläuft, wohin Du musst und wie lange Du brauchst, um in den Kreißsaal zu kommen. Vielleicht gibt Dir das etwas mehr Gelassenheit und Ruhe, wenn die Wehen später kräftiger und häufiger auftreten.

Die erste Fahrt in die Klinik war also keineswegs überflüssig, sondern für Dich und in diesem Moment genau richtig. Du bist die Expertin für Dich und Dein Baby.

Wir Geburtshelfer schauen immer nur von außen drauf und können nur das beurteilen, was wir sehen. Aber der eigentliche „Chef“ bei der Geburt solltest Du sein, gemeinsam mit Deinem Baby und Deinem Partner bzw. Deiner Partnerin.

  • Vielleicht willst Du nicht mehr nach Hause, weil Du denkst, Dein Baby macht sich bestimmt auf den Weg.
  • Vielleicht beunruhigt Dich etwas
  • oder Du fühlst Dich in der Klinik einfach wohler.

Wenn Du das klar sagst, lässt sich ganz sicher eine Lösung finden, damit Du am Ende ohne Angst und so entspannt wie möglich Deine Wehen verarbeiten und Deine Geburt erleben kannst. Deshalb möchte ich Dir zum Abschluss noch einen ganz wichtigen Tipp geben:

Sag offen, was Du denkst, wie Du die Situation einschätzt und wie es Dir geht.

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