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Wie fühlen sich Wehen an? Ein Erklärungsversuch


Wenn ich mich in meinen Geburtsvorbereitungskursen dem Thema „Wehen“ nähere, sehe ich häufig regelrecht die Fragezeichen über den Köpfen der zukünftigen Mamas. Wie fühlen sich Wehen an? Und wie merke ich, dass ich Wehen habe? So viele Fragen, so viele Ängste, so viele Unsicherheiten ranken sich um dieses Thema und scheinbar verbindliche Aussagen sind am Ende dann irgendwie doch gar nicht so verbindlich.

Beim Thema Wehen ist die Unsicherheit groß

Natürlich verstehe ich, dass beim Thema „Wehen“ die Unsicherheit extrem groß ist: Wie fühlen sich Wehen an – und wie merke ich, dass es sich um „echte“ Wehen handelt? Mit welcher Art Schmerz kann ich Wehen vergleichen, woher weiß ich, dass es jetzt losgeht mit der Geburt? Wer das noch nie erlebt hat, möchte natürlich wissen, wie es sich anfühlt. Allerdings sind Wehen ein sehr individuelles Thema – und eine allgemeingültige, für alle gleich zutreffende Aussage zu treffen ist in meinen Augen schwierig bis unmöglich.

Warum das so ist und welche Aussagen zum Thema „Wie fühlen sich Wehen an“ ich dennoch in jedem Fall unterschreiben würde: Darüber möchte ich heute erzählen.

Was sind Wehen – und wie fühlen sich Geburtswehen an?

Ganz platt formuliert sind Wehen Kontraktionen (also ein Zusammenziehen) der Gebärmutter. Diese Kontraktionen gibt es in unterschiedlichen Phasen der Schwangerschaft. Je nachdem, wann sie auftreten und welchen Zweck sie verfolgen, fühlen sie sich unterschiedlich an.

Einen Überblick über alle verschiedenen Wehenarten, d.h. Übungswehen, Vorwehen, Senkwehen, Frühwehen, Eröffnungswehen, Presswehen und Nachwehen gibt Dir Hebamme Stefanie im Beitrag „Wehen erkennen“.

Heute soll es aber explizit um die Wehen am Ende der Schwangerschaft gehen. Also die Geburtswehen, die zum guten Schluss auch dafür sorgen, dass Dein Baby auf die Welt kommt. Wie fühlen sich Geburtswehen an?

Bei Geburtswehen ist die Besonderheit, dass sie eine „Richtung“ haben und „koordiniert“ auftreten.

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Eine Geburtswehe beginnt meistens am höchsten Punkt der Gebärmutter (am sogenannten „Fundus„), also irgendwo unterhalb der Rippen, wo Dein Bauch anfängt. An diesem Punkt zieht sich die Gebärmutter zusammen und der Bauch wird hart. Gleichzeitig setzt ein ziehender Schmerz in der Leiste, im Unterbauch, im Schambein, in den Oberschenkeln und/ oder im Rücken ein. Frauen, die Regelschmerzen gewöhnt sind, schildern ihn oft als so ähnlich.

Das Besondere bei dieser Art Wehen ist, dass Du beim Hinspüren wirklich die einzelnen Stufen der Wehe spüren kannst. Die Wehe rollt langsam heran, der Bauch wird hart, es zieht in Unterbauch und/oder Rücken und eventuell drückt das Baby sich auch ein bisschen nach unten. All das passiert im Verlauf der Wehe nacheinander und baut sich auf. Und ebenso auch wieder ab. Eine Geburtswehe ist in den meisten Fällen also nicht aus völliger Ruhe plötzlich da und unerträglich stark. Sondern eine wellenförmige Bewegung.

Das meinte ich mit „Richtung“.

Mit der Zeit fühlen sich Wehen ähnlicher an

„Koordiniert“ sind Wehen dann, wenn sie zusätzlich noch ähnlich sind in der Art, wie Du sie empfindest. Also ähnlich lang, ähnlich stark, ähnlich oft.

Zu Beginn sind Geburtswehen oft noch sehr unterschiedlich. Da kommen schnell hintereinander zwei kurze, dann eine längere Pause, dann eine richtig kräftige. Mit der Zeit passen sich Abstände und Intensität an und die Wehen werden sich immer ähnlicher.

Wenn Du Deine Wehen trackst, kann es sein, dass die Abstände eher wieder länger werden. Aber wichtiger ist in dem Zusammenhang tatsächlich, dass die Wehen sich ähnlicher werden, auch wenn sich dafür die Abstände vielleicht zunächst nochmal verlängern.

Soweit die Theorie.

Wie sich Wehen anfühlen, erlebt jede Frau individuell

Aber warum sieht es im echten Leben so anders aus? In der Praxis stehen viele Frauen vor dem Problem, dass unterschiedliche Erfahrungsberichte aus dem Freundeskreis, Geschichten aus dem Internet und die eigene Unsicherheit eine objektive Einschätzung der Situation nahezu unmöglich machen. Hinzu kommen Aussagen wie „Wenn Du denkst, Du stirbst gleich vor Schmerzen, könnt Ihr langsam mal los fahren“ oder „Wenn die Wehen alle 5 Minuten kommen, müsst Ihr spätestens in die Klinik“. Das macht die Sache auch nicht wirklich besser.

Deshalb halte ich mich auch mit solchen Aussagen grundsätzlich zurück, zumal wirklich jede Frau und jede Geburt einzigartig ist. Es gibt Frauen, die „alles halb so wild“ finden und es gibt Frauen, für die bereits die Eröffnungswehen ganz zu Beginn so unerträglich sind, dass sie sich gar nicht vorstellen können, dass das jetzt mehrere Stunden so weitergehen soll.

Und das hängt NICHT einzig und allein von der „Wehleidigkeit“ der werdenden Mutter ab.

Warum fühlen sich Wehen so unterschiedlich an?

Bei einer Geburt kommt es auf das perfekte Zusammenspiel von Gebärmutter, Kind, Mutter und auch Plazenta an. Wenn man sich bewusst macht, dass jede einzelne dieser Komponenten mit dafür sorgt, dass die Wehen effektiv und zielführend sind, wird vielleicht deutlich, warum das nicht bei jeder Geburt auf Anhieb wie am Schnürchen läuft. Und es wird aber auch vielleicht ein bisschen verständlicher, warum das beim zweiten, dritten oder vierten Mal deutlich schneller klappt. Der Körper hat diesen Weg schon einmal hinter sich gebracht, die Gebärmutter weiß, wie Wehen gehen, der Muttermund hatte sich schon einmal geöffnet und auch die Mama kann besser einschätzen, was da gerade los ist.

Beim ersten Mal müsst Ihr alle das erst lernen. Das Baby muss die optimale Position einnehmen, damit es durch die Wehen auf die richtige Stelle am Muttermund gedrückt wird. Der Muttermund muss weich werden und nach vorne rutschen, um sich öffnen zu können. Die Gebärmutter muss koordinierte, kräftige Wehen produzieren, die lang genug sind, um genügend Druck auf den Muttermund zu erzeugen, damit er sich öffnen kann. All das braucht Zeit. Und die kann sehr unterschiedlich lang sein.

Wehen in der Latenzphase

Diese Zeit der „Vorbereitung“ auf die Geburt, in der immer wieder (starke) Wehen kommen, dann eventuell auch wieder komplett aufhören, sich zwar steigern, aber nie wirklich richtig kräftig werden oder die Abstände immer relativ lang bleiben, kann ganz unterschiedlich lang sein. In dieser Phase, die als „Latenzphase“ bezeichnet wird, „passiert“ messbar nicht viel. Der Muttermund öffnet sich nicht oder nicht relevant und es gibt auch keinen kontinuierlichen Geburtsfortschritt, weil die Geburt noch gar nicht begonnen hat. Und das, obwohl Wehen da sind, die auch schon weh tun können, kräftezehrend sind und anstrengend.

Manche Frauen haben keine Latenzphase, manche haben immer wieder Wehen über mehrere Wochen lang, die sie teilweise sogar veratmen müssen und bei anderen läuft es so, wie es in den Büchern immer so schön geschildert wird, mit Wehen, die eindeutig als solche zu identifizieren sind, in zunehmend kürzeren Abständen. Und das alles ist normal. Aber anhand dieser Schilderungen kannst Du Dir vielleicht ein bisschen besser vorstellen, warum allgemeingültige Aussagen in Bezug auf Wehen schwierig sind.

Deine Geburt und Deine Wehen gibt es nunmal nur einmal. Und Du empfindest sie auf eine Art und Weise wie niemand sonst. Und bei diesem Kind eventuell auch anders als bei einem anderen.

Wie Du Wehen erkennst – und was hilft

Gibt es denn gar nichts, was für alle Frauen und alle Wehen gilt?

In einem gewissen Rahmen gibt es schon zumindest eine Orientierungshilfe:

  • Wehen, die den Muttermund öffnen, haben eine Richtung und sind koordiniert (s.o.)
  • Geburtswehen sind etwa eine Minute lang, bauen sich langsam auf und langsam ab.
  • Meistens wird der Bauch hart und gleichzeitig spürst Du ein Ziehen in Leiste, Bauch, Unterbauch, Rücken oder Oberschenkel.
  • Vielen Frauen tut Wärme gut (Baden, Wärmekissen im Rücken, warme Dusche), die Wehen verschwinden aber durch Wärme nicht.
  • Die Wehen werden relativ bald dazu führen, dass Du den Impuls hast, die Luft anhalten zu wollen und Deine Atmung anpassen/verändern musst.
  • Um einschätzen zu können, ob die Wehen wirklich zu einem Geburtsfortschritt führen, müssen sie über mehrere Stunden da bleiben oder sich im Verlauf der Zeit in Intensität und Häufigkeit steigern.

Mit welchen Übungen sich Wehen gut aushalten lassen, kannst Du in Hebamme Monikas Beitrag nachlesen.

Wichtiger als zu wissen, wie sich Wehen anfühlen, ist sie gut zu verarbeiten

Im Prinzip ist es gar nicht so wichtig, wie oft Du Wehen hast, wie die sich anfühlen und wie lang sie schon da sind. Das Wichtigste ist, wie es Dir mit den Wehen geht. Kommst Du gut zurecht? Hast Du Angst? Machst Du Dir Sorgen um Dein Baby? Ist Dein Partner überfordert mit Dir in dieser Situation allein daheim?

Wenn Du diese Fragen mit „Ja“ beantwortest, solltest Du völlig unabhängig von der Wehentätigkeit Deine Geburtsklinik kontaktieren, bei einer außerklinischen Geburt Deine Hebamme. Oftmals hilft es schon, jemandem am Telefon die Situation zu schildern und diese fachlich und objektiv einschätzen zu lassen. Meistens bekommst Du zumindest einen Tipp, was Du noch tun könntest oder auch die „Einladung“ vorbei zu kommen.

Aber wichtig ist in meinen Augen einmal mehr, die Wehen und die Geburt als das zu sehen, was sie nun mal sind – ein hochgradig individuelles Ereignis, das sich schwer in Rahmen oder Muster pressen lässt.

Schau nach Dir, wie es Dir geht, was Dir gut tut, wie Du Dich fühlst und was Dir helfen könnte. Du brauchst keine Rechtfertigung in Form von bestimmten Wehenabständen, wenn Du Hilfe oder einen Rat haben möchtest. Das steht Dir zu jeder Zeit und immer zu. Und ich persönlich glaube ganz fest, dass tief drin jede Frau merkt, wann die Wehen „richtig“ sind und die Geburt losgeht. Nur sorgt die eigene Verunsicherung, diese neue Situation oder auch die Überforderung damit, dass es eben ganz anders ist als im Lehrbuch oder bei Deiner Freundin/Schwester/ Nachbarin manchmal dafür, dass Du dem eigenen Gefühl nicht traust und Dich aus dem Konzept bringen oder beeinflussen lässt.

Aber auch das ist völlig ok und gerade beim ersten Kind auch total normal.

Ich möchte Dich auf jeden Fall ermutigen, Dir, Deinem Körper und Deinem Kind etwas zuzutrauen und an Euch zu glauben. Denn die Fachfrau für Dein Kind, Deine Geburt und auch Deine Wehen bist Du.

Zum Weiterlesen

Im Video zeigt Dir Hebamme Anna-Maria. wie Du Deine Atemtechnik für die Geburt trainieren kannst.

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