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WHO-Richtlinie: So viel Bewegung braucht Dein Kleinkind wirklich


Die Zahlen sind erschreckend: Weltweit leiden 17 Prozent der Mädchen und 19 Prozent der Jungen an Übergewicht. In Deutschland gilt jedes fünfte Kind als zu schwer. Im Vergleich dazu waren es im Jahre 1975 lediglich fünf Prozent. Gründe für die Fettleibigkeit, selbst bei Kleinkindern, sind vor allem ungesunde Ernährung und zu wenig Bewegung. In der Bundesrepublik rennen und toben 80 Prozent der Kinder nicht genug.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schlägt Alarm und brachte 2019 erstmals eine Richtlinie zur Bewegung von Kindern bis fünf Jahre heraus. Ich habe Dir die Ergebnisse zusammengefasst – damit Du genau weißt, wie viel Bewegung Dein Kleinkind im Alltag wirklich braucht.

Aufbau der WHO-Richtlinie 

Zunächst einmal wurden Kleinkinder in verschiedene Altersgruppen unterteilt:  

  • Unter einem Jahr 
  • Ein bis zwei Jahre 
  • Drei bis vier Jahre 

Danach wurde ein 24-Stunden-Tag zur Betrachtung herangezogen. Dieser Besteht bei Säuglingen und Kleinkindern aus Schlaf- und Wachphasen. Wobei sich die Periode, in der die Kinder nicht schlummern, in Phasen mit niedrigem, moderatem und hohen Aktivitätslevel unterscheidet.  

Bei Babys unter einem Jahr wird mindestens 30 Minuten Aktivität pro Tag empfohlen. Diese Zeiten dehnen sich mit steigendem Alter des Kindes massiv aus.  

WHO-Richtlinie: Bewegung und Ruhephasen bei Ein- bis Zweijährigen 

Die unter Zweijährigen sollten sich täglich mindestens 180 Minuten bewegen. Hierbei sollte die Intensität von mittel bis stark variieren. Wenn Du jetzt an eine 3-stündige, schweißtreibende Trainingseinheit denkst, dann liegst Du falsch. Kinder brauchen vielmehr Toben und Ausruhen im Wechsel.  

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Normales Bewegungsverhalten fördern

Bei den Richtlinien der WHO geht es grundsätzlich darum, dass Kinder normales Bewegungsverhalten lernen. Das Rennen und Klettern sollte kein Auspowern am Stück sein. Stattdessen wechseln sich aktive und ruhige Phasen ab. Zusätzlich gibt die WHO auch Tipps zu den Zeiträumen ohne größere körperliche Anstrengung.  

Insgesamt sollte Dein Kind nicht länger als eine Stunde täglich sitzend verbringen. Dies bezieht sich auf die Zeiten im Hochstuhl, Autositz und Kinderwagen. Kleinkinder unter zwei Jahren haben laut den Experten nichts vor dem Fernseher, Tablet oder Handy zu suchen. Zweijährige dürfen laut WHO maximal eine Stunde täglich Videos schauen oder ein Computerspiel spielen, Vorlesen oder Geschichtenerzählen sei aber grundsätzlich zu bevorzugen. Wenn Dein Kleinkind schon Zeit vor dem Bildschirm verbringt, achte dabei auf die Auswahl: Es gibt altersgerechte Apps für Kleinkinder und auch lehrreiche Kurzfilme.

Auch ausreichend Schlaf ist wichtig für die Gesundheit und das Wohlbefinden. In dieser Altersklasse benötigen die Kleinen 11 bis 14 Stunden Schlaf täglich. Dieser darf sich in eine lange Traumeinheit und kürzere Nickerchen tagsüber unterteilen. Die meisten Ein- bis Zweijährigen schlafen tagsüber nur noch einmal. Allerdings ist das Schlafbedürfnis individuell verschieden. Sollte es bei Deinem Kind dauerhaft größere Abweichungen von den empfohlenen 11 bis 14 Stunden geben, dann sprich mit dem Kinderarzt darüber.  

WHO Richtlinie: Bewegung und Ruhephasen bei Drei- bis Vierjährigen 

Je älter die Kids, desto aktiver sollten Sie sein. Dein drei- bis vierjähriger Nachwuchs bewegt sich idealerweise mindestens drei Stunden täglich. Davon sollten mindestens 60 Minuten von mittlerer bis hoher Anstrengung sein.  

Bei den Zeiten, die das Kind im Sitzen verbringt, gelten die gleichen Empfehlungen wie für die jüngeren Sprösslinge. Eine Stunde im Buggy, Auto oder Hochstuhl ist das Maximum. Auch sollte Dein Kind ebenfalls nicht mehr als 60 Minuten vor elektronischen Unterhaltungsgeräten verbringen.  

Beim Schlaf gehen die Zahlen im Vergleich zu den ein- bis zweijährigen leicht zurück. Normalerweise schlummern Kinder zwischen drei und vier nur noch 10 bis 13 Stunden pro Tag. Einige der Kids halten noch Mittagsschlaf, andere beschränken sich völlig auf die Nachtruhe.  

WHO Richtlinie zur Bewegung bei Kindern: Übergewicht erkennen und vermeiden

Wir haben gehört, dass 80 Prozent der deutschen Kinder zu wenig aktiv sind. Falls Dein Kind also keine drei Stunden täglich turnt, dann bist Du nicht allein.  

Gesunde Ernährung mit einer geringen Kaloriendichte und wenig raffiniertem Zucker kann helfen, dass Dein Kind trotzdem nicht zu dick wird. Dennoch ist Vorsicht angesagt. 55 Prozent der Eltern unterschätzen das Übergewicht des Nachwuchses.  

Wie erkenne ich, ob mein Kleinkind Übergewicht hat?

Bewegt sich Dein Kind nicht besonders viel und isst gerne Eis, Schokolade und Gummibärchen, dann mache sicherheitshalber den Test. Du kannst beispielsweise den Body-Mass-Index (BMI) Deines Sprösslings berechnen. Dafür teilst Du das Körpergewicht Deines Kindes in Kilogramm durch seine Körpergröße in Meter zum Quadrat. Beim BMI-Rechner der Kinder- und Jugendärzte im Netz kannst Du die Angaben eintragen und erhältst direkt das Ergebnis. Dort erfährst Du auch, ab welchem BMI Dein Kind unter-, normal- oder übergewichtig ist. Bei den ganz Kleinen hängt die Bewertung der Ergebnisse stark vom Lebensalter ab.  

Alternativ hilft auch ein Blick in das gelbe U-Heft Deines Schatzes. Wenn Du die Vorsorgetermine beim Kinderarzt regelmäßig wahrnimmst, dann hat er Dich vermutlich bereits auf eventuelles Übergewicht hingewiesen. Ist bisher kein Gespräch diesbezüglich erfolgt, dann kannst Du beruhigt sein. Dennoch lohnt das Überprüfen im Heft. Dort siehst Du ein Gewichts-Diagramm mit einer Linie für die Normwerte und verschiedene Abweichungen sowohl nach oben als auch nach unten. Der Kinderarzt zeichnet dort die Angaben Deines Kindes ein. Ob Dein Sprössling an der Grenze zum Übergewicht liegt, kannst Du dort direkt ablesen.  

Wie bringst Du mehr Bewegung in Euren Alltag? 

Du fragst Dich, wie Du stressfrei mehr Aktivität in Euer Leben integrierst? Wie wäre es mit verschiedenen, gemeinsamen Sporteinheiten? Mutter-Kind-Turnen ist eine beliebte Option, um sich auszupowern, die Koordination zu trainieren und gleichzeitig neue Freundschaften zu schließen.  

Natürlich kann und will niemand drei Stunden am Tag in Kursen verbringen. Gönnt Euch täglich Eure private Bewegungseinheit. Hier findest Du einige Beispiele, die Dir und Deinem Kind bestimmt Spaß machen: 

  • Spaziergänge mit Aufgaben: Überlege Dir eine Mission für unterwegs. Sammelt beispielsweise Kastanien, Steine oder Stöckchen, mit denen Ihr später etwas Schönes bastelt.  
  • Tierische Hilfe ordern: Kinder lieben Zwei- und Vierbeiner. Unternehmt einen Ausflug zu Fuß oder mit dem Laufrad zum Ententeich, dem Fischweiher oder mit Eurem Hund. Vielleicht gibt es in Eurer Nähe auch ein Wildtiergehege, das bequem zu erreichen ist? 
  • Bewegungsspiele: Wie wäre es im Garten oder auf städtischen Grünflächen mit einem spannenden Fußball- oder Fangen-Spiel? Zudem gibt es lustige Lieder, die mit verschiedenen Bewegungsabläufen untermalt werden. Meine persönliche Inspirationsquelle dafür ist Pinterest.
  • Spielplatz: Lass Dein Kind dort regelmäßig auf dem Klettergerüst, der Rutsche oder Schaukel toben.
  • Sei Vorbild: Nehmt Treppen, statt dem Aufzug. Geht zu Fuß zum Einkauf beim Bäcker ums Eck, etc. 
  • In den Alltag integrieren: Nimm Deinen Nachwuchs mit in den Waschkeller und lass Dir beim Wäschemachen helfen. Schnapp Dir das Kind beim Geschirrspüler ausleeren oder zum Bettenmachen. Selbst dadurch förderst Du leichte Bewegung.
  • Party-Time: Dreht flotte Musik an und tanzt gemeinsam durchs Haus. 
  • Sportstunde: Probiert verschiedene Kurse wie Turnen, Ballett oder Fußball aus. Viele Angebote gibt es sogar schon für die Kleinsten.
  • Zirkeltraining: Baut gemeinsam einen Parcours auf, in dem Dein Kind über Hindernisse klettern und springen sowie unter Stühlen und Kissenbergen durchkriechen muss.  

Fazit: WHO Richtlinien zur Bewegung im Alltag verwirklichen – auch bei nicht-übergewichtigen Kindern

Das sind nur einige Inspirationen, wie Du ein höheres Aktivitätslevel schaffst. Setz Dich doch einfach mal in Ruhe hin und überlege, bei welchen Situationen im täglichen Leben Du auf das Auto verzichten könntest? Was macht Dein Kind gerne – und bei welcher Aktivität könntest Du einen höheren Sport-Faktor einbauen? Selbst, wenn Du Dich nach der Arbeit und dem Haushalt matt und müde fühlst, bewege Dich zusammen mit Deinem Kind – das tut Euch beiden und Eurer Beziehung zueinander gut.  

Bedenke: Selbst wenn Dein Kind normalgewichtig ist, gelten die Bewegungs-Richtlinien der WHO. Sie verhindern zum einen das Entstehen von Übergewicht, zum anderen ist die Einhaltung förderlich für eine gesunde Entwicklung.  

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