Diese 5 Fragen solltest Du Dir vor einer Hausgeburt stellen


Die Entscheidung für eine Hausgeburt ist ganz sicher keine, die Du von heute auf morgen triffst. Sie sollte wohl überlegt sein und es gibt einiges, was im Vorfeld bedacht werden sollte. Ich habe Dir heute einmal 5 – in meinen Augen – wichtige Fragen zusammengestellt, die Du Dir vor der Entscheidung für oder gegen eine Hausgeburt stellen solltest:

1. Warum möchte ich daheim gebären?

Die Gründe, warum ein Paar sich für eine Geburt zuhause entscheidet, sind so vielfältig wie individuell. Im Prinzip ist es gar nicht so wichtig, was der Hauptgrund für Dich persönlich ist. Einzig einen Grund sehe ich als Hebamme bei der Entscheidung zur Hausgeburt kritisch. Weil man ihn dennoch vergleichsweise häufig hört, möchte ich ihn an dieser Stelle kurz erwähnen.

„Ich möchte mein Baby zu Hause bekommen, weil ich Krankenhäuser nicht mag und Angst vor der Klinik habe“. Ein verständlicher, für mich durchaus nachvollziehbarer Grund. Allerdings ist es kein Guter Grund für eine solche Entscheidung.

Bei der Entscheidung „Pro Hausgeburt“, muss Dir einfach klar sein, daß 20-30 % aller außerklinisch geplanten Geburten doch in einer Klinik enden. Und das sind nur die Frauen, deren Geburten wirklich außerklinisch begonnen haben. Da sind also nicht einmal die Frauen dabei, die aufgrund von Problemen in der Schwangerschaft, Übertragung oder Lageanomalien schon vor der Geburt durchs Raster für die Hausgeburt fallen.

Die Vorstellung von einer Geburt in vertrauter Umgebung und mit der Hebamme, die Du schon länger kennst, ist mit Sicherheit etwas Schönes. Allerdings sollte Dir im Hinterkopf immer klar sein, dass Du vielleicht trotzdem in die Klinik musst. Dort übergibt Dich Deine Hausgeburtshebamme dann an eine Dir vermutlich unbekannte Kollegin und geht nach einer gewissen Zeit. Für viele Frauen ist der Moment, in dem sie verlegt werden, beinahe traumatisch. Besonders belastend und traurig wird diese Situation, wenn Du Dir im Vorfeld keine gute Klinik angeschaut hast und Dich nicht mit der Möglichkeit auseinandergesetzt hast, gegebenenfalls dort Dein Baby zu bekommen. So nimmst Du Dir und Deinem Kind unter Umständen auch die Möglichkeit, die Geburt gut und geborgen zu Ende zu bringen – auch wenn es am Ende keine Hausgeburt ist.

Angst ist selten ein guter Ratgeber. Das gilt auch für die Wahl des Geburtsortes.

 

Die Entscheidung FÜR eine Hausgeburt sollte also nie eine Entscheidung GEGEN eine Klinik sein, denn in manchen Fällen braucht es eben doch mehr Unterstützung oder medizinisches Equipment als zu Hause vorhanden ist.

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2. Wer begleitet die Hausgeburt?

Für eine Hausgeburt brauchst Du in der Regel eine Hausgeburtshebamme. Inzwischen bieten nur noch sehr wenige Hebammen Hausgeburten an, so daß es – je nach Region- schwierig sein kann, überhaupt eine Hebamme zu finden. Solltest Du also mit dem Gedanken spielen, Dein Baby zu Hause zu bekommen, informiere Dich bitte frühzeitig über Deine Möglichkeiten und nimm auch schnellstmöglich Kontakt zu der entsprechenden Hebamme auf.

3. Baby zu Hause bekommen? Was sagt mein Partner dazu?

Eine Hausgeburt ist nicht nur ein sehr intensives gemeinsames Erlebnis, sondern auch definitiv eine gemeinsame Entscheidung. Viel mehr als in der Klinik wird der Partner in die Geburtsarbeit mit eingebunden. Er ist viel „verantwortlicher“, als in der Klinik, wo man nur nach Hebamme oder Arzt klingeln muss. Dein Mann muss die Entscheidung zur Hausgeburt ebenso tragen wie Du. Wenn einer von Euch zweifelt, solltet Ihr Euch vielleicht doch noch einmal über Alternativen unterhalten.

4. Wer versorgt Geschwisterkind(er) oder Haustiere?

Es klingt vielleicht ein wenig seltsam, aber die Betreuung des Familienhundes sollte im Vorfeld genauso gewährleistet sein wie die Betreuung eventuell bereits vorhandener Geschwisterkinder.

So eine Geburt zieht sich doch meistens eine ganze Zeit hin. Vielleicht möchtest Du als Gebärende nicht, das Dein Partner zwischendurch mal eben zwei Stunden mit dem Hund Gassi geht. Auch für den Fall, dass Ihr doch schnell in die Klinik müsst, muß gewährleistet sein, dass Kind und Kegel gut versorgt sind. Du mußt Dich komplett auf die Geburt und Dein Baby einlassen können. Das bedeutet auch immer, dass Du alle anderen, um die Du Dich sonst kümmern musst, in gute Hände gibst. Nur so hast Du den Kopf frei und kannst loslassen.

Theoretisch sind Geschwisterkinder bei einer Hausgeburt kein Problem, allerdings sollte immer eine Betreuungsperson für sie da sein. Außerdem müssen die räumlichen Gegebenheiten es hergeben, dass Geschwisterkinder sich komplett aus dem Geburtsgeschehen zurückziehen können, wenn es ihnen zu viel wird.

5. Wie stark ist der Gegenwind aus der Familie?

Ein Baby zu Hause zu bekommen, stößt nicht überall auf Gegenliebe. Du musst zumindest in Betracht ziehen, dass es in Deinem direkten Umfeld Menschen geben könnte, die Dir „diese Schnapsidee“ ausreden wollen. Jeder kennt plötzlich jemanden, der „bei einer Hausgeburt fast gestorben“ wäre. Oder jemanden, der in der Klinik entbunden hat und „bei einer Hausgeburt ganz sicher gestorben wäre“. Es werden vielleicht Ängste und Zweifel gesät, mit denen Du als werdende Mutter oder Ihr als Paar auch fertig werden müsst. Natürlich stärkt Dir Deine Hebamme den Rücken, aber gerade wenn enge Familienangehörige wie Eltern oder Schwiegereltern diese Entscheidung nicht zumindest unkommentiert zur Kenntnis nehmen, ist das manchmal ein harter und auch schmerzhafter Weg.

Auch medizinisches Personal wie Frauenarzt, Sprechstundenhilfe oder Klinikhebamme geben eventuell ungefiltert und ohne nachzudenken ihre Meinung zu Deiner Entscheidung ab. Meistens ist das nur Gedankenlosigkeit oder vielleicht das eigene Unvermögen, sich eine solche Geburt zuzutrauen. Aber gerade in der sensiblen Phase der Schwangerschaft trifft Dich eine solche Aussage vielleicht unverhältnismäßig oder lässt Dich zweifeln.

Entscheidung für eine Hausgeburt getroffen? Dann lass keine Diskussionen zu

Damit möchte ich auf keinen Fall sagen, dass Du nur zu Hause gebären kannst, wenn bis zur entferntesten Großtante alle damit einverstanden sind. Ich möchte Dir nur raten, Dir ein dickes Fell zuzulegen. Überlege Dir gut, wem Du überhaupt davon erzählen möchtest. Auch finde ich es legitim, gerade innerhalb der eigenen Familie zu sagen, dass Du Dir wünschst, dass Euer Wunsch nach einer Hausgeburt akzeptiert wird. Diesbezüglich sollte es dann auch keine Diskussionen geben.

Ein Kind zu Hause auf die Welt zu bringen, ist etwas ganz Besonderes und kann wunderschön sein. Aber es ist nicht die richtige Entscheidung für jede Familie. Und das Wunder, wenn dieser kleine Mensch nach der Geburt auf Deinem Bauch liegt und Dich zum ersten Mal anschaut, ist nach einer Klinikgeburt ganz genau so groß.

Hattest Du eine Hausgeburt oder möchtest Dein Baby zuhause zur Welt bringen? Dann erzähl uns doch gerne in den Kommentaren von Deiner Geschichte!

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