Geburtsdauer – Mythos oder Wahrheit


    Nicht wenige Frauen berichten, dass die Geburt ihres Kindes bis zu 48 Stunden gedauert hat. Aber stimmt das wirklich? Kann sich eine Geburt über zwei Tage erstrecken? Diesem Mythos möchte ich heute auf den Grund gehen: Bei meinem ersten Hausbesuch im Wochenbett – nachdem die frisch gebackenen Eltern mit dem Baby nach Hause entlassen wurden – bespreche ich meist erst einmal die Geburt. Wie ging es los? Wie lange hat es gedauert? Wurde irgendwie eingegriffen? Wart ihr zufrieden mit eurem Aufenthalt im Krankenhaus? Nicht selten wird mir dann von einer 48-stündigen Geburt berichtet. Während der Wehen verlieren viele Frauen das Zeitgefühl, das ist auch ganz normal und in Anbetracht der Schmerzen auch völlig verständlich. Aber wie lange hat die Geburt wirklich gedauert?

    Die wahre Geburtsdauer

    Dennoch hilft es vielen Gebärenden, wenn sie wissen, was die eigentliche Geburt und was die sehr anstrengende Vorbereitung darauf ist:

    Für uns Hebammen ist eine Frau erst unter Geburt, wenn die Wehen cervixwirksam (Cervix = Gebärmutterhals) sind. Das bedeutet, dass die Wehen für eine Verkürzung des Gebärmutterhalses und schlussendlich für das Eröffnen des Muttermundes sorgen. Einen direkten Hinweis oder Anhaltspunkt darauf, ob die Wehen bereits für eine Veränderung am Gebärmutterhals/Muttermund gesorgt haben, gibt es leider nicht. Die Hebamme wird in diesem Fall eine vaginale Untersuchung durchführen und kann so herausfinden, ob bereits ein Geburtsfortschritt zu erkennen ist.

    Sobald der Gebärmutterhals verkürzt und letztendlich „verschwunden“ ist, beginnt die Eröffnung des Muttermundes. Die Erfahrung zeigt, dass sich in der Regel pro Stunde der Muttermund um einen Zentimeter eröffnet. Dies ist jedoch abhängig von vielen Faktoren wie z.B. Ist es die erste vaginale Geburt? Ist die Frau bestmöglichst entspannt? In welcher Position befindet sich das Baby? Sind die Wehen kräftig genug? Doch auch wenn es bereits zu einer Eröffnung des Muttermundes gekommen ist, spricht man in Fachkreisen sogar erst von einer „Geburt“, wenn der Muttermund bereits vier Zentimeter (von nötigen zehn Zentimetern) eröffnet ist.

    Letztendlich dauert die „richtige Geburt“ vom Eröffnen des Muttermundes bis zur Geburt des Kindes in der Regel 10-12 Stunden. Man sollte sich also nicht verrückt machen lassen, wenn die Freundin berichtet, dass sie eine 30-stündige Geburt hinter sich hat. Je nach Situation kann eine Geburt allerdings auch mal etwas länger dauern, gleichzeitig aber auch wesentlich schneller gehen. Beispielsweise bei der Geburt des zweiten Kindes. Durch eine vorausgegangene Geburt findet der Prozess der Muttermundseröffnung meistens wesentlich schneller statt. Hier gilt dann auch nicht mehr die Faustregel: einen Zentimeter pro Stunde.

    Unwirksame Wehen angenehmer verarbeiten

    Speziell für die Phase, in der die Geburt noch nicht ganz in vollem Gange ist und/oder die schmerzhaften Wehen nicht für einen Geburtsfortschritt sorgen, gibt es einige Hilfsmittel zur Linderung. Welche Möglichkeiten dem Kreißsaal zur Verfügung stehen ist unterschiedlich, in der Regel gibt es jedoch folgende Hilfsmittel:

     

    Sale
    • homöopathische Mittel
    • schmerzlindernde Medikamente
    • Akupunktur
    • Aromatherapie
    • Entspannungsbad

    Werden diese Hilfsmittel und -methoden richtig angewendet, kommt es nicht selten zum gewünschten Erfolg, dass die Wehen nun endlich wirksam werden und die Geburt in Gang kommt.

    Über Wünsche und Vorstellungen sollte mit der betreuenden Hebamme offen gesprochen werden. Nur so kann euch in dieser wie auch in jeder anderen aufkommenden Phase optimal geholfen werden.

    Alles Liebe,

    rosarot.babyblau

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      2 Kommentare zu “Geburtsdauer – Mythos oder Wahrheit

      1. Ich bin nach einer abendlichen Einleitung nachts um 2 Uhr mit Wehen aufgewacht, die ich nicht mehr ruhig im Bett liegend aushalten konnte. Diese Wehen blieben den ganzen Tag so, alle 5 bis 10 Minuten. Beim Gehen müsste ich anhalten, konnte sie also nicht ignorieren oder ganz locker veratmen – ich hatte Schmerzen. Leider folgte noch eine Nacht ohne Schlaf, in der die Fruchtblase platzte und die Wehen deutlich schmerzhafter und kräftiger wurden. Am morgen der Befund: Mumu fest verschlossen und weiterhin hart. Es dauerte noch einen weiteren ganzen Tag, den ich bis zur PDA im Halbkoma verbrachte und vor Schmerzen und Müdigkeit nicht mehr wusste wohin. Für mich waren es 41 (!) Stunden voller Schmerzen unterschiedlicher Art. Die letzten 5-6 cm gingen mit PDA recht schnell (7 Stunden), aber dass das davor nicht zählen soll? Vielleicht liegt es auch an der Einleitung… mein Körper war noch kein bisschen bereit für eine Geburt. Pauschalisieren geht hier nicht, meiner Meinung nach.

      2. Ich würde mal behaupten, dass eine Frau ohne die medizinische Definition einfach die Zeit von Beginn der halbwegs regelmäßigen Wehen rechnet, egal wie effektiv diese sind. Somit ist eine 48stündigen Geburt kein Mythos und auch nicht dem fehlenden Zeitempfinden geschuldet, sondern schlicht oft Tatsache. Letztendlich ist es ja auch für viele Frauen entscheidender, wie lange sie Schmerzen haben werden oder wie lange der gesamte Prozess dauert, ab dem Zeitpunkt, wo sie etwas merken, wenn sie z.B. nach der Dauer der Geburt fragen. Wenn jemand 48 Stunden Schmerzen hatte, wird es herzlich egal sein, ob die Geburt laut Hebamme „eigentlich“ nur 12 Stunden gedauert hat. Aus Sicht der betroffenen Frau sind dann vielleicht die 12 Stunden Mythos. Jedenfalls habe ich auf der Geburtenstation schon viele fassungslose Gesichter gesehen, wenn man mit medizinischen Definitionen um sich geworfen hat und die Anstrengung der Frau zu Hause heruntergespielt wurde. Man könnte es auch einfach mal so nehmen, wie es erlebt wird, ganz ohne Übertreibung, fehlendes Zeitempfinden oder sonstige geistige Beeinträchtigung zu vermuten („unter der Geburt kann die Frau das doch gar nicht beurteilen“). Oft geht’s ja wirklich schneller. Oft auch nicht.

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