Kinderwunsch + Single? Wie Du mit Hilfe künstlicher Befruchtung Solomama werden kannst

In Deutschland gibt es rund 17,6 Millionen Singles. Auch ich lebe seit rund vier Jahren ohne Partner. Vor wenigen Tagen bin ich 40 Jahre alt geworden. Tatsächlich keimte in den letzten Jahren immer wieder ein erneuter Kinderwunsch in mir auf. Damit bin ich nicht alleine. Gerade Single-Frauen zwischen 30 und 40 Jahren träumen oft von Nachwuchs. Es gibt inzwischen einige Möglichkeiten, seinen Kinderwunsch als Single-Frau zu realisieren und Solomama zu werden.  

Kinderwunsch ohne Mann: Wie sieht die Gesetzeslage in Deutschland aus? 

In der Bundesrepublik regelt das sogenannte Embryonenschutzgesetz die wichtigsten Punkte der Reproduktionsmedizin. Während Eizellenspende und Leihmutterschaft in Deutschland verboten sind, gibt es keine konkreten Regelungen zur Samenspende.  

Dadurch ist es rechtlich erlaubt, dass alle Frauen eine Samenübertragung oder künstliche Befruchtung erhalten. Es spielt keine Rolle, ob die Frau lesbisch, alleine oder in Partnerschaft mit einem Mann lebt. Während das Embryonenschutzgesetz für das ganze Bundesgebiet gilt, ist der medizinrechtliche Bereich Ländersache. Im Medizinrecht können verschiedene Einschränkungen die Reproduktionsmediziner daran hindern, dass sie alleinstehende Frauen künstlich befruchten.  

Nach aktuellem Stand kann Dir als Single-Frau mit Kinderwunsch nur in Berlin und Bayern weitergeholfen werden. Aber selbst in diesen Ländern erklären sich nicht alle Kinderwunschkliniken dazu bereit. Falls Du auf der Suche nach einer passenden Einrichtung bist, dann tausche Dich am besten mit anderen Betroffenen aus. Dazu stehen spezielle Plattformen, wie das SFMK Forum (SFMK: Single Frauen mit Kinderwunsch) zur Verfügung.  

Die Optionen bei Kinderwunsch + Single  

Wenn Du zurzeit alleine bist, aber dennoch den Wunsch nach einem Baby hast, dann gibt es derzeit folgende verschiedene Möglichkeiten.  

Befruchtung durch einen Samenspender

Starten wir mit dem Naheliegendsten: einem Mann. Gibt es in deinem Freundes- oder Bekanntenkreis möglicherweise einen passenden Mann, der der Erzeuger sein möchte? Wenn Ihr Euch attraktiv und anziehend findet, könnt ihr auf natürlichem Weg versuchen, ein Kind zu zeugen.  

Diese Möglichkeit klingt beim ersten Lesen vielleicht verlockend. Aber es können jede Menge Probleme auftauchen. Bei den intimen Treffen kann es gut sein, dass bei einer oder beiden Parteie:n Gefühle entstehen. Durch Verliebtheit oder verletzte Gefühle ist es eventuell nicht mehr möglich, sich an vorherige Vereinbarungen zu halten.  

Auch die gesetzlichen Vorschriften sind zu beachten. Es entstehen Unterhaltsansprüche, selbst wenn die Parteien etwas anderes vereinbaren. Unterhaltsberechtigt ist schließlich das Kind und nicht die Mutter oder der Vater.

Falls Du Dir dennoch das Modell Co-Parenting gut vorstellen kannst, ist ein Bekannter als Samenspender bestimmt eine gute Idee.  

Alternativ findest Du im Internet auch Plattformen, auf denen sich Samenspender zur Verfügung stellen. Bedenke, dass Du bei einer privaten Samenspende keine Ahnung hast, ob der Spender an übertragbaren oder vererbbaren Krankheiten leidet. Professionelle Samenbanken untersuchen vorher den Spender und seine Samen.  

Der Vorteil einer privaten Samenspende im Vergleich zu einem befreundeten Mann ist, dass es keine Forderungen in Bezug auf Besuchszeiten, Umgangsrecht etc. gibt.  

Solomama werden: Die Künstliche Befruchtung einer Alleinstehenden

Um Deinen Kinderwunsch zu erfüllen, stehen Dir verschiedene Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung offen:

Samenübertragung 

Wesentlich unkomplizierter ist die Samenübertragung oder Insemination. Eine Samenübertragung kann sowohl beim Gynäkologen als auch bei Dir zu Hause passieren. Dabei gibt es gleich zwei verschiedene Methoden: 

• Samenübertragung in die Gebärmutter: Sie erfolgt immer beim Frauenarzt. Zuvor werden die Eierstöcke normalerweise mithilfe von Hormonen stimuliert. Wenn die Eizellen reif sind, dann löst der Mediziner den Eisprung künstlich aus. Der Samenspender muss frische Samenflüssigkeit abgeben. Das Sperma wird im Labor aufbereitet. Eine Zentrifuge filtert befruchtungsfähige Samen. Im Anschluss führt der Frauenarzt das Sekret direkt in die Gebärmutter ein. Am besten bleibt die Patientin anschließend für 15 – 30 Minuten entspannt liegen. So sind die Chancen für eine Befruchtung am größten.  
• Samenübertragung am Muttermund: Wesentlich unkomplizierter ist die Übertragung an den Muttermund. Dafür wird einfach das Gefäß mit den Spermien in die Scheide eingeführt und vor dem Muttermund entleert. Die Prozedur kannst Du selbst durchführen oder auch beim Frauenarzt machen lassen. Die Spermien werden vorab nicht aufbereitet. Normalerweise werden auch die Eierstöcke nicht mit Hormonen stimuliert.  

Lass Dich am besten von Deinem Gynäkologen beraten, welche Methode für Dich am besten passt.  

In-vitro-Fertilisation (IVF) 

Bei dieser Methode erfolgt die Befruchtung außerhalb Deines Körpers. Davor bekommst Du Hormone. Diese sollen Deinen Eisprung unterdrücken. Rund zwei Wochen nach Deinem normalen Eisprungtermin werden die Ovarien stimuliert. Der Eisprung wird jetzt künstlich ausgelöst. Diese Vorbehandlung dient dazu, dass Dein Körper mehr befruchtungsfähige Eizellen produziert.  

Die Eizellen werden anschließend entnommen. Im Labor werden sie mit Spermien zusammengebracht. Die Samenflüssigkeit wird bei der In-vitro-Fertilisation vorher aufbereitet. Hat die Befruchtung geklappt, wandern die entsprechenden Eizellen in einen sogenannten Brutschrank. Dort bleiben sie mindestens zwei, maximal sechs Tage. Im Anschluss führt der Arzt maximal drei Eizellen in den Körper der Frau ein.  

Die Chancen, dass eine Schwangerschaft nach der Behandlung bestehen bleibt, hängen stark vom Alter der Frau ab.  

Laut Deutsches IVF Register stehen die Chancen wie folgt: 

• 35 bis 39 Jahre: 31 % 
• 40 Jahre: 23 % 
• 41 Jahre: 18 % 
• 42 Jahre: 14 % 
• 45 Jahre: 6 % 

Damit Du als Single-Frau mit Kinderwunsch überhaupt für eine künstliche Befruchtung infrage kommst, musst Du einige Voraussetzungen erfüllen. Welche das sind, hängt stark von der jeweiligen Klinik ab.  

Einige Kinderwunsch-Praxen fordern eine Garantieperson. Diese muss sich schriftlich dazu bereit erklären, gegebenenfalls Unterhaltskosten zu tragen. Einige Kliniken benötigen die Haftungsübernahme, falls das Kind später Ansprüche geltend macht.  

Zusätzlich müssen sich die Single-Frauen mit Kinderwunsch häufig verschiedenen Beratungsgesprächen unterziehen. Dabei werden die psychosozialen Voraussetzungen abgeklopft. Auch rechtliche Beratung ist im Vorfeld oft notwendig.  

Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) 

Diese Methode läuft ähnlich ab wie die IVF. Auch hier stimulieren die Mediziner vorab Deine Eizellen mit Hormonen. Die Befruchtung mit Sperma findet außerhalb Deines Körpers statt. Mit einer ganz feinen Pipette führt der Arzt das Spermium direkt in die Eizelle ein. Er beobachtet den Vorgang unter dem Mikroskop. Im Prinzip können bei dieser Behandlung bereits eine Eizelle sowie ein Spermium für den Erfolg ausreichen. 

Wenn Du Dich für eine künstliche Befruchtung entscheidest, dann suche die Klinik sorgfältig aus.  

Schau Dich auf Online-Plattformen wie dem SMFK Forum nach Frauen um, die Erfahrungen mit Deiner Wunschklinik haben. Sie können aus Patientensicht berichten und Dir Empfehlungen geben.  

Lesetipp

Mehr Informationen zum Ablauf der künstlichen Befruchtung findest Du hier: ▶ IVF und ICSI: Die künstliche Befruchtung und was dabei passiert

Du könntest auch ein Kind adoptieren. Das ist in Deutschland auch Alleinerziehenden gestattet. Allerdings stehen die Chancen dafür relativ schlecht, selbst wenn Du alle Voraussetzungen erfüllst.  

Die Voraussetzungen sind:  

• Mindestalter 25 
• Sozialbericht durch das Jugendamt 
• Unterlagen für die Adoptionsstelle: Geburtsurkunde, Einkommens- und Vermögensnachweis, Gesundheitszeugnis, Lebenslauf, ggf. Scheidungsurkunde 
• Unterlagen für das Vormundschaftsgericht: Meldebescheinigung, Abstammungsurkunde des Kindes, Antrag zur Adoption (notariell beglaubigt), Einwilligungserklärung der Eltern des Kindes 

Zunächst einmal wird geprüft, ob Du überhaupt als Adoptivmutter geeignet bist. Diese Phase kann bis zu 9 Monaten dauern. Wird die Eignung erteilt, bleibt sie für zwei Jahre bestehen.  

Das Problem ist, dass im Moment zehn adoptionswillige Eltern auf ein Kind kommen. Die Behörden versuchen das bestmögliche Zuhause für die Kinder zu finden. Normalerweise werden Paare bevorzugt, weil sich zwei Personen die Elternschaft aufteilen können.  

Beachte: Dein Kind hat Rechte 

Du hast die Entscheidung getroffen und möchtest alleine ein Kind bekommen. Das kann ich gut nachvollziehen. Allerdings bedenke, dass auch Dein Nachwuchs bestimmte Rechte hat. Dazu gehört unter anderem das Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung.  

Seit 01.07.2018 gilt das Gesetz zur Regelung des Rechts auf Kenntnis der Abstammung bei heterologer Verwendung von Samen. Kinder, die nach dem 1. Juli 2018 künstlich gezeugt wurden, haben ab ihrem 16. Geburtstag ein Auskunftsrecht. Das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) muss ihnen Auskunft über die Identität des Samenspenders erteilen.  

Somit kann es sein, dass Dein Kind später erfährt, wer der Erzeuger ist. Am besten stellst Du Dich darauf ein, dass Dein Nachwuchs diese Frage irgendwann stellt und möglicherweise auch Kontakt zum Erzeuger aufnehmen will.  

Fazit: Kinderwunsch als Single-Frau ist erfüllbar 

Falls Deine innere Uhr tickt, Du aber weit und breit keinen passenden Partner findest, dann ist Entwarnung angesagt. Du kannst Mutter werden, selbst ohne Mann an Deiner Seite. Als alleinerziehende Mama rate ich Dir allerdings, diesen Schritt gut zu überlegen. Baue Dir ein solides Netzwerk an Unterstützern auf. Gerade die ersten Monate und Jahre haben es in sich und bringen Eltern an ihre Grenzen. Dennoch bin ich ein großer Verfechter davon, seine Träume immer zu erfüllen. Wenn Du Dich nach einem Kind sehnst, dann will wahrscheinlich eine kleine Seele zu Dir.