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Lachgas bei der Geburt – eine Alternative zur PDA?


Wie unterschiedlich die Schmerzlinderung unter der Geburt in den einzelnen Ländern der Erde gehandhabt wird (oder ob es überhaupt eine solche gibt), zeigt ein Blick über unsere Landesgrenzen. In Kanada oder Finnland beispielsweise wird bei jeder zweiten Geburt Lachgas eingesetzt. In Deutschland dagegen gehört Lachgas als Schmerzlinderung in der Geburtshilfe eher zu den Exoten. Gerade einmal jede zehnte Klinik bietet Distickstoffmonoxid überhaupt zur Schmerzlinderung bei der Geburt an. Was sind die Vorteile von Lachgas? Hat Lachgas bei der Geburt Nebenwirkungen? Und kann es vielleicht sogar eine Alternative zur PDA sein? All das erkläre ich Dir im Folgenden.

Lachgas – was ist das überhaupt?

Lachgas ist, wie der Name schon sagt, ein Gas. Die chemische Formel für Lachgas ist N2O, also Distickstoffmonoxid. N2O ist farblos und wurde bereits vor über 250 Jahren von einem englischen Chemiker entdeckt. Seinen Namen verdankt das Gas wahrscheinlich seiner euphorisierenden Wirkung. Distickstoffmonoxid wird in unseren Breitengraden in der Zahnmedizin und zum Teil auch in der Geburtshilfe eingesetzt.

Lachgas wird unter der Geburt über eine Gesichtsmaske in einer Mischung von 50% Lachgas und 50% Sauerstoff verabreicht. Dabei solltest Du das Lachgas immer dann einatmen, wenn Du spürst, dass sich eine neue Wehe aufbaut.

In diesem Youtube-Video kannst Du eine Geburtssituation einer Schwangeren mit Lachgasmaske sehen. Sieh Dir das Video aber bitte nur dann an, wenn Du entweder nicht schwanger bist oder zu den Schwangeren gehörst, die damit umgehen können, Videos über Geburten anzuschauen.

Beim Klick wird dieses Video von den YouTube-Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Vorteile von Lachgas bei der Geburt

  • Lachgas entspannt. Das Gas verursacht ein Watte-Gefühl im Kopf und dämpft den Schmerz.
  • N2O verringert Verkrampfungen und Angstzustände: Das macht es zu einem besonders interessanten Mittel zur Schmerzlinderung.
  • Die Wirkung von Distickstoffmonoxid kann gesteuert werden: Je tiefer Du atmest, desto mehr Wirkstoff kommt bei Dir an.
  • Die Schwangere bleibt wach und aktiv: Das heißt, Du bist weiter bei Bewusstsein und kannst Dich – anders als bei einer PDA – eingeschränkt weiter bewegen.
  • Es wird kein Anästhesist benötigt: Die Hebamme oder Krankenschwester kann Dir Lachgas geben, ohne dass Du lange auf den Narkosearzt warten musst.
  • Die Wirkung von Lachgas setzt schnell ein: Bereits nach wenigen Minuten bemerkst Du den schmerzlindernden Effekt.
  • Lachgas gilt außerdem als nebenwirkungsarm für Mama und Baby.

Das klingt zu schön, um wahr zu sein, oder? Tatsächlich ist es bei Lachgas bei der Geburt so wie bei jedem anderen Mittel: Auch das Gasgemisch birgt Risiken und Nebenwirkungen.

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Nachteile von Lachgas bei der Geburt

  • Das Einatmen von Distickstoffmonoxid kann zu Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und Benommenheit führen.
  • Maske und Schlauch schränken die Beweglichkeit ein: Die Lachgasmaske ist an einen Schlauch und der wiederum an zwei Flaschen angeschlossen. Gehen ist so kaum möglich (auch wegen der Gefahr, dass Dir schwindelig wird und Du umkippst).
  • Lachgas kann den Schmerz nur dämpfen. Während der Unterleib bei einer PDA auch komplett betäubt werden kann, bleibt beim Lachgas ein Restschmerz, der je nach Geburt, Frau und Situation so stark sein kann, dass trotzdem eine PDA nötig ist.
  • Eine falsche Dosierung des Lachgasgemischs kann zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff führen. Überdosierungen sind heutzutage und bei modernen Systemen allerdings kaum mehr möglich.

Ist Lachgas eine Alternative zur PDA?

Eine PDA hat den Vorteil, dass sie den Geburtsschmerz komplett nehmen kann. Zeitgleich kann das allerdings auch ihr Nachteil sein, denn obwohl auch die PDA dosiert werden kann, kommt es immer wieder vor, dass die Gebärende zu wenig spürt und es zu einem Geburtsstillstand kommt. Auch beim Lachgas kann dieser Effekt vorkommen, aber schnell beseitigt werden: Sobald es nicht mehr eingeatmet wird, lässt die Wirkung binnen weniger Minuten nach.

Zudem birgt die PDA deutlich größere Gefahren und Nebenwirkungen als das Lachgas, das auf Mutter und Kinder in der Regel kaum Auswirkungen hat.

Mehr zur PDA kannst Du auch hier nachlesen: So läuft eine Geburt mit PDA ab.

Am Ende haben beide Methoden ihre Berechtigungen. Lachgas bei der Geburt ist nebenwirkungsärmer, dafür aber meist nicht so wirkungsvoll wie eine PDA. Distickstoffmonoxid kann ein sinnvolles Mittel sein und den Geburtsschmerz abschwächen, ein Allheilmittel ist es allerdings nicht.

Hast Du vielleicht schon eigene Erfahrung mit Lachgas bei der Geburt gemacht? Wir freuen uns, wenn Du sie mit uns teilst!

Unsere Texte zu Gesundheitsthemen ersetzen keinesfalls den Arztbesuch.
Mehr Infos dazu findest Du hier.

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3 Kommentare zu “Lachgas bei der Geburt – eine Alternative zur PDA?

  1. Ich habe Lachgas unter der Geburt bekommen. Sobald eine Wehe einsetzte fing ich an, es einzuatmen. Somit dauerte es bis zum Ende der Wehe, bis der schmerzlindernde Effekt einsetzte. Somit hat es nur bedingt geholfen. Mir wurde grundsätzlich leicht im Kopf, aber ich war bei klarem Bewusstsein. Außerdem hat mir auch geholfen nicht hilflos da zu liegen, sondern etwas tun zu können.

  2. Ein sehr klarer und fundierter Artikel zum Thema Geburtshilfe. Ich bin sicher, Sie haben mir damit geholfen. Ich weiß jetzt mehr oder weniger, was zu tun ist. Diese Informationen sind nämlich genau das, was ich gesucht habe.

  3. Den Artikel finde ich voll interessant. Ich hätte nie daran gedacht, dass Lachgas als Schmerzmittel bei der Geburt verwendet werden könnte. Meine Schwester ist schwanger und ihr Geburtstermin ist später dieses Jahr. Vielleicht könnte sie einen Gynäkologen finden, der das anbietet.

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