interview mit lalatz gründerin eva schrader

Ein Latz für alle Fälle: LaLatz-Gründerin Eva Schrader im Interview


Eva Schrader (43), Montessori-Pädagogin und vierfache Mutter, war genervt von den wachsenden Wäschebergen und dem ständigen Saubermachen am Esstisch. Deshalb erfand sie den LaLatz: Ein extra langes Lätzchen, das gleichzeitig als Tischset genutzt wird — und so eine Auffang-Rinne zwischen Hochstuhl und Esstisch bildet. Mit ihrem innovativen Kinderlatz schaffte sie es sogar in die TV-Show „Die Höhle der Löwen“. Warum jedes Baby einen LaLatz haben sollte, hat Eva uns im Interview verraten.

LaLatz Gründerin Eva Schrader Interview
Hat den LaLatz erfunden: Eva Schrader (43)

Wie bist Du auf die Idee zu LaLatz gekommen?

Wie wahrscheinlich jede Mama habe ich anfangs Lätzchen aus Stoff gekauft. Aber so richtig sauber blieb die Kleidung damit leider nie: Essensreste landeten auf dem Schoß meiner Kinder, die Lätzchen weichten durch. Außerdem musste ich andauernd waschen, die Lätzchen nutzten sich schnell ab und wurden unansehnlich. Auch das ständige Putzen von Hochstuhl und Fußboden nervte. Ich habe ewig nach einer Alternative recherchiert und nichts gefunden, das mich überzeugt hat. So habe ich schließlich selbst zu Schere und Stoff gegriffen und mein erstes extra langes Lätzchen genäht. Eine Kombination aus Latz und Tischset, das die Lücke zwischen Esstisch und Hochstuhl schließen sollte.

Wie sah der erste LaLatz aus?

Der erste Protoyp bestand noch aus Frottee vernäht mit einem Anti-Rutsch-Material — darunter hat meine Nähmaschine ganz schön gelitten! Meinen Wunsch, dass kein Essen mehr auf dem Schoß der Kinder landen sollte, hat er mir schon einigermaßen erfüllt. Aber ich wollte ja weniger waschen und auch, dass der Latz sofort wieder einsetzbar ist, bei allen drei Mahlzeiten am Tag. Außerdem sollte er immer schön aussehen, sich nicht abnutzen oder fleckig werden. Also habe ich mit abwischbarem Kunststoff experimentiert und den ersten richtigen LaLatz entwickelt.

Und diesen Latz hast Du dann auch verkauft?

Zuerst habe ich die Mütter aus meinem Bekanntenkreis versorgt, weil alle meinen Latz haben wollten. Dann haben wir übers Internet eine große Test-Aktion veranstaltet und 300 Lätze an alle möglichen Leute verschickt. Nachdem wir durchweg positives Feedback von den Test-Familien bekommen haben, fingen wir an, den LaLatz professionell zu vermarkten.

Was macht LaLatz gegenüber normalen Lätzchen so einzigartig?

Der LaLatz hat verschiedene Vorteile:

  • Beim Essen geht weniger daneben, die kritische Lücke zwischen Hochstuhl und Esstisch existiert nicht mehr. Trotzdem hat das Kind beim Essen viel Bewegungsfreiheit.
  • Weil der LaLatz eine viel größere Fläche hat als normale Lätzchen, schützt er nicht nur die Kleidung besser, sondern auch Tisch, Stuhl und Boden.
  • Dank des abwischbaren Materials weicht nichts durch. Der LaLatz wird nur unter Wasser abgewaschen und ist sofort wieder einsatzbereit.
  • Die Anti-Rutsch-Beschichtung an der Unterseite bewirkt, dass der LaLatz nicht vom Tisch rutscht.
  • Der Orientierungspunkt hilft kleinen Kindern zu verstehen, wohin der Teller gehört. Wenn Du Deinem Kind Fingerfood gibst, legst Du die Nahrung direkt auf den Punkt.
  • Der Magnetverschluss ermöglicht nicht nur, dass das Kind den LaLatz selbst an- und ausziehen kann. Er schützt auch das Geschirr, da er sich öffnet, falls das Kind am Tisch aufsteht. Und Du kannst den LaLatz mit ihm einfach am Kühlschrank oder an einer anderen Metallfläche aufhängen.
  • Größere Kinder können den LaLatz auch als Schürze verwenden.
  • Im Urlaub hilft Dir LaLatz dabei, Wäsche und damit Gepäck zu sparen.
LaLatz Gründerin Eva Schrader Interview
Der LaLatz fängt auf, was sonst auf dem Schoß des Babys landet

Du arbeitest als Montessori-Pädagogin. Steckt hinter LaLatz ein bestimmtes erzieherisches Konzept?

Den Leitsatz von Maria Montessori „Hilf mir, es selbst zu tun“ habe ich auch mit LaLatz verfolgt. Die meisten Kinder wollen schon ganz früh am liebsten alleine essen. Wenn dabei möglichst wenig daneben geht, fällt es Müttern und Vätern erfahrungsgemäß leichter, sie auch zu lassen. Bei meinen eigenen Kindern habe ich Baby led weaning praktiziert — bei dieser Ernährungsform entdecken die Kleinen ihr Essen spielerisch mit den Händen. Mit dem LaLatz konnte ich dabei viel entspannter zuschauen.

 

Sale

Auch der Magnetverschluss trägt dazu bei, dass die Kinder selbstständig agieren können. Das Kind kann den Latz selbst anziehen und ist so eher bereit, ihn beim Essen anzubehalten.

Wir sind grundsätzlich der Überzeugung, dass Kinder bei den Mahlzeiten sitzen sollten — und nicht nach Lust und Laune aufstehen. Damit sie lernen, ihr Essen zu genießen und dass gemeinsames Essen etwas Geselliges und Entspannendes ist. LaLatz ist hier auch als Hilfsmittel gedacht, um den Kleinen und größeren Kindern das Prinzip „sitzen und essen“ beizubringen. Generell finde ich es wichtig, dass Kinder möglichst früh an den gemeinsamen Mahlzeiten am Familientisch teilnehmen und auch selbst essen.

Ab wann können Kinder einen LaLatz tragen?

Am besten so früh wie möglich, das heißt, wenn es mit der Beikost losgeht. Wenn sich das Kind ab dem ersten Brei an den LaLatz gewöhnt, wird es ihn auch später noch bereitwillig anziehen. Je nach Altersstufe gibt es den LaLatz in verschiedenen Größen.

Der LaLatz fühlt sich eher wie ein Tischset an, der Halsausschnitt sitzt vergleichsweise hoch. Ist das nicht unangenehm?

Natürlich reagiert jedes Kind anders auf den LaLatz. Bei uns war es auch ganz unterschiedlich, eines meiner Kinder hat sich anfangs wirklich gesträubt. Es hat eine Weile gedauert, bis es den Latz als festen Bestandteil der Mahlzeit akzeptiert hat. Ich finde, da muss man als Mutter einfach dranbleiben — mit liebevoller Konsequenz. Viele Kinder wollen ja generell nicht so gerne ein Lätzchen tragen und zupfen anfangs daran herum. Wenn das Kind sich auf das selbständige Essen fokussiert, wird der Latz mehr und mehr zur Nebensache.

Ich empfehle wie schon gesagt grundsätzlich, das Kind ab dem Beikostalter an den Latz zu gewöhnen, das ist natürlich einfacher als später in der Trotzphase. Den Halsausschnitt haben wir absichtlich so gestaltet, damit auch Flüssiges wie Brei oder Joghurt nicht hineinläuft.

LaLatz Gründerin Eva Schrader Interview
Der Halsausschnitt des LaLatz liegt eng an, damit nichts hineinläuft

Und was ist mit Suppen oder Getränken – laufen die nicht seitlich aus dem Lätzchen heraus?

Das lässt sich verhindern, indem Du ein Papiertuch in die Auffangrinne legst. Ansonsten fließen Suppe oder andere Flüssigkeiten immerhin auf den Boden und nicht auf die Hose, weil der LaLatz so breit ist.

Aus welchem Material wird der LaLatz gefertigt?

Wir haben uns bei dem Material für ein Polyurethan entschieden, wie es auch im medizinischen Bereich zum Einsatz kommt. Das Material ist sehr hochwertig, hat eine antibakterielle Wirkung und  ist vollkommen unbedenklich, wenn das Kind mal daran lutscht. Auf gesundheitschädliche Weichmacher wie z.B. Phtalate verzichten wir selbstverständlich. Am liebsten wären mir natürlich Öko-Materialien gewesen — allerdings sind der Anti-Rutsch-Effekt und die Wischfestigkeit ohne synthetische Stoffe nicht möglich, und der Latz wäre auch nicht so langlebig. Pro Kind brauchen wir nur einen Latz und es entsteht keine Umweltbelastung durch die Waschmaschine.

Die Einfassung des LaLatz besteht aus Bio-Baumwolle.

Und wo wird der LaLatz hergestellt?

Unser Produktionsstandort befindet sich inzwischen in Deutschland, anfangs wurde LaLatz noch in Italien hergestellt. Weil uns die Unterstützung und Integration behinderter Menschen am Herzen liegt, kümmern sich Mitarbeiter der Gemeinnützigen Werkstätten in NRW für uns um die Verpackung.

Planst Du noch weitere Projekte für die Zukunft?

Wir haben gerade die ersten Prototypen für „LaServiette“ entwickelt. Das ist im Prinzip der LaLatz für Senioren. Für mich ein absolut logischer Schritt!

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