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Muss ein Baby Fleisch essen? 3 große Mythen im Fakten-Check


Vielleicht isst Du selbst kein Fleisch, so wie ich? Oder Dein Baby weigert sich, Fleisch zu essen und Du machst Dir Sorgen, ob es alle Nährstoffe bekommt? Denn viele Ernährungsratgeber für die Beikosteinführung suggerieren, dass Babys Fleisch unbedingt bräuchten – und zwar möglichst früh. Stimmt das wirklich? Ich habe mich auf die Suche nach Antworten gemacht. Das Ergebnis wird Dich vielleicht überraschen, denn es widerspricht den gängigen Empfehlungen zum Thema Babys und Fleisch im Beikostplan – und stützt sich dennoch auf zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse.

Solltest Du Deinem Baby Fleisch geben? Mythen und Wahrheit

Mythos 1: Babys brauchen Fleisch zur Eisenversorgung

Das Hauptargument, warum Babys Fleisch brauchen: Fleisch enthält Eisen, das unter anderem für die Blutbildung benötigt wird. Wenn Du also Deinem Baby nicht möglichst früh den üblichen Gemüse-Fleisch-Brei fütterst, so die suggerierte Schlussfolgerung, droht ein Eisenmangel.

Wahrheit: Pflanzliche Nahrungsmittel mit hohem Eisengehalt tun’s auch

Auch wenn es wahr zu sein scheint, dass das Eisen aus Fleisch eine gute Bio-Verfügbarkeit hat, also vom Körper gut aufgenommen werden kann. Es gibt doch weitaus eisenreichere Nahrungsmittel. Und zwar rein pflanzliche. Den Trick, wie auch das Eisen aus Getreide und Gemüse problemlos aufgenommen werden kann, bekommst Du ironischerweise in jedem Ratgeber, der dem Baby Fleisch als unbedingt nötig anpreist. Zusammen mit dem Fleisch solltest Du etwas Vitamin C, z.B. aus Zitrusfrüchten, Apfel oder roter Paprika geben. Das erleichtert die Eisenaufnahme im Körper.

Mythos 2: Babys brauchen Fleisch, weil die Eisenvorräte nach 6 Monaten aufgebraucht sind

Und was ist eigentlich dran an dem Mythos, die Eisenvorräte von Babys gingen nach 6 Monaten zuneige und müssten durch Fleischbrei wieder aufgefüllt werden? Schon aus rationaler Sicht kann das nur ein Missverständnis sein. Denn in der Evolution den Menschen war es keineswegs üblich, dass…

a. …nach 6 Monaten abgestillt und Breinahrung eingeführt wird.

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b. …Fleisch an 3-5 Tagen pro Woche zur Verfügung steht.

Ein menschlicher Säugling, der nach 6 Monaten einen Eisenmangel erleidet und dadurch Probleme in der Entwicklung bekommt, hätte also in der Evolution schlechte Überlebenschancen gehabt.

Woher dieser Mythos dann kommt? Studien, die einen solchen Zusammenhang nahe legen, werden in der Regel von der Agrarindustrie oder Breiherstellern finanziert. Zuletzt wurde 2010 eine solche Studie veröffentlicht, die vielen Eltern große Angst gemacht hat. Es dauerte nicht lange, bis die gezogenen Interpretationen (dass auch Stillkinder möglichst früh möglichst fleischhaltigen Brei brauchen) von zahlreichen Experten als fehlerhaft enttarnt wurden. Angst und Zweifel bleiben trotzdem. Immerhin entspricht Fleisch essen dem, was viele von uns in der Kindheit als normal erlebt haben und ist in unserer Gesellschaft kulturell fest verankert.

Wahrheit: Solange Du stillst, braucht Dein Baby Fleisch nicht

Tatsächlich aber legen viele Ernährungsexperten und Testergebnisse nahe, dass nach Bedarf gestillte Säuglinge im ersten Jahr ausreichend Eisen über die Muttermilch aufnehmen können. Diese enthält nicht nur Eisen, sie liefert auch Enzyme, die die Eisenaufnahme erleichtern.

Bedeutet das dann im Umkehrschluss, dass nicht gestillte Babys Fleisch essen sollten? Nein – denn auch künstliche Säuglingsmilch enthält Eisen, sogar in etwa das 10-fache von dem, was die Muttermilch zu bieten hat. Der Grund für diese hohe Dosierung scheint recht simpel: Das Eisen aus der Flaschenmilch kann der kindliche Organismus nicht so gut aufnehmen wie das aus der Muttermilch. Zudem fehlen die Enzyme, die die Muttermilch zur leichteren Eisenaufnahme bereitstellt.
Auch Flaschenbabys brauchen also kein Fleisch in der Beikostphase.

Mythos 3: Ohne Fleisch droht Babys ein Proteinmangel

Viele Eltern denken auch, dass Fleisch in der Babyernährung enthalten sein müsste, um die Versorgung mit Proteinen sicher zu stellen. Dabei gibt es mehr als genug pflanzliche Eiweißquellen, die ganz nebenbei noch viele weitere Nährstoffe und Ballaststoffe liefern: Hülsenfrüchte wie Kichererbsen, Bohnen und Linsen gehören ebenso dazu wie Nüsse und Samen (für Babys und Kleinkinder bitte nur zerkleinert!). Das Eiweiß aus der Sojabohne (Tofu, Sojaprodukte) lässt sich sogar genauso gut verwerten wie tierisches Eiweiß. Und auch die gute alte Haferflocke ist ein super Proteinlieferant für Babys.

Für nicht vegan lebende Eltern stellen natürlich auch Eier eine Proteinquelle dar, von Dein Baby aber nur etwa 1-2 pro Woche essen sollte. Denn letztlich stellen Proteine aus Eiern und Milchprodukten für den kindlichen Organismus eine große Herausforderung dar. Eine Überlastung kann im schlimmsten Fall zu einer Störung des Flüssigkeitshaushaltes und späterem Übergewicht führen, so die Statistik.
Ab wann Babys Eier essen dürfen, kannst Du in unserem Beitrag zum Thema genau nachlesen.

Wahrheit: Wenn Du proteinreichen Getreidebrei gibst, braucht Dein Baby Fleisch nicht

Wer seinem Baby anstelle des Fleischbreis einen Brei mit eiweißhaltigem Getreide gibt, riskiert keinen Proteinmangel. Das spiegeln auch die 2016 im Deutschen Ärzteblatt veröffentlichten „Empfehlungen für die Säuglingsernährung“ wieder.

Muss ein Baby Fleisch essen? Im Gegenteil, sagt die Wissenschaft

Tatsächlich aber gibt es einige neuere und auch ältere Erkenntnisse über Fleischkonsum, die Du so vielleicht noch nicht kanntest. Demzufolge gibt sogar gute Gründe, Babys explizit nicht mit Fleisch zu füttern!

Krebserregende Keime in Rindfleisch

Hast Du schon einmal von einem neuartigen Erreger namens Bovine Milk and Meat Factors (BMMFs) gehört? Wenn nicht, dann liegt das vermutlich daran, dass diese Erkenntnisse sehr neu sind. Eine entsprechende Studie wurde erst im Jahr 2019 veröffentlicht. Kurz gesagt haben Forscher einen bisher unbekannten Erreger entdeckt, der sich in Kuhmilch und Rindfleisch findet und den menschlichen Säugling infizieren kann. Das passiert meist in den ersten 12 Lebensmonaten, wenn das Immunsystem noch schwach ist. Leider lässt sich der Erreger auch durch Hitze oder andere Verfahren nicht töten, denn es handelt sich weder um Viren, noch um Bakterien.

Einmal infiziert, wird man den Erreger wohl nicht wieder los. Im späteren Leben geht damit ein höheres Risiko einher, an Darm- oder Brustkrebs zu erkranken. Wissenschaftler vermuten, dass der Erreger eine chronische Entzündung der Darmschleimhaut auslöst, die dann zu Mutationen des Erbguts führen kann.

Die aktuell einzige Prophylaxe vor BMMFs scheint das Stillen zu sein. In der Muttermilch enthaltene Zuckerarten legen sich wie ein Schutzmantel über den Darm und verhindern eine Infektion. Wissenschaftler raten darum nicht generell vom Milch- und Rindfleischkonsum ab, sondern empfehlen ausdrücklich, Babys möglichst lange zu stillen.

Hormone und Rückstände im Fleisch

Dass im konventionell erzeugten Fleisch oft jede Menge Rückstände aus der Tiermast, Hormone und andere Fremdstoffe zu finden sind, wird Dich vielleicht weniger überraschen. Aber auch bei biologisch erzeugtem Fleisch handelt es sich immer noch um tierisches Gewebe mit Mastzellen, in denen alles mögliche eingelagert wird. Unter anderem werden kurz vor der Schlachtung meist Unmengen Stresshormone ausgeschüttet, die im Gewebe zurückbleiben.

Fleisch kann Krebs und Krankheiten verursachen

Es gibt Mediziner, die den Großteil unserer sogenannten Zivilisationskrankheiten, also Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebserkrankungen usw., auf den überhöhten Konsum oder generell den Verzehr tierischer Produkte zurückführen. Die enthaltenen Fette lagerten sich in den menschlichen Arterien ab und führten zu vielfältigen Erkrankungen. Tatsächlich wurde Fleisch auch unabhängig vom BMMF-Erreger schon länger als „wahrscheinlich krebserregend“ bzw. „krebserregend“ (verarbeitetes Fleisch und Wurst) eingestuft.

Die dadurch entstehenden Kosten für unser Gesundheitssystem sind unüberschaubar hoch. Allein in Deutschland, so eine 2009 durchgeführte Studie, könnten jedes Jahr etwa 18.000 Todesfälle vermieden werden, wenn Menschen auf Fleisch verzichten würden. Um diesen immensen Kosten Rechnung zu tragen, schlagen einige Forscher mittlerweile sogar eine Fleischsteuer vor.

Wenn Du Dich für dieses Thema interessierst, kann ich Dir die Netflix-Doku „What the health“ sehr ans Herz legen.

Fleisch zerstört unsere Zukunft

Wenn Du Dir die Frage stellst, ob Dein Baby Fleisch essen muss, dann gehe ich davon aus, dass Du Dir für Dein Kind ein gutes und gesundes Leben wünscht. Aber genau dieses Leben gefährdet unter anderem die Fleischproduktion. Denn selbst, wenn alle Menschen auf der Welt von jetzt auf gleich aufhören würden, Autos und Flugzeuge zu nutzen, würde das nicht ausreichen, um unser Klima zu retten – wenn jeder weiterhin Fleisch isst. Diese Meinung vertritt auch Bestseller-Autor Jonathan Safran Foer in seinem aktuellen Werk zum Klimawandel.

Indem Du dein Baby von Anfang an daran gewöhnst, mehrmals die Woche Fleisch zu essen (obwohl es gar nicht nötig ist), gewöhnst Du Dein Kind an den Geschmack. Selbst, wenn es später entscheiden sollte, dass es ohne tierische Produkte gesünder und nachhaltiger leben würde, wird ihm die Umsetzung umso schwerer fallen.

Fazit: Fleisch für Babys ist nicht notwendig

Zusammenfassend lässt sich also sagen: Es gibt wenig gute Gründe, Deinem Kind schon als Baby Fleisch zu geben – und einige gute Gründe, die dagegen sprechen. Mit ein wenig Information und Planung kannst Du Dein Baby auch ohne Fleisch ernähren und trotzdem dafür sorgen, dass alle wichtigen Nährstoffe in der Ernährung vorkommen.

Was hälst Du vom Thema Fleisch für Babys? Gibst Du Deinem Baby Fleisch, oder ernährst Du es vegetarisch? Wir sind gespannt auf Deinen Kommentar!

Unsere Texte zu Gesundheitsthemen ersetzen keinesfalls den Arztbesuch.
Mehr Infos dazu findest Du hier.

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3 Kommentare zu “Muss ein Baby Fleisch essen? 3 große Mythen im Fakten-Check

  1. Guten Tag,

    Ab wann sollte denn dann B12 supplementiert werden. Bis zu welcher Trinkmenge an Muttermilch deckt diese noch den Bedarf ab? Unser Sohn ist 7 Monate, isst mittags, abends den Brei erhält er wegen Milcheiweißunverträglichkeit mit Muttermilch. Ansonsten wird er voll gestillt. Fleisch hat er noch nicht bekommen und wir hadern aktuell. Eisen denk ich kriegen wir so gut hin. Aber was ist mit dem B12? Ich selbst bin gut damit versorgt, um das zu erwähnen. Viele Grüße

  2. Hallo Hanna,

    danke für diesen Artikel, jetzt meine Frage wenn du von Babys schreibst, was meinst du genau damit?
    Also welches Alter, welche Randbedingungen?
    Woher sollte das Baby, wenn Umstellung auf 100% Brei erfolgt ist, Vitamin B 12 bekommen, außer durch tierische Produkte?
    Oder geht es dir um Fleisch?
    Denn auch für Eier, Milch und deren Folgeerzeugni se müssen Tiere „gehalten“ werden?

    Danke und Grüße

    Michael

    1. Hallo lieber Michael,
      vielen Dank für den Kommentar und die Rückfragen.
      Der Artikel dreht sich nicht um vegane Ernährung und Tierwohl, sondern um Fleischkonsum. Leider ist es immer noch so, dass sehr viele Eltern eigentlich gerne auf Fleisch in der Babyernährung verzichten würden. Dann werden sie aber von angeblichen Fakten, selbst von Fachpersonen wie Kinderärzten, so sehr verunsichert, dass sie es doch füttern. Dabei gibt es, wie im Artikel erwähnt, gute Gründe, die dagegen sprechen.
      Vitamin B12 befindet sich darum in tierischen Produkten, weil die Tiere mit B12-Supplementen gefüttert werden. Daran ist also nichts natürliches mehr. Ich bevorzuge, die B12-Tropfen selbst zu nehmen, meiner Recherche nach gibt es da keinen Unterschied in Wirkung und Aufnahme. Auch aus diesem Grund brauchen wir also kein Fleisch.
      Auch vegetarisch ernährte Kinder bekommen meist B12-Supplemente, vegan ernährte müssen sie auf jeden Fall erhalten!
      Man spricht von einem Baby in den ersten 12 Lebensmonaten. Ab dem ersten Geburtstag werden Kinder als „Kleinkinder“ bezeichnet.

      Ich hoffe, das hilft dir weiter,
      viele Grüße,
      Hanna

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