Plötzlich alleinerziehend: Mutter mit Baby vor dem Computer

Plötzlich alleinerziehend: Was Dir zusteht & wo Du Hilfe findest


Die Vorstellung, mit jemandem gemeinsam durchs Leben zu gehen und ein Kind als Team großzuziehen, ist für die meisten Eltern zunächst der Idealzustand. Für viele Mütter oder Väter zerplatzt dieser Traum jedoch ganz plötzlich. Alleinerziehend zu sein – vor allem, wenn das von einem Tag auf den anderen geschieht – ist zunächst ein Schock. Aber: Es gibt viele Möglichkeiten, Hilfe und Unterstützung zu bekommen. Erfahre hier, was Dir zusteht und an wen Du Dich wenden kannst, wenn Du plötzlich alleinerziehend bist.

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  • Es gibt viele Beratungsstellen, die zu Beginn bei der Organisation unterstützen, etwa die Caritas. Diese bietet auch Onlinesprechstunden an.
  • Emotionale Unterstützung bekommst Du z.B. in Onlineforen oder durch lokale Angebote.
  • Anspruch auf finanzielle Hilfe hast Du in vielen Bereichen, z.B:
    – Unterhalt (bzw. Vorschuss)
    – Steuerentlastung
    – Wohn- und Elterngeld
    – Kindergeldzuschlag
  • Auch Mutter-Kind- oder Vater-Kind-Kur wird ermöglicht

Wichtig: Hilfen und Unterstützungsmöglichkeiten sind immer individuell und hängen davon ab, ob Du verheiratet bist/warst, es einen Ehevertrag gibt und richten sich auch nach dem Einkommen oder dem Alter Deines Kinder bzw. Deiner Kinder. Folgende Angaben dienen also nur zu Deiner Orientierung und sind nicht gesetzt.

Erster Schritt: Emotionale Hilfe für (plötzlich) Alleinerziehende

Die Gründe, warum Du plötzlich alleinerziehend bist, können vielfältig sein. Eines haben aber viele Betroffene gemeinsam: Sie brauchen nun emotionale Unterstützung. Denn die meiste Verantwortung lastet nun auf Dir. Plus: Ob durch Tod, Trennung von der Partnerin oder unter welche Umständen auch immer Du plötzlich alleinerziehend geworden bist: Das Geschehene musst Du erst einmal verarbeiten. Und auch wenn Du stark bist und die Situation bald meistern wirst, ist es wichtig, ein gutes Netzwerk zu haben: Andere Eltern (besonders die, die vielleicht Ähnliches durchgemacht haben), Familie, Freunde und anderweitige Unterstützung, etwa durch eine Therapie, sind nun besonders wichtig. In vielen Städten gibt es auch besondere Angebote für Alleinerziehende, die Dich psychisch entlasten sollen. Es lohnt sich, online danach zu suchen.

Es kann Dir auch beispielsweise helfen, in den sozialen Medien nach (lokalen) Gruppen von alleinerziehenden Elternteilen zu suchen. Diese können Dir mit Tipps weiterhelfen oder Deine Situation nachvollziehen. Zwar gibt es viele Anlaufstellen, die Dir in Sachen Sorgerecht oder Unterhalt weiterhelfen können. Doch ein Gespräch mit Beamt:innen ist manchmal nicht das, was Du gerade brauchst. In Onlineforen gibt es vielleicht ähnliche Fragen oder Probleme.

Plötzlich alleinerziehend: Erfahrungen

„Habe ich ein Anrecht auf Wohngeld? Welche Gelder kann ich noch beantragen? Wie gehe ich jetzt am besten vor? Wie habt ihr den Umgang geregelt? Von welchem Geld ‚lebe‘ ich in Zukunft? Nur von dem Unterhalt? Mir wächst gerade alles über den Kopf und ProFamilia, Caritas etc. sind mir gerade auch keine große Hilfe“ [sic], schreibt etwa „Leni_0710“ im Forum von „Rund ums Baby“. Auch die Foren von „Urbia„, oder der „Mama Community“ können Dir jetzt als Anlaufstelle dienen. Wenn Du nach weiteren Erfahrungen von Alleinerziehenden suchst, kannst Du Dir in unserem Artikel auch einen Einblick einholen.

Neben der anfänglichen Unsicherheit und der Neuorientierung bietet das Alleinerziehend-sein aber auch die Chance, wieder zu sich und der eigenen Stärke zu finden, wie es Wiebke Tegtmeyer auf „Echte Mamas“ schreibt: „An alle […] da draußen, die das gleiche durchmachen müssen: ihr seid stark. Seid euch dessen immer bewusst.“ [sic] Sie macht auch klar, dass die neue Situation in gewisser Hinsicht Vorteile bieten kann und dass Du ihr etwas Gutes abgewinnen kannst – trotz aller Herausforderungen: „Wisst ihr was? Ich habe mir in diesen fünf Jahren als Alleinerziehende ein viel stärkeres Selbstbewusstsein angeeignet.“

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Halte Dir außerdem immer vor Augen: Du bist nicht allein in Deiner Situation. Fast 20 Prozent der Kinder wachsen bei nur einem Elternteil auf, davon sind zehn Prozent alleinerziehende Väter.

Organisatorische und rechtliche Hilfe für Alleinerziehende

Neben der emotionalen Komponente ist es wichtig, das neue Leben nun gut zu organisieren, wenn Du plötzlich alleinerziehend bist. Dazu zählen unter anderem folgende Aspekte:

  • Scheidung: Stehst Du vor einer Scheidung, ist es sinnvoll, dass Du Dich ausführlich zu Deinen Möglichkeiten beraten lässt, um weiterhin Unterstützung zu erhalten. Ein Gratis-Infopaket kann in einem solchen Fall hilfreich sein.
  • Sorgerecht: Während Du zuvor mit einem/einer Partner:in Dein(e) Kind(er) großgezogen hast und Ihr wahrscheinlich zusammengewohnt habt, ist es nun wichtig, erst einmal zu klären, ob Du das alleinige Sorgerecht bekommen solltest oder Du es Dir mit Deinem/Deiner Ex-Partner:in teilen wirst. Teilst Du Dir zukünftig mit dem anderen Elternteil das Sorgerecht, ist eine gute Kommunikation wichtig. Unstimmigkeiten sollten unbedingt geklärt werden. Möchtest Du das alleinige Sorgerecht beantragen, kannst Du dies beim Familiengericht tun. Dafür sollten aber nachvollziehbare Gründe vorliegen.
  • Residenzmodell: Oftmals lebt das Kind überwiegend bei nur einem Elternteil und besucht den anderen an den Wochenenden oder in den Ferien. Welches Residenzmodell für Dich das richtige ist, solltest Du gemeinsam mit Deinem Kind und Ex-Partner:in überlegen. Meist pendelt sich das Ganze nach einer gewissen Zeit ein und Du findest eine gute Routine. Am besten hältst Du Absprachen schriftlich fest und sie werden nach der Trennung/Scheidung unterzeichnet.
  • Betreuung: Ist Dein Kind unter drei Jahre, hast Du einen rechtlichen Anspruch auf Betreuung. Zudem kannst Du unter bestimmten Voraussetzungen auch die Kosten für Kita, Hort oder Tagesmutter/-vater zurückbekommen.
  • Mutter-/Vater-Kind-Kur: Da besonders die Zeit der Umstellung anstrengend ist und wird, ist es gut zu wissen, dass Du eine Kur mit Deinem Kind oder Deinen Kindern wahrnehmen kannst. Dazu kannst Du Dich an unterschiedlichen Stellen beraten lassen. Wenn Du eine Kur ohne Kind machen möchtest, um wieder etwas Kraft tanken zu können, hast Du in dieser Zeit Anspruch auf ein:e Familienpfleger:in zur Versorgung Deines Kindes zu Hause.

Beratungsstellen

Neben der kostenlosen Beratung für Alleinerziehende vom Jugendamt in Deiner Stadt gibt es noch weitere Anlaufstellen, die Dir auch in weiteren Bereichen helfen können:

  • Verband alleinerziehender Mütter und Väter e. V.
  • Diakonie
  • Aufsichtsbehörde für Mutterschutz und Kündigungsschutz
  • Pro Familia
  • Selbsthilfeinitiative Alleinerziehender (SHIA)
  • Caritas
  • Beratungsstelle des Sozialdiensts katholischer Frauen (SkF)

Plötzlich alleinerziehend: Finanzielle Hilfe

Wenn Du plötzlich alleinerziehend bist, brauchst Du möglicherweise finanzielle Hilfe. Um den Lebensunterhalt für Dich und Dein(e) Kind(er) sichern zu können, gibt es verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten.

Folgende finanzielle Hilfe steht Dir jetzt zu:

  • Kindesunterhalt: Lebt Dein Kind nur bei Dir, muss der andere Elternteil seinen Beitrag durch einen Geldbetrag leisten. Kommt Dein:e Ex-Partner:in diesem nicht nach, kannst Du einen Antrag auf Unterhaltsvorschuss beim Jugendamt stellen. Da der Unterhalt meist eigentlich höher als dieser Vorschuss ist, solltest Du Dich damit aber nicht abfinden, sondern Dich notfalls rechtlich beraten lassen, wenn der andere Elternteil seinen Pflichten nicht nachkommt. Notfalls kannst Du beim Amtsgericht einen Beratungshilfeschein beantragen. Damit erhältst Du bei einem Anwalt Beratung und außergerichtliche Vertretung zu einer Eigenbeteiligung von 15 Euro. Einen Eindruck zur Höhe des Dir zustehenden Unterhalts findest Du in der Düsseldorfer Tabelle.
  • Nachehelicher Unterhalt: Ein Unterhaltsanspruch kann auch nach der Scheidung für Dich weiterbestehen. Der Kindesunterhalt hat aber immer Vorrang. Wenn es einen Ehevertrag gab, ist es zudem möglich, dass die Vereinbarungen auch nach der Trennung Bestand haben, beispielsweise wenn es ums (gemeinsame) Sorgerecht. Diese Fälle solltest Du individuell prüfen (lassen).
  • Wohngeld: Bist Du plötzlich alleinerziehend, kannst Du zudem möglicherweise von einem jährlichen Freibetrag für das Wohngeld profitieren. 1320 Euro pro Jahr, also monatlich 110 Euro, können angerechnet werden.
  • Elterngeld: Bist Du kurz nach der Geburt alleinerziehend, ist es auch hilfreich zu wissen, dass Du als Alleinerziehende(r) 14 Monate lang Elterngeld erhältst.
    Unser Elternzeitrechner kann Dir hier eine Hilfe sein, um zu wissen, was Dir wie lange zusteht.
  • Kinderzuschlag: Zusätzlich zum Kindergeld kannst Du möglicherweise vom Kindergeldzuschlag profitieren. Wenn Dein Einkommen zwar für den eigenen Lebensunterhalt reicht, Du aber Unterstützung benötigst, um auch für Dein(e) Kind(er) gut sorgen zu können, gibt es das zusätzliche Geld.

Weitere Entlastungsmöglichkeiten

  • Bildungspaket: Wenn Du nun Wohngeld oder Kindergeldzuschlag beziehst, kannst Du vom Bildungspaket profitieren und wirst bei Schulkosten und anderen Dingen entlastet. Weitere Informationen dazu gibt es bei der Bundesagentur für Arbeit.
  • Erstausstattung: Als Alleinerziehende(r) kannst Du zudem beim Jobcenter oder Sozialamt einen Antrag auf Erstausstattung für Dein Kind stellen. Dies gilt aber nur, wenn Du Sozialgeld oder Arbeitslosengeld II bzw. Sozialhilfe beziehst.
  • Entlastungsbetrag: Durch diese Hilfe für Alleinerziehende sinkt Deine Steuerbelastung. Diese finanzielle Hilfe spürst Du nicht direkt, aber sie hilft langfristig. Für das erste Kind zählt ein Entlastungsbetrag von 4008 Euro. Für jedes weitere Kind gibt es 240 Euro Entlastung. Du solltest direkt Deine Steuerklasse anpassen, um von den Vorteilen profitieren zu können.

Weitere Tipps für (plötzlich) alleinerziehende

  • Bist Du bereits in der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt auf Dich gestellt, findest Du in diesem Artikel Anlaufstellen für Unterstützung.
  • Wenn das plötzliche Alleinerziehend-sein sich auch auf die Ausbildung oder Schule Deines bereits älteren Kindes auswirkt, kannst Du Dich zu einer Berufsunfähigkeitsversicherung für Kinder bzw. Schüler beraten lassen.
  • Die neue Situation ist nicht nur für Dich belastend, sondern auch für Dein(e) Kind(er). Um sie weiterhin zu stärken, nicht negativ vom anderen Elternteil zu sprechen und einen gesunden Zusammenhalt zu schaffen, lohnen sich auch viele Bücher zu dem Thema. Online findest Du viele tolle Buchtipps, die sowohl Deinen Selbstwert als auch den Deines Kindes stärken. Sowieso lohnt es sich, Deinem Kind auch Bücher vorzulesen, in denen von Alleinerziehenden erzählt wird, damit es weiß: Es ist nicht schlimm, was wir durchmachen. Und es hat nichts mit mir zu tun.

Hast Du Dich in der Situation „plötzlich alleinerziehend“ wiedergefunden? Welche Erfahrungen hast Du gemacht, was hat Dir geholfen? Wir freuen uns auf Deinen Kommentar.

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