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Zuckertest in der Schwangerschaft: Alles über Zeitpunkt, Ablauf & Werte


Inzwischen wird er nahezu jeder Schwangeren unabhängig von Vorgeschichte und individuellen Risikofaktoren angeboten: Der Zuckertest. Die Untersuchung gilt als „Standard“ in der Schwangerenvorsorge und wird von den Gynäkolog:innen auch entsprechend kommuniziert. In erster Linie dient der Zuckertest in der Schwangerschaft dazu, einen Schwangerschaftsdiabetes auszuschließen.

In diesem Beitrag beantworte ich Dir alle Deine Fragen rund um den großen und kleinen Zuckertest in der Schwangerschaft.

  • Wann findet der kleine Zuckertest statt?
    ➔ 25. – 28. SSW
  • Ist der Zuckertest in der Schwangerschaft Pflicht?
    ➔ Nein
  • Was darf ich vor dem kleinen Zuckertest essen/ trinken?
    ➔ Ganz normal
  • Muss ich vor dem großen Zuckertest nüchtern sein?
    ➔ Ja
  • Welche Werte weisen beim großen Zuckertest auf Schwangerschaftsdiabetes hin?
    ➔ Vor Trinken der Lösung (nüchtern): Ab 92 mg/dl (5,1 mmol/l)
    ➔ Nach 1 Stunde: Ab 180 mg/dl (10,0 mmol/l)
    ➔ 2 Stunden nach Trinken der Lösung: Ab 153 mg/dl (8,5 mmol/l)

Kleiner Zuckertest: Wann wird er durchgeführt?

Empfohlen wird der „kleine Zuckertest“ zwischen der 25. und 28.SSW (also ganz genau gesagt zwischen 24+0 und 27+6). Dies gilt aber in erster Linie für gesunde Schwangere ohne Vorgeschichte und mit unauffälligem Schwangerschaftsverlauf.

Zeigen sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt Auffälligkeiten wie eine erhöhte Fruchtwassermenge (Polyhydramnion), ein tendenziell zu großes Kind (Makrosomie) oder Besonderheiten bei Dir wie eine extreme Gewichtszunahme oder ein erhöhter Blutzucker im Standardlabor kann der Zuckertest aber auch schon deutlich früher gemacht werden.

Ist der Zuckertest in der Schwangerschaft Pflicht?

Nein, die Untersuchung ist nicht verpflichtend und kann abgelehnt werden. Das wird beim Frauenarzt nicht auf große Gegenliebe stoßen, ist aber möglich. Generell gilt bei allen Untersuchungen in der Schwangerschaft: Du hast ein Recht auf die Vorsorge, aber verpflichtend ist nichts.

Welche Zuckertests gibt es in der Schwangerschaft?

Um den genauen Ablauf zu erklären, ist es wichtig, zwischen zwei unterschiedlichen Tests zu unterscheiden:

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  • GCT (Glucose Challenge Test), auch „kleiner Zuckertest“ genannt
  • OGTT (Oraler Glucose Toleranz Test), auch „großer Zuckertest“, Glukosetoleranztest oder Zuckerbelastungstest genannt

Beide Tests laufen etwas unterschiedlich ab und wenn man es ganz genau nimmt, trifft nur der OGTT die letztendliche Aussage, ob ein Gestationsdiabetes vorliegt.

Zwischen der 24+0 SSW und 27+6 wird meistens zunächst der GCT angeboten. War der GCT auffällig, wird in der Regel ein OGTT empfohlen.

Standard für alle Schwangeren: Der Glucose Challenge Test (kleiner Zuckertest)

Dieser Test ist der Standardtest, wenn es keine Auffälligkeiten gibt. Er wird unabhängig von der Tageszeit gemacht und – ganz wichtig- Du musst für den kleinen Zuckertest nicht nüchtern sein, d.h. Du darfst vorher essen und trinken.

Kleiner Zuckertest: Was vorher essen?

Tatsächlich fragen sich viele Schwangere, ob sie vor dem kleinen Zuckertest bestimmte Nahrungsmittel und Getränke meiden sollten, um das Ergebnis nicht zu verfälschen. Tatsächlich gibt es dazu keine konkrete Empfehlung – und das ist meiner Vermutung nach auch der Grund, warum dieser Test relativ häufig falsch-positiv ausfällt. Ein Glas Saft und ein Schokocroissant sind hier theoretisch also genauso „erlaubt“ wie schwarzer Kaffee und Haferflocken.

Falls Du unsicher bist, kannst Du aber auch vor Deinem Termin einfach noch einmal nachfragen, damit Du nichts „falsch“ machst.

Kleiner Zuckertest: Ablauf & Werte

Nach der Ankunft in der Praxis bekommst Du eine Lösung aus 50g Glucose und 200ml Wasser zu trinken. Eine Stunde später wird Dir aus der Vene Blut abgenommen und der Blutzuckerwert bestimmt.

  • Liegt der Wert über 135mg/dl, steht der Verdacht eines Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes) im Raum und Dir wird ein OGTT empfohlen.
  • Bei einem Wert von über 200mg/dl wird der Gestationsdiabetes als nahezu gesichert und theoretisch auch ohne weitere Untersuchungen angenommen.

In der Praxis wird meines Wissens nach zur Verifizierung nahezu immer ein OGTT gemacht.

Nur bei Verdacht: Der Orale Glucose Toleranz Test (großer Zuckertest)

Der große Zuckertest läuft ein wenig anders ab und braucht auch deutlich mehr Zeit als der kleine Zuckertest.

Ablauf des großen Zuckertests in der Schwangerschaft

Zum OGTT kommst Du morgens früh in die Praxis und bist nüchtern, d.h. Du solltest ca. 8 Stunden vor Testbeginn nicht mehr essen und trinken.

Nach Deiner Ankunft in der Praxis bekommst Du zuerst Blut aus der Vene abgenommen, danach erhältst Du eine Lösung aus 300ml Wasser und 75mg Glucose.

Nachdem Du die Lösung komplett getrunken hast, wird eine Stunde gewartet, dann wird erneut Blut aus der Vene abgenommen.

Danach ist wieder eine Stunde Warten angesagt, insgesamt 2 Stunden nach dem vollständigen Trinken der Lösung wird dann noch einmal Blut abgenommen und danach darfst Du nach Hause gehen.

Wann kommt das Ergebnis beim großen Zuckertest?

Manche Praxen haben sofort ein Ergebnis. Wenn das Blut ins Labor geschickt wird, dauert es meistens 2-3 Tage.

auffällig gilt ein OGTT, sobald bereits ein Wert den Normbereich verlässt:

  • Der Nüchternwert sollte kleiner als 92mg/dl sein.
  • Der Wert nach einer Stunde muss unter 180 mg/dl liegen.
  • Nach zwei Stunden muss der Wert unter 153 mg/dl liegen.

Großer & kleiner Zuckertest in der Schwangerschaft: Die wichtigsten Unterschiede

Also noch einmal zusammengefasst:

  • Beim OGTT musst Du nüchtern sein, beim CGT nicht
  • Der OGTT dauert deutlich länger, insgesamt wird 3x Blut abgenommen (nüchtern, nach einer und nach zwei Stunden), beim CGT wird nur ein Blutwert (nach einer Stunde) bestimmt
  • Während der Wartezeiten beim OGTT solltest Du ruhig im Wartezimmer sitzen und Dich nicht übermäßig bewegen (d.h. Du kannst die Zeit auch nicht nutzen, um beispielsweise einkaufen zu gehen)
  • Ein auffälliger CGT bedeutet nicht zwangsläufig, dass Du einen Gestationsdiabetes hast
  • Bei einem auffälligen OGTT geht man von einer Schwangerschaftsdiabetes aus und wird weitere Maßnahmen empfehlen

Gibt es Risiken?

Man sagt ja immer, nichts im Leben sei ohne Risiko, insofern gibt es bestimmte Risiken auch beim Zuckertest – aber diese würde ich als eher überschaubar einordnen.

Übelkeit & Kreislaufprobleme durch Zuckertest

Eine der häufigsten „Komplikationen“, die ich in der Praxis erlebt habe, sind Übelkeit und Kreislaufprobleme.

Ich habe in meiner Zeit als Vorsorgehebamme in einer Frauenarztpraxis immer mal wieder Frauen erlebt, die mehrere Anläufe gebraucht haben, bis die Zuckerlösung drin blieb. Gerade beim OGTT ist für manche Frauen auch das Nüchtern-Sein ein Problem, was zu Kreislaufbeschwerden, Schwindel und auch Ohnmacht führen kann.

Kritik an hoher Zuckerbelastung

Kritische Stimmen gehen zudem davon aus, dass diese extreme Zuckerbelastung beim Zuckertest in der Schwangerschaft innerhalb einer kurzer Zeit erst zu Blutzuckerentgleisungen führen kann und eventuell auch nicht so gut für das Baby ist. Valide Studien dazu habe ich leider nicht finden können.

Hohe Fehlerquote beim Zuckertest

Und last but not least bleibt die Fehlerquote bzw. die Tatsache, dass innerhalb der letzten 10 Jahre die Grenzwerte sich langsam aber stetig immer weiter nach unten bewegt haben. Das führt zwangsläufig dazu, dass heutzutage mehr Frauen einen Gestationsdiabetes diagnostiziert bekommen als früher.

Kann ich den Zuckertest in der Schwangerschaft auch beim Hausarzt machen?

Theoretisch kann zumindest der OGTT auch beim Hausarzt gemacht werden, denn dieser Test wird auch eingesetzt, um einen Diabetes unabhängig von einer Schwangerschaft zu diagnostizieren (allerdings mit anderen Grenzwerten).

Allerdings würde ich Dir raten, in diesem Falle zum Fach- also Frauenarzt zu gehen. Schlichtweg, damit im Falle einer unerwünschten Reaktion, wenn Dir z.B. schlecht wird, Du Kreislaufbeschwerden bekommst oder Dich sonst nicht gut fühlst, schneller auch nach Deinem Baby geschaut und ein Ultraschall oder ein CTG gemacht werden kann.

Was tun, wenn der Zuckertest auffällig war?

Erst einmal ruhig Blut, durch Stress kann sich der Blutzuckerwert auch verändern ;-)

Der GCT, der umgangssprachlich auch oft „kleiner Zuckertest“ genannt wird ist gar nicht so selten falsch positiv. Insofern würde ich immer erst einmal das Ergebnis des OGTT, des „großen Zuckertest“ abwarten, der deutlich aussagekräftiger ist.

Wenn der OGTT auffällig war, giltst Du als Schwangere mit Gestationsdiabetes, was weitere Untersuchungen und regelmäßige Blutzucker-Kontrollen nach sich zieht. Auch wenn diese alle unauffällig sind, wird der Gestationsdiabetes als „Risiko“ aus Mutterpass und Arztdokumentation nicht mehr gelöscht.

Ich würde Dir immer empfehlen, Deine Blutzuckerwerte gut zu dokumentieren und diese Dokumentation bei wichtigen Terminen wie der Vorstellung zur Geburt mitzunehmen, da bei Top-Werten natürlich eher auf eine Einleitung am Termin oder eine spezielle Überwachung des Babys nach der Geburt verzichtet wird, als wenn keine Werte bekannt sind.

Zum Weiterlesen: Infos & Tipps bei Schwangerschaftsdiabetes

Zum Thema Ernährung in der Schwangerschaft, Ernährung bei Gestationsdiabetes, bzw. Prävention durch Ernährung, gibt es hier im Magazin auch noch einige Informationen:

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Mehr Infos dazu findest Du hier.

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