erziehungsratschläge, frau hält sich die Ohren zu

10 Erziehungsratschläge auf die Du lieber nicht hören solltest


Wir als Eltern kennen das alle: Wir sind mit unserem Kind unterwegs oder bekommen Besuch von Bekannten und plötzlich gibt irgendjemand ungefragt einen Erziehungstipp. Das ist nicht nur unangenehm sondern auch übergriffig. Oft sind die Tipps außerdem veraltet oder waren nie mehr als Mythen. 10 dieser sogenannten Erziehungsratschläge möchte ich an dieser Stelle gerne mal aufgreifen:

„Kinder darf man nicht zu sehr verwöhnen!“

Beim Thema „Verwöhnen“ unterscheidet man zwischen emotionalem und materiellen Verwöhnen. Emotional kannst Du Dein Kind gar nicht zu sehr verwöhnen. Für eine gesunde Entwicklung kann es nicht zu viel Liebe und zu viel Zuneigung bekommen. Indem Du auf die Bedürfnisse Deines Kindes eingehst, stärkst Du sein Selbstwertgefühl und sein Urvertrauen. Das ist ein großes Plus für die Entwicklung. Anders verhält es sich mit dem materiellen Verwöhnen. Überhäufst Du Dein Kind mit Geschenken, vor allem außerhalb besonderer Anlässe, kann es passieren, dass es die Wertschätzung für solche Dinge verliert.

„Du legst Dein Baby zu oft an!“

Es gibt Babys, die können lange an der Brust trinken und brauchen länger, bis sie satt sind. Und dann gibt es Kinder, die nur kurz, aber dafür häufiger gestillt werden wollen. Jedes sogenannte „Still-Paar“ ist anders eingespielt. Das Stillen ist nicht nur dazu da, um den Hunger des Kindes zu stillen, sondern auch, um ihm Sicherheit und Geborgenheit zu schenken. Stillen kann auch eine Einschlafbegleitung sein. Das bedeuten: Es ist ganz egal, wie oft Du Dein Baby anlegst. Solange Du damit die Bedürfnisse Deines Kindes stillst, machst Du alles richtig.

„Stillen ist doch viel besser, als die Flasche zu geben!“

Ich glaube, dass es sich hier um einen der meistgeäußerten Erziehungstipps handelt. Und in diesem Fall kann ich nur sagen: Du alleine entscheidest darüber, ob Du stillst, oder Deinem Baby die Flasche gibst. Natürlich ist Muttermilch die erste Wahl. Aber manchmal klappt es mit dem Stillen einfach nicht. Oder Du als Mutter hast Dich ganz einfach dagegen entschieden. Wer sich in dieser Frage einmischt, ist auf jeden Fall übergriffig. Das Wichtigste ist, dass es Deinem Baby gut geht – egal, ob es die Brust oder die Flasche bekommt. Eine Beziehung baut Ihr beide sowohl über das Stillen, als auch über das Fläschchengeben auf. Lass Dich hier nicht von anderen Meinungen verunsichern, sondern höre auf Dein Bauchgefühl.

„Lass Dein Kleines doch mal schreien!“

Das ist ein Tipp aus grauer Vorzeit. Vor allem für das Einschlaftraining wird Eltern gerne geraten, das Kind einfach mal schreien zulassen. Schließlich schlafe es ja sowieso irgendwann ein. Diese Methode ist extrem umstritten. Sie funktioniert oft leider tatsächlich, doch zu welchem Preis? Wer nicht auf die Bedürfnisse seines Kindes reagiert, kann die Bindung aufs Spiel setzen. Hier stellt sich die Frage, ob es das wirklich wert ist! Ich denke nicht. Außerdem hörst Du als Mutter oder Vater Dein Kind ständig schreien und bleibst dabei untätig. Für mich als Mama ein absolutes No-Go. Sowohl der Rat, als auch diesen umzusetzen.

„Mit einem Jahr sollte Dein Kind aber wirklich schon laufen können!“

Ganz egal, ob es heißt, Dein Kind muss mit einem Jahr laufen oder mit drei Jahren windelfrei sein – das ist einfach nicht so. Jedes Kind ist anders, entwickelt sich anders und das darf auch so sein“! Vergleiche Dein Kind nicht mit anderen Kindern und lasse auch keine Vergleiche von anderen zu. Dein Kind wird irgendwann laufen und selbstständig auf die Toilette gehen können. Aber in seinem ganz individuellen Tempo.

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„Dein Kind spielt zu viel alleine!“

Es ist nichts Negatives daran, wenn Kinder allein spielen. Ganz gleich, ob sich Dein Kind im Krabbelalter befindet und seine Umgebung entdeckt oder schon älter ist und in seinem Zimmer spielt. Kinder, die alleine spielen, entdecken Dinge noch einmal ganz anders und sie müssen selbstständig Entscheidungen treffen. Das hilft ihnen in ihrer Entwicklung. Natürlich ist neben dem Allein-Spielen auch das Spielen mit Altersgenossen wichtig.

„Achte darauf, dass gegessen wird, was auf den Teller kommt!“

Kinder sollten sich ihre Ernährung selbst aussuchen dürfen. Essen unter Zwang (Aufessen) oder mit Tabus (kein Zucker) führt meiner Meinung nach eher zu einem gestörten Essverhalten. Wir als Eltern sollten unseren Kindern eine gesunde Ernährung vorleben und natürlich ein Auge darauf haben. Allerdings ohne Zwang und Verbote! Dann klappt es mit Gemüse und Co. irgendwann von ganz allein.

„Ab dem 3. Monat können eigentlich alle Babys durchschlafen!“

Das mit dem Durchschlafen mag zwar für manche Babys stimmen, ist aber absolut nicht die Regel. Neugeborene wachen nachts häufiger auf und wollen gestillt oder mit der Flasche versorgt werden. Das ist völlig normal. Ihr Tag- und Nacht-Rhythmus ist noch nicht richtig eingespielt. Und auch, wenn Dein Kind mit zwei Jahren noch nicht durchschläft, ist das in Ordnung. Lasse Dich nicht von anderen verunsichern, die Dir erzählen, dass jedes Kind mit 3 Monaten durchschläft.

„Ein Klaps auf den Po schadet doch nicht!“

Eine Studie der Uniklinik Ulm zeigt, dass immer noch sehr viele Eltern der Meinung sind, ein gelegentlicher Klaps bzw. eine Ohrfeige schade nicht. Dabei ist in Deutschland das sogenannte „elterliche Züchtigungsrecht“ (und auch der Klaps auf den Po fällt darunter) seit dem Jahr 2000 verboten. Bei einer Studie aus dem Jahr 2016, veröffentlicht im Journal of Family Psychology wurden Forschungsdaten von über 160.000 Kindern aus 50 Jahren gesammelt. Diese Kinder haben in ihrer Kindheit körperliche Bestrafungsmaßnahmen erfahren, zum Beispiel das Schlagen mit der offenen Handfläche auf den Po. Das Ergebnis der Studie: Das Risiko, dass sich Kinder später ihren Eltern widersetzen, sie aggressiv werden, psychische Probleme bekommen, ihr Sozialverhalten leidet oder dass sie kognitive Schwierigkeiten entwickeln, ist umso höher, je häufiger sie geschlagen werden. Lasse Dir also von niemandem sagen, dass körperliche Maßnahmen nicht schaden! Diesen Erziehungsratschlag kannst Du getrost vergessen.

„Dein Kind fremdelt, wenn Du es ständig trägst!“

Kinder fremdeln nicht aufgrund von zu viel Nähe, sondern weil sie einen weiteren Schritt in ihrer Entwicklung machen. Das Fremdeln Deines Kindes zeigt, dass es zwischen bekannten und unbekannten Personen unterscheiden kann und Du seine Bezugsperson bist. Abweisendes Verhalten gegenüber anderen Personen, Weinen und Schreien, ängstliche Blicke und ein Festhalten an Dir oder dem Papa zeigen, dass Dein Kind den Kontakt zur anderen Person nicht möchte. Und das sollte respektiert werden. Zwinge es auf keinen Fall in Omas Arme oder an die Hand einer Bekannten. Damit kannst Du im schlimmsten Fall sein Vertrauen verlieren. Bitte auch andere Personen, das zu respektieren und gebt dem Kind ein bisschen Zeit. Eine negative Folge von zu vielem Tragen ist das Fremdeln auf jeden Fall nicht!


Fazit

Sicher kommt Dir der eine oder andere Ratschlag bekannt vor. Es wird immer Menschen in Deiner Umgebung geben, die ihre Kinder anders erziehen oder erzogen haben und Dir dann aus heiterem Himmel Tipps geben. Manchmal sind auch ein paar gute Ratschläge dabei. Vergiss nie, dass Du Dein Kind am besten kennst. Erziehe es so, wie Du es für richtig hältst. Ein Austausch mit anderen Eltern ist nicht verkehrt. Ungefragt Erziehungsratschläge zu geben, dagegen schon.

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