Wochen- oder monatelang hat es sich problemlos füttern lassen – aber plötzlich verweigert Dein Baby die Flasche, vielleicht sogar trotz offensichtlichem Hunger? Und Du machst Dir Sorgen, ob es genug Nahrung bekommt?
Oder – anderes Szenario – Du stillst gerade ab und möchtest von Muttermilch auf Pre-Nahrung umstellen, aber Dein Baby verweigert die Flasche strikt?
Welche Gründe es für dieses Verhalten geben kann und was Du tun kannst, damit Dein Baby satt wird – das erfährst Du hier.
Dein Baby verweigert die Flasche: Mögliche Gründe
Wenn Dein Kind von Anfang an Flaschennahrung bekommen hat, ist es ans Fläschchen gewöhnt. Dennoch kann es passieren, dass es plötzlich nicht mehr daraus trinken möchte. Es dreht sein Köpfchen weg, schreit oder macht einfach keine Anstalten zu saugen.
Dass Dein Baby die Flasche verweigert, kann unterschiedliche Gründe haben:
- Es beginnt zu Zahnen oder hat mit anderen Schmerzen im Mundbereich zu kämpfen, zum Beispiel bedingt durch einen Mundsoor.
- Dein Kind bekommt beim Trinken schlecht Luft durch die Nase, z.B. bedingt durch eine Erkältung.
- Dein Baby hat mit Übelkeit oder Appetitlosigkeit zu kämpfen, z.B. bedingt durch einen Magen-Darm-Virus oder eine Impfung.
- Eine Blockade, z.B. im Halswirbelbereich, bewirkt, dass Dein Baby beim Trinken Schmerzen hat.
- Es befindet sich in einem Entwicklungsschub – in einer solchen Phase haben Babys zwar oft mehr Appetit, manchmal verweigern sie aber auch die Nahrung.
- Es mag den Geschmack der Milch nicht mehr oder möchte lieber feste Nahrung essen, anstatt zu trinken.
- Die äußeren Umstände haben sich geändert: Eine laute oder ungewohnte Umgebung stressen Dein Kind – oder es lässt sich plötzlich leichter vom Trinken ablenken.
- Eventuell bist Du oder Dein:e Partner:in gestresst und Dein Schatz merkt, dass etwas anders ist als üblich.
Das kannst Du tun, wenn Dein Flaschenbaby die Flasche verweigert
Folgende Tipps können helfen, wenn Dein Kind die Flasche nicht mehr nimmt:
- Biete Deinem Baby unterschiedliche Flaschen und Sauger an: Teste Dich mit ihm durch unterschiedliche Saugerformen (symmetrische Kirschkernform / abgeflachte kiefergerechte Form) und -materialien (Silikon /Latex).
- Vielleicht ist die Öffnung des Saugers zu eng und das Trinken strengt Dein Kind an. Teste eine neue Lochgröße für einen leichteren Nahrungsfluss. Je nach Alter Deines Kindes kannst Du auch die Saugergröße anpassen.
- Manchmal kann es helfen, die Temperatur zu ändern. Normalerweise sollte die Milch eine Temperatur von 37 Grad haben. Wenn Dein Baby aber z.B. geschwollenes Zahnfleisch hat, akzeptiert es die Flasche möglicherweise eher, wenn die Milch auf Zimmertemperatur abgekühlt ist.
- Reinige und sterilisiere Fläschchen und Sauger regelmäßig und gründlich, damit sich kein unangenehmer Geschmack bildet. Zudem kann der Sauger sonst verstopfen und das Trinken erschweren.
- Gib Deinem Baby keine Milchreste aus vorhergegangenen Portionen, die Dein Schatz übrig gelassen hat. Bereite die Flasche immer frisch zu.
- Zusätzlich zum Bäuerchen nach dem Füttern kannst Du austesten, ob es Deinem Baby guttut, zwischendurch bei einer Pause aufzustoßen. So kannst Du es dabei unterstützen, Blähungen oder Bauchschmerzen zu lindern.
- Wenn Du den Eindruck hast, Dein Baby verweigert die Flasche aufgrund von Bauchschmerzen: Verwende Fläschchen mit Anti-Kolik-Ventil, um das Risiko für Blähungen, Bauchschmerzen und Reflux zu reduzieren.
- Füttere Dein Baby in einem anderen Raum. Eventuell fühlt es sich in einer ruhigeren, dunkleren oder auch kühleren / wärmeren Umgebung wohler.
- Ein Besuch beim Osteopathen oder bei einem (auf Babys spezialisierten) Orthopäden schafft Klarheit, ob eine Blockade vorliegt, die das Trinken erschwert.
Dein Baby verweigert plötzlich die Flasche? Du hast wieder und wieder versucht, es zu füttern, aber es will einfach nicht und schreit? Diese Situation kann extrem stressig sein, wenn Du diese Reaktion von Deinem Baby so gar nicht kennst. Aber es gibt Momente, da ist Schlafen oder Kuscheln gerade plötzlich wichtiger als die Nahrungsaufnahme für Dein Baby. Also versuche Dich nicht verrückt zu machen und gönne Dir und Deinem Schatz eine Pause – z.B. einen kleinen Spaziergang. Wenn Dein Kind ausgeruht ist, trinkt es möglicherweise wieder ganz normal.
Schau Dir auch die nachfolgenden Tipps an – diese sind zwar eher für Stillbabys gedacht, die gerade ans Fläschchen gewöhnt werden sollen, können Dir eventuell aber trotzdem helfen.
Mein Baby verweigert die Flasche beim Abstillen – was tun?
Du möchtest oder musst Abstillen und von der Brust aufs Fläschchen umstellen – aber Dein Baby verweigert die Flasche? Das ist nicht ungewöhnlich. Vor allem, wenn Dein Baby schon ein bisschen älter ist und sich sehr ans Stillen gewöhnt hat, kann der Wechsel zur Flasche schwierig sein.
Folgende Tipps können helfen:
- Wähle einen Sauger, der der Brust nachempfunden ist (sogenannte Kirschkernform), um Deinem Baby die Umstellung zu erleichtern.
- Teste unterschiedliche Trinkpositionen aus: Genauso, wie frisch gebackene Mütter Stillpositionen austesten, kann es beim Herantasten ans Fläschchen ebenfalls hilfreich sein, Fütterungspositionen auszuprobieren. Wichtig ist, dass es sich beim Füttern wohlfühlt.
- Achte darauf, dass Du den Flaschensauger sanft an den Mund Deines Babys heranführst und ihn nicht hineindrückst.
- Kippe die Flasche so, dass der Sauger nur halb gefüllt wird und Dein Kind seinen Trinkrhythmus selbst bestimmen kann.
- Stelle sicher, dass Du weiterhin Körperkontakt mit Deinem Baby herstellst: Das Stillen ist sehr intim und die Umstellung aufs Fläschchen kann diese Nähe und Sicherheit etwas nehmen. Versuche auch beim Füttern mit der Flasche, dass Dein Baby auf Deinem Schoß sitzt oder in Deinem Arm ist, allerdings nicht liegt, damit es nicht zu schnell zu viel trinkt.
- Auch Bewegung beim Füttern kann helfen, dass sich Dein Kleines wohler fühlt. Etwa, wenn Du Dich rhythmisch und sanft beim Fläschchen geben bewegst.
- Wenn möglich, biete Deinem Baby eine erst einmal abgepumpte Muttermilch aus der Flasche an, bevor Du auf die Pulvermilch umsteigst. Dann muss es sich anfangs „nur“ an die Flasche gewöhnen und nicht auch noch an den veränderten Geschmack.
- Oder mische die Ersatzmilch in der Anfangszeit mit abgepumpter Muttermilch, damit Dein Baby den Geschmack besser akzeptiert.
- Natürlich kannst Du auch testen, ob Dein Baby eine andere Milchnahrung bevorzugt.
- Gib Deinem Baby Zeit: Die Saugtechnik an der Flasche ist anders als die an der Brust, und Dein Baby muss sie erst lernen. Es können einige Anläufe nötig sein, bis Dein Baby die Flasche akzeptiert.
Baby nimmt keine Flasche: Das raten Experten
🍼 Sauger mit kleinstem Loch wählen
Auch, wenn Dein Stillbaby die Flasche (noch) nicht akzeptiert, lohnt es sich, unterschiedliche Sauger zu testen und zu üben. Das erklärt auch Dr. med. Andrea Schmelz auf der Plattform „Elternwissen“ auf die Frage, was zu tun ist, wenn das Baby nach dem Abstillen die Flasche verweigert:
„Nicht selten besteht das Problem auch darin, dass bei den üblichen Flaschensaugern zu viel Milch herauskommt, da das Saugen an der Brust schwerer ist und bei gleicher Saugstärke aus dem Sauger eine zu große Milchmenge herausschießt, was Ihr Kind irritiert. Daher eventuell auch mal einen Teesauger* ausprobieren.“
*Ein Teesauger ist ein Sauger mit kleiner Lochgröße, der bewirkt, dass die Milch langsamer fließt.
Sie gibt des Weiteren die Tipps, die Flasche anzubieten, ehe Dein Kind zu hungrig ist oder das Füttern im Halbschlaf zu versuchen, wenn Dein Kind sich nicht so stark wehrt. Ein weiterer Vorschlag: „alternative Fütterungsmethoden in Betracht“ zu ziehen, etwa mit einem Becher oder einem Löffel.
Milch ist im gesamten ersten Lebensjahr die Hauptnahrungsquelle für Babys. Kinder, die innerhalb des ersten Lebensjahrs abgestillt werden, sollten deshalb noch Ersatznahrung bekommen. Diese ist nach der Muttermilch am besten auf ihren Nährstoffbedarf angepasst.
Aber: Wenn Dein Baby bereits etwas älter ist und schon mehrere Breimahlzeiten oder Fingerfood am Tag isst, dann kannst Du auch versuchen, es ohne Flasche abzustillen und ihm die Milchnahrung z.B. in einem geeigneten Becher anbieten. Hole Dir dafür am besten die Unterstützung Deiner Hebamme – auch in der Abstillphase hast Du noch Anspruch auf die Leistungen.
🍼 Papa füttern lassen
Zudem gibt das Expertenteam im Baby- und Eltern-Forum von Hipp folgenden Tipp: „Oft klappt es auch gut, wenn der Papa übernimmt“, heißt es dort. Der Grund: Ihn verbindet Dein Baby nicht mit dem Stillen. Sollte der Vater Deines Babys also verfügbar sein, kannst Du diesen Tipp austesten – oder jemand anderen das Fläschchen geben lassen.
🍼 Den Stillgeruch imitieren
Andersherum kann es aber auch hilfreich sein: Wenn jemand anderes Deinem Schatz nun die Flasche gibt und nicht mehr die Mama, kann es helfen, Dein Kind an den Geruch beim Stillen zu erinnern, indem Du ein Tuch oder ein Kleidungsstück der Mama nutzt, das zu mehr Geborgenheit führen kann.
🍼 Milchbrei mit Formula-Nahrung anrühren
Ein weiterer Hinweis der Baby-Ernährungsexpertinnen von Hipp: Klappt es nach dem Abstillen mit der Milch so gar nicht, kannst Du zudem versuchen, sie fast komplett durch einen Milchbrei ersetzen, wenn Dein Baby schon bereit für Beikost ist. Beispielsweise ein oder zwei Milchbreie – einen morgens und einen abends – dürfen es dann passend zum Beikostplan sein. Du kannst den Milchbrei mit der altersentsprechenden Ersatznahrung zubereiten.
Stillstreik: Gibt es das auch beim Flaschenbaby?
Bei Stillkindern gibt es das Phänomen der „Brustschimpfphase“ oder des Stillstreiks. Dabei möchte Dein Baby plötzlich nicht mehr von der Brust trinken, obwohl es bisher in der Regel reibungslos geklappt hat. Dieses Phänomen tritt aber nicht nur bei gestillten Babys auf. Auch bei Flaschenbabys kommt es im Alter von drei bis acht Monaten manchmal vor, dass Dein Schatz einfach „streikt“. Versuche dann, es sanft wieder ans Trinken heranzuführen und es ihm wieder schmackhaft zu machen. Häufig hält diese Phase nicht allzu lange an und tritt vor allem tagsüber auf.
Im Zweifelsfall: Kinderarzt oder Formulaberatung
Es ist verständlich, dass Du Dir Sorgen machst und frustriert bist, wenn Dein Kleines nicht aus der Flasche trinken möchte. Oft hält dieser Zustand aber nicht lange an und lässt sich mit etwas Geduld und den oben genannten Tipps in den Griff bekommen.
Es kann helfen, sich mit anderen Elternteilen zu Erfahrungen auszutauschen und zusätzlich Hebamme oder Kinderarzt / Kinderärztin zurate zu ziehen. Alternativ gibt es auch auf Fläschchenberatung / Formulaberatung spezialisierte Expertinnen, die Dich individuell beraten können. Wenn Du merkst, dass Dein Baby länger nicht auf die altersentsprechenden Trinkmengen kommt oder Du Dir ernsthaft Sorgen machst, dass es nicht satt wird, hole Dir umgehend fachlichen Rat ein.
Quellen:
- Schmelz, A. / Elternwissen: „Was tun, wenn das gestillte Baby die Flasche nicht annimmt?“
- Hipp Baby- und Elternforum: „Verweigert Flasche“
- Aptaclub_de: „Fläschchenstart: 5 Gründe warum dein Baby die Flasche verweigert & Tipps, die helfen“