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Stillstreik! Was tun, wenn Dein Baby die Brust verweigert?


Du hast Dein Baby vielleicht bereits mehrere Wochen oder Monate gestillt und Ihr wart auf einem sehr guten Weg. Doch plötzlich, von einer Stillmahlzeit auf die andere, verweigert Dein Baby die Brust – Stillstreik! Das ist gar nicht so selten und kein Grund zu verzweifeln. Wie es zu einem Stillstreik kommen kann und welche Maßnahmen in der „Brustschimpfphase“ helfen können, erkläre ich Dir hier.

Was ist ein Stillstreik?

Von einem Stillstreik spricht man gewöhnlich, wenn das Baby eine oder beide Brüste plötzlich verweigert und nicht mehr trinken möchte. Man nennt dieses Phänomen auch Brustschimpfphase oder Brustschreiphase. Bei manchen Kindern ist es ein Prozess, der schleichend beginnt mit immer schwierigerem Andocken, häufigem An-und Abdocken an der Brust oder dem „Anschreien“ der Brust ohne den Versuch des Andockens.

Manchmal wird nur eine Brust „bestreikt“, manchmal beide gleichzeitig, manchmal auch erst die eine und dann die andere. Eine schwere Zeit für Mama und Baby und nicht immer ganz einfach auszuhalten.

Welche Gründe gibt es für eine Brustschimpfphase?

Natürlich gibt es einige Dinge, die eine Brustschimpfphase begünstigen. Oftmals gibt es aber gar keinen konkreten Grund. Und — das ist das Gemeine und Schwierige — dann eben auch keine richtig gute Therapie. Dennoch gibt es einige Punkte, die einen Stillstreik hervorrufen können. Hier die 6 wichtigsten Ursachen für einen Stillstreik

1. Veränderte Pflege- oder Reinigungsprodukte

Manchmal achtest Du nach dem Wochenbett nicht mehr ganz so penibel darauf, die Brust beim Eincremen mit der toll duftenden Bodylotion großzügig auszusparen oder auf den vertraut riechenden Weichspüler zu verzichten. Es gibt allerdings Babys, die sich von den Düften irritieren lassen und aus so einem einfachen Grund die Brust verweigern. Einfach, weil es ungewohnt ist und sie alles so haben wollen wie immer.

2. Geschmacksintensive Lebensmittel

Ähnlich verhält es sich mit bestimmten Lebensmitteln, die den Geschmack der Muttermilch verändern können. Dazu gehören Knoblauch, Fisch, Spargel oder bestimmte Kohlsorten sowie scharfes Essen. Von bestimmten Lebensmitteln wird in der Stillzeit abgeraten. Prinzipiell ist man von den standardisierten Ernährungstipps für stillende Mütter aber Gott sei Dank weggekommen. Die Empfehlung lautet heute eher „probieren, was möglich ist“. Allerdings gibt es immer mal wieder Kinder, die bei bestimmten Lebensmitteln auf den veränderten Geschmack der Muttermilch mit einem Stillstreik reagieren. 

 

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3. Blockaden

Gerade bei einer frühen Brustschimpfphase in den ersten 6-8 Wochen solltest Du auch an Blockaden im Halswirbelbereich denken, die durch die Geburt hervorgerufen werden können. Manche Babys entwickeln deshalb eine Vorzugshaltung, haben eine Lieblingsseite oder verweigern bestimmte Positionen komplett. So kann es zu einer Brustschimpfphase kommen. Babys verweigern das Trinken an der Brust, weil ihnen die Haltung unangenehm ist. 

4. Wachstums-und Entwicklungsschübe

Wenn Babys wachsen oder eine neue Phase der Entwicklung erreichen, kann das mit einem Stillstreik einhergehen. Gerade Babys, die beginnen, ihre Mobilität zu entdecken, können die Brust während eines Wachstumsschubs mitunter verweigern.

5. Ausgeprägter Milchspendereflex

Auch wenn es eigentlich unlogisch klingt: Manchmal führt ein zu starker Milchspendereflex zu einer Brustschreiphase. Manche Babys mögen es nämlich gar nicht, wenn die Milch ihnen so entgegensprudelt und bekommen Probleme bei der Koordination von Saugen, Schlucken und Atmen.

6. Schmerzen im Mund

Manchmal können auch Schmerzen, z.B. durch durchbrechende Zähne, aber auch durch eine Pilzinfektion (Soor) im Mund dafür verantwortlich sein, dass das Baby nicht mehr trinken mag.

Stillstreik – was tun?

Als Allererstes in solltest Du versuchen, Dir Hilfe bei Deiner Nachsorgehebamme oder bei einer Stillberatung zu holen. Deine Hebamme begleitet Dich die ganze Stillzeit. Und es ist überhaupt nicht ungewöhnlich, sie nach drei, vier oder acht Monaten noch einmal zu kontaktieren. Vor allem in einer solchen Situation, in der Du als Mama an Deine Grenzen stößt.

Hebamme oder Stillberaterin können durch eine genaue Anamnese und ein Beobachten des  Verhaltens Deines Kindes an der Brust für Eure Situation und Problematik mit Dir gemeinsam Lösungsansätze erarbeiten. Tipps zu den häufigsten Stillproblemen bekommst Du übrigens im Video Die 8 häufigsten Stillprobleme von unserer erfahrenen Hebamme Anna-Maria.

Im Rahmen dieses Artikels kann ich natürlich nur allgemeingültige Aussagen treffen, die eine persönliche Stillberatung in keinem Falle ersetzen können.

Abhängig von den Gründen für einen Sillstreik ergeben sich unterschiedliche Lösungsansätze:

  1. Verzichte auf parfümierte Reinigungs-und Pflegemittel, um irritierende Düfte als Ursache auszuschließen.
  2. Mache keine Experimente bei der Ernährung. Denke dabei auch an Lebensmittel, die saisonal konsumiert werden (z.B. Spargel), da reichen manchmal auch schon kleine Mengen.
  3. Ich empfehle auch sehr gerne einen Besuch beim Osteopathen, selbst wenn es keine „sichtbaren“ Einschränkungen oder Fehlhaltungen gibt. Manchmal reichen winzige Veränderungen aus, um eine Verbesserung zu erzielen.
  4. Ist ein Wachstumsschub der Grund (zu den klassischen Zeiten der Wachstumsschübe bei Babys gibt es massenhaft Literatur und auch der Kinderarzt kann dazu Auskunft geben), hilft nur „Aussitzen“. Oftmals ist die Brustschimpfphase nach ein paar Tagen ganz plötzlich wieder vorbei und das Baby trinkt wieder, als wäre nie etwas gewesen.
  5. Bei einem ausgeprägten Milchspendereflex kann es helfen, das Baby in ungewöhnlichen Positionen anzulegen (z.B. „über Kopf“, also entgegen der Schwerkraft, oder im Vierfüßlerstand), da so der Milchfluß gebremst wird. Natürlich musst Du das nicht dauerhaft machen. Meistens reguliert sich das innerhalb einiger Tage und die Kinder kommen zunehmend besser zurecht. Auch kann es hilfreich sein, vor dem Stillen ein bisschen Milch vorsichtig auszustreichen, damit die Brust nicht mehr ganz so prall und voll ist und die Milch nicht so herausschießt.
  6. Bei Schmerzen im Mund, die durch Zahnen verursacht werden, können kühlende Beißringe, Veilchenwurzeln oder auch eine in der Apotheke erhältliche oder vom Kinderarzt verordnete Zahnungscreme oder -gel helfen. Auch homöopathische Mittel können dem Baby beim Zahnen Erleichterung verschaffen.
    Sollte ein Mundsoor der Grund für den Stillstreik sein, ist es wichtig, diesen umgehend zu behandeln. Infos und Tipps oder auch Gewissheit, ob es ein Pilz ist, bekommst Du von Deiner Hebamme oder dem Kinderarzt.

Meine wichtigsten Hebammen-Tipps

Meine zwei wichtigsten allgemeinen Tipps, wenn Dein Baby nicht mehr an der Brust trinken will:

  1. Hol Dir Hilfe und halte durch!
    Eine Brustschimpfphase kann Dich wirklich an den Rand der Verzweiflung bringen. Vor allem, weil Du dem Kind ja eigentlich etwas Gutes tun möchtest, aber Du den Eindruck gewinnst, das Stillen sei die reinste Qual. Leider sind Angehörige in dieser Situation nicht unbedingt die allerbesten Ansprechpartner. Oft kommt da der Tipp: „Dann gib halt eine Flasche“. Das kann dann tatsächlich der Anfang vom Ende Eurer Stillbeziehung sein. Deswegen nimm Kontakt zu Deiner Hebamme oder Laktationsberaterin auf. Oder informiere Dich, ob es in Deiner Nähe begleitete Stilltreffs (Still-Cafés) oder Still-Ambulanzen gibt. Du stehst mit diesem Problem nicht alleine da, Du machst nichts falsch und Dein Kind lehnt weder Dich persönlich noch Deine gute Milch ab. Es stört vielleicht nur irgendeine Kleinigkeit, die wir Großen gar nicht sehen.
  2. Ich hatte in meiner Nachsorgetätigkeit schon häufig mit Stillstreiks in ganz unterschiedlicher Ausprägung zu tun. Und tatsächlich hat sich ein Großteil ganz von alleine gelöst, manchmal genauso plötzlich, wie es losging. Vielleicht hat es in manchen Fällen auch einfach gereicht, dass ich das Baby gewogen und angeschaut habe. Und sehen konnte, dass diese Brustschimpfphase nicht zu einem totalen Einbruch im Gewicht geführt hat und das Kind trotzdem quietschfidel und gut gediehen ist. Diese Angst steht ja bei einem Stillstreik auch immer im Raum. Da kann ich aus Erfahrung wirklich sagen, dass reife, gut entwickelte und gesunde Kinder da nicht so schnell Probleme bekommen, auch wenn ich die Sorge natürlich gut nachvollziehen kann.

Stillstreik: Nur eine Phase

Wichtig ist, dass Du Dir klar machst, dass ein Stillstreik nicht das Ende des Stillens bedeuten muss. Und dass es ganz viele Dinge gibt, die Du versuchen kannst, um Dir und auch Deinem Baby zu helfen. Also gib nicht gleich auf, mit Unterstützung bekommst Du einen Stillstreik normalerweise gut in den Griff!

Hatte Dein Baby schon mal einen Stillstreik? Was hat Dir geholfen? Wir freuen uns über Deinen Kommentar!

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