Belohnungssystem für Mama


    Eines unausgeschlafenen Morgens am Frühstückstisch fand ich mich plötzlich im größten Chaos wieder. Der Bub (9 Monate) verschmähte sein Essen und hing stattdessen quietschend an meinem Hosenbein und das Mädchen (4 Jahre) entdeckte, dass ich auf ihr lautstarkes um Aufmerksamkeit buhlendes Verhalten ziemlich empfindlich reagiere. Ich bat sie freundlich, sich auf ihr Frühstück zu konzentrieren – daraufhin schlug sie mit ihrem Löffel noch etwas lauter gegen ihre Tasse, grinste mich frech an und gröhlte: „Bä bäbäbä bä!“ Ich versuchte es mit einem bestimmten: „Ich will, dass Du mit dem Krach aufhörst, damit ich in Ruhe essen kann“. Sie lachte nur und wurde noch ein bisschen lauter. Ich ärgerte mich schwarz, holte tief Luft, begab mich auf Augenhöhe mit ihr, hielt sie am Arm und fragte sie so freundlich wie es ging: „Was soll ich machen, damit Du von mir ablässt?“ Sie sagte nichts, stimmte wieder schallendes Gelächter an und machte sich zur nächsten verbalen Attacke bereit: „Mammaaaa ist ein….“ Daraufhin fuhr ich sie wütend an – den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr und ließ so richtig Dampf ab. Dann widmete ich mich schnaufend meinem Brötchen und ärgerte mich darüber, dass ich wieder einmal laut geworden war. Denn eigentlich konnte ich gut nachvollziehen, wie viel Spaß es bereitet jemanden zu foppen, habe ich doch neulich selbst geschmunzelt, als das Mädchen ihre Freundin ärgerte. Diese versuchte nämlich verzweifelt Blechbüchsen für ein Büchsenschießen aufzustellen, aber meine Tochter schoss sie jedes Mal um, noch bevor die letzte Büchse an ihrem Platz stand. Die Freundin wurde richtig sauer und dampfte irgendwann beleidigt ab und unser Mädchen schmiss sich weg vor Lachen. Ich grinste mit, schließlich war ich in der Situation nicht betroffen und – ganz objektiv betrachtet – kann eine richtig empörte Reaktion ziemlich lustig sein. Bin ich jedoch der Büchsenaufsteller oder in meinem Fall, diejenige, die in Ruhe ihr Marmeladenbrötchen genießen möchte, fehlt mir der Blick von außen manchmal und dementsprechend der Humor. Mein kluges Töchterchen merkt das und versucht mich nun auf ganz unterschiedliche Weisen aus der Reserve zu locken. Sie ärgert den Bruder bis er quiekt, singt mir dauernd ins Wort, brüllt laut im Treppenhaus „lustige“ Schimpfwörter oder leckt sich genüsslich alle Finger mit viel (mit richtig viel!) Spucke ab. Um nur einige Beispiele zu nennen. Dabei beobachtet sie mich aus den Augenwinkeln. Mit einem schelmischen Grinsen versteht sich. Das scheint eine Steigerung der „Blöde Mama! Du bist gemein – Phase“ zu sein, so dass es mir zunehmend schwer fällt, mich an meine Strategie (Ablenken, Durchatmen, Ruhig bleiben und Zimmer verlassen) zu halten. Ich ertappe mich immer öfter beim Maulen und Meckern. Mist. Blöder Mist! Als ich das meiner Schwester (sie ist 7 Jahre älter) erzählte, berichtete sie mir von der Strategie einer befreundeten Mutter. Sie habe ein Belohnungssystem für sich eingeführt und jedes Mal, wenn sie es schafft gelassen zu reagieren, gibt sie sich selber einen Punkt. Bei 10 Punkten gönnt sie sich etwas Schönes. Diese Idee fand ich so grandios, dass ich sie jetzt für mich übernehme. Belohnungs- oder Punktesysteme für Kinder sehe ich nämlich kritisch, weil ich nicht möchte, dass meine Racker eines Tages bei jeder Kleinigkeit, die sie erledigen sollen fragen: „Was kriege ich dafür?“ (siehe auch: „Belohnung: Nützlich oder schädlich“). Aber ein Belohnungssystem für mich, betrachte ich erstens mit einem Augenzwinkern und zweitens helfen mir meine Smileys an der Wand vielleicht wirklich dabei, wenn ich mir demnächst sage „Ich lasse mich von meinem Kind nicht aus der Ruhe bringen. Ich bin entspannt und bleibe freundlich“ :)    

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