kleines baby schielt liegt auf dem bauch finger im mund

Hilfe, mein Baby schielt!


Was haben Barbra Streisand, Ben Turpin, Christopher Lambert und Opossum Heidi aus dem Leipziger Zoo gemeinsam? Richtig, sie alle schielen. Tatsächlich kommt diese Sehstörung gar nicht so selten vor. Etwa 3% der deutschen Kinder schielen. Aus einer unbehandelten Fehlstellung der Augen kann sich später eine Sehstörung entwickeln. Wie Du herausfindest, ob Dein Baby schielt und was Du gegebenenfalls dagegen unternehmen kannst, erfährst Du hier.  

Bis 3 Monate ist Schielen normal 

Falls Dein Neugeborenes immer wieder die Augen verdreht, dann brauchst Du Dir noch keine Sorgen zu machen.

Die vollständige Entwicklung des menschlichen Auges braucht seine Zeit. Sie ist erst nach dem 12. Lebensjahr abgeschlossen.

Dein Baby nimmt zwar direkt nach der Geburt optische Reize wahr, ist aber vom perfekten Sehen noch weit entfernt. Was Dein Baby in welchem Alter schon sehen kann, erfährst Du in diesem Beitrag.

Gerade in den ersten 3 Lebensmonaten ist es deshalb völlig normal, dass die Augen in unterschiedliche Richtungen blicken. Denn für den Säugling ist es schwierig, beide Augen synchron in die gleiche Richtung zu bewegen. Das Kind muss die sechs Muskeln um den Augapfel erst noch trainieren.

Sollte Dein Baby über das erste Vierteljahr hinaus schielen, dann solltest Du einen Arzt aufsuchen.  

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Was genau ist Schielen? 

Bei dem sogenannten Strabismus handelt es sich um eine Fehlstellung der Augen. Es kann sein, dass die Augen dauerhaft in unterschiedliche Richtungen blicken. Bei manchen Betroffenen verschiebt sich der Blickwinkel auch nur in unregelmäßigen Abständen.  

Je nach Blickwinkel des schielenden Auges, unterscheidet man 2 Formen: 

  • Estropie: Bei dem sogenannten „Einwärtsschielen“ schaut mindestens ein Auge nach innen.  
  • Extropie: Beim „Auswärtsschielen“ geht die Blickrichtung von mindestens einem Auge nach außen.  

Bei einer Phorie oder Heterophorie ist die Fehlstellung der Augen so gering, dass das Gehirn sie meistens ausgleicht. Das betroffene Baby schielt zwar. Dies kann man als Laie aber nicht erkennen.

Außerdem bereitet der oder dem Betroffenen diese leichte Sehstörung kaum Probleme. Nur manchmal, zum Beispiel bei Müdigkeit oder starker Belastung, kann die Phorie auffallen und sich so äußern:

  • verschwimmende Sicht
  • Kopfschmerzen
  • Druckgefühl im Auge

Übrigens leiden rund 70% der Menschen unter dieser sehr leichten Form des Schielens.  

Im Gegensatz dazu steht die Tropie. Bei dieser Form ist das Schielen so stark, dass Außenstehende es bemerken. Ein oder beide Augen können betroffen sein. Das Gehirn ist nicht in der Lage diese Sehstörung auszugleichen.  

Süßer Silberblick oder ernsthaftes Problem? 

Erwachsene empfinden einen leichten Silberblick beim Baby meistens als niedlich. Viele Eltern denken sich nichts dabei, wenn ein Auge einen leicht veränderten Blickwinkel aufweist. Allerdings ist Vorsicht geboten.  

Das Problem ist, dass die Augen beim Schielen nicht den gleichen Punkt fixieren können. Dadurch kann das Gehirn kein einheitliches Bild zusammensetzen. Das führt häufig zu Doppelbildern. Unser menschliches Gehirn ist allerdings sehr schlau und anpassungsfähig. Deshalb „schaltet“ es bei betroffenen Säuglingen und Kleinkindern gerne eines der beiden Augen „ab“. So kann es mit dem anderen ein klares Bild erzeugen.  

Allerdings wird das „abgeschaltete“ Auge dadurch nicht mehr trainiert. Die Muskulatur wird immer schwächer. Eine Behandlung ist notwendig und eine Sehschwäche als Spätfolge zu vermeiden. 

Selbsttest: Finde heraus, ob Dein Baby schielt 

Hast Du den Verdacht, dass Dein Kind schielt? Dann beobachte es ganz genau. Es gibt einige Anzeichen, die auf eine Sehschwäche hindeuten: 

  • Die Augen stehen dauerhaft oder zeitweise in unterschiedliche Richtungen. 
  • Das Kind greift häufig an Gegenständen vorbei ins Leere.  
  • Es ist sehr empfindlich bei Licht.  
  • Es kneift häufig die Augen zusammen. 
  • Der Bewegungsablauf wirkt oft unkoordiniert. 
  • Das Kind kann Objekte nur schwer fixieren. 
  • Der Nachwuchs fällt bei Laufen oft hin oder stolpert über Gegenstände.  
  • Betroffene verdrehen oft den Hals, um besser zu sehen.  
  • Schielende Babys und Kinder blinzeln häufig.  
  • Das Kind leidet oft unter geröteten Augen und/oder Kopfschmerzen. 

Wenn Du auch nur den kleinsten Verdacht hast, dass Dein Baby schielt, dann geh mit ihm zum Arzt. Selbst, wenn es nur eines der genannten Symptome zeigt, solltest Du sicherheitshalber seine Augen überprüfen lassen.  

Baby schielt – ärztliche Untersuchung

Was passiert beim Arzt, wenn Du mit dem Verdacht auf Schielen dorthin gehst? Keine Sorge, die Untersuchungen sind für Dein Baby nicht schmerzhaft. 

Für eine grundlegende und sehr einfache Methode, um herauszufinden, ob Dein Baby schielt, braucht es nur eine Lampe. Der Arzt strahlt damit in die Augen. Wird das Licht in beiden Pupillen an derselben Stelle reflektiert, ist das ein sehr gutes Zeichen.  

Ältere Kinder werden in die Untersuchung mit einbezogen. Sie müssen leichte Tests absolvieren. Beispielsweise wird ein Auge verdeckt und sie müssen Dinge, Zahlen oder Buchstaben auf einer Tafel erkennen.  

Wichtig ist, dass Du mit einem schielenden Kind immer in eine Augenarztpraxis gehst. Dort stellen Experten die genaue Diagnose.  

Um organische Auslöser für das Schielen auszuschließen, können weitere Untersuchungen angeordnet werden:

  • Blutuntersuchung
  • Computertomographie
  • Magnetresonanztomographie

Mögliche Ursachen für das Schielen 

Es gibt verschiedene Auslöser für den Strabismus. Oftmals ist Schielen einfach angeboren. In diesen Fällen ist es genetisch bedingt. Eine Generation vererbt die Fehlstellung an die nächste.  

Manchmal begünstigen auch verschiedene Faktoren während der Schwangerschaft und Geburt das spätere Schielen beim Baby. So steht zum Beispiel das Tabakrauchen der Schwangeren im Verdacht, die Sehstörung auszulösen. Bei Frühgeborenen und Babys mit geringem Geburtsgewicht ist das Risiko des Schielens ebenfalls erhöht.  

Es gibt auch körperliche Erkrankungen, die mit dem Schielen verknüpft sein können. Dazu zählen: 

  • Sehschwäche 
  • Linsentrübung 
  • Muskelschwäche der Augen 
  • Tumorerkrankungen 
  • Nervenstörungen 

Ein leichtes Schielen kann es nach einer Infektion mit Scharlach, Keuchhusten oder Masern schlimmer werden. Manchmal fällt es erst im Anschluss an die Kinderkrankheit auf. So denken manche Menschen, Keuchhusten, Scharlach und Masern seien die Auslöser des Schielens. Aber diese Infektionskrankheiten verstärken in einigen Fällen lediglich eine schon vorhandene Sehstörung.   

Behandlungsmöglichkeiten, wenn ein Baby schielt 

Je nach Ursache des Schielens wird die Behandlungsmethode für die Sehstörung gewählt. Wichtig ist, dass die Therapie möglichst schnell beginnt. Ansonsten kann sich der gesamte Sehapparat des Babys verschlechtern.  

Bei Verdacht zum Arzt
Je früher das Schielen beim Baby behandelt wird, desto größer sind die Erfolgsaussichten.  

In 60 % aller Fälle, leiden schielende Kinder unter Doppelbildern. Dadurch kommt es häufig zu Entwicklungsstörungen beim räumlichen Sehen. Das liegt daran, dass das Gehirn ein Auge vernachlässigt. So kann sich die Sehrinde nicht vollständig entwickeln. Normalerweise ist dieser Prozess bis zum 7. Lebensjahr abgeschlossen.

Oft entsteht das Schielen aufgrund von Kurz- oder Weitsichtigkeit. Hier verschreibt der Arzt dem Baby eine Brille. In leichten Fällen, kann alleine dadurch das Schielen bereits therapiert werden. Worauf Du bei der Wahl einer Babybrille achten musst, verrät Dir Julia in diesem Beitrag.

Vielleicht kennst Du schielende Kinder, bei denen ein Brillenglas mit einem Pflaster zugeklebt ist. Diese Okklusionstherapie wird gemacht, wenn ein Auge speziell trainiert werden soll. Oft reichen 3 bis 4 Stunden Pflastertragen täglich, damit das “abgeschaltete” Auge die Entwicklungsverzögerung wieder aufholt.  

Zusätzlich müssen die betroffenen Kids auch oft in eine Sehschule gehen. Dort machen sie verschiedene Übungen für die unterentwickelte Augenmuskulatur.  

Helfen diese Maßnahmen nicht, kann das Schielen operativ behandelt werden. Bei dem Eingriff werden die Augenmuskeln am Augapfel korrigiert. So soll die Fehlstellung am Auge ausgeglichen werden. Normalerweise werden vorher erst für mindestens ein Jahr andere Therapiemaßnahmen ausprobiert.  

Es gibt auch eine Form des Schielens, das durch eine Lähmung von Nerven oder Muskeln ausgelöst wird. Hier wird der behandelnde Arzt zunächst einmal herausfinden, woher die Lähmung kommt. Dann muss der Auslöser der Lähmung beseitigt werden, bevor weitere Behandlungen sinnvoll sind.  

Fazit: Schielen ist gut behandelbar 

Du hast die Diagnose erhalten, dass Dein Baby schielt? Dann kann ich Dich beruhigen. In den allermeisten Fällen liegt keine schwerwiegende Grunderkrankung vor. Und das Schielen wird in 80% der Fälle erfolgreich behandelt – vorausgesetzt es wird frühzeitig entdeckt. Durch eine Operation liegt die Heilungsquote sogar bei 90%.  

Die Sehstörung muss einfach nur in Angriff genommen werden. Dann wird Dein Kind mit ziemlich großer Sicherheit keine bleibenden Beeinträchtigungen haben. Die Therapie ist nicht schmerzhaft. Später wird sich kaum mehr jemand daran erinnern, dass Dein Kind früher geschielt hat.  


Hast Du früher selbst geschielt oder ist Dein Kind betroffen? Erzähle uns in den Kommentaren, wie die Therapie verlaufen ist und es Dir heute damit geht.

Unsere Texte zu Gesundheitsthemen ersetzen keinesfalls den Arztbesuch.
Mehr Infos dazu findest Du hier.

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