Mann Papa bei der Geburt

    Männer bei der Geburt… wozu eigentlich?


    In nahezu jedem Geburtsvorbereitungskurs sitzt einer – ein Mann, der auf die Frage, ob er bei der Geburt dabei sein will, hilflos lächelnd die Schultern zuckt und sagt „vielleicht“, und erst nach einem Knuff von der Frau an seiner Seite ein zögerliches „ja“ hervorbringt. In der heutigen Zeit gehört es einfach „dazu“, bei der Geburt dabei zu sein und viele Männer entscheiden sich aus einer Art Gruppenzwang und ohne wirklich überzeugt zu sein, dass sie ihrer Partnerin eine echte Stütze sein könnten. Das finde ich sehr schade, weil es auch schlichtweg nicht richtig ist.

    Was ist eigentlich die Aufgabe des Partners bei der Geburt?

    Ich habe als Hebamme Geburten erlebt, bei denen  der werdende Vater die ganze Zeit Zeitung lesend in der Ecke saß, ich habe Männer neben ihren heftig wehenden Frauen über gequetschte Hände und Müdigkeit jammern hören und Gespräche mit Männern vor der Kreißsaaltür geführt, die der Meinung waren, ihre Frau (von der diesbezüglich kein Mucks zu hören war) brauche jetzt  dringend ein Schmerzmittel. All diesen Geburten gemein war, dass am Ende die Frauen sich mit strahlenden Augen an ihre Männer wandten und sagten „Es war so schön, dass Du dabei warst“. Und während ich mir das Grinsen verkneifen musste, stellte ich mir oft die Frage, warum die Männer es sich im Vorfeld so kompliziert machen. Die Wahrheit ist : Ihr könnt Euren Frauen nichts von der Geburtsarbeit abnehmen, Ihr könnt nicht machen, dass es schneller geht oder dass am Ende alles so läuft, wie Ihr es Euch gewünscht habt. Aber das ist auch gar nicht Euer Job und kein Mensch, am wenigsten Eure Frau, erwartet das von Euch. Ihr müsst nicht hechelnd dabei sitzen oder in Fruchtwasser gebadet die Nabelschnur durchschneiden. Das Einzige, was Ihr wirklich tun müsst, ist da sein und diese Hilflosigkeit aushalten. Euren Frauen vermitteln, dass Ihr sie, egal, was passiert, wie sie sich benimmt oder wie es läuft nicht im Stich lasst. Und Euch klar machen, dass sie eventuell auch nicht freiwillig da ist und sich nach Möglichkeit vielleicht auch entschieden hätte, erst wieder mitzumachen, wenn das Kind rosig und warm auf ihrer Brust liegt.

    Und was hat der Papa davon?

    Ihr seid ein Elternpaar und als solches ein gemeinsames Team auf dem Weg zur Familie. Dass einer unterwegs vielleicht mal schlapp macht, eine Pause braucht oder keine Lust mehr hat, das ist keine Schande und auch ganz normal. Aber aus Angst gar nicht erst anzutreten, finde ich persönlich schade. Der Moment, wenn so ein kleines Neugeborenes den allerersten Atemzug macht, das erste Mal die Augen aufschlägt und sich umschaut ist so unbeschreiblich schön und besonders, dass ich es auch nach 10 Jahren Geburtshilfe immernoch als Privileg empfunden habe, ihn als „Außenstehende“ miterleben zu dürfen. Mir das bei meinem eigenen Kind freiwillig entgehen zu lassen würde ich keinem Papa raten. Wenn ich mich an das schönste gemeinsame Erlebnis mit meinem Mann erinnere, an den Tag, an dem ich ihn am meisten gebraucht habe und er mir der wichtigste Mensch an meiner Seite war, denke ich nicht an unseren Hochzeitstag, sondern daran, wie er mich gehalten und mir Mut zugesprochen  hat, als unser Sohn geboren wurde. In diesem Sinne, liebe Papas, traut Euch und begleitet die Geburt – für Eure Frauen, Eure Kinder, aber auch und nicht zuletzt für Euch!!

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