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Ortsunabhängig und frei leben: Warum ich mit meiner kleinen Tochter ausgewandert bin


Anfang 2017 kam meine Tochter in Berlin zur Welt. Bereits wenige Wochen nach der Geburt sagten Freunde mir, dass die Kitaplätze in Berlin schon über Jahre vergeben seien. Dass ich sie jetzt schon irgendwo anmelden müsse, um sie in 2 Jahren in einer Einrichtung abgeben zu können. Ich fand das etwas merkwürdig. Kaum dass mein Kind auf der Welt ist, soll ich schon über Fremdbetreuung nachdenken?

3,5 Jahre später sitze ich mit meiner Tochter in Indien. Wir sind Nomaden und reisen durch die Welt. Die Welt ist unser zu Hause. Wir sind frei. Selbstbestimmt. Unsere Wohnung in Berlin habe ich komplett aufgelöst und weitervermietet. Unser Leben hat sich komplett verändert. Von der strebsamen, funktionierenden Masterstudentin wurde ich zur bedürfnisorientierten Mama, die als Selbstständige online das Geld verdient. Wie kam es dazu?

Die Gründe sind vielfältig. Nicht nur die Fremdbetreuungssituation in Deutschland störte mich. Ich fühlte mich in Deutschland nie heimisch. Ich wusste bereits mit 16 Jahren, dass ich viel Zeit im Ausland verbringen möchte. Ich reiste bereits vor ihrer Geburt sehr viel, machte mein Auslandssemester in Italien und es war für mich vollkommen natürlich auch alleine mit meiner Tochter zu reisen. Ich verbrachte daher meine Elternzeit mit Reiseplanungen. Den ersten Flug erlebte sie mit 8 Wochen und einige Monate später zog sie mit mir für 6 Monate durch Südostasien. Wir bereisten gemeinsam in der Elternzeit Bali, Malaysia, Vietnam, Kambodscha und Thailand. Als sie 1,5 Jahre alt wurde, war sie bereits über 60 Mal geflogen. Sie lernte krabbeln in Südostasien und machte ihre ersten Schritte in Vietnam. Diese gemeinsame Zeit, so weit weg von Deutschland, veränderte uns. Unsere intensive Verbindung wurde noch stärker und ich merkte, dass ich auch als Mama nicht zu Deutschland passte.

Das Ankommen in Deutschland nach der langen Zeit in Südostasien war sehr schwer für mich und es ging mir oft nicht sonderlich gut. Meine Tochter hatte dann im Sommer 2018 mit 1,5 Jahren einen Kindergartenplatz, den ich aber freudig absagte. Ich wusste, dass so eine frühe Fremdbetreuung absolut falsch für uns wäre. Gleichzeitig war da so viel Druck in mir und mich herum. Schließlich leben doch fast alle so, wieso ist das also nichts für mich?

Den Dezember 2018 verbrachten wir beide in Marokko und dort sah ich erneut, dass ich ein anderes Leben für uns möchte. Frei von Fremdbetreuung wie Kindergarten oder Schule und frei vom deutschen Gesundheitssystem, dass mir Untersuchungen oder Impfungen „vorschreibt“. Ich wünschte mir ein anderes Klima, Palmen, freundlichere Gesichter, ja, ich wünschte uns zurück in die kinderfreundliche, asiatische Welt. Und ich wünschte uns ein selbstbestimmtes Leben.

Sale

Ich wollte meinen Besitz loswerden und losziehen. Aber da war dieser Sicherheitsgedanke. Ich würde mein Studium also noch beenden und danach Deutschland verlassen, dachte ich. Ich startete meinen Blog, suchte mir Gleichgesinnte online und manifestierte mir meinen Weg. Ich machte mich selbstständig. Auf diesem Weg bekam ich so viel Kraft und Energie. Alle Türen öffneten sich und nach einigen Monaten entschied ich mich dann trotz vieler Kritik erneut gegen den Kindergarten und schließlich sogar gegen meinen Studienabschluss. Ich beschloss meinem Weg und dem Universum zu vertrauen und die vermeintliche Sicherheit abzugeben. Jetzt.

Und im November 2019 stiegen wir beide mit unserem Rucksack und letzten Besitz in das Flugzeug nach Bangkok. Wir starteten unser freies, ortsunabhängiges, selbstbestimmtes Leben. Anschließend ging es über Land nach Kambodscha. Und nun sind wir in Indien und warten darauf, dass die Grenzen sich öffnen, damit wir weiterhin frei die Welt bereisen und entdecken können. So wie wir beide möchten.  

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2 Kommentare zu “Ortsunabhängig und frei leben: Warum ich mit meiner kleinen Tochter ausgewandert bin

  1. Wenn ich das so lese werde ich glatt neidisch.
    Ich bin momentan hin und hergerissen. Das einzige was mich mit meinen Kindern hier hält, ist meine Familie, aber ich fühle mich nicht wohl hier.
    Heute erst flatterte ein Brief des familienbüros herein, mit der Aufforderung, dass ich doch bitte an die u-Untersuchung meines Sohnes denken solle.
    Nächstes Jahr wird er 6 und ich werde ihm das unbequeme Korsett der Schulpflicht umschnüren müssen, wodurch er den Großteil seiner Kindheit, für stumpfes monotones lernen von Dingen, an die er sich im Erwachsenenalter größtenteils nicht errinern wird, opfern muss.
    Ich spüre großen Druck in meiner Brust und habe das dringende Bedürfnis aus diesem Land in dem Kinder nichts dürfen, dafür aber vieles sollen und müssen, zu flüchten. Ich finde keine gleichgesinnten. Jeder um mich herum ergibt sich dem Einheitsbrei und freut sich augenscheinlich , auf das wetteifern im Bewertungssystem, welches sie selbst als Kind ertragen mussten. Durch die derzeitige Inflation schwinden meine finanziellen Ersparnisse und meine Möglichkeiten schrumpfen.
    Was kann ich tun?
    Vielleicht siehst du meine angegebene Email Adresse und kontaktierst mich. Ich würde mich freuen.
    Viele Grüße und alles Gute.

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