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Paukenerguss beim Kind: Das steckt hinter dem „Schnupfen im Ohr“


„Was?…was?“ Als diese Frage bei meinem Dreijährigen immer häufiger und häufiger als Antwort kam, ging mir irgendwann ein Licht auf: Das Kind hört nicht richtig! Nach einer kurzen Recherche gepaart mit gesundem Menschenverstand war der Verdacht klar: Paukenerguss. Bei Kindern wohl gar nicht so selten – 80% der Kinder erwischt es vor dem Schulalter mindestens ein Mal. Trotzdem hatte ich bisher nie davon gehört, zumindest nicht unter dem korrekten Begriff.

Wie genau Paukenergüsse bei Kindern bzw. Babys entstehen, was der Arzt dagegen tun kann und wann sie wieder verschwinden, weiß ich heute sehr genau – und beantworte Dir in diesem Beitrag alle Fragen einfach und verständlich.

Was ist ein Paukenerguss bei Kindern?

Ein Paukenerguss ist eine Ansammlung von nicht-eitriger Flüssigkeit im Mittelohr, dem Raum hinter dem Trommelfell. Ein Paukenerguss kann einseitig oder beidseitig auftreten. Am häufigsten sind Kinder unter 7 Jahren betroffen, aber im Prinzip kann ein Paukenerguss Menschen jeden Alters betreffen.

Ein Paukenerguss kann sich mit einer Mittelohrentzündung entwickeln, aber nicht alle Kinder mit einem Paukenerguss hatten zuvor eine Ohrinfektion. Mein Sohn war zwar die Monate vorher dank Kita-Start fast ununterbrochen erkältet, hat aber nie über Ohrenschmerzen geklagt.

Paukenerguss beim Kind: Die häufigsten Ursachen

Tatsächlich sind Paukenergüsse bei Kindern häufig auch Folge einer Erkältung. Denn dadurch schwellen die Schleimhäute an und die Ohrtrompete (der Kanal, der das Mittelohr mit dem Rachen verbindet und normalerweise für die Belüftung des Mittelohrs sorgt) wird möglicherweise blockiert. Das verhindert, dass Flüssigkeit aus dem Mittelohr abfließt.

Außerdem kommen noch folgende Ursachen für einen Paukenerguss in Betracht:

  • Allergien
  • vergrößerte Rachenmandeln (Polypen)
  • vergrößerte Gaumenmandeln
  • Tumore
  • Nasenpolypen
  • chronische Nasennebenhölenentzündung
  • anatomische Besonderheiten im Hals-Nasen-Ohren Bereich

 
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Wie äußert sich ein Paukenerguss?

Die Symptome eines Paukenergusses können variieren und hängen oft davon ab, wie viel Flüssigkeit sich im Mittelohr angesammelt hat. Manche Kinder haben möglicherweise keine Symptome, während andere sehr stark darunter leiden.

Mögliche Paukenerguss-Symptome können sein:

  • vorübergehende Einbußen in der Hörfähigkeit
  • Schmerzen im Ohr
  • Kopfschmerzen
  • Ohrgeräusche, Knacken im Ohr
  • Gleichgewichtsprobleme bzw. Schwindel
  • Oder sogar Verzögerungen in der allgemeinen, der Hör- und Sprachentwicklung (wenn die Paukenergüsse nicht behandelt werden)

Hat mein Kind beim Paukenerguss Schmerzen?

Schmerzen bei einem Paukenerguss treten eher selten auf, sondern stammen vermutlich von einer gleichzeitig entstandenen Mittelohrentzündung. Ein Paukenerguss kann aber Schmerzen verursachen, wenn die Ansammlung von Flüssigkeit im Mittelohr Druck auf das Trommelfell und die umliegenden Strukturen ausübt. Dieser Druck kann bei Kindern einfach zu Unbehagen oder sogar zu Schmerzen führen, insbesondere wenn sich die Flüssigkeit schnell ansammelt oder unter Druck (z.B. im Flugzeug oder in höheren Gebirgslagen).

Warum hören Kinder mit Paukenerguss schlecht?

Der Grund für Probleme mit der Hörfähigkeit und Entwicklungsverzögerungen ist ganz einfach erklärt: Normalerweise empfängt das Trommelfell Töne (Schwingungen) und leitet diese über feine, schwingende Knochen durch das Mittelohr weiter. Doch wenn der Hohlraum mit Flüssigkeit gefüllt ist, ist die Ton-Weiterleitung beeinträchtigt. Die Hörknochen können nicht richtig schwingen.

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Wenn Du Dich fragst, wie Kinder mit Paukenerguss hören, stell Dir vor, Du hast Deine Ohren unter Wasser und jemand außerhalb spricht mit Dir. Du kannst schon hören, dass etwas gesagt wird, aber die Töne sind stark gedämpft.

Kinder mit Wasser im Ohr hinter dem Trommelfell haben deshalb mäßige bis starke Probleme mit dem Hören. Wie ich bemerken viele Eltern das eine ganze Weile nicht, weil Babys und Kleinkinder oft nicht äußern können, wenn etwas mit ihrem Körper nicht stimmt. Je kleiner ein Kind, desto länger wird es vermutlich dauern, bis Probleme beim Hören bemerkt werden.

Nun ist aber das Hören immens wichtig für die Entwicklung im Allgemeinen und für die Sprachentwicklung im Speziellen. Aus diesem Grund wirst Du auch bei jeder U-Untersuchung danach gefragt, ob Dein Kind gut hören kann.

Wie erkenne ich, ob mein Kind einen Paukenerguss hat?

Damit Du einen Paukenerguss rechtzeitig erkennst, achte auf folgende Verhaltensweisen und Paukenerguss-Symptome bei Deinem Baby oder Kleinkind:

  • Ziehen am Ohr, häufiges Anfassen der Ohren
  • fehlende Reaktion bei Ansprache, wenn die Hörquelle nicht sichtbar ist
  • ungewöhnlich wildes, aggressives Verhalten
  • Gleichgewichtsverlust, Stolpern
  • Flüssigkeit tritt aus dem Ohr aus

Wie lange dauert ein Paukenerguss bei Kindern?

Ein Paukenerguss bei Kindern verschwindet in 80% der Fälle von selbst wieder und das innerhalb von 4-6 Wochen. Allerdings kann der Zustand auch viele Monate anhalten, sodass irgendwann weitere Maßnahmen zur Behandlung notwendig werden.

Was tun gegen Paukenerguss bei Kindern?

➔ Besuch beim Kinderarzt & HNO

Wenn Du bei Deinem Kind einen Paukenerguss oder eine Beeinträchtigung des Hörvermögens vermutest, solltest Du zeitnah einen Termin beim Kinderarzt wahrnehmen, der Euch ggf. an einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt überweist. Dieser wird zunächst mit einem Ohrenspiegel optisch überprüfen, ob sich Flüssigkeit hinter dem Trommelfell befindet. Auch eine Impedanzmessung im Ohr wird durchgeführt. Dadurch lässt sich bestimmen, ob das Trommelfell frei schwingen kann, oder ob es durch Flüssigkeitsansammlungen gebremst wird.

➔ Medikamente und Hausmittel

Die Paukenerguss-Behandlung hängt dann von der Schwere der Symptome und der Dauer des Zustands ab. In den meisten Fällen kann ein Paukenerguss von selbst abklingen, insbesondere wenn er nach einer Erkältung oder einer anderen Infektion auftritt. Dazu wird der Kinderarzt bzw. HNO (Hals-Nasen-Ohren-Arzt) vermutlich auch zunächst raten, denn chirurgische Behandlungen bergen immer auch Risiken.

Zur Unterstützung können abschwellende bzw. schleimlösende Medikamente verschrieben werden. In unserem Fall waren das ACC Kindersaft und Nasivin Nasentropfen. Manche Ärzte verschreiben auch Antibiotika, damit der zugrunde liegende Infekt schneller abheilt. Gegen die Ansammlung von Flüssigkeit im Ohr kann das allerdings nicht helfen, denn Antibiotika wirken nur gegen Bakterien.

Wenn Dein Kind dazu bereit ist, können auch Nasenspülungen oder Inhalationen als Hausmittel helfen. Du kannst Dein Kind auch anleiten, verstärkt Kau- und Schluckbewegungen zu machen, vielleicht in Verbindung mit einem lustigen Spiel. Helfen können auch spezielle Luftballons, die mit einem Nasenloch aufgeblasen werden sollen. Für die meisten Kleinkinder ist das noch zu schwierig, aber einen Versuch kann es wert sein. Diesen Ballon solltest Du allerdings nur anwenden, wenn die zugrundeliegende Infektion schon abgeklungen ist.

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Du fragst Dich, ob Dein Kind mit Paukenerguss ins Schwimmbad oder in die Badewanne darf? Zum Glück ja: Mit Paukenergüssen darf Dein Kind baden, duschen oder ins Schwimmbad – vorausgesetzt, es liegt keine Infektion wie eine Mittelohrentzündung (mehr) vor.

Darf mein Kind mit Paukenerguss in den Kindergarten?

Ja – solange es keine Schmerzen hat und der Infekt abgeklungen ist, darf Dein Kind in die Kita oder in den Kindergarten gehen. Denn Paukenergüsse sind keine Krankheit im engeren Sinne, sind also nicht ansteckend und belasten das Immunsystem nicht.

Wann wird eine OP bei Paukenergüssen notwendig?

Wenn die Problematik ständig wiederkehrt oder nicht von selbst verschwindet, wird der Kinderarzt oder HNO zunächst eine Überweisung zur Pädiatrischen HNO (Hals-Nasen-Ohren Arzt für Kinder) ausstellen. Mit diesem entscheidet Ihr dann über das weitere Vorgehen.

Bei chronischem Paukenerguss kann der HNO unter einer örtlichen Betäubung einen einfachen Schnitt ins Trommelfell (Parazentese) ritzen, durch den das Wasser hinterm Trommelfell abgesaugt werden kann. Dieser Schnitt heilt in aller Regel von selbst wieder gut zusammen.

Häufig werden gleichzeitig auch sogenannte Paukenröhrchen (Paukendrainage) eingesetzt, sodass bei wiederholten Paukenergüssen die Flüssigkeit von nun an abfließen kann. Eine solche OP findet oft unter Vollnarkose statt und ist damit nicht komplett frei von Risiken. Auch Infektionen im Mittelohr oder Vernarbungen am Trommelfell können die Folge sein. Spätestens 1 Jahr nach der OP stößt der Körper die winzigen Kunststoffröhrchen von selbst wieder ab und sie fallen aus dem Ohr. Das Trommelfell verschließt sich wieder.

In einigen Fällen macht auch eine Entfernung der Polypen (Rachenmandeln) Sinn, denn diese schwellen häufig an und drücken so die Ohrtrompete, also die Verbindung zwischen Rachen und Mittelohr ab. So kann die Flüssigkeit wieder ablaufen bzw. das Mittelohr belüftet werden.

Von Eltern, die so eine Paukenerguss-OP bei ihrem Kind haben durchführen lassen, habe ich in den meisten Fällen sehr positive Ergebnisse gehört. Alle Probleme waren verschwunden und die Kinder konnten sich wieder gut entwickeln. Amerikanische Forscher dagegen haben nach einer Studie Zweifel angemeldet, dass Paukenröhrchen tatsächlich langfristig von Nutzen sind. Solange also keine erkennbare Entwicklungsverzögerung oder soziale Probleme durch das verminderte Hörvermögen auftreten, spricht auf keine Fall etwas dagegen, in Absprache mit dem Kinderarzt noch abzuwarten.

Was hat Deinem Kind beim Paukenerguss geholfen? Wir sind gespannt auf Deinen Kommentar!

Quellen

  • Universitätsspital Zürich: „Paukenerguss“. URL: https://www.usz.ch/krankheit/paukenerguss/ (zuletzt aufgerufen am 23.11.23)
  • Mayo Clinic: „Ear infection (middle ear)“. URL: https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/ear-infections/symptoms-causes/syc-20351616 (zuletzt aufgerufen am 23.11.23)
  • Texas Children’s Hospital: „Fluid in the Ear (Middle Ear Effusion)“. URL: https://www.texaschildrens.org/departments/ear-nose-and-throat-otolaryngology/conditions-we-treat/fluid-ear-middle-ear-effusion (zuletzt aufgerufen am 23.11.23)
  • Schumacher, B.: „Nasenballon hilft beim Paukenerguss. HNO Nachrichten 45, 16 (2015).“ URL: https://doi.org/10.1007/s00060-015-0401-6 (zuletzt aufgerufen am 23.11.23)
  • Oberhofer, E.: „Was bringen Paukenröhrchen tatsächlich?“ HNO Nachrichten 47, 19 (2017). URL: https://doi.org/10.1007/s00060-017-5518-3 (zuletzt aufgerufen am 23.11.23)

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