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Was Mann im Kreißsaal (nicht) braucht: 5 praktische Tipps für Papas


Während die werdende Mama in der Schwangerschaft relativ viele Möglichkeiten zum Austausch und zur Aufklärung über bestimmte Gegebenheiten hat, steht der Papa in spe manchmal ratlos mit relativ profanen Fragen da und weiß vielleicht gar nicht so recht, an wen er sich wenden kann.

Deshalb möchte ich heute 5 Praxistipps für den werdenden Papa geben, mit denen die Zeit im Kreißsaal für Euch alle angenehmer wird.

1. Kliniktasche für den Mann packen?

Ich würde jetzt nicht so weit gehen, Dir zu empfehlen, eine eigene separate Tasche zu packen. Es sei denn, ihr habt ein Familienzimmer in der Klinik.

Ein paar Dinge mitzunehmen, kann allerdings durchaus nützlich sein.

Ein Kreißsaal ist kein steriler Bereich, anders als in Hollywood wirst Du nicht komplett vermummt und im OP-Hemd Euer Baby begrüßen, sondern in ganz normaler Alltagskleidung. Trotzdem solltest Du auf ein paar Dinge achten:

  • Trage im Kreißsaal Hausschuhe oder Schuhe, die Du schnell an- und ausziehen kannst, damit Du auch mal schnell zu Deiner Frau aufs Bett kannst, um sie zu halten oder zu stützen.
  • Kleide Dich im Zwiebellook, da es im Kreißsaal extrem warm sein kann, um es für das Neugeborene angenehmer zu machen.
  • Ziehe ein Hemd mit Knöpfen an, damit das Baby zu Dir auf die nackte Brust gelegt werden kann, falls das z.B. nach einem Kaiserschnitt bei der Mama nicht gleich möglich ist. Natürlich darfst Du Dein Oberteil aber auch gern einfach ausziehen.
  • Nimm Ersatzkleidung mit, gerade ein Oberteil bekommt vielleicht doch mal etwas ab.

2. Eigene Bedürfnisse wahrnehmen

In meinen Geburtsvorbereitungskursen schildert fast immer mindestens ein Mann mit verlegenem Lächeln die Sorge, ob er bei der Geburt eventuell umkippen könnte.

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In meiner ganzen Zeit als Hebamme im Kreißsaal habe ich das genau zwei Mal erlebt, beide Male deutlich NACH der Geburt des Babys. Der Grund für einen Kreislaufkollaps ist meist nicht die Geburt an sich, sondern die Tatsache, dass man vor lauter Geburt die eigenen Ressourcen nicht so ganz richtig einschätzen kann. So machen natürlich auch dem werdenden Papa Schlafmangel, Unterzucker und Hitze im Kreißsaal zu schaffen.

Also achte am Besten darauf, dass Du…

  • angenehme, leichte Kleidung trägst
  • regelmäßig trinkst
  • auch mal eine Kleinigkeit isst, um den Blutzucker konstant zu halten
  • kurze Pausen zum Luft schnappen nimmst, wenn Du merkst, dass es Dir zu viel wird

Auch wenn manche Dinge vielleicht komisch klingen, es findet keiner was dabei, wenn Du neben Deiner wehenden Frau eine Kleinigkeit isst oder Dir auch mal einen Kaffee holst. Ganz im Gegenteil: Jeder, der schon einmal eine Geburt begleitet hat, weiß, wie wichtig es ist, dass die Begleitperson gut auf sich achtet, damit sie eine wirkliche Unterstützung sein kann.

3. Körperpflege nicht übertreiben

Die Formulierung ist ein wenig seltsam, deshalb möchte ich kurz genauer erklären, was ich damit meine.

Frauen mit Wehen sind im Ausnahmezustand, und da reagiert man manchmal anders als ursprünglich gedacht. Das heißt, es kann sein, dass ihr plötzlich von Deinem Lieblingsaftershave, das Du ganz besonders großzügig aufgtetragen hast, weil keine Zeit zum Duschen war, total schlecht wird. Oder dass Dein Haargel ihr plötzlich zu intensiv riecht und sie das gar nicht haben kann. Aus diesem Grunde solltest Du es gerade mit Duftwässerchen oder Körperpflegemitteln, die einen etwas stärkeren Geruch haben, nicht übertreiben.

Tipp: Wahrscheinlich hat sich Deine Frau schon ein parfumfreies Deo zugelegt, um Stillproblemen vorzubeugen und das Baby nicht zu irritieren. Vielleicht wäre das auch etwas für Dich — zumindest für die ersten Tage nach der Geburt?

Falls Du Schmuck trägst, verzichte im Kreißsaal lieber darauf: Frauen unter Wehen haben nämlich einen ausgeprägten Greif- und Klammerreflex, den sie vor allem in der Wehe, nicht steuern können. Sollte Deine Frau in dem Moment also Deine Kette oder auch die Hand mit dem Ehering erwischen, kann das unangenehm werden. Schmuck, der für Euch nicht unbedingt von Bedeutung ist, würde ich lieber ablegen. Ketten am Besten in den Ausschnitt stecken und den Ehering vielleicht an die Hand stecken, die Du ihr nicht in jeder Wehe reichst, um sich festzuhalten.

4. An Deine Gesundheit denken

Tatsächlich habe ich einmal im Kreißsaal mitbekommen, wie ein Mann neben seiner gebärenden Frau einen epileptischen Amfall bekommen hat, weil er schlichtweg vergessen hatte, seine Medikamente zu nehmen. Ich hatte auch schon einmal ein Paar, bei dem es nach der Geburt hieß: „Mama und Kind wohlauf, Papa mit Bandscheibenvorfall in der Orthopädie….“

Natürlich steht Deine Frau und das Baby im Kreißsaal an erster Stelle. Trotzdem ist es auch wichtig, dass Du auf Dich acht gibst, denn es hilft Deiner Frau nicht, wenn Du nach der Geburt drei Wochen nicht einsatzfähig bist oder der Notarzt Dich aus dem Kreißsaal schaffen und auf eine andere Station verlegen muss.

Wenn Du also chronische Erkrankungen hast, die eine Medikamenteneinnahme nötig machen oder körperliche Einschränkungen, kann das sehr gerne auch im Vorfeld kommuniziert werden. An Deine eigenen Medikamente musst Du allerdings selbst denken, da die meisten im Kreißsaal gar nicht zur Verfügung stehen und das Geburtshilfe- Team beispielsweise Herzmedikamente o.ä. bei Begleitpersonen nicht so einfach geben darf.

5. Handy und Kamera dosiert einsetzen

In vielen Kliniken sind Handys inzwischen in den allermeisten Bereichen nutzbar, auf Intensivsationen oder im Kreißsaal darfst Du sie allerdings häufig nicht überall benutzen.

Nach der Geburt ist es ganz bestimmt kein Problem, wenn Du ein paar Bilder von Eurem Baby machst und für manche Frauen ist tatsächlich auch das Filmen und Fotografieren unter der Geburt ok. Vielleicht sprecht Ihr im Vorfeld mal darüber, wie Ihr es handhaben wollt.

Ich muss sagen, ich finde es auch völlig legitim, wenn es von den ersten Lebensminuten Eures Kindes kein Bild gibt, da ich mir oft denke, dass es auch ein Privileg von Euch als Eltern sein sollte, Euer Baby so ganz frisch geboren zu sehen. Und zwar wirklich zu sehen und nicht durch die Linse der Kamera. Aber das muss grundsätzlich jeder für sich entscheiden. Wenn Ihr im größeren Stil Filmen oder Fotografieren wollt im Kreißsaal, macht es sicherlich Sinn, das im Vorfeld mit der Hebamme zu besprechen. Ein paar Schnappschüsse und Aufnahmen für Euch als Erinnerung sind aber ganz sicher für niemanden ein Problem.

Vielleicht konnte ich die ein oder andere Unsicherheit heute ein wenig nehmen. Andernfalls darfst auch gerne Du als Mann Dich mit Fragen an Eure Hebamme wenden. Genauso wenig wie es bei der künftigen Mama „blöde“ Fragen gibt, gibt es die bei Dir!

Papa bei der Geburt im Kreißsaal - was braucht der Mann in der Klinik? Fünf Tipps von der Hebamme #papa #geburt #vater #tipps

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