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Wehensturm: Die pausenlose Geburt


Vor der Geburt meines ersten Kindes hat mich der Geburtsvorbereitungskurs sehr beruhigt. Uns wurde beigebracht, dass wir uns nicht von Wehe zu Wehe, sondern von Pause zu Pause voranarbeiten sollten. Auf die Pausen konzentrieren also. Hätte ich gewusst, was wenige Wochen später auf mich zukommt, hätte ich vermutlich laut und hysterisch über diesen Ratschlag gelacht. Meine erste Geburt war eine Geburt ohne Wehenpausen – ich hatte einen Wehensturm. Du hast, genau wie ich damals, noch nie von einem Wehensturm gehört? Oder Du fragst Dich, ob Du bei Deiner Geburt einen Wehensturm hattest? Dann kann dieser Artikel Licht ins Dunkel bringen – und Dir von meinen eigenen Erfahrungen aus zwei Geburten berichten.

Was ist ein Wehensturm?

Von einem Wehensturm spricht man, wenn eine Frau übermäßig starke (> 80-90 mm Hg) oder übermäßig häufige (mind. 5 pro 10 min) Wehen bekommt. In der Fachsprache heißt das „hyperaktive Wehentätigkeit“. So ein Wehensturm ist sehr schmerzhaft, anstrengend und psychisch herausfordernd. Und er kann auch zum gesundheitlichen Risiko für Mutter und Kind werden.

Bei einem anhaltenden Wehensturm kann eine Uterusruptur, also ein Reißen der Gebärmutter, auftreten. Für das Baby kann sich der andauernde Druck in unregelmäßigen Herzaktivitäten bemerkbar machen und im schlimmsten Fall sogar zu einem Sauerstoffmangel führen. Deshalb wird ein Wehensturm im Krankenhaus meist mit Medikamenten (Tokolytikum) behandelt, wenn er sich nicht zeitnah von selbst wieder legt.

Wie fühlen sich Wehen an? Hebamme Christina wagt einen Erklärungsversuch.

Wehensturm: Symptome und Ursachen

Dass der Wehenschmerz möglicherweise stärker und schmerzhafter ist, als Du es Dir vorstellen konntest, ist normal. Doch wenn die Wehen überhaupt nicht auszuhalten sind, Dein Körper vor Anstrengung zittert und Du Dich völlig überrollt fühlst, solltest Du das bei der begleitenden Hebamme ansprechen. Auch, wenn die Wehen scheinbar ohne Pause kommen, also sich die nächste bereits aufbaut, während die letzte Wehe abflacht, ist es wahrscheinlich, dass Du einen Wehensturm hast. Nicht immer haben die Hebammen im Krankenhaus genug Zeit, um das zu bemerken. Das ist mir zum Beispiel passiert – der Wehensturm wurde erst nach Stunden festgestellt. Du solltest Dich also nicht scheuen, auszusprechen, wenn Dir etwas ungewöhnlich vorkommt. Mach lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig auf Dich aufmerksam.

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Auf folgende Symptombeschreibungen achten Mediziner, um einen Wehensturm festzustellen:

  • ungewöhnlich häufige Wehen (häufiger als alle 2 Minuten)
  • Wehen ohne Pause
  • Wehenschmerz auch in der Wehenpause
  • ungewöhnlich starke Wehen
  • Geburtswehen mit Todesangst
  • starker Druck auf den Muttermund
  • Druckempfindlichkeit auf den Muttermund
  • Uterus ist hart und unbeweglich

Ärzte und Hebammen können per Abtasten und CTG feststellen, ob es sich um einen Wehensturm handelt und entscheiden dann, ob und wie sie handeln müssen.

Eine Geburt mit Wehensturm hat nicht selten ein Geburtstrauma zur Folge. Denn dieses Gefühl von übermäßigem Schmerz und Hilflosigkeit ist nur schwer zu verarbeiten. Zusätzlich enden viele Geburten, in denen ein Wehensturm auftritt, mit viel Intervention und Stress für Mutter und Kind. Wenn Du also eine traumatische Geburt mit Wehensturm hattest, solltest Du unbedingt mit einem Psychologen darüber sprechen.

Ursachen für einen Wehensturm

Wenn Du Dich fragst, warum so ein Wehensturm passiert: Es gibt einige Faktoren, die ihn auslösen können, zum Beispiel:

  • Geburtseinleitung mit Medikamenten oder Wehencocktail
  • Oxytocin-Gabe während der Geburt („Wehentropf“)
  • übermäßig viel Fruchtwasser (Polyhydramnion)
  • sehr schweres Baby
  • Lageanomalien beim Baby
  • ungünstige Position des Kopfes im Becken, z.B. Sterngucker
  • mechanische Eröffnung der Fruchtblase (Amniotomie) zur Beschleunigung der Geburt
  • zu langsame Öffnung des Muttermundes
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • plötzlicher und schwallartiger Abgang des Fruchtwassers

Wenn man sich diese Liste der Ursachen ansieht, wird eines klar: Vorbeugen oder verhindern kann man einen Wehensturm in den seltensten Fällen. Allerdings kann man die übermäßige Wehentätigkeit unter Umständen selbst in den Griff bekommen. Dabei helfen können Wärme, Entspannung, Atemübungen, Hypnobirthing oder die Knie-Ellenbogen-Lage.

Geburtsbericht: Wehensturm bei erster Geburt

So viel zur Theorie. Manchmal ist es hilfreich, einen Erfahrungsbericht von anderen Müttern zu lesen, die einen Wehensturm hatten. Oder sogar zwei, so wie ich.

Geburt mit Wehensturm und Interventionen im Krankenhaus

Die Geburt meines ersten Sohnes vor mehr als 6 Jahren war alles andere als schön. Ich war keine 10 Minuten am Krankenhaus-CTG, als meine Fruchtblase platzte und eine ungeheure Menge an Fruchtwasser abging. Während der Schwangerschaft war meine Fruchtwassermenge stets am oberen Ende des Normbereichs gelegen, auch wenn sie noch als normal galt. Was ich damals nicht wusste: Schnell und schwallartig austretendes Fruchtwasser regt die Wehentätigkeit an. Bei mir in einer Weise, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Schon wenige Minuten später zitterte ich vor Schmerzen, konnte kaum sprechen oder mich bewegen und die Hebamme verordnete mir schließlich ein warmes Bad zur Entspannung.

Mit mir waren in dieser Nacht 5 weitere Frauen zur Entbindung im Krankenhaus. Die Hebamme war darum ordentlich gefordert und überprüfte nur hin und wieder, dass ich weiterhin muttermundswirksame Wehen hatte. Die hatte ich, und wie! Ohne eine Pause wurde ich erbarmungslos von einer Wehe in die Nächste geschoben. Ich konnte mich kaum bewegen vor Schmerz, nicht wirklich sprechen und die Augen nicht öffnen. Das einzige, worauf ich mich konzentrieren konnte war, diesen Dauerschmerz irgendwie auszuhalten. Dass das ein Wehensturm war, dass es überhaupt so etwas wie einen Wehensturm gab, wusste ich damals nicht. Ich hätte auch nicht nachdenken können, ob das in Ordnung war. In meinem Kopf gab es nichts außer diesen Schmerz.

Wehen ohne Pause

Irgendwann, ich weiß nicht, wie lange ich in dieser Wanne gelegen hatte, stellte die Hebamme die entscheidende Frage:

„Haben Sie eigentlich noch Pausen zwischen den Wehen?“

Ich konnte nur ein kurzes „Nein, von Anfang an nicht,“ herausbringen und plötzlich wurde die Hebamme aktiv. Ich müsse sofort aus der Wanne heraus. Selbst hatte ich nicht die Kraft, aufzustehen. All meine Kraft brauchte ich, um durchzuhalten. Auszuhalten. Mein Mann und die Hebamme zerrten mich irgendwie da heraus und brachten mich in den Kreißsaal. Dort bekam ich Wehenhemmer. Insgesamt drei Dosen brauchte ich, bis ich zum ersten Mal so etwas wie eine Pause verspürte. Zu diesem Zeitpunkt hatte mein Uterus über mehrere Stunden einen wahnsinnigen Kraftakt vollbracht, war quasi dauerhaft unter Anspannung gewesen.

Dass das für mein Kind gefährlich sein kann, wusste ich zum Glück nicht. Eine Auswirkung, die ich aber sehr bald am eigenen Leib zu spüren bekam: Die Gebärmutter ist ein Muskel und natürlicherweise irgendwann erschöpft, wenn er dauerhaft angespannt wird. In Folge ließen also die Wehen so stark nach, dass ich Oxytocin bekam – ein Wehentropf wurde angehängt. Der Wehensturm hatte jetzt nachgelassen, dafür spürte ich von den Geburtswehen nicht mehr allzu viel. Ich war einfach nur erschöpft und ließ den Rest über mich ergehen.

Wehensturm endete im Geburtstrauma

Die Geburt endete darin, dass ich mein Baby mit purem Willen unter Androhung eines Dammschnittes herauspresste, während die Ärztin unten mit der Saugglocke zog und die Hebamme oben auf meinen Bauch drückte. Mein Baby wurde gesund geboren – bei mir hinterließ die Geburt Narben. Nicht nur die körperlichen Auswirkungen spüre ich bis heute, auch mit den seelischen hatte ich zu kämpfen. Erst die Geburt meines zweiten Sohnes, den ich 4 Jahre später zuhause zur Welt brachte, konnte das Geschehene wirklich heilen.

Hausgeburt mit Wehensturm ohne Interventionen

Ich hatte oft gehört, dass Frauen, die beim ersten Kind einen Wehensturm erleiden, auch bei den weiteren Geburten mit hoher Wahrscheinlichkeit übermäßige Wehen entwickeln würden. Doch ich hatte in der Zwischenzeit viel gelesen und aufgearbeitet. Ich wusste nicht nur viel mehr über die Vorgänge bei der Geburt und wie ein Wehensturm entsteht. Auch hatte ich viel mehr Vertrauen zu meinem Körper, meiner Gebärfähigkeit und meinem Baby. Und so entschied mich, mein Baby zuhause zur Welt zu bringen.

Bei der zweiten Geburt war ich tatsächlich in der Lage, den Wehensturm selbst in den Griff zu bekommen. Auch diesmal hatte ich sehr viel Fruchtwasser, das zu Beginn der Geburt schwallartig abging. Wieder überrollte mich der Schmerz innerhalb weniger Minuten, sodass ich mich kaum bewegen, sprechen oder denken konnte. Wäre ich im Krankenhaus gewesen, hätte ich sicherlich längst einer Medikamentengabe zugestimmt. Aber während die Hausgeburtshebamme unterwegs war, war ich auf mich allein gestellt. Ich war „gezwungen“, mich selbst damit auseinander zu setzen. Ohne Medikamente oder Interventionen konnte ich mich nur auf meinen Körper konzentrieren. Als die Hebamme bei uns zuhause ankam, war das Schlimmste bereits vorüber und sie begleitete mich in einer fast normalen (immer noch sehr heftigen) Austreibungsphase. Auch mein zweites Baby wurde gesund geboren. Ohne Narben.

Hast Du selbst Erfahrungen mit einem Wehensturm gemacht? Wir sind gespannt auf Deinen Kommentar!

Unsere Texte zu Gesundheitsthemen ersetzen keinesfalls den Arztbesuch.
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4 Kommentare zu “Wehensturm: Die pausenlose Geburt

  1. Meine Kind ist fünfeinhalb. Die Geburt begann an einem Mittwoch um 19Uhr und endete am Freitag gegen 3Uhr. Stundenlang gefühlt pausenlose Wehen. Die Hebamme im Geburtshaus, die die meiste Zeit abwesend war, meinte auf Nachfrage, ob das normal sei, ob ich denn gedacht hätte, dass würde ein Spaziergang werden. Die Schmerzen sind das eine. Die Angst (und ich schäme mich immernoch so sehr dafür, dass ich bewusst nicht Todesangst schreibe) das andere. Ich bin aktuell in der 22. Woche mit meinem zweiten Kind schwanger und ich bereite mich mit einer anderen Hebamme auf die Geburt zu Hause vor. An manchen Tagen überrennen mich die Gefühle, wenn ich mit den Erlebnissen und Erfahrungen der ersten Geburt an die zweite denke.

    Danke für Deinen Artikel, der sich wie ein Puzzleteil in mein Verstehen einfügt.

  2. Vor 4 1/2 Monaten kam unser Sohn gesund zur Welt.

    Und so wie viele hatte ich vorher (glücklicherweise) noch nichts von einem Wehensturm gehört. Ich habe mich immer wieder nur gefragt, wann denn die hoch angepriesenen Wehenpausen einaetzen, denn eine Wehe jagte unverzüglich die Nächste. Auf meinem CTG konnte man nichts von eine Wehensturm erkennen. Scheinbar wurde es falsch angelegt, denn es hat von Beginn an keine einzelne Wehe aufgezeichnet. So konnte also auch die Hebamme( welche aus den Niederlanden kam und wir so unsere Kommunikationsschwierigkeiten hatten) den Wehensturm nicht erkennen. Nach 11 Stunden war ich erschöpft, nach ausschöpfen aller Möglichkeiten, bat ich um eine PDA. Diese wurde auch gesetzt. Ich erinnere mich immer noch, dass ich Größe Angst davor hatte, dass durch mein Zittern der Anästhesist nicht richtig trifft und mich an Rückenmark verletzt. Immer wieder würde ich durch den Anästhesisten und den Hebammen ermahnt still zu halten, doch ich konnte dieses Zittern nicht unterbinden. Ich versucht immer wieder zu erklären, dass ich keine Wehenpausen habe. Doch scheinbar hat mich keiner ernst genommen oder aber verstanden, denn auf den CTG sieht es ja anders aus. Letztendlich bekam ich eine Dosis Wehenhemmer, diese half exakt für 30 Sekunden. In dieser Zeit wurde mein Lendenwirbelbereich desinfiziert und weiter vorbereitet. Als es losgehen sollte, war die Wirkung des Wehenhemmers schon längst wieder vorbei und ich weiß bis heute nicht, wie ich es am Ende unter ständigen Wehen geschafft habe, still zu halten. Wahrscheinlich hat die Angst vor einer möglichen Querschnittslähmung gesiegt.

    Hätte ich jedoch vorher gewusst, wie gefährlich so ein Wehensturm sein kann, wäre ich vermutlich schon bei den ersten Wehen in Angst verfallen. Daher wie zu Beginn geschrieben, war ich froh, dass ich es vorher nicht wusste.

    1. Hallo 🙋🏻‍♀️

      Ich habe vor 2 Jahren mein 3. Kind zur Welt gebracht.
      Wurde mit Tabletten 3 Tage eingeleitet und nichts geschah. Paar Wehen waren zu spüren die hörten aber immer wieder mal auf. Ich bekam dann einen Wehentropf um das ganze mal anzukurbeln. Dieser war aber auf minimal gestellt.
      Irgendwann war mein Kleiner so unter Stress dass Ärztin und Hebamme sich abgesprochen haben und sich für die letzte Option vor den Kaiserschnitt entschieden haben. Die letzte Option war das öffnen der Fruchtblase. Gesagt getan und schon ein paar Sekunden nach dem öffnen tritt schon die erste Wehe ein. Ich ging zur Toilette nochmal Pipi machen und plötzlich fing es an. Wenn ich es beschreiben müsste auf einer Skala würde ich sagen von 0 auf 1000. Ich rannte von der Toilette auf das Bett und konnte mich dort nicht mehr bewegen. Mein Körper fing an zu zittern. Ich war aufeinmal so doll am schwitzen dass mir fast die Infusion auf der Hand gerutscht ist weil das Pflaster sich gelöst hat. Ich kann mich nurnoch erinnern wie ich geschrien habe „wie langeeee noch????“ die Hebamme sagte mir (auf lieber Art und Weise) „wir wissen es nicht“ und setzte mir einen Wehenhemmer der nichts brachte. Nach dem Satz „wir wissen es nicht“ war für mich aus. Es fühlte sich so an als würde meine Seele meinen Körper entgültig verlassen. In meinen Gedanken war kein Platz mehr für die bitte nach Schmerzmitteln da ich wusste ich überlebe es nicht bis ein Arzt mir diese verabreicht. Ich fiel in einen Schockzustand und war nicht mehr ansprechbar. Ich spürte dennoch wie mein Körper weiter zitterte und kalt schwitzte. Meine Umgebung hab ich aber nicht mehr wahrgenommen und ich bereitete mich auf das verlassen dieser Erde vor. Plötzlich die erlösenden Presswehen. Davon hatte ich 3 und mein Sohn war da. Der ganze Prozess hat Gott sei Dank nur 25 min gedauert aber es war die Hölle auf Erden.

      Nun bin ich ungeplant schwanger mit dem 4. Kind und erst jetzt merke ich wie sehr diese Geburt mich traumatisiert hat. Allein bei
      Gedanken einer erneuten Geburt fang ich an zu schwitzen und seit 1-2 Wochen schlafe ich nicht mehr durch (bin in der 27. ssw) 😭

  3. Meine Tochter kam vor 5 Monaten auf die Welt. Glücklicherweise wusste ich davor und währenddessen auch nicht, dass es so etwas wie einen Wehensturm gibt und dieser gefährlich werden kann. Ich habe insgesamt 4x einen Wehenhemmer bekommen, da mir die Kraft einfach ausging. Der Hemmer wirkte jeweils maximal zwei Minuten in denen ich wieder ein bisschen zu mir kommen konnte. Als traumatisch habe ich es glücklicherweise nicht empfunden, da meine Hebammen kleine Engel waren, mich sehr gut unterstützt haben und ich es geschafft habe, meinen Verstand abzuschalten. Sicherlich hatte mein Nicht- Wissen auch etwas damit zutun. Innerhalb von 6 Stunden hatte ich meine kleine Maus in den Armen- weitere Geschwisterchen dürfen mir aber sehr gerne ein paar Pausen einräumen.
    Ich wünsche allen Mamas nur das Beste und eine Traum- Geburt!

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