Können wir unsere Hebammen noch retten?


    Seit vielen Monaten  geistert dieses Thema auf allen Kanälen durch die Medien und allmählich steuern wir auf eine riesige Katastrophe zu. Hebammen sind gesetzlich verpflichtet sich zu versichern, allerdings schnellten die Haftpflichtprämien so drastisch in die Höhe (am 1.7.2015 steht eine weitere Erhöhung bevor), dass viele Hebammen nicht mehr in der Lage waren diese Kosten zu tragen und ihren Job an den Nagel hingen. Gehen im Juli weitere Hebammen sind flächendeckend keine sicheren und selbstbestimmten Geburten mehr gewährleistet. Das wiederrum sorgt langfristig für einen Geburtenrückgang – wer will sein Kind schon allein zu Hause oder auf halbem Weg in die Klinik auf der Rücksitzbank im Auto bekommen? Für alle, die den Überblick verloren haben, hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte zum aktuellen Haftpflichtversicherungsproblem:

    Wen betrifft es?

    • Hausgeburtshebammen
    • Geburtshaushebammen
    • Beleg-Hebammen (arbeiten auch in Kliniken)
    • Hebammen in der häuslichen Vor- und Nachsorge

    Was ist das Problem? 

    „Die Haftpflichtprämien, die die Versicherungen aufrufen, steigen ins Unermessliche, denn:

    • Die Schadensfälle (Kinder, die auf Grund von Geburtsschäden mit Behinderungen zur Welt kommen) bleiben zwar gleich (niedrig), aber die Kosten für die Versorgung, die immer besser und damit auch teurer wird, steigen.
    • Hebammen sind bis zu 20 Jahre rückwirkend auf Schadensersatz verklagbar. Daher sind Schadens-Summen schwer kalkulierbar. Wird eine heute ausgehandelte Summe im Jahr 2035 noch ausreichen, um die Kosten zu decken? Das fragen sich die Versicherer und kalkulieren, in gewisser Weise nachvollziehbar, großzügig“ (siehe auch „Hebammenkatastrophe“).

    Die Krankenkassen sind nicht gewillt die Beiträge zu halten bzw. wieder zu senken. Aber auch seitens der Politik und Wirtschaft wurden bislang trotz vieler Gespräche und Verhandlungen keine zufriedenstellenden Lösungen gefunden.

    Die Entwicklung der Haftpflichtprämien

    Hier eine keine Übersicht der ansteigenden Kosten für die Hebammen pro Jahr: 1981 – 30,68 Euro 1992 – 178,95 Euro 2003 – 1352,56 Euro 2009 – 2370,48 Euro 2010 – 3689 Euro oder 4611,25 Euro (ohne bzw. mit Vorschaden) ab Juli 2012 – 4242,45 Euro bzw. 5302,64 Euro (ohne bzw. mit Vorschaden) 2013 – seit Juli Anstieg für die Hebammen des BFHD um 10% auf 4.480 Euro (Quelle: Hebammen für Deutschland: Hintergrundwissen)

    Ab wann wird es so richtig Ernst?

    Viele Hebammen warfen aufgrund der hohen Versicherungskosten bereits das Handtuch, aber wenn es bis zum 01.07.2015 keine Einigung gibt, droht weiteren Hebammen das Aus. Denn an diesem Stichtag steigt die Prämie auf 6.274 Euro im Jahr. (Quelle: Hebammenverband)

    Was können wir Eltern tun?

    Mich persönlich macht diese Entwicklung unfassbar traurig, vor allem weil ich selbst eine selbstbestimmte Hausgeburt erleben durfte und mir wünsche, dass die werdenden Mütter von Morgen ebenfalls frei über ihren Geburtsort und die anwesenden Helfer entscheiden dürfen. Leider brachten die bisherigen Proteste und Unterschriftensammlungen nur Aufmerksamkeit, aber keine praktischen Lösungen. Deswegen müssen wir uns jetzt bündeln und noch lauter werden. Wir müssen Druck erzeugen und zeigen, dass wir uns diese „Ist-uns-egal-Strategie“ nicht gefallen lassen. Denn steter Tropfen höhlt den Stein, auch wenn er noch so klein ist. Aktuell gibt es zwei Wege aktiv zu werden:

    Sale
    1. Werde Mitglied im Verein “Mother Hood – Bundeselterninitiative zum Schutz von Mutter und Kind während Schwangerschaft, Geburt und 1. Lebensjahr” Das ist ein Zusammenschluss von Eltern, die sich bei den Verhandlungen von Krankenkassen, Hebammenverbänden und Politikern aktiv beteiligen. Je mehr Mitglieder, desto besser.
    2. Unterzeichne und teile die aktuelle Onlinepetition von Mother Hood, die sich an die Vorstandsvorsitzende des GKV-SV wendet und damit für Elternrechte kämpft. Auch hier gilt es möglichst viele Teilnehmer zu mobilisieren, damit spürbar wird, dass der Widerstand nicht nachlässt.

    Was können wir Blogger tun?

    Damit die Schwarmintelligenz zum Einsatz kommt, wie es bei Facebook immer so schön heißt, schalten wir Freitag Morgen eine Telefonkonferenz mit Christina Baris und Michaela Skott (Mother Hood), Franzi Karagür (Einfach Klein), Susanne Mierau (Geborgen wachsen), Anja Constance Gaca (Von guten Eltern), Jana Friedrich (Hebammenblog), Nicola Schmidt (Artgerecht Projekt), Nora Imlau und Lena Glodde (Apfelgarten). Mehr Blogger sind herzlich willkommen! Wir erreichen viele Leser, wir haben Einfluss und ich hoffe, dass wir mit guten Ideen, geballter Kraft und vielen Eltern im Rücken den einen oder anderen Stein ins Rollen bringen. Einen letzten Versuch ist es zumindest Wert.

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