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Vorzeitige Plazentaablösung: Wie hoch ist das Risiko wirklich?


Meine erste Schwangerschaft verlief völlig unauffällig. In meiner zweiten aktuellen Schwangerschaft dagegen habe ich seit der 18. Schwangerschaftswoche immer wieder leichtere bis mittelstarke Blutungen, die von einer tiefliegenden Plazenta ausgehen. Ein Schreckgespenst schwirrt da schnell im Raum: Eine vorzeitige Plazentaablösung. Wie wahrscheinlich dieser Fall tatsächlich ist, von welchen Risikofaktoren er beeinflusst wird und ob eine Blutung letztendlich dazu führen kann, habe ich detailliert recherchiert.

Was ist eine vorzeitige Plazentaablösung?

Die Plazenta ist ein Organ, das der weibliche Körper während der Schwangerschaft bildet, um das wachsende Baby über den Blutkreislauf mit allem zu versorgen, was es braucht. Der Fötus ist über die Nabelschnur mit der Plazeta verbunden, der mütterliche Blutkreislauf über ein feines Netz an Blutgefäßen, das die Fruchtblase, Gebärmutterschleimhaut und Eihäute durchdringt.

Die Plazenta wächst mit dem Fötus und wird im Regelfall kurz nach der Geburt vom Körper abgestoßen. Dabei lösen sich die Blutgefäße an der Gebärmutterwand, nicht aber die Nabelschnur. Die Nabelschnur wird meist gesondert von der Plazenta abgetrennt, nachdem sie auspulsiert hat.

Bei einer vorzeitigen Plazentalösung kommt es zu einer teilweisen oder gänzlichen Ablösung der Plazenta von der Gebärmutterwand, noch bevor das Baby geboren ist. Weil das ungeborene Baby auf die Versorgung über die Plazenta angewiesen ist, kann es in diesem Fall zu einer Unterversorgung oder einer akuten Gefährdung Deines Babys kommen. Vor allem bei einer kompletten Plazentaablösung müssen Ärzte schnell handeln. Ein Notkaiserschnitt ist die einzige Chance für das Baby.

Auch für die Mutter kann eine vorzeitige Plazentaablösung gefährlich werden. Denn im Gegensatz zur Geburt wird die Blutung nicht auf natürliche Weise gestoppt und die Mutter kann innerlich verbluten.

Wie wahrscheinlich ist eine Plazentaablösung?

So weit so gut. Diese Möglichkeit einer vorzeitigen Plazentaablösung (Abruptio placentae) kann einer Mutter natürlich große Angst machen, auch ohne Blutungen in der Schwangerschaft. Doch wie wahrscheinlich ist es eigentlich, dass einer Schwangeren so etwas passiert?

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Tatsächlich liegt die Wahrscheinlichkeit einer vorzeitigen Plazentaablösung in der Schwangerschaft bei 0,4 – 1,5 %. Das bedeutet, dass bei maximal einem von 100 Babys eine vorzeitige Plazentaablösung stattfindet. In dieser Statistik erfasst sind aber nicht nur die Fälle, in denen sich die Plazenta plötzlich und vollständig ablöst und ein schnelles Handeln erforderlich machen. Auch die Fälle einer teilweisen Plazentaablösung, bei der die Mediziner viel mehr Zeit haben, zu reagieren, sind dabei erfasst.

Die Häufigkeit einer so starken Plazentaablösung, dass mein Baby in Gefahr ist, liegt bei 0,002% – das kommt also in einem von 50.000 Fällen vor.

Am häufigsten passiert so eine Plazentaablösung statistisch gesehen zwischen der 24. und 26. SSW.

Wie bemerkst Du eine Plazentaablösung?

Eine (teilweise) Plazentaablösung würde der Arzt bei einem Routineultraschall bemerken. Der Gynäkologe würde Dich dann sofort in ein Krankenhaus überweisen.

Du selbst kannst eine vorzeitige Plazentaablösung nicht mit Sicherheit diagnostizieren, denn das (teilweise) Lösen der Plazenta selbst ist nicht mit Schmerzen verbunden. Im schlimmsten Fall bemerkst Du davon gar nichts. Zwar würdest Du wahrscheinlich eine leichte bis mittelstarke Blutung feststellen, das muss aber nicht unbedingt der Fall sein. Natürlich würdest Du innerlich immer bluten, aber nicht immer kommt das Blut vaginal gleich zum Vorschein, es kann sich auch einfach als Hämatom in der Gebärmutter ansammeln.

Eine abrupte, vollständige Plazentaablösung geht häufig auch mit starken Schmerzen, einem sehr harten Uterus und einem allgemeinen Gefühl von Unwohlsein einher.

Risikofaktoren und Ursachen einer Plazentaablösung

Heißt das nun im Umkehrschluss, dass Blutungen das Risiko einer vorzeitigen Plazentaablösung erhöhen? Meine Recherche hat ergeben: Jein.

Grundsätzlich gibt es eine Reihe von Risikofaktoren, die eine Ablösung der Plazenta wahrscheinlicher machen. Dazu zählen:

Blutungen generell geben keinen Hinweis darauf, ob sich die Plazenta ablösen könnte. Blutungen in der Schwangerschaft, auch in der Spätschwangerschaft, können verschiedene Ursachen haben und müssen nicht immer mit der Plazenta zu tun haben. Etwa 30% der Blutungen in der Schwangerschaft werden durch eine Plazentaablösung hervorgerufen.

Blutungen in der Schwangerschaft durch Plazentaablösung

Wenn allerdings so eine Blutung von der Plazenta ausgeht, dann handelt es sich häufig um eine sogenannte Randsinusblutung. So etwas kommt häufig bei einer Plazenta Praevia oder einer tiefsitzenden Plazenta vor. Durch Scherkräfte der Gewebsschichten im unteren Bereich der Gebärmutter reißen Blutgefäße am unteren Rand der Plazenta und eine Blutung entsteht.

Während einer solchen Randsinusblutung empfehlen die Ärzte relative oder totale Bettruhe, bis die Blutung aufgehört hat. Denn bei einer frischen Verletzung kann es wohl tatsächlich passieren, dass eine Art Kettenreaktion entsteht und sich die Plazenta weiter löst. Sobald das Blut gestockt ist und die Heilung der Blutgefäße eingesetzt hat, ist die Situation aber entschärft. Danach, so auch die Auskunft der Ärztin im Krankenhaus, ist das Risiko einer vorzeitigen Plazentaablösung genauso hoch oder niedrig wie vorher auch.

Die Sterblichkeitsrate von Müttern bei einer Plazentaablösung liegt bei 1%. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Baby dabei stirbt, bei 10-70%, je nach Schwangerschaftswoche.

Fazit: Vorzeitige Plazentalösung ist zu Unrecht ein Schreckgespenst

Für mich bedeutet das, dass das Risiko einer vorzeitigen Plazentaablösung tatsächlich sehr gering ist. Denn auf mich trifft keiner der oben genannten Risikofaktoren zu. Bis auf eine tiefsitzende Plazenta verläuft meine Schwangerschaft unauffällig und ich bin körperlich gesund.

Ich muss mich also, solange keine frische Blutung einsetzt, nicht besonders schonen oder gar Bettruhe halten. Mich persönlich hat es sehr beruhigt, mir die verfügbaren Informationen zum Schreckgespenst „vorzeitige Plazentaablösung“ genauer anzusehen.

Quellen:

MSD Manual. Ausgabe für medizinische Fachkreise: Vorzeitige Plazentaablösung

Deximed: Vorzeitige Plazentaablösung.

Unsere Texte zu Gesundheitsthemen ersetzen keinesfalls den Arztbesuch.
Mehr Infos dazu findest Du hier.

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9 Kommentare zu “Vorzeitige Plazentaablösung: Wie hoch ist das Risiko wirklich?

  1. Ich möchte meins auch dazu schreiben habe vor 6 Monaten entbunden in der 39 Ssw bin 34 Jahre alt die ganze Schwangerschaft war ein Traum nie Probleme gehabt keine Diabetes oder anderer Erkrankungen bis meine Gynäkologin gemerkt hatte das das CTG komisch war zuwenig Bewegungen .Darauf ins Krankenhaus Nottkaiserschnitt mit 4 Liter Blut verloren und vorzeitige Plazenta Lösung die man vorher nirgendwo gesehen hatte auch vaginal kein Blut gekommen nichts was darauf hindeuten würde es war eine Überraschung .Ich wurde ins künstliche Koma gelegt erst nach 2,5 Tagen aufgewacht konnte erst mein Baby am 3 Tag auf den Armen halten .Ich bin sehr dankbar den Ärztin die mein Leben und Leben von unseren Sohn gerettet hatten und ich mich an Leben bin .Deswegen es ganz schnell passieren ohne irgendwelchen Ankündigung hätte ich niemals gedacht die Ärzte waren auch schockiert sowas hatten die auch nicht oft .

  2. Ich hatte im April diesen Jahres in der 36. ssw eine vollständige Plazentalösung mit Notsectio. Zum Glück war ich aufgrund eines Blasenrisses schon im Krankenhaus zur Einleitung. Davor verlief meine Schwangerschaft fast komplikationslos und ich habe jeden Tag genossen.
    Ich bin kern gesund, 26 Jahre alt, normalgewichtig (hatte zwar Schwangerschaftsdiabetes, der aber super eingestellt war) und somit gehöre ich dieser Risikogruppe nicht an- Trotzdem war ich eine von „50.000“ und nur die größten Schutzengel haben meine Tochter und mich ohne irgendwelche „Schäden“ daraus geholt. Die Ärzte sowie die ganzen lieben Hebammen und Krankenschwestern kamen alle am nächsten Tag noch in unser Zimmer und haben sich nach uns erkundigt- der Chefarzt meinte, dass es ganz anders hätte ausgehen können wäre ich zuhause gewesen. Die Notsectio wurde innerhalb von 4 Minuten gemacht. Meine Tochter ist kerngesund und ich unfassbar froh, dass wir beide so heil aus dieser schrecklichen Situation kamen.

    1. Auch hier: Vorzeitige, unvorhersehbare, komplette Plazebtaablösung. Meine Tochter kam bei SSW 23+3 mit nur 370 g zur Welt und war über 4 Monate lang auf der Neonatologie.
      Ich war 33, gesund, hatte drei Jahre vorher eine Schwangerschaft und Geburt ohne gynäkologische Komplikationen und erfüllte keine Risikofaktoren.
      Es stimmt natürlich, so etwas ist selten und es nützt nichts, Angst davor zu haben. Statistiken sind aber eben Statistiken und treffen tut es dann doch auch immer wieder Schwangere, die nicht ins Schema passen.

  3. Also ich hatte auch eine Traumschwangerschaft und gar keine Komplikationen bis zu dem einen Tag.. Ich hatte eine Sturzblutung und wurde mit Notarzt ins Krankenhaus eingeliefert. Sofort wurde ein Notkaiserschnitt durchgeführt. Ich bin dem Rettungsdienst so dankbar für die rasche Reaktion! Heute geht es uns beiden gut und dafür bin ich auch dankbar!

  4. >Die Häufigkeit einer so starken
    >Plazentaablösung, dass mein Baby in
    >Gefahr ist, liegt bei 0,002% – das kommt
    >also in einem von 500 Fällen vor.

    0,002 % soll „einem von 500 Fällen“ entsprechen… ??? Nicht etwa „einem von 50.000 Fällen“???

    1. Hallo und vielen herzlichen Dank für Deinen Kommentar! Du hast natürlich völlig Recht, da hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen. Es ist zum Glück nur 1 von 50.000 Fällen. Bitte entschuldige den Fehler, wir verbessern ihn sofort im Beitrag.
      Viele Grüße
      Jennifer vom Babyartikel.de Team

  5. Auch ohne diese Symptome kann eine vorzeitige Plazentalösung auftreten.
    Genau vor 4 Wochen kam meine Tochter per Notkaiserschnitt auf die Welt und wie durch ein Wunder haben wir beide überlebt, denn wir waren nur durch Zufall bzw meinem Bauchgefühl in der Klinik… ich hatte ein ungutes Gefühl da die kleine sich weniger im Bauch bewegte (ssw 38+0)… in der Klinik stellte man eine vorzeitige plazentalösung fest, es blutete bereits nach innen.
    Bitte immer auf euer Bauchgefühl hören!
    Hätten wir gewartet bis zum nächsten Tag wäre unsere kleine nicht mehr da :'( … ich bin zutiefst geschockt und gleichzeitig den Ärzten unendlich dankbar

  6. Auch ohne zur Risikogruppe zu gehören kann es sehr wohl zu dieser Situation kommen:
    Nach jahrelangen Versuchen schwanger zu werden hatte es mit einer Icsi endlich geklappt. Eine Traum Schwangerschaft. Und dann: SS38 wäre ich fast an unbemerkten innerlichen Blutungen gestorben. Mein Kind? Wie durch ein Wunder konnte man es zurück ins Leben holen.
    Ankunft im Krankenhaus „nur“ wegen einem zu harten Bauch und Unwohlsein um 1:30Uhr, Geburt um 1:41Uhr. Als ich alleine im Dunkeln Raum aufgewacht bin mit einem leeren Bauch und einem Sack auf dem Unterleib… mein erster Gedanke war dass sie tot ist und dann bin ich weggetreten.
    Also bitte bitte nimmt euren Mutterinstinkt ernst. Geht lieber einmal zu viel ins Krankenhaus als zu wenig hört auf euer Bauchgefühl

  7. Leider ist man auch ohne das Vorliegen eines Risikofaktors nicht sicher vor einer derartigen Komplikation. Ich habe mein Kind und mein eigenes Leben beinahe verloren und nichts, aber auch rein gar nichts hätte das erahnen lassen. Nur der Zufall und das Glück haben uns beide gerettet – und eine gute (Notfall-) medizinische Versorgung, die ich seither sehr zu schätzen weiß.

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