Die ersten Wochen mit Baby

So hektisch sind die ersten Wochen mit Baby


Ausnahmesituation: Das beschreibt die ersten Wochen mit Baby ziemlich gut. Zwischen Achterbahn der Gefühle, absoluter Euphorie, Babyblues und so manchen Zweifeln und Sorgen ist meist alles dabei.

Krankenhaus-Stress-Syndrom

Wenn der Marathon der Geburt erst einmal geschafft ist, geht es meist voller Euphorie Richtung Wochenstation. Dort verbringen die meisten frisch gebackenen Mütter mit ihrem Neugeborenen die ersten Tage, bevor es nach Hause, zurück in die gewohnte Umgebung geht. Die Erwartungen an die erste Zeit im Krankenhaus sind in der Regel sehr hoch. Zu Recht. Durch den hormonellen Abfall nach der Geburt befinden sich einige Frauen in einer extremen Gefühlsachterbahn, aus der manchmal nur schwer herauszukommen ist.

Gerade jetzt sind eine gute Betreuung und ratsame Worte genau das Richtige. Durch ein Drei-Schicht-System und vielen Hebammen mit unterschiedlichen Meinungen, können Mutter und Kind aber die Leidtragenden werden. Und wissen am Ende gar nicht mehr, was nun für sich selbst und das Baby wohl das Beste ist. Ich nenne es das „Krankenhaus-Stress-Syndrom“, welches meiner Meinung nach völlig unnötig und absolut vermeidbar ist. Und auch sein sollte. Auf Grund eines enormen Personalmangels ist eine optimale Betreuung heutzutage oftmals so oder so nicht gegeben. Daher rate ich „meinen“ Frauen immer wieder: Geht nach Hause!

Die ersten Tage daheim

Mit einer guten Hebammenbetreuung ist man in den eigenen vier Wänden oftmals besser versorgt. Die gewohnte Umgebung sorgt für ein gutes Grundlevel an Sicherheit, wodurch Mutter – und damit auch das Baby – wesentlich entspannter sind. Wenn Deine Entbindung also komplikationslos verlief und Du und das Baby wohlauf seid, spricht absolut nichts dagegen, ambulant oder zumindest nach 24 Stunden heimzugehen.

Wichtig: Bitte vorher unbedingt mit Deiner betreuenden Hebamme darüber sprechen, da ihre Besuchintensität sich dadurch verändern kann. Denn sie muss anfangs zeitnähere Termine bei Dir einplanen, um eine optimale Versorgung zu gewährleisten.

Kein Grund in der Klinik zu bleiben

Immer wieder wird den Frauen dazu geraten, doch wenigstens solange zu bleiben, bis die U2 – zweite kinderäztliche Untersuchung – durchgeführt wurde. Aber auch hier spricht nichts dagegen, frühzeitig nach Hause zu gehen, da man bis zum 10. Lebenstag des Neugeborenen Zeit hat, um diese Untersuchung durchführen zu lassen.

Sale

Auch hier ist wichtig: Im besten Fall hast Du Dich bereits vor Geburt für einen späteren Kinderarzt entschieden. Diesen solltest Du ebenfalls über den Wunsch einer ambulanten Geburt oder frühzeitigen Entlassung informieren. Manche Kinderärzte kommen für die U2 Untersuchung sogar zu Dir nach Hause. So würde Dir der Gang in die Praxis also erspart bleiben und Du hast den gleichen „luxuriösen“ Effekt wie bei einem längeren Krankenhausaufenthalt.

Die ersten Tage im Krankenhaus

Solltest Du Dich dennoch dazu entscheiden, lieber die ersten Tage im Krankenhaus zu bleiben oder gab es Komplikationen, sodass für Dich eine frühzeitige Entlassung gar nicht in Frage kommt, rate ich Dir Folgendes:

  1. Hör auf Dich selber. in der Regel wissen frisch gebackene Mamis sehr gut, was für sie und das Kind letztendlich am Besten ist.
  2. Hebammen und (Kinder-)Krankenschwestern haben ausschließlich eine beratende Funktion! – Sie sind da, um Dir Tipps zu geben und den ein oder anderen Trick zu zeigen. Was und wie ihr die Ratschläge letztendlich aber umsetzt, ist einzig und alleine Deine Entscheidung. Stichwort: „eigene Meinung“ – hinterfrage, was Dir erzählt und geraten wird.
  3. Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“.
  4. Grundsätzlich wird Dein Umfeld meinen, es besser zu wissen. Versuche Dich, davon bloß nicht beirren zu lassen und denke an Punkt 1.

Die ersten Tage Zuhause

Irgendwann kommt aber auch für diejenigen der Zeitpunkt, nach Hause zu gehen, welche zunächst einmal im Krankenhaus geblieben sind. Endlich ist man wieder in der gewohnten Umgebung und kann in seinem eigenen Bett schlafen. Auch muss man sich mit niemandem mehr ein Badezimmer teilen. Es ist egal, wann und wo ein Licht brennt oder wie oft man nachts aufstehen muss. Dadurch, dass man nun keine Rücksicht mehr auf andere Patienten, Schwangere oder frisch gebackene Mamis nehmen muss, sind die meisten Eltern direkt viel entspannter. Da ist nun aber ein kleines, neues Menschenwesen, welches das Zuhause noch nicht kennt. Dadurch ist es eine neue, ungewohnte Situation, auf welche Du Dich zusammen als Mama und Baby, aber auch als gesamte Familie einstellen müsst. Der Alltag muss somit quasi neu gefunden werden.

Das Wochenbett heißt nicht ohne Grund so

Aber noch bevor Du Dir einen neuen Alltag bastelst, kommt das Wochenbett. Diese Zeit beinhaltet nicht ohne Grund das Wort „Bett“. Im Gegensatz zu früher, als die Frauen wirklich über Wochen das Bett gehütet haben, ist diese Vorstellung heutzutage nahezu undenkbar. Vor allem wenn der Nachwuchs bereits ältere Geschwister hat, welche natürlich ihre Mama am liebsten genauso beanspruchen würden wie vor der Geburt. Dennoch und das sage ich ganz bewusst, ist es extrem wichtig, Dir Ruhe zu gönnen. Ganz egal wie gut man den Marathon der Geburt hinter sich gebracht hat und auch egal wie fit man sich wenige Tage später bereits wieder fühlt. Der Körper hat Schwerstarbeit vollbracht und nicht nur durch den durcheinander gewürfelten Hormonhaushalt, dauert es einige Zeit, bis Dein Körper sich wieder voll und ganz erholt hat.

Eine besondere Zeit

Daher ist es wirklich von großer Bedeutung, diese besondere Zeit des Wochenbetts auch als eine solche anzusehen. Denn die Zeit rast und nach einem gefühlten Wimpernschlag hat sich schon so manche Mami gedacht: Wo ist mein Baby? Mein Neugeborenes. Also nutzt diese Wochen besonders intensiv, denn das steht Dir völlig zu und sie vergehen am Ende wirklich wie im Flug. Und ganz egal, was die Schwiegermama, beste Freundin oder gar die Nachbarn sagen werden: Morgens vom Bett auf die Couch und abends wieder von der Couch ins Bett zu wechseln ist wirklich vollkommen okay.

Kennenlernphase

Das Wochenbett ist nicht nur ein Prozess, in dem sich Dein Körper wieder zurückbildet, sondern vor allem auch eine einzigartige Zeit des Kennenlernens. Warum schreit mein Baby? Wann hört sich sein Weinen wie an? Welches Trinkverhalten hat mein Baby? Wie liegt mein Baby am Liebsten? Wie schläft mein Baby am besten? Aber genauso wichtig ist es nun, auch auf Deine eigenen, vielleicht neuen Bedürfnisse zu reagieren. Eine warme, ausgiebige Dusche ohne Dein Baby im Raum oder gar auf dem Arm steht Dir selbstverständlich zu. Nutze also jegliche Unterstützung durch Familie und Freunde. Ich rate meinen Frauen immer, dass jeder, der zu Besuch kommen möchte, um das neue Familienmitglied zu begutachten, etwas mitbringen muss. Kuchen, Suppe, Pizza… die Liste ist da ewig lang! :-)

Entspannte Eltern – entspannte Kinder

Denn die eigene Entspannung spielt eine große Rolle wie entspannt Dein Baby sein wird. Entspannte Eltern bedeuten meistens auch entspannte Kinder. Wenn Ihr unzufrieden mit der Gesamtsituation seid, eben weil Ihr vielleicht in Euren Augen nicht mehr genug Zeit für eine warme Dusche habt oder eben für Dinge, die zuvor noch problemlos möglich waren, dann wird Euer Baby das spüren und auf seine Art und Weise eine gewisse Anspannung in sich tragen.

Mehr Gelassenheit

Mehr oder weniger leicht ist es jedoch zu vermeiden, dass Euer Baby eine angespannte Phase durchlebt. Das Stichwort „Gelassenheit“ solltet Ihr Euch ab sofort immer vor Augen halten. Niemand ist perfekt und schon gar nicht im Wochenbett. Frisch gebackene Mamis, die erzählen, dass sie den Haushalt eine Woche nach Entbindung bereits wieder schmeißen, das Haus zwei Mal die Woche putzen und nebenbei auch der erste Großeinkauf mit Baby absolut kein Problem darstellte, werden zu 99,9% geflunkerte Geschichten erzählen. Der Haushalt kann auch mal einige Zeit liegen bleiben.

Unterstützung

Zur Not gibt es bestimmt noch die nahestehende Familie, welche einen da sicherlich gut und gerne unterstützt. Genauso ist es absolut akzeptabel, wenn man die ersten Tage nicht jeden Tag frisch gekochtes Essen auftischt. Besonders für alle Frauen, die stillen gilt: ausreichende Ernährung. Sowohl in flüssiger als auch in fester Form wird nämlich gern hinten angestellt. Dies kann jedoch zu einer geringeren Milchbildung führen. Also: In der Not haben Lieferdienste noch niemandem geschadet ;-)

Intuition

Neben einer ausreichenden Gelassenheit ist es in den ersten Wochen mit Baby wichtig, auf die eigene Intuition zu vertrauen. Jeder, und ich betone wirklich jeder in Eurer Umgebung wird meinen, es besser zu wissen. Aber ich kann Euch versprechen, dass nicht mal Eure nachsorgende Hebamme es besser wissen wird. Ihr als Eltern wisst es besser und sonst niemand. Eure Intuition wird Euch auf den für Euch richtigen Weg lenken. Allgemein gibt es kein richtig oder falsch. Jedes Elternpaar und jedes Kind ist von Grund auf verschieden, daher sollte man von jeglichen Vergleichen im Freundes- und Bekanntenkreis definitiv absehen. Ihr werdet Euch den größten Gefallen tun, wenn ihr Euch ausschließlich auf Euch und Eure neuen Rollen konzentriert.

Vertrauen

Um auf die eigene Intuition zu vertrauen, muss man auch seinem Partner vertrauen. Der frisch gebackene Papa ist in der gleichen Ausnahmesituation wie die frisch gebackene Mami und jeder wird sicherlich in den Augen des anderen etwas „falsch“ machen. Aber ich betone noch einmal: Richtig oder falsch gibt es nicht. Jeder wird es auf seine Art und Weise schon gut machen. Und: Liebe Mamis, versucht Euch zu entspannen. Euer Neuankömmling ist bei Papa genauso gut aufgehoben wie bei Euch.

Freiheit

Also nutzt Eure dadurch gewonnene Freiheit und verschwindet möglichst entspannt für 10 Minuten unter die Dusche. Es berührt mich immer wieder, wenn meine Frauen in der Wochenbettbetreuung berichten, wie sie das Neugeborene zum ersten Mal mit dem Papa alleine gelassen haben. „Oh Gott, da wollte er, dass ich mich mal ausruhe und eine Mütze Schlaf nachhole und ist einfach mit dem Baby spazierengegangen“. Noch viel herrlicher ist es dann allerdings, wenn die Frauen völlig überrascht berichten, dass der Papa samt Baby auch wieder vom Spaziergang zurückgekehrt ist. ;-)

Wichtigstes Fazit: Genießt die Zeit des Wochenbetts besonders intensiv und versucht, Euch von Nichts und Niemandem reinreden zu lassen. Ihr seid die Eltern, trefft die Entscheidungen und werdet am Ende mit Sicherheit für Euch das „Richtige“ machen.

Dafür wünsche ich Euch alles Liebe,

rosarot.babyblau

 

Weitere Artikel von uns:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert