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Einschlafstillen abgewöhnen: Sanft & Bedürfnisorientiert


Du möchtest Deinem Baby oder Kleinkind das Einschlafstillen abgewöhnen und bist auf der Suche nach einem sanften, bedürfnisorientierten Vorgehen? Vielleicht hast Du es auch schon versucht, aber Dein Baby reagiert mit langanhaltendem, lautstarken Protest? Dann bist Du bei Weitem nicht alleine, denn sehr viele Mütter stehen vor diesem Problem: Sie wollen, dass das Baby ohne Stillen einschläft, wollen aber auch nicht zusehen, wie es weint und tobt. Ich erkläre Dir jetzt, wie Du vorgehen kannst, wenn Du das Einschlafstillen abgewöhnen möchtest – und auch, warum es vielleicht nicht immer so funktioniert, wie in vielen Ratgebern angeführt.

Wichtiger Hinweis: Es geht in diesem Beitrag in erster Linie um das Abgewöhnen des Einschlafstillens – und nicht um das Thema nachts abstillen bzw. Abstillen im Allgemeinen. Wenn Du alle Stillmahlzeiten in der Nacht abschaffen möchtest, empfehle ich Dir meinen Artikel über das nächtliche Abstillen nach Dr. Gordon.

Einschlafstillen sanft abgewöhnen – geht das?

Bevor wir zu konkreten Maßnahmen kommen, möchte ich ein paar Worte zum Thema Tränen verlieren. Für ein Baby ist das Einschlafen an der Brust die einfachste und schönste Version und es wird zu keinem Zeitpunkt in der Stillzeit bereit sein, das freiwillig aufzugeben. Wenn es Dir zu viel wird, ist es trotzdem völlig berechtigt, diese Abendroutine zu verändern. Du schadest dadurch Deinem Kind ganz sicher nicht – aber es wird eben auch nicht begeistert sein. Egal, wie viel Kuscheln, Vorlesen oder Singen Du als Alternative anbietest – bei vielen Kindern wird das Abgewöhnen des geliebten und gewohnten Einschlafstillens nicht ohne Wut und Tränen funktionieren. Das bedeutet allerdings nicht, dass Du nicht bedürfnisorientiert vorgehst, denn Du achtest trotzdem auf die Bedürfnisse Deines Kindes nach Nähe, Nahrung und Sicherheit – und gleichzeitig noch auf Deine eigenen, die ebenso wichtig sind.

Ab wann Einschlafstillen abgewöhnen?

Das nächtliche Stillen solltest Du noch nicht beenden, wenn Dein Baby jünger als 12 Monate ist. Denn erst ab ca. einem Jahr gilt es als relativ sicher, dass Dein Kind nachts keine Nahrung mehr benötigt.

Mit dem Einschlafstillen, also dem Stillen, bis das Baby nicht mehr wahrnimmt, dass es abgedockt wird, sieht es etwas anders aus. Diese Gewohnheit stellt kein essentielles Bedürfnis dar und Du kannst zu jedem Zeitpunkt ab der Geburt das Einschlafstillen abgewöhnen – oder gar nicht erst angewöhnen. Allerdings scheint es so zu sein, dass es nach den ersten 6 Monaten etwas schwieriger wird, alternative Einschlafrituale zu etablieren. Wie beim allgemeinen Abstillen von Kleinkindern kann es also schwieriger werden, je älter sie werden.

Es ist aber grundsätzlich egal, ob Dein Baby 3 Monate, 6 Monate oder 2 Jahre ist – der richtige Zeitpunkt um mit dem Einschlafstillen aufzuhören ist dann, wenn Du wirklich sicher bist. Denn das ist wie bei allen Veränderungen mit Kindern sehr wichtig: Je sicherer und klarer Du bist über das, was und wie es passieren soll, desto einfacher für Dein Baby. Mach Dir also einen Plan, wie Du vorgehen möchtest, besprich ihn mit Deinem Partner und bleib dann erst einmal dabei. Nur, wenn es über viele Tage hinweg gar nicht funktioniert, solltest Du ihn anpassen.

 

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Einschlafstillen abgewöhnen – warum überhaupt ?

Für viele Mütter ist der Hauptgrund, das Einschlafstillen abzuschaffen, folgender: Über die Monate bildet sich bei vielen Stillkindern eine feste Assoziation zwischen Ein-/Weiterschlafen und nuckeln. Das heißt, viele Stillkinder wachen nachts häufig auf und wollen nuckeln, um weiterzuschlafen. Sie wachen also nicht auf, weil sie Hunger haben, sondern weil sie nach ihrer Beruhigung suchen – der Brustwarze. Man nennt das auch „Einschlaf-Nuckel-Assoziation“. Manche Babys wollen auch einfach die ganze Nacht Dauernuckeln. Dass das nach einiger Zeit nicht nur nerven kann, sondern wirklich an die Substanz geht, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.

Aber auch weitere Gründe sprechen dafür, das Einschlafstillen abzugewöhnen:

  • Abgeben der Einschlafbegleitung an andere Bezugspersonen
  • Allgemeines Abstillen
  • Zahngesundheit

Einschlafstillen – wie abgewöhnen?

Kommen wir also zum wichtigsten Teil: Wie kannst Du das Einschlafstillen wirklich abschaffen? Im Prinzip gibt es da zwei Möglichkeiten: Eine sanfte Methode, die dafür länger dauert und eine Abrupte, an die sich Dein Kind vielleicht schneller gewöhnt, die aber wahrscheinlich mit stärkerem Protest verbunden ist. Fangen wir mit der ruhigeren, sanfteren Methode an.

1. Ausschleichmethode

Diese Methode wurde bekannt durch die Familienberaterin und Autorin Elizabeth Pantley („Schlafen statt Schreien“) und funktioniert so:

  • Du lässt Dein Baby zum Einschlafen ganz normal stillen wie gewohnt. Allerdings löst Du es von der Brust, wenn es fast eingeschlafen ist, aber normalerweise noch weiternuckeln würde.
  • Dann versuchst Du, es durch ssssh-Laute, schaukeln, streicheln oder andere Methoden zu beruhigen, bis es ganz eingeschlafen ist.
  • Wenn Dein Kind stattdessen protestiert und wieder aufwacht, stillst Du es erneut und wiederholst das Ganze – so lange, bis es ohne Brust tief eingeschlafen ist.
  • Mit der Zeit kannst Du Dein Kind dann immer früher von der Brust lösen und es irgendwann ohne Stillen versuchen. Dadurch lernen Kinder, alternative Beruhigungsmaßnahmen zu akzeptieren und dabei einzuschlafen. Ein wichtiger Lernschritt.

2. Sofortmethode

Wenn dieses sanfte Vorgehen nicht klappt oder Dir zu langwierig ist, hilft nur Eines: Das Einschlafstillen von einem Tag auf den nächsten „einfach“ weglassen. Viele fangen damit an, das Einschlafstillen abends abzugewöhnen, weil hier die Müdigkeit am größten und damit die Erfolgsaussichten am höchsten sind. Es macht aber durchaus Sinn, gleichzeitig das Einschlafstillen tagsüber abzugewöhnen. Mittags könnt ihr das Nuckeln leicht durch Babytrage oder Kinderwagen ersetzen und hier hast Du wahrscheinlich mehr Zeit und Nerven als am Abend. Wenn Du Dein Kind weder mittags noch nachts an der Brust einschlafen lässt, lässt sich die Schlaf-Nuckel-Assoziation leichter auflösen.

Planung: Wichtige Tipps, die das Abgewöhnen erleichtern

Um Deinem Kind den Übergang zu erleichtern, solltest Du folgende Punkte beachten bzw. planen:

  • Beginne nur mit dem Abgewöhnen, wenn Dein Baby gesund ist und nicht in einem Entwicklungsschub steckt.
  • Plane den Zeitpunkt so, dass keine anderen Veränderungen (Kita-Start, Reise, Umzug etc.) zeitgleich stattfinden.
  • Ein fester Tagesrhythmus, vor allem gegen Abend, hilft Deinem Baby, sich zu orientieren.
  • Sprich in Ruhe mit Deinem Kind darüber, was in Zukunft passieren wird – und was nicht – auch, wenn Du denkst, es versteht Dich ohnehin noch nicht.
  • Achte auf feste, frühe Bettgehzeiten und genügend tagschlaf, sodass Baby nicht übermüdet und überreizt ist.
  • Führe eine feste Abendroutine ein, die immer in derselben Reihenfolge stattfindet.
  • Abends sollte vor allem ruhige Beschäftigung zuhause stattfinden, keine Besucher oder aufregende Aktivitäten.
  • Ein warmes Bad kann helfen, zu entspannen.
  • Trenne das Stillen vom Einschlafen und vom Einschlafritual, am besten auch räumlich.
  • Du brauchst nicht auf eine Wasser- oder Milchflasche umzustellen, weil Du Dein Kind etwa 10 Minuten vor dem Einschlafen noch stillen kannst. Dabei sollte es dann nicht einschlafen.

Durchführung: Gemeinsam zum neuen Einschlafritual

Nun gilt es also, das Einschlafstillen durch andere Methoden zu ersetzen. Denn sich einfach Hinlegen, Umdrehen und Einschlafen können Kinder, die bisher Einschlafstillen durften, so gut wie nie. Sie brauchen viel Begleitung und Hilfe, um sich an das Einschlafen ohne Milch und Brust zu gewöhnen.

Als alternative Beruhigung kannst Du folgende Maßnahmen versuchen:

  • Schnuller geben
  • Pucken
  • Auf der Seite oder auf dem Bauch liegend einschlafen lassen
  • Auf Mamas oder Papas Bauch legen und leicht schunkeln
  • Shhhh-Geräusche machen
  • Singen
  • rhythmisches Popoklopfen
  • Rücken fest „rubbeln“
  • Hand aufs Ohr des Babys legen
  • Kopf kraulen
  • Weißes Rauschen abspielen
  • Auf dem Arm wiegen
  • Auf dem Arm tragen
  • Im Tuch oder in der Trage tragen
  • Papa übernehmen lassen, nachdem Baby gestillt hat

Einige dieser Maßnahmen sind mit sehr wenig Aufwand für Dich verbunden (z.B. seitlich lagern), andere mit sehr viel (z.B. Tragetuch). Beginne mit den Maßnahmen, die für Dich dauerhaft am wenigsten Aufwand bedeuten. Denn wenn Du das Einschlafnuckeln mit dem Tragen auf dem Arm ersetzt hast, wird irgendwann der Punkt kommen, an dem Du auch das wieder abgewöhnen musst. Lass Deinem Kind pro Maßnahme etwa 10-15 Minuten Zeit, in der Du es damit zu beruhigen versuchst. Erst dann versuche etwas Neues.

Wie lange dauert es, bis es klappt?

Viele „3-Schritt-Anleitungen“ für diesen Prozess suggerieren, dass alles ganz sanft und geplant vonstatten gehen könnte. Wenn das bei Dir nicht so ist, sondern Dein Baby brüllt wie am Spieß, dann hast Du bestimmt nichts falsch gemacht. Manche Kinder haben einfach ein viel aufbrausenderes Temperament als andere und lassen sich weniger leicht etwas „wegnehmen“.

Gib keinesfalls während der ersten 2-3 Versuche schon auf. Bei unseren Kindern zum Beispiel dauert es immer genau 3 Tage oder Nächte, bis sie sich an Neuerungen gewöhnen können. Hol Dir Unterstützung durch Partner, Familie und Freunde, wenn sich der Prozess bei Dir schwierig gestaltet.

Einschlafstillen abgewöhnen mit oder ohne Schnuller?

Wenn Dein Baby sowieso einen Schnuller nimmt oder Du es daran gewöhnen kannst, um einzuschlafen, solltest Du darüber auf jeden Fall nachdenken. Denn tatsächlich ist der nächtliche Schnuller besser als sein Ruf. Ein Schnuller schützt z.B. vor dem plötzlichen Kindstod, das hat eine Studie 2012 nachgewiesen. Auch haben viele Kinder ein sehr hohes Saugbedürfnis, das ebenfalls durch den Schnuller gestillt wird.

Wenn Du Dir Sorgen machst wegen Kieferfehlstellungen usw.: Nachts den Schnuller geben bedeutet nicht, dass Dein Kind auch tagsüber einen benötigt. Du kannst das also einfach trennen und den Schnuller nur im Bett geben.

Meine Erfahrungen mit dem Einschlafstillen abgewöhnen

Ich bin selbst Mama von drei Stillkindern und während ich diesen Artikel schreibe, merke ich, dass es auch für meinen dritten Sohn (16 Monate) langsam an der Zeit ist, ohne Brust einschlafen zu lernen. Bei meinem ersten Kind habe ich mit 14 Monaten gleichzeitig nachts abgestillt und das Einschlafstillen abgewöhnt. Er war das Kind, das am häufigsten und ausgiebigsten gestillt hat, darum vermutlich auch der „härteste“ Fall.

Erfahrung mit der Ausschleichmethode

Ich bin damals folgendermaßen vorgegangen: Der Kleine durfte zur Beruhigung im Bett ein wenig nuckeln, aber nicht mehr an der Brust einschlafen. Ich habe ihn abgedockt, bevor er eingeschlafen war. Dann habe ich ihn auf meinen Bauch gelegt und zur Beruhigung etwas geschunkelt und gesungen. Wenn er sich zu sehr aufgeregt hat, habe ich ihn noch einmal kurz gestillt und dann wieder versucht, dass er ohne Brust einschläft. Durch das Stillen ist er müde geworden und konnte zur Ruhe kommen, das hätte bei ihm nur auf dem Arm nie funktioniert. Dieses Prozedere war anfangs sehr langwierig, dafür ist es mit wenig Tränen vonstatten gegangen.

Nach 2-3 Tagen hatte er sich an die neue Situation gewöhnt und beschwerte sich gar nicht mehr darüber. Allmählich lernte er, ohne Brust einzuschlafen. Wenn ich allerdings gewusst hätte, wie es weiter geht, hätte ich das Einschlafstillen wahrscheinlich beibehalten. Denn von nun an dauerte die Einschlafbegleitung um ein Vielfaches länger – auch wenn er nicht mehr weinte. Er redete, wälzte sich hin und her und 40-90 Minuten wurde zur Norm, bis er eingeschlafen war. Auch nachts schlief er übrigens ohne Stillen nicht besser.

Es kann auch einfach sein

Bei meinem zweiten Kind war der Prozess viel später, nämlich erst mit zwei Jahren. Bis dahin schlief er abends an der Brust schnell ein, trank nachts alle 2 Stunden für ein paar Minuten und schlief dann ruhig weiter. Es gab für mich darum lange keinen Grund, das Einschlafstillen abzugewöhnen. Als er zwei war, beschloss ich, ein ähnliches Vorgehen wie beim Großen zu versuchen. Ich wollte ihn im Bett im Sitzen stillen und dann hinlegen, damit er lernt, selbst einzuschlafen. Allerdings regte ihn diese kleine Veränderung, also dass er nicht mehr im Liegen stillen darf, so sehr auf, dass er überhaupt nicht mehr stillen wollte. Er protestierte, wälzte sich ins Bett, drehte sich um und schlief nach kurzer Zeit ein. Auch nachts hob ich ihn hoch zum Stillen, wenn er aufwachte – mit derselben Reaktion. Von nun an stillten wir nicht mehr im Bett und das Kind schlief durch.

Wie das Einschlafen ohne Einschlafstillen beim letzten Kind läuft? Da bin ich selbst gespannt.

Welche Erfahrungen mit dem Einschlafstillen bzw. Einschlafstillen abgewöhnen hast Du gemacht? Erzähl mir gerne davon in den Kommentaren!

Quellen:

Unsere Texte zu Gesundheitsthemen ersetzen keinesfalls den Arztbesuch.
Mehr Infos dazu findest Du hier.

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