Wenn Du Dein Kleines bisher ausschließlich gestillt hast, ist es nicht ungewöhnlich, wenn es die Flasche nicht auf Anhieb akzeptiert. Der ungewohnte Sauger im Mund oder der neue Geschmack der Pre-Nahrung können erst einmal auf Ablehnung stoßen. Wichtig bei der Umstellung ist, das Alter Deines Kindes und Eure individuelle Situation zu berücksichtigen. Mit welchen Tipps Du Dein Baby an die Flasche gewöhnen kannst, erfährst Du hier.
Warum möchtest Du Dein Baby an die Flasche gewöhnen?
Es ist eine ganz individuelle Entscheidung, ob und ab wann Du Dein Baby an die Flasche gewöhnen möchtest – und ob Du dabei auch auf Pre-Nahrung umstellst oder Dein Baby abgepumpte Muttermilch bekommt.
Folgende Gründe kann es geben:
- Betreuung durch andere Personen: Für Dich als Mama kann es hilfreich sein, wenn Du nicht ausschließlich für das Füttern zuständig bist. Egal, ob Rückbildungskurs, spontaner Arzt- oder Friseurtermin, Exklusivzeit mit dem Geschwisterkind oder die Rückkehr ins Berufsleben: Wenn sich Dein Baby an die Flasche gewöhnt hat, können es auch andere Personen füttern und Ihre Bindung zum Kleinen fördern.
- Gesundheitliche Gründe: Dein Baby an die Flasche zu gewöhnen kann erforderlich sein, wenn Du aus gesundheitlichen Gründen (vorübergehend) nicht stillen darfst, z.B. bedingt durch bestimmte Medikamente oder eine OP.
- Erneute Schwangerschaft: Manche Mütter empfinden das Stillen in der Schwangerschaft als sehr unangenehm und möchten auf die Flasche umstellen.
- Stillprobleme: Bei akuten Stillproblemen wie Milchstau oder Mastitis wird empfohlen, das Baby weiterzustillen. Bei wunden Brustwarzen kann eine Stillpause aber helfen. Und auch, wer regelmäßig mit schmerzhaften Stillproblemen zu kämpfen hat, möchte das Baby vielleicht früher oder später an die Flasche gewöhnen.
- Manchmal können auch medizinische Gründe beim Baby vorliegen, die ein Zufüttern erfordern. Wenn Du das Gefühl hast, dass Dein Baby nicht satt wird, sind Hebamme und Kinderarzt/ -ärztin die ersten Ansprechpartner. Du kannst Stillen und Zufüttern kombinieren oder ganz auf die Flasche umstellen.
Egal, warum Dein Baby demnächst eine Flasche bekommen soll: Die folgenden Tipps helfen Dir bei der Umstellung.
Baby an Flasche gewöhnen: Das kann helfen, wenn Du bisher gestillt hast
Wenn Du Dein Baby bisher ausschließlich gestillt hast und einen langsamen Übergang zum Fläschchen angehen möchtest, helfen folgende Tipps:
- Hebamme Laura Rohmann-Höhn erklärt auf ihrem YouTube-Kanal, dass Dein Kind nicht zu hungrig sein sollte, wenn Du ihm das Fläschchen gibst. Dann habe es keine Geduld, um etwas Neues zu lernen.
- Auch im Halbschlaf kann es gut funktionieren.
- Dein Kind ist an eine langsam fließende Menge an Nahrung gewöhnt, wenn Du es bisher an der Brust gestillt hast. Um den Übergang angenehm zu gestalten, kann ein Sauger mit langsamem Durchfluss (kleiner Lochgröße) gut geeignet sein.
- Solltest Du einen schnellen Übergang von der Brust zur Flasche wünschen, kann auch ein Sauger mit schnellerem Durchfluss (größere Lochgröße oder mehrere Löcher) geeignet sein. Er macht das Trinken leichter. Hier gilt: ausprobieren. Generell empfiehlt Rohmann-Höhn, unterschiedliche Sauger und Materialien zu testen, bis Du etwas gefunden hast, das Dein Kind mag.
- Nicht nur die Durchflussgeschwindigkeit, auch die Form des Saugers ist wichtig, wenn Du Dein Baby an die Flasche gewöhnen möchtest. Ein runder Sauger, der der Brustwarze in Form und Haptik ähnelt, kann dabei helfen, eine Saugverwirrung zu vermeiden. Diese kann auftreten, wenn zwischen Brustwarze und Sauger gewechselt wird.
- Neben dem Saugen gibt es noch andere Dinge, an die sich Dein Baby bei der Umstellung auf die Flasche gewöhnen muss. Der Geschmack zählt auch dazu. Ein Kind, das an Muttermilch gewöhnt ist, nimmt eventuell besser Milchnahrung zu sich, wenn es zuerst einen bekannten Geschmack im Mund hat. Ein Tipp kann also sein, zum Start Muttermilch in die Flasche oder etwas Muttermilch auf den Sauger zu geben, um den Übergang zu erleichtern, erklärt die bekannte Hebamme.
- Wenn Du Deinem Baby abgepumpte Muttermilch aus dem Fläschchen anbietest, erwärme sie vorher im Wasserbad oder im Flaschenwärmer auf Trinktemperatur (ca. 37 Grad).
- Ein weiterer Tipp von Rohmann-Höhn: auch den Sauger etwas erwärmen. Das funktioniert mit warmem abgekochten Wasser.
Wichtig: Ein langsamer Übergang zur Zwiemilchernährung ist ratsam, weil sich der Körper der Mama so besser umstellen kann. Wenn Du bisher gestillt hast und es beim Übergang zum Fläschchen zwischendurch ausfallen lässt, pumpe Deine Milch ab und zu noch ab. Solange, bis das Trinken aus der Flasche reibungslos läuft. So kannst Du verstopfte Milchkanäle und Entzündungen vermeiden und die Milchproduktion aufrechterhalten. Deine Hebamme kann Dich dabei unterstützen – Du hast in Deine gesamten Stillzeit Anspruch auf ihre Leistungen.
Was tun, wenn mein Baby die Flasche nicht nimmt?
Dein Baby weigert sich, sich an die Flasche zu gewöhnen – und das auch nach vielen Versuchen? Dann kannst Du folgende Dinge ausprobieren:
- Milchreste aus vorhergegangenen Portionen können Dein Baby davon abhalten, zu trinken. Der Geschmack kann dann unangenehm sein. Bereite das Fläschchen immer frisch zu, wenn Du Pre-Nahrung verwendest.
- Das Bäuerchen nach dem Füttern ist wichtig – manchmal aber auch zwischendurch bei einer kurzen Trinkpause. Blähungen oder Bauchschmerzen kannst Du damit möglicherweise lindern.
- Du hast den Eindruck, Dein Baby gewöhnt sich wegen Bauchschmerzen schlecht an die Flasche? Fläschchen mit Anti-Kolik-Ventil können helfen, das Risiko für Blähungen, Bauchschmerzen und Reflux zu reduzieren.
- Wenn Du Dein Baby von der Brust an die Flasche gewöhnen möchtest: Nimm Dir beim Füttern ebenso Ruhe wie beim Stillen. Gib Deinem Schatz weiterhin den Körperkontakt, den es gewohnt ist. Es kann zum Beispiel auf Deinem Schoß sitzen oder in Deinem Arm sein. Allerdings sollte es nicht liegen, damit es nicht zu schnell zu viel trinkt.
- Es kann aber auch andersherum helfen: Wenn Dein Schatz Mama mit dem Stillen verbindet und nicht mit der Flasche, kann es sie auch von einer anderen Person bekommen, wenn das besser klappt. Das ist auch ein Tipp von Hebamme Laura Rohmann-Höhn. Sie sagt: „Mama sollte am besten nicht im Raum sein.“
- Eine andere Hilfe, wenn sich Dein Kleines schwertut mit dem Fläschchen: Bewegung. Sie kann beim Füttern helfen, dass sich Dein Kleines wohler fühlt. Rohmann-Höhn empfiehlt sogar das Füttern in der Trage bei Bedarf.
Baby an Flasche gewöhnen mit 3, 6, 8 oder 10 Monaten
Natürlich richtet sich die Herangehensweise bei der Umstellung von der Brust zur Flasche auch stark nach dem Alter Deines Babys:
🍼3 bis 6 Monate
Möchtest Du Dein Baby bereits nach drei bis sechs Monaten von der Brust an die Flasche gewöhnen? In diesem Alter gelingt die Umstellung aufs Fläschchen meistens etwas einfacher als bei älteren Babys. Gib Deinem Baby trotzdem Zeit, um sich an die neue Ernährungsform zu gewöhnen.
Wichtig: Wenn Du parallel zur Flasche weiterstillen möchtest, achte darauf, einen Sauger mit langsamem Durchfluss zu verwenden. Manchmal wollen Babys nicht mehr an die Brust, wenn sie sich einmal an die Flasche gewöhnt haben, wenn das Trinken aus dem Fläschchen einfacher ist. Eine kleine Lochgröße bewirkt, dass sie sich beim Flasche trinken ähnlich anstrengen müssen wie beim Stillen.
🍼8 bis 10 Monate
Wenn Du Dein Baby etwas später an die Flasche gewöhnen möchtest, etwa mit acht, neun oder zehn Monaten, kannst Du bereits Beikost zur Umgewöhnung hinzuziehen. Sobald es von der Beikost auch satt wird, braucht es insgesamt weniger Milchmahlzeiten.
Trotzdem sollte im gesamten ersten Lebensjahr Milch noch die Hauptnahrungsquelle sein. Auch nachts brauchen die meisten Kinder in diesem Alter noch die Flasche, wenn sie nicht mehr oder nur noch teilweise gestillt werden.
🍼1 Jahr oder älter
Ein Kind, das Du nach etwa einem Jahr von der Brust entwöhnen möchtest, kann auch schon prima mit einem Becher oder einer Schnabeltasse üben. Eine Umstellung auf die Flasche ist jetzt nicht mehr unbedingt erforderlich – jetzt kannst Du auch ohne Flasche abstillen.
Kindern, die ans Einschlafstillen gewöhnt sind, fällt die Umstellung gerade in diesem Alter oft schwer und brauchen viel liebevolle Begleitung. Mehr dazu liest Du in unseren Beiträgen: Einschlafstillen abgewöhnen: Sanft & Bedürfnisorientiert und Sanft abstillen mit 1 Jahr: Erfahrungen & Tipps
Wie lange dauert es, bis mein Baby das Fläschchen nimmt?
So wie jedes Kind einen eigenen Charakter hat, ist auch die Zeitspanne, die es benötigt, um sich an die Flasche zu gewöhnen, ganz individuell. Manche Kinder können ab einem bestimmten Alter nach dem Stillen auch direkt an Schnabeltasse oder Becher gewöhnt werden. Hier gilt wie immer: Du kennst Dein Kind am besten und weißt, was funktioniert und was nicht. Laura Rohmann-Höhn rät: „Seid geduldig mit Euren Kindern.“ Wenn Du Hilfe benötigst, kannst Du Deine Hebamme oder Deine Kinderärztin beziehungsweise Deinen Kinderarzt zurate ziehen.
Es kann Dir zudem helfen, sich mit anderen Elternteilen zu Erfahrungen auszutauschen. Alternativ gibt es auch auf Fläschchenberatung / Formulaberatung spezialisierte Expertinnen und Experten, die Dich individuell beraten können. Hast Du die Vermutung, dass Dein Kind eine Zeitlang nicht auf die altersentsprechenden Trinkmengen kommt oder dass es nicht satt wird, hole Dir umgehend fachlichen Rat ein.
Quellen:
- Kindergesundheit-Info.de: Tipps für die Fläschchenfütterung
- YouTube Laura Rohmann-Höhn: 7 rettende Hacks: Baby mit Flasche füttern