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Der erste Sex nach der Geburt


Dass das Leben mit Kindern vor ersten Malen nur so wimmelt, habe ich ja bereits mehrfach angesprochen. Heute geht es aber um ein ganz besonderes erstes Mal, das in erster Linie Dich als Frau und Euch als (Eltern-)Paar betrifft und bei so mancher frisch gebackener Mama für Kopfschmerzen sorgt: Der erste Sex nach der Geburt.

An wen kann ich mich mit meinen Fragen wenden? Wann darf ich nach der Entbindung wieder Sex haben? Worüber spricht eigentlich keiner? Was verändert sich? Was sind die häufigsten Probleme nach beim ersten Sex nach einer Geburt? Was kann ich bzw. was können wir tun, um diese Probleme zu lösen?

Alle Fragen über den ersten Sex nach der Geburt möchte ich heute beantworten.

Sprich mit Deiner Hebamme über den ersten Sex nach der Geburt

In meiner Arbeit als Wochenbettshebamme bei den Paaren daheim stelle ich immer wieder fest, dass das Thema „Sexualität im Wochenbett/ als junges Elternpaar“ für ganz viele Frauen schambesetzt oder unangenehm ist.

Das muss es nicht sein! Für „praktische“ Fragen rund um den ersten Sex nach der Geburt ist tatsächlich die Hebamme ein guter Ansprechpartner. Mit den Jahren habe ich mir angewöhnt, das Thema bei einem der letzten Hausbesuche von mir aus anzusprechen. Falls Deine Hebamme das nicht tut, trau Dich ruhig und komm von selbst auf die Dinge zu sprechen, die Dich beschäftigen. Oftmals ebnet dieses erste Gespräch mit der Hebamme auch den Weg für ein Gespräch mit Deinem Partner. Und über Sex zu sprechen ist schon einmal ein großer Schritt in Richtung wieder Sex zu haben.

Natürlich kann und darf Sex auch Thema bei der gynäkologischen Nachuntersuchung sein. Alleine schon, weil die Frage der Verhütung nach der Geburt geklärt sein sollte.

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Wann darf ich nach der Geburt wieder Sex haben?

Grundsätzlich geht man davon aus, dass der weibliche Körper nach einer Geburt 6-8 Wochen, also die Zeit des Wochenbettes benötigt, um sich einigermaßen zu regenerieren. In dieser Zeit heilen Geburtsverletzungen, die Gebärmutter bildet sich zurück und die Brüste stellen sich auf das Stillen ein.

In diesen Wochen haben die meisten Frauen auch noch einen mehr oder weniger ausgeprägten Wochenfluss und alleine aus diesem Grunde oft gar nicht so rechte Lust auf Sex.

Früher wurde den Paaren also geraten, diese Wochenbettszeit auf jeden Fall abzuwarten und frühestens nach Abklingen des Wochenflusses wieder Geschlechtsverkehr zu haben. Meiner Ansicht nach geht es bei dieser Empfehlung auch darum, Druck wegzunehmen und Dich als Frau ein bisschen zu „schützen“. Tatsächlich ist es, gerade wenn es keine Geburtsverletzungen gab und alle sich dazu bereit fühlen, kein großes Problem, bereits deutlich früher nach der Geburt wieder Sex zu haben. Empfohlen wird hierbei die Verwendung von Kondomen, um die Gefahr von Infektionen zu verringern.

ABER: die meisten Frauen brauchen Zeit, in der Regel auch deutlich länger als die Wochenbettsphase, um wieder Lust auf Sex zu haben und sich bereit zu fühlen.

Statistisch dauert es nach dem ersten Kind 3-12 Monate, bis ein Paar seine Sexualität wieder aufnimmt.

Der erste Sex nach der Geburt: Worüber niemand wirklich spricht

Viele Frauen haben nach der Geburt das Gefühl, zu Gast in einem Körper zu sein, der ihrem nicht einmal ansatzweise ähnelt. Da ist Fett und weiches Gewebe, wo früher straffe Haut und Muskeln waren, da tropft Milch aus riesigen Brustwarzen und alles fühlt sich komplett anders an. Dazu kommt, dass so eine Geburt- unabhängig davon, wie sie abgelaufen ist- ein Erlebnis voller Naturgewalt ist, das Du erst einmal verarbeiten musst. Die Kontrolle über den eigenen Körper zu verlieren, ist eine Erfahrung, die vielen Frauen unter der Geburt Angst macht. Diese Angst kann durchaus noch eine ganze Weile bestehen bleiben und sich natürlich auch auf den Bereich Körperlichkeit und Sexualität ausdehnen.

Du fragst Dich vielleicht, ob Dein Partner Dich nicht mehr so attraktiv findet, mit diesem neuen, fremden Körper. Ob er Dich mit anderen Augen sieht nach diesem (gemeinsamen) Geburtserlebnis und ob Du überhaupt jemals wieder Lust und Spaß an körperlicher Liebe empfinden kannst.

UND: Warum es all den anderen Frauen scheinbar nicht so geht.

Dazu kann ich Dir wirklich sagen, dass das Sorgen, Ängste und Probleme sind, die ganz ganz viele Frauen und Paare nach einer Geburt haben.

Es verändert sich wirklich ALLES, gerade beim ersten Kind und Du stehst vor Herausforderungen, mit denen Du im Vorfeld vermutlich gar nicht gerechnet hättest.

Die Hormone tun ein Übriges, denn gerade bei stillenden Frauen ist ein kompletter Libidoverlust keine Seltenheit.

Aber ich kann Dich beruhigen: Auch Frauen, die genau diese Ängste oder Probleme mit mir in der Nachsorge besprochen haben, rufen mich nach zwei,drei Jahren wieder an, weil sie eine Hebamme brauchen ;-)

Wie verändert sich der Sex nach einer Geburt?

Das kann man so pauschal sehr schlecht sagen. Natürlich hängen viele veränderten Empfindungen auch mit dem Verlauf der Geburt zusammen:

  • Wurde das Kind vaginal geboren (also durch die Scheide als Spontangeburt oder mit der Saugglocke)?
  • Gab es Geburtsverletzungen?
  • Gab es nach der Geburt Komplikationen (z.b. hoher Blutverlust)?
  • War es ein Kaiserschnitt?

Aber auch andere Faktoren beeinflussen das Empfinden oder auch die Lust auf Sex:

  • Stillst Du?
  • Wie ist das Baby drauf, bekommst Du einigermaßen Schlaf?
  • Konntest Du im Wochenbett gut ausruhen und Kraft tanken?
  • Hast Du genug Unterstützung im Alltag?

Die häufigsten Probleme beim Sex nach einer Geburt

  • Missempfindungen/Schmerzen bei Erregung

Viele Frauen berichten davon, dass Bereiche ihres Körpers bei sexueller Erregung anders reagieren als früher. So kann es z.B. sein, dass eine Naht an der Schamlippe oder Scheide sich unangenehm anfühlt, weil das Gewebe bei Erregung stärker durchblutet wird und anschwillt, was manche Frauen als Spannungsgefühl oder reißenden Schmerz empfinden. Frauen nach Kaiserschnitt hingegen haben häufig komplette Bereiche, in denen sie Berührung kaum oder verändert spüren.

  • Trockene Scheide und Schmerzen beim Sex

Gerade stillende Frauen haben durch den veränderten Hormonhaushalt oft eine sehr trockene Scheide. Das kann wiederum auch zu Schmerzen und Verkrampfungen führen kann

  • Libidoverlust

Schlafmangel, Überforderung, Unzufriedenheit und die veränderte Hormonlage sind oft der Grund dafür, dass eine frischgebackene Mama auf nahezu alles mehr Lust hat als auf Sex.

Wenn Du stillst, wird zudem das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, das auch beim Liebesspiel und beim Orgasmus im Körper aktiv ist. Da Du durch das Stillen aber hormonell „gesättigt“ bist, läßt die Lust oft deutlich nach.

  • Angst

Ein ganz wichtiger Punkt: Ganz viele Frauen haben Angst. Vor Schmerzen, vor Kontrollverlust, vor peinlichen Momenten oder davor, dass es nicht mehr so schön und erfüllend ist wie früher oder ihr Partner sie nicht mehr begehrenswert findet, sondern in erster Linie die Mama sieht.

Problemlöser für den ersten Sex nach der Geburt

  • Behandlung der Naht

Bei schmerzhaften Vernarbungen kann es sinnvoll sein, die Narbe weich zu machen, z.B. durch spezielle Narbenöle für diesen Bereich. Auch eine ostheopathische Behandlung kann Wunder wirken. In den allermeisten Fällen arbeitet die Zeit für Dich und es wird langsam besser. Nach einem Kaiserschnitt kann es sogar bis zu einem Jahr dauern, bis Missempfindungen oder Taubheitsgefühle komplett verschwunden sind.

Wenn Du allerdings schwerwiegendere Probleme und Schmerzen hast, die sich nicht bessern, sprich unbedingt mit Deinem Frauenarzt und Deiner Hebamme darüber. Es gibt wirklich einige Möglichkeiten, da etwas zu verbessern und das muss nicht so bleiben!

  • Gleitmittel

Ganz einfach. Bei Gebrauch von Kondomen bitte kein Öl o.ä. verwenden, da es das Kondom porös machen kann.

  • Geduld, Kommunikation, Zärtlichkeit

Dass der Körper sich erst einmal vor einer erneuten Schwangerschaft schützt, indem er Dir die Lust auf Sex nimmt, so lange Du stillst, ist ganz normal – und von der Natur recht clever gemacht. Dein Körper braucht Kraft und Reserven für den Säugling. Dass im Zeitalter von Verhütung da keine grundsätzliche Gefahr besteht, weiß Dein Körper halt nicht.

Also hab ein bisschen Geduld. Sprich mit Deinem Partner darüber, wie es Dir geht, was Du Dir wünscht, was Dir gut tut. Tauscht Zärtlichkeiten aus, Kuscheln, Schmusen, eine Massage – daraus ergibt sich dann vielleicht auch irgendwann mehr.

Sprich auch über Deine Unzulänglichkeiten und Ängste und geh einfach nicht allzu verbissen an die ganze Sache heran. Wenn beim Sex aus der Brust mal ein bisschen Milch tropft, ist das kein Drama. Und wenn es vielleicht ein, zwei Anläufe braucht, bis es wieder richtig gut klappt auch nicht – vor allem dann nicht, wenn Ihr darüber sprecht, gemeinsam darüber lacht und es einfach wieder probiert.

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