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Baby fördern: Ja, es geht auch ohne Kurse


Gerade in Zeiten wie diesen, in denen pandemiebedingt nahezu keine kontinuierlichen Kurse für Babys und Kleinkinder angeboten werden können, fragst Du Dich vielleicht: Fehlt meinem Baby vielleicht etwas, was sich nie mehr aufholen lässt? Und wie kann ich mein Baby fördern, wenn Babyschwimmen, Musikgarten oder PEKIP-Gruppe gar nicht oder nur unregelmäßig stattfinden? Oder ich einfach nicht hingehen kann, weil ich noch ältere Geschwisterkinder betreuen muss?

Welche Möglichkeiten es im familiären Umfeld gibt, bzw. was Du tun kannst, um Dein Baby oder Dein Kleinkind trotzdem zu fördern und in seiner Entwicklung zu unterstützen, erfährst Du in diesem Beitrag.

Braucht ein Baby überhaupt Frühförderung?

Grundsätzlich denke ich, dass Frühförderung und Babykurse, egal ob PEKIP, Babyschwimmen, Kleinkindturnen oder Musik natürlich prinzipiell eine tolle Sache sind. Und zwar aus vielerlei Gründen.

➔ Baby-Kurse helfen jungen Mamas aus der Isolation

Gerade beim ersten Kind fällt es vielen Müttern schwer, in diesen neuen Alltag mit Baby zu finden. Die fehlenden sozialen Kontakte, der komplett veränderte Tagesablauf, die neuen Strukturen… all das sind Dinge, die Du erst (neu) sortieren musst. Da kann es durchaus hilfreich sein, wenn Du feste Termine hast, andere Mütter triffst und zusätzlich auch noch bewusst Zeit mit Deinem Baby verbringst.

➔ Aber: Kurse für Babys sind eine neue Erfindung

Aber: Natürlich sind in der Vergangenheit Generationen von Babys und Kleinkindern völlig ohne solche Kurse und ohne spezifische Frühförderung groß geworden.

Allerdings hat sich eben auch unsere Welt sehr stark verändert und man kann ein Kind, das vor 50 Jahren mit 4 Geschwistern auf einem Bauernhof groß geworden ist, nicht mit einem im Jahr 2021 in der Großstadt geborenem Baby vergleichen.

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Und leider gibt es auch neue Untersuchungen, die besagen, dass sich die Pandemie mitunter negativ auf die motorische und soziale Entwicklung von Babys ausgewirkt hat.

Ich als Hebamme und 3-fach Mama bin dennoch der festen Überzeugung: Gerade, wenn es die Option, einen solchen Kurs zu besuchen, gar nicht oder nur sehr eingeschränkt gibt, habt Ihr als Eltern trotzdem sehr viele Möglichkeiten, im Alltag und im täglichen Miteinander etwas für die Frühförderung Eures Babys zu tun.

Das gilt übrigens nicht nur für die derzeitige Corona-Situation, die ja (hoffentlich) irgendwann auch wieder vorbei sein wird.

Geschwisterkinder fördern Babys

Gerade Mamas von mehreren Kindern haben oft die Angst, ihr Nesthäkchen käme im Vergleich zu den anderen Kindern zu kurz, weil einfach deutlich weniger Zeit zur Verfügung steht, wenn noch ein oder mehrere Geschwister zu betreuen sind.

Allerdings solltest Du niemals unterschätzen, welchen Mehrwert ältere Geschwister für die Kleinen in Punkto Frühförderung bieten!

Ich persönlich kann sehr gut nachvollziehen, dass man sich dem Kleinsten gegenüber manchmal ein wenig „stiefmütterlich“ fühlt – aber ich kann Dir aus eigener Erfahrung versichern, daß es dafür keinen Grund gibt. Ältere Geschwister, auch wenn sie ebenfalls noch klein sind, beginnen unheimlich schnell, das Baby in ihr Spiel mit einzubinden.

➔ Greife so wenig wie möglich in das Geschwister-Spiel ein

Das Einzige, was Du dann tun musst, ist, es (so weit möglich) zuzulassen. Setz Dich dazu, aber greife so wenig wie möglich ein. Es ist toll, zu sehen, wie fantasievoll und behutsam auch Kinder im Kindergartenalter bereits mit einem Säugling „spielen“.

Darüber hinaus profitiert das jüngste Familienmitglied auch von der Fülle an Möglichkeiten, die ihm bereits im frühen Alter zur Verfügung stehen. Knete, Wasserfarben, auf dem Spielplatz im Sand spielen und klettern oder Basteln habe ich meinem ersten Kind einfach viel später angeboten, weil es ja noch „zu klein“ war.

Natürlich gibt es auch hier Grenzen – manche Bastelmaterialien, Scheren oder Klebstoff usw. gehören natürlich nicht in Babyhände.

In einem sicheren Rahmen ist die Kreativität trotzdem viel uneingeschränkter, wenn Du Dich nicht ständig mit der Frage befasst, ob Dein Kleinkind z.B. schon in den Sandkasten darf oder nicht.

Frühförderung draußen in der Natur

➔ Keine Angst vor Sand und Dreck

Die Natur bietet unheimlich viele Möglichkeiten, sodass Du eigentlich gar nicht viel „tun“ musst, um Deinem Kind eine Vielzahl neuer Eindrücke zu bieten. Viele Erstmütter haben in meinen Augen ein bisschen zu viel Angst vor Dreck, Sand, Steinen und Wasser – dabei lässt sich gerade damit doch so ein Spaß haben. Ein Kind „erfasst“ Dinge mit allen Sinnen. Da gehört ein bisschen Dreck im Mund dann und wann unbedingt dazu.

➔ Barfuß im Gras

Wenn die Temperaturen es zulassen, ist es für Babys sehr schön, im Gras zu liegen, zu krabbeln oder später auch barfuß zu laufen. Eine Art Barfuß-Pfad mit unterschiedlichen Untergründen wie Stein, Sand, Mulch, Erde…durch den das Baby krabbelt oder erste Schritte barfuß macht ist beispielsweise eine super Möglichkeit, seine Sinne zu fördern und im Prinzip einfach und schnell gemacht.

Du hast keinen Garten oder Balkon? Dann fülle einfach ein paar Naturmaterialien in leere Schuhkarton-Deckel und baue Deinem Baby eine Tast-Straße, die es mit Händen und Füßen erleben kann.

➔ Mit Baby auf den Spielplatz

Auch ein Spielplatzbesuch ist für viele Minis ein richtiges Event, selbst wenn sie noch nicht einmal frei sitzen können. Auf Mamas Arm alles anschauen, das erste Mal Sand durch die Finger rieseln lassen oder sanft in Mamas Arm erste Schaukelerfahrungen sammeln, gefällt auch manchem kleinen Neu-Erdenbürger schon richtig gut.

Baby im Alltag fördern

Es gibt so viele Möglichkeiten, Dein Baby „ganz nebenbei“ zu fördern und mit ihm spielerisch Dinge zu lernen.

➔ Vorlesen schon im Babyalter

Letztendlich hängt das auch immer sehr von eigenen Vorlieben und Gewohnheiten ab. Wenn Du ein Bücherwurm bist, spricht nichts dagegen, auch ganz kleinen Babys bereits vorzulesen. Du wirst überrascht sein, wie aufmerksam es Deiner Stimme zuhört und wie schnell es Dinge „wiedererkennt“. Oft können die Kinder, mit denen man früh liest, bereits Dinge in Bilderbüchern zeigen oder erkennen ihr Lieblingsbuch lange bevor sie sprechen.

Schau Dir hier die Lieblingsbücher für Babys und Kleinkinder von unserem Redaktions-Team an.

➔ Musikalische Frühförderung zuhause

Musik, Tanzen, Singen und Instrumente spielen lieben Babys in der Regel sehr. Wenn Du Dich nicht für sonderlich musikalisch hälst, kann ich Dich beruhigen :Babys sind da nicht allzu anspruchsvoll. Und als Musikinstrument eignen sich auch eine mit Reis gefüllte Plastikflasche oder ein Topf und ein Kochlöffel. Hauptsache, Du beschäftigst Dich wirklich mit dem Baby, das ist viel schöner, als die toll eingesungene Kinder-CD.

Hier geht’s zu unseren beliebtesten Musik-Spielzeugen für Babys und Kleinkinder.

➔ Gönn‘ Deinem Baby ruhig mal eine „Sauerei“

Im Prinzip bieten sich ständig und immer Möglichkeiten und viele Dinge macht man halt nur einfach daheim nicht. Weil man nicht darauf kommt, weil man denkt, das Baby sei „eh zu klein“oder weil einem die Sauerei zu groß ist. Aber mit Federn oder Pinseln kitzeln, Dein Baby mit den Händen vorsichtig in Mehl, Sand oder Wasser pantschen lassen oder unterschiedliche Schüsseln, Dosen und Behälter zum „sortieren“ und „be-greifen“ anbieten, kannst Du gut auch ohne Kurs.

➔ Feste Zeiten im Alltag

Das wichtigste ist dabei: Nimm‘ es gelassen, wenn mal eine Sauerei entsteht – und plane Dir im Alltag ruhig auch mal feste Zeiten ein, zu denen Du Dich voll und ganz Deinem Baby widmest. Manchen Eltern fällt es leichter, sich die Zeit für Matsch-Aktionen oder ausgiebige Spieleinheiten zu nehmen, wenn diese fest eingeplant ist – für andere funktioniert die Frühförderung besser spontan.

Finde heraus, wie die Organisation besser für Euch als Familie funktioniert – so ersparst Du Dir Stress.

Baby-Förderung zuhause sollte natürlich nie ein Pflichttermin sein, sondern einfach eine schöne Auszeit für Dich und Dein Kind.

Babyfreundschaften fördern Dein Kind

Kinder brauchen Kinder. Und Babys lieben andere Babys. Gerade mit der Sicherheit der Eltern an seiner Seite lernt Dein Baby gerne Neues kennen und schaut sich andere Kinder an.

Wenn es keine Kurse gibt, vernetz‘ Dich anderweitig. Triff die anderen Mamas vom Online-Geburtsvorbereitungskurs und geht mit den Babys nach draußen. Setz Dich am Spielplatz einfach dazu, auch wenn die anderen Kinder viel größer sind. Die meisten älteren Kinder lieben Babys, vor allem, wenn es nicht das eigene Geschwisterkind ist ;-)

Frag die Zweifach-Mama aus der Nachbarschaft, ob sie mal mit ihrem Baby auf einen Kaffee vorbeikommt, auch wenn sie schon ein „großes“ Kind hat.

➔ Privat-Krabbeltreff in Corona-Zeiten?

Möglichkeiten ergeben sich, wenn Du offen dafür bist und sie siehst. Und wenn es mehrere Mütter gibt, denen es geht wie Dir, organisiert Euch und macht Eure eigene private kleine „Spielgruppe“. Eine professionelle Anleitung braucht es da gar nicht immer. Wenn jeder ein Kinderlied oder ein Fingerspiel kennt, ist das für den Anfang meist völlig ausreichend.

Wichtig zum jetzigen Zeitpunkt ist natürlich, dass sich alle sicher und wohl fühlen, d.h. besprecht vorher genau, welche „Regeln“ gelten sollen, damit auch zu Pandemiezeiten ein sicheres Treffen möglich ist (also z.B. ob Ihr Euch vorher testet, eine Maske tragt oder Euch nur draußen treffen wollt).

Online Kurse: Nicht per se ablehnen

Unsere Welt ist virtueller geworden. Social distancing zieht sich durch alle Bereiche unseres Leben. Und so blöd ich es eigentlich finde, momentan sind Online-Kurse manchmal eben die einzige Möglichkeit, bestimmte Dinge wirklich unter professioneller Anleitung zu machen (beispielsweise Babymassage).

Auch wenn es für Dich und Dein Baby nicht das ist, was Du Dir eigentlich gewünscht hättest, so kann dieser Kurs Dir trotzdem wieder neue Möglichkeiten und neue Kontakte in der „realen“ Welt eröffnen. Deshalb würde ich Dir immer raten, offen zu sein und Dinge nicht gleich von vorneherein auszuschließen, wenn es gerade keine andere Möglichkeit gibt.

Baby fördern mit Büchern & Videos

Zum Thema Frühförderung gibt es massenhaft Literatur und auch gute Youtube-Videos oder DVDs, die Dir helfen können, auch eigene kreative Ideen zu entwickeln.

Gerade im Bereich der Montessori-Pädagogik, die den Ansatz verfolgt, Kinder im Rahmen ihrer Möglichkeiten Dinge möglichst selbständig tun zu lassen, gibt es unheimlich viele gute Tipps.

Ich persönlich bin auch ein großer Freund von allem, was mit Beschäftigung draußen, in Natur, Wald und Wiesen zu tun hat. Auch hierzu wirst Du einiges finden. Wichtig ist, dass Du bei der Recherche nach den Dingen oder dem Konzept suchst, das Dir persönlich entspricht und das Du toll findest. Dann ist es auch für „Laien“ überhaupt nicht schwer, einzelne Punkte gut umzusetzen.

Mein Fazit: Baby-Frühförderung geht auch ohne Kurse

Kurse rund ums Baby sind wichtig, sinnvoll und schön. Nicht selten entstehen Freundschaften, die jahrzehntelang anhalten.

Aber: Wenn es die Möglichkeit nicht gibt, weil das Angebot, die Zeit oder auch die finanziellen Möglichkeiten es einfach nicht hergeben, nimmst Du Deinem Kind nichts weg!

Das Wichtigste ist, offen zu sein, bereit, Neues auszuprobieren und sich einzulassen auf all die großen und kleinen Abenteuer, die Du mit Deinem Baby jeden Tag zu Hause, im Garten, im Wald, am Spielplatz oder sonstwo erleben kannst.

Dann geschieht die Förderung ganz nebenbei.

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