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Baby schlÀft beim Stillen ein: Wecken oder schlafen lassen?


Beim Thema „Mein Baby schläft beim Stillen ein – muss ich es zum Trinken aufwecken?“ scheiden sich die Geister – und mit Sicherheit wird nicht jede Mama, Hebammenkollegin oder Stillberaterin mit dem mitgehen, was ich in diesem Artikel erläutere.

Aber ich sehe auch meine Beiträge hier im Magazin gar nicht so sehr als pure Ratschläge oder in Stein gemeißelte Weisheiten. Vielmehr möchte ich IMMER, auch in meiner Arbeit als Hebamme bei den Familien zu Hause, die Menschen dazu bringen, selbst den für sie persönlich besten und praktikabelsten Weg zu finden.

Heute möchte ich Dir also erklären, wann und ob es Sinn macht, ein Baby zu wecken, das beim Stillen einschläft (oder auch an der Flasche, das gibt es nämlich genau so). Ich fokussiere mich hier in erster Linie auf die ersten 6-8 Wochen, denn es sind insbesondere Eltern von Neugeborenen, die sich die Frage stellen, ob sie ihr Baby aufwecken sollten, wenn es beim Stillen eingeschlafen ist. Bei älteren Babys tritt dieses „Problem“ zwar auch noch auf, aber Du selbst bist schon routinierter und sicherer im Handling und entscheidest intuitiv, ob Du Dein Baby dann weiterschlafen lässt.

Warum schläft mein Baby beim Stillen ein, bevor es satt ist?

Viele Mütter sind gerade in der Anfangszeit ein bisschen genervt davon – oder auch einfach nur überrascht – wie lang sich eine Stillmahlzeit ziehen kann. Aber: Es ist wirklich völlig normal, dass es so ist. Und etwas Normales erfordert in der Regel keine Therapie.

➔ Stillen macht müde

Trinken (und zwar auch das Trinken an einem Sauger, der der Brust nachempfunden ist), ist extrem anstrengend für Dein neugeborenes Baby. Neben der Technik erfordert auch das eigentliche Saugen einiges an „Kraftaufwand“ und das macht nun einmal müde. Darüber hinaus werden beim Stillen auch Hormone ausgeschüttet, die Dein Baby (und Dich!) müde machen. Und auch das Füllen des Magens und das Einsetzen eines ersten Sättigungsgefühls lässt bei Deinem Baby die Augenlider schwer werden. Denn das alles sind Dinge, die es noch nie erlebt hat oder gerade erst kennenlernt.

Also ist es überhaupt kein Wunder, dass – gerade am Anfang, wenn Milchmenge und Baby noch nicht hundertprozentig aufeinander eingespielt sind – das Baby während einer Mahlzeit einschläft, nur um nach 10-20 Minuten wieder aufzuwachen und weiter trinken zu wollen.

➔ Der Baby-Magen braucht viele Pausen

Manchmal ist es auch so, dass das Aufwecken oder Wachhalten des Babys und das Animieren dazu, die Stillmahlzeit am Stück und möglichst zügig hinter sich zu bringen, eher dazu führt, dass ein Baby nach dem Stillen spuckt, Bauchweh hat oder sich mit der Verdauung schwer tut. Tatsächlich können 20 Minuten Powernap und Trinkpause – gerade in den ersten Lebenswochen – zwischendurch notwendig sein, weil der winzig kleine Magen die Milchmenge auf einmal gar nicht fassen kann.

Muss ich mein Baby zum Trinken wecken?

Diese Frage begegnet mir wirklich häufig in meiner Tätigkeit als Wochenbettshebamme.

Auch die Schilderung, dass das in der Klinik empfohlen wurde, aber alle Freundinnen sagen, das bräuchte es gar nicht – oder auch die Ungläubigkeit darüber, wenn ich das Aufwecken zum Trinken als nicht notwendig erachte.

Die Frage „Mein Baby schläft beim Stillen ein – sollte ich es zum Trinken wecken?“ ist mal wieder eine von denen, die sich nicht pauschal beantworten lassen. Es ist eine individuelle und einmalige Situation bei Euch zu Hause, die sich ständig verändert. Ein Baby, das zwei Tage als ist, ist etwas anderes als ein Baby in der zweiten Lebenswoche. Ein reif Geborenes etwas anderes, als eines, das in der 37. Schwangerschaftswoche zu Welt kam. Und ein Kind mit Gelbsucht etwas ganz anderes als eines ohne.

Das bedeutet: Wichtiger, als nach generellen Hinweisen zu suchen, ist in dem Fall die individuelle Erfassung Eurer Situation durch eine Hebamme oder Stillberatung, die zu Dir nach Hause kommt, Eure Vorgeschichte erfragt und sich eine Mahlzeit lang anschaut, wie das Stillen aussieht – und wo es eventuell nötig oder möglich ist, einzugreifen, um etwas zu verbessern.

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Baby zum Trinken wecken: Was spricht dafür?

Unabhängig davon gibt es aber natürlich ein paar generelle Punkte, die eher dafür sprechen, ein Baby zum Trinken aufzuwecken – sei es, um mit einer neuen Still-Session zu beginnen oder auch, um eine bereits begonnene Mahlzeit weiterzuführen.

Grundsätzlich würde ich empfehlen, Dein Baby (zumindest in den ersten Lebenstagen) zum Stillen zu wecken, wenn es…

  • ein Geburtsgewicht unter 2500g oder über 4200g hatte, weil diese Babys manchmal größere Schwierigkeiten haben, ihren Blutzucker stabil zu halten.
  • bereits mehr als 7% seines Geburtsgewichts verloren hat. (Früher galten -10%, alteingesessene Kinderärzte und Hebammen halten daran zum Teil noch fest).
  • eine Frühgeburt unter der 37+0 SSW war.
  • in den ersten Tagen eine Gelbsucht entwickelt hat (d.h. einen grenzwertigen oder ansteigenden Bilirubinwert hat, unabhängig davon, ob eine Therapie bisher notwendig war)
  • es eine Erkrankung oder eine Behinderung hat, die das Trinken erschwert (z.B. LKGS, Trisomie 21…)

Ansonsten – das heißt, wenn Dein Baby gesund zunimmt und altersgerecht entwickelt ist – darfst Du es so lange weiterschlafen lassen, bis es sich von selbst wieder meldet.

Baby zum Stillen aufwecken: So geht’s

Wenn Du dennoch nach Tipps suchst, wie Du Dein Baby vom Einschlafen abhalten oder auch wieder aufwecken kannst, hier ein paar, mit denen Du sicher nichts falsch machst:

➔ Ausziehen

Kälte macht wach, d.h. die erste Maßnahme wäre immer, das Baby aus dem Schlafsack zu holen, die Füßchen frei zu machen und dafür zu sorgen, dass es nicht (mehr) allzu kuschelig eingepackt ist. Ich habe auf unterschiedlichen Wochenbettstationen auch schon erlebt, dass den Babys kalte Waschlappen oder Coolpacks an die Füße gelegt werden. Davon halte ich persönlich gar nichts, denn ich bin der Meinung, dass Stillen und Nahrungsaufnahme etwas Schönes, Gemütliches und Angenehmes sein sollte. Gegen ein sanftes „weniger gemütlich Machen“ spricht aber natürlich gar nichts.

➔ Positionswechsel

Egal ob an Brust oder Flasche: Wenn Du Dein Baby in eine andere Position bugsierst und dabei auch nicht allzu vorsichtig bist, wird es eher auch noch einmal wach und trinkt vielleicht engagierter weiter.

➔ Seitenwechsel

Falls der Wechsel von Wiege- in Fußballgriff oder vom Liegen zum Sitzen nicht ausreicht, kannst Du auch einfach noch einmal die Brust wechseln. Gegen Ende der Stillmahlzeit wird das Saugen anstrengender und die Menge an Milch, die das Baby aufnimmt, pro Zug auch geringer. Wenn es an der anderen Brust noch ein bisschen leichter an Milch kommt, trinkt es da vielleicht noch einmal mit etwas mehr Motivation.

➔ Wickeln

Kombiniert im Prinzip das Ausziehen und den Positionswechsel. Nach dem Wickeln sind viele Babys noch einmal bereit, ordentlich an die Brust zu gehen und weiter zu trinken – wie lang das dann anhält, sei allerdings dahin gestellt.

Warum ich kein Fan vom Aufwecken bin

Du wirst jede halbe Stunde von Deinem Baby zum Trinken geweckt und gehst am Stock? Dafür habe ich vollstes Verständnis. Dennoch möchte ich ein bisschen an Deine Geduld appellieren: Ja, es ist IST anstrengend, nervtötend und es kann (und wird!) nicht ewig so weitergehen. Aber manchmal braucht es einfach nur ein bisschen Zeit.

Manche, und vor allem sehr junge Babys KÖNNEN einfach nicht 20 oder 30 Minuten engagiert am Stück trinken. Auch wenn es sich manchmal so anfühlt, ist es keineswegs Kalkül oder Manipulation oder das Gefühl von „ich darf ja eh immer dran“. Ein frisch geborenes Baby denkt nicht so. Vieles wird sich mit gesteigerter Milchmenge, effektiverer Saugtechnik und gewachsenem Magenvolumen von ganz alleine geben, ohne dass Du als Mama viel tun musst.

Ein Baby sanft zum Trinken zu animieren, ihm einen kleinen Anstupser zu geben, dagegen spricht gar nichts. Aber es sollte auf keinen Fall so sein, dass Du oder Dein Baby unter Druck geratet oder Ihr Euch unnötig Stress macht.

Baby schläft beim Stillen ein – mein Fazit

Du wolltest einen Ultimativtipp und eine Anleitung, das Problem „Baby schläft beim Stillen ein“ zu lösen? Dann bist Du sicher enttäuscht.

Wenn Du aber auf der Suche nach der Antwort auf die Frage warst, ob es überhaupt ein Problem IST, dass das Baby an der Brust einschläft, konnte ich vielleicht doch helfen.

Im Rahmen dieser Beiträge kann ich zwar keine Hebammenarbeit wie bei einem Wochenbettbesuch leisten, dafür seid Ihr einfach zu individuell. Jede (Still-)Beziehung funktioniert anders – also sprich mit Deiner Hebamme darüber, besuche einen Mütter- oder Stilltreff (da sind übrigens in der Regel auch nicht stillende Frauen herzlich willkommen) oder kontaktiere eine Stillberatung in Deiner Nähe.

Und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Die Zeit, in der Dein Baby so klein ist – und Eure Hauptprobleme Schlafmangel, Verdauung und Nahrungsaufnahme sind, ist so kurz. Damit möchte ich Deine Verzweiflung und Dein Schlafdefizit nicht klein reden. Nur den Fokus umlenken. Vielleicht denkst Du in 18 Jahren an diese Nächte zurück, in denen Du verzweifelt versucht hast, Dein Baby noch einmal zum Trinken zu kriegen. Und Du erinnerst Dich an diese Nähe, diese Vertrautheit und das Band, das ihr damals hattet.

Und so kann aus einer Sch….situation eine schöne Erinnerung werden, auch wenn Du es Dir gerade nicht vorstellen kannst.


Jedes Baby verhält sich beim Stillen anders. Wenn Dein Baby bei seiner Milchmahlzeit oft einschläft, gehört es vielleicht zum Stilltyp „Träumer“? ➔ Lies hier alles über die verschiedenen Stilltypen – vom Träumer bis zum Barrakuda.


Zum Weiterlesen:

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