Verwöhnen erwünscht

    Babyerziehung?! Verwöhnen erwünscht


    Seit über zehn Jahren betreue ich Frauen vom Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit. Und vor allem beim ersten Kind werde ich immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob man so ein Neugeborenes verwöhnen kann. Bereits vor der Geburt machen sich viele Eltern Gedanken darüber, in wie weit sie „von Anfang an“ beispielsweise beim Schlafen und Essen feste Regeln aufstellen sollen, um später keine Probleme zu bekommen.Unterstützt werden sie in diesen Gedankengängen oftmals tatkräftig von den zukünftigen Großeltern, die mit Ratschlägen wie: „So ein Kind muss auch mal schreien, das kräftigt die Lungen und außerdem muss es ja lernen, dass es nicht immer seinen Willen bekommen kann“ nicht gerade sparsam umgehen. An dieser Stelle sei noch einmal erwähnt, dass es sich um Babys im Alter von acht bis zwölf Wochen handelt. Aus meiner Erfahrung als Hebamme und auch aus eigener Erfahrung mit meinem Sohn kann ich im Namen der Kinder nur einen Appell aussprechen:

    „Verwöhnt“, so viel Ihr könnt! Kuschelt, streichelt, tröstet, stillt!

    Verwöhnen erwünscht
    Verwöhnen erwünscht

    Unsere Kinder kommen als physiologische Frühgeburten auf die Welt, das heißt ohne unsere Zuwendung und Fürsorge sind sie hier auf der Welt völlig verloren. Ohne die Pflege, Liebe und Aufmerksamkeit einer oder mehrerer Bezugspersonen kann ein Baby nicht überleben. Da die Natur das Wissen darum bereits vor der Geburt anlegt, setzen Babys alles daran, sich unsere Nähe permanent zu sichern. Nach der Geburt müssen sie lernen, sich in einer ihnen völlig fremden Welt zurecht zu finden, die laut, kalt und oftmals erschreckend für sie ist. Da hilft es, in dieser ganzen Unsicherheit etwas Vertrautes zu entdecken…die bekannten Stimmen von Mama und Papa, die sie schon im Bauch gehört haben, das Geräusch von Mamas Herzschlag, den warmen Geruch, den sie unmittelbar nach der Geburt auf Mamas Brust in der Nase hatten… Durch engen Körperkontakt zwischen Mutter und Kind wird zudem auch die Stillbeziehung gefestigt und es werden Bindungs- und Glückshormone ausgeschüttet, im Übrigen auch beim Vater. Ein Baby, das von Anfang an die Erfahrung macht, in seinen Bedürfnissen wie Essen, Nähe, Hautkontakt oder Schlaf wahr-und ernstgenommen zu werden, kann das Vertrauen entwickeln, dass es ihm später ermöglicht, sich zu lösen und neugierig die Welt auf eigene Faust zu erkunden. Ein Baby, das allein in seinem Bettchen liegt und nach einem langen Tag voller neuer Eindrücke weint, tut das nicht aus Kalkül im Sinne von „Gestern habe ich geweint und dann kam Mama und ich durfte bei ihr schlafen, das mach ich heute wieder so“, zu solchen Verknüpfungen sind Babys, so schlau sie auch sind, nicht in der Lage. Vielleicht denkt sich diese Kind eher: „Ich finde mich grad gar nicht zurecht und hätte in dieser ungewissen, fremden Welt jetzt gerne etwas Vertrautes…“ Als Eltern seid Ihr für Eure Säuglinge das Wichtigste auf der Welt. Durch Eure Zugewandtheit und Euer Verständnis gebt Ihr ihnen die Sicherheit, auch die restliche Welt erkunden zu können, weil sie sicher sind, dass Ihr da seid. Und falls Oma und Opa das Dauerkuscheln ein Dorn im Auge sein sollte, bindet ihnen doch einfach mal das Kind im Tragetuch vor den Bauch. Spätestens, wenn es selig eingekuschelt einschläft, werden auch die weich……

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