Teilzeit Beschäftigungsverbot

    Wenn die Arbeit zu viel wird: Teilzeit-Beschäftigungsverbot in der Schwangerschaft


    Schwanger sein ist anstrengend, na klar. Aber dass es so anstrengend wird, hätte ich mir nicht gedacht. Ich war mir sicher, dass ich ohne große Probleme bis zum Mutterschutz an meinem Arbeitsplatz bleiben könnte – und viele Wochen sah es auch stark danach aus. Doch letzte Woche musste ich mich tatsächlich „geschlagen“ geben.

    Schwangerschaft im Job

    Natürlich ist das Wohl meines Kindes das Wichtigste, keine Frage. Trotzdem ist mein Job und das Selbstverständnis, mit dem ich dort gute Leistung erbringe, für mich ebenfalls wichtig. Gerade in einer Position mit Personalverantwortung möchte ich nicht sein wie diese ’speziellen‘ Mitarbeiter, über die ich mich ärgere, weil sie immer mal wieder für einzelne Tage wegen Krankheit ausfallen. Natürlich ist mir klar, dass eine Schwangerschaft da eine Ausnahmesituation ist. Trotzdem hatte ich gehofft, weiterhin eine verlässliche Kollegin sein zu können.

    Bis zum 7. Schwangerschaftsmonat hat das auch super funktioniert. Lediglich einen einzigen Tag musste ich wegen einer Erkältung zu Hause bleiben und war sonst jeden Tag 8 Stunden an meinem Arbeitsplatz. Natürlich ist das auch meinem Chef positiv aufgefallen und er hat oft betont, wie froh er ist, dass ich die Schwangerschaft nicht als Krankheit betrachte und er sich auf mich verlassen kann. Wir haben meinen Arbeitsbereich so gestaltet, dass ich keinerlei Außendiensttermine mehr wahrnehmen muss und alle besonders belastenden oder verantwortungsvollen Aufgaben an meinen Chef oder Kollegen abgeben kann. In der 23. SSW, nach meinem Urlaub, habe ich allerdings trotzdem gemerkt, dass ich langsam an meine Grenzen stoße. Zu Hause bleiben? Kam nicht in Frage. Immerhin war unsere Niederlassung personell unterbesetzt und ich wollte den letzten verbliebenen Kollegen auf keinen Fall im Stich lassen. Zusammen haben wir die Woche trotz großer Erschöpfung auf meiner Seite sehr erfolgreich hinter uns gebracht und ich war stolz, dass ich alles trotzdem meistern konnte.

    Wenn es trotzdem nicht mehr geht

    In der Nacht vom Sonntag kam dann das böse Erwachen und ich musste mich eine komplette Woche zu Hause erholen. In dieser Woche machte mir nicht nur die Langeweile auf der Couch zu schaffen – ich musste mich auch langsam mit dem Gedanken anfreunden, dass ich eben nicht so belastbar bin, wie gedacht. Eine harte Erkenntnis. Aber unterm Strich, wie gesagt, steht das Wohl meines Kleinen über meinen psychischen Bedürfnissen. Trotzdem ist meine Einstellung zu meinem Arbeitsplatz dieselbe geblieben: ich möchte nicht mal da sein und am nächsten Tag anrufen, dass ich zu Hause bleibe. Ich will nicht in der einen Woche Termine vereinbaren, die in der Folgewoche mein Kollege wahrnehmen muss, um ihn dann bei meiner Rückkehr mit Rückfragen von der Arbeit abzuhalten.Genauso habe ich das auch meiner Hebamme beschrieben, als sie mir am dritten Arbeitstag der Woche nach der Krankheit – und die zwei Tage vorher hatten mich merklich angestrengt – zu einer erneuten Auszeit riet. Aber lieber arbeite ich weniger Stunden, aber meine Kollegen sowie ich wissen, wann ich da bin und wann nicht.

    Teilzeit-Beschäftigungsverbot

    Zum Glück gibt es für dieses Problem eine Lösung: Der Arzt kann Schwangeren nicht nur ein individuelles Beschäftigungsverbot erteilen, dass die Arbeit komplett verbietet, sondern ein solches auch in Teilzeit ausstellen. D.h. ein sog. partielles individuelles Beschäftigungsverbot verbietet entweder bestimmte Tätigkeiten oder die Arbeit zu bestimmten Zeiten. In meinem Fall verbietet es, dass ich mehr als 6 Stunden pro Tag arbeite. Mit meinem Chef habe ich vereinbart, dass ich täglich von 9-16 Uhr anwesend bin und zur Erholung nach 3 Stunden trotzdem eine Stunde Pause mache.

    Meine Kollegin aus der Personalabteilung hat mir erzählt, dass sie damals nicht einmal wusste, dass es so etwas gibt. Auch sie war, wie ich, damals in ihrer Schwangerschaft der Meinung, dass sie sich als zuverlässige Mitarbeiterin nur auszeichnen könnte, wenn sie trotz Schwangerschaft und entsprechender Symptomatik bis zum Mutterschutz in Vollzeit zur Arbeit käme. Das hat sie auch getan und ihre Tochter ist am Ende als Frühgeburt zur Welt gekommen.

     

    Sale

    Ich finde ein Teilzeit-Beschäftigungsverbot daher eine wirklich gute Lösung. Ich möchte nicht die nächsten Monate komplett zu Hause sein – mir tut es gut, morgens aufzustehen und engagiert in den Tag zu starten. 8 Stunden, das habe ich in den letzten Wochen deutlich gemerkt, sind dafür aber einfach zu viel. Nun hoffe ich, dass mir mit der 30-Stunden-Woche genug Zeit zum Ausruhen und Schlafen bleibt und ich damit sowohl meinem Anspruch an mich selbst, als auch der Tatsache, dass ich jetzt eben für noch jemanden verantwortlich bin, gerecht werden kann.

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      15 Kommentare zu “Wenn die Arbeit zu viel wird: Teilzeit-Beschäftigungsverbot in der Schwangerschaft

      1. Ich stehe diesem Beitrag auch mit sehr gemischten Gefühlen gegenüber. Das Gefühl, man sei unentbehrlich und müsse sich für die Firma aufopfern, als ob man dieser etwas schulde ist in unserer Generation bzw. Region sehr verbreitet.

        Früher dachte ich ähnlich. Aber ich habe erkannt, dass Dir gerade in der Arbeitswelt NIEMAND etwas schenkt. Selten sieht es jemand ander herum: Der ARbeitgeber sollte ebenso dankbar für Deine Arbeitskraft sein, oft unterbezahlt und oft mit Überstunden. Man opfert den größten Teil seines Tages und kommt dann gerade über die Runden?
        Das ist nicht meine Auffassung von Leben.

        Gerade in der Schwangerschaft ist es mir wichtig, mich auf mich und mein Kind zu konzentrieren und übernmäßigen Stress zu vermeiden. Zeitiger in ein Beschäftigungsverbot, gerne auch erst Teilzeit, zu gehen sollte selbstverständlich sein.
        Ist Schwangerschaft eine Krankheit? Natrürlich nicht. Aber leider fühlt es sich bei vielen Frauen eben so an. Einfach zu sagen, es sei keine Krankheit und deshalb könne man einfach weiterarbeiten, ist viel zu kurz gedacht und eine aus meiner Sicht fadenscheinige Ausrede um sein Gewissen zu beruhigen.

        Das Kind und die Mutter sind eine wichtige Basis unserer Gesellschaft und werden nicht genug gewürdigt.

        Daher stehe ich Deinem Beitrag äußert kritisch gegenüber. Er vermittelt für mich zu sehr das Hamsterrad und zu wenig die Besinnung auf das Wesentliche im Leben. Arbeit ist nur Mittel zum Zweck und sollte nicht Sinn des Lebens sein…

        1. Hallo Nancy,
          in meiner zweiten Schwangerschaft war ich zum Glück in keiner festen Beschäftigung mehr und musste die Entscheidung nicht treffen. Ich denke, dass ich mittlerweile auch anders denken und handeln würde. Aber diesen Weg muss jeder selbst gehen.
          Viele Grüße und alles Gute,
          Hanna

      2. Vielen Dank, dass du deine Erfahrungen mit uns geteilt hast, es ist immer schön sich austauschen zu können.

        Ich muss mich ehrlich gesagt Tina anschließen, eine Schwangerschaft mag keine Krankheit sein aber dafür kraftaufwendiger und anstrengender als jede Grippe. Ich bin momentan im zweiten Trimester und das erste war die reinste Qual, dennoch bin ich arbeiten gegangen und wünschte im Nachhinein, dass ich mir frei genommen hätte. Eine Schwangerschaft ist eine besondere Zeit um den eigenen Körper durch das Baby neu kennenzulernen. Eine Heldenrolle für einen Arbeitgeber zu spielen kommt für mich nicht in Frage. Wenn ich etwas gelern haben dann ist es folgendes: Jeder Arbeitenehmer ist ersetzbar! Mein Kind kommt zuerst, in Europa spielt die Schwangerschaft eine untergeordnete Rolle, in vielen Ländern wird es zelebriert und die Frau schonend behandelt, tatsächliche beneide ich momentan die Frauen, die Zuhause bleiben und auf ihr Wohl achten können.

        1. Liebe Mia,
          vielen Dank für Deinen Kommentar. Ja, in manchen Ländern mag es anders sein, allerdings vermutlich in weniger, als man gemeinhin annimmt. Ich habe in Indonesien Frauen gesehen, die mit riesigem Schwangerschaftsbauch viele Stunden als Bedienung im Café hin- und herlaufen. Das stelle ich mir anstrengend vor. Wir haben in Deutschland den sehr großen Luxus, dass das Gesundheitssystem uns auffängt, wenn es eben nicht geht in der Schwangerschaft. Dafür bin ich sehr dankbar.
          Viele Grüße und alles Gute!
          Hanna

      3. Also ganz ehrlich. Ich finde diesen Artikel unmöglich. Dieses überschweifende Engagement und der Chef, der froh ist, dass sie ihre Schwangerschaft nicht als Krankheit sieht. Und dann muss sie sich doch im „7“ SchwangErschaftsmonat geschlagen geben und doch ins Beschäftigungsverbot gehen, aber nein partielles Beschäftigungsverbot. Wo sie statt 8 nun 6 std. arbeitet. Aber das muss sie sich nun mal eingestehen, dass es nicht mehr geht. Sorry? was ein Mist! Es gibt nun mal auch Schwangere, die wochenlang mit schlimmer Übelkeit geplagt sind und Kreislaufprobleme haben, erschöpft sind und eben nicht monatelang normal arbeiten können. Und das ist völlig ok. Immerhin ist das schwanger sein, eins der größten Herausforderungen der weiblichen Körpers. Wer Ruhe braucht, der nimmt sie sich. Und fertig!

        1. Liebe Tina,
          es tut mir leid, wenn Dir der Artikel das Gefühl gegeben hat, dass andere Mütter es nicht auf ihre Weise handhaben dürften – weil ihre Schwangerschaft eben anders verläuft als meine.
          Viele Grüße,
          Hanna

      4. Hallo zusammen

        Bin jetzt mit den zweiten schwanger und habe meinen Frauenarzt gefragt und er hat gesagt das geht von 8Stunden kürzen auf 5 Stunden

        Mit freundlichem Grüßen Susanne

      5. Danke für diesen Beitrag. Super informativ geschrieben.

        Weißt du, ob das auch der Arbeitgeber (ich habe einen ganz netten) selbst veranlassen kann? Ich arbeite zwar „nur“ 30 h so, habe aber schon 2 Kinder und bin jetzt mit dem 3. in der 21. Woche schwanger. Gleiche Symptomatik wie bei euch, das Baby im Bauch zeigte klar unsere Grenzen an. Da ich als Lehrerin arbeite, und unsere Schule im Altbau im3. und 4. Stock untergebracht ist, bin ich sehr viel auf den Beinen, dazu kommen meine tollen Jungs. Ich liebe meinen Job und möchte eigentlich gern weiter auf Arbeit gehen, aus genau erwähnten Gründen, die du beschreibst. Hoffe, es findet sich eine Lösung

        1. Guten Morgen,
          am besten wendest Du Dich an Deinen Frauenarzt, der kann Dir dazu bestimmt eine genaue Auskunft geben.
          Viele Grüße,
          Julia

      6. Ich befinde mich noch im ersten Trimester und derzeit bin ich vor allem aufgrund von Übelkeit und Müdigkeit eingeschränkt und hätte auch gern eine Reduktion auf 6 Stunden täglich. Lässt sich das wieder auf 8 Stunden erweitern, wenn es einem im zweiten Trimester wieder besser gehen sollte?

        1. Liebe Janine,
          Grundsätzlich spricht nichts dagegen, noch einmal mit Deinem Arzt über ein Beschäftigungsverbot oder ein Teilzeitbeschäftigungsverbot zu sprechen. Im Vordergrund steht aber immer die Gesundheit von Mutter und Kind. Und ob diese gefährdet ist, entscheidet immer der Arzt. Sprich am besten direkt mit ihm/ihr über Deine Beschwerden, gemeinsam findet ihr eine Lösung.
          Viele Grüße,
          Julia

        1. Liebe Pelin,
          diese Frage beantwortet Dir am Besten ein Fachanwalt für Arbeitsrecht. Aber normalerweise bekommst Du Dein normales Gehalt weiter ausbezahlt. Diese Auskunft ist aber ohne Gewähr, da wir keine Fachanwälte sind.
          Viele Grüße,
          Julia

      7. Vielen Dank für deinen Beitrag!
        Ich bin durch Zufall über google drauf gestoßen. Der Bericht könnte von mir sein und ich werde wohl nun auch auf die 6h runtergehen.
        Es fällt mir schwer, mir das einzugestehen und ich komme mir dabei vor wie ein „Schmarotzer“ :( aber letztendlich geht es um mein Baby und nur alleine um sein Wohlergehen…

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