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Dammriss bei der Geburt: Ursachen, Grade & Pflege 


Was ist ein Dammriss?

Ein Dammriss ist eine der häufigsten Verletzungen bei einer vaginalen Geburt. Dabei reißt das Gewebe zwischen der Vagina und dem After (Damm) ein, wenn Dein Baby durch den Geburtskanal kommt. Das klingt schlimmer als es ist: Die meisten Dammrisse sind nur wie eine Art Schürfwunde.  

Diese Faktoren erhöhen Dein Risiko für einen Dammriss: 

  • Ein großes und schweres Baby (über 4.000 g und mit einem Kopfumfang von über 35 cm) 
  • Geburt mit Zange, Saugglocke oder anderen mechanischen Hilfsmitteln 
  • Ungünstige Lage des Babys 
  • Sehr schnelle Geburt des Köpfchens 
  • Starkes und festes Bindegewebe der Schwangeren 
  • Rückenlage der Mutter bei der Entbindung 

Die Hebammen und Geburtshelfer versuchen, Deinen Damm während der Geburt zu schützen. Sollte das nicht gelingen, ist daran in der Regel aber nicht die Hebamme schuld. Oftmals lässt sich ein Dammriss bei der Geburt einfach nicht vermeiden.

Häufigkeit von Dammverletzungen bei der Geburt

Tatsächlich kommt ein Dammriss bei 53 bis 79 % aller vaginaler Geburten1 vor. In den meisten Fällen handelt es sich jedoch um kleinere Risse, die gut und schnell heilen. 

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Schwerere Dammrisse, die tieferes Gewebe verletzen, sind viel seltener. Sie kommen bei etwa 1 bis 11 % der Geburten vor und benötigen dann auch mehr Pflege und Zeit zum Heilen. Auch in diesen Fällen gibt es wirkungsvolle Möglichkeiten, den Heilungsprozess gezielt zu unterstützen.

➜ Wenn Du wissen möchtest, was Du zur Vorbeugung eines Dammrisses bei der Geburt tun kannst, schau Dir Mareikes Beitrag im Babyartikel.de Magazin an.  

Dammriss Grade: Erklärung und Behandlung 

Ein Dammriss kann in verschiedenen Schweregraden auftreten. Man teilt in vier Grade ein, je nachdem wie tief das Gewebe betroffen ist. Die Grade 1 und 2 sind am häufigsten. Zum Grad 4 Dammriss hat Hebamme Monika folgende Erfahrung gemacht: „Zum Glück kommt diese Art von Riss sehr selten vor. Ich habe in 8 Jahren Geburtshilfe erst einen Dammriss 4. Grades gesehen.“ Behandlung und Heilungszeit eines Dammrisses hängen grundsätzliche davon ab, wie stark der Damm verletzt ist.

Tabelle: Dammriss-Grade

Dammriss Grad Beschreibung  Heilung und Behandlung 
Dammriss Grad 1 Ein Dammriss Grad 1 ist nur eine oberflächliche Verletzung der Haut bzw. Schleimhaut. Die Muskelschicht darunter wird nicht verletzt.Heilt von alleine oder wird mit wenigen Stichen genäht.
Dammriss Grad 2 Ein Dammriss 2. Grades betrifft nicht nur die Haut, sondern auch die Muskelschicht. Er geht jedoch nicht bis zum Anus.Die Wunde wird meist bei lokaler Betäubung genäht, benötigt aber in der Regel keine weitere Behandlung.  
Dammriss Grad 3 Der Riss betrifft neben der Haut und der Muskulatur auch die äußere Schicht des Afterschließmuskels.Eine chirurgische Naht ist notwendig. Zunächst werden der Schließmuskel und die Schleimhaut des Darms genäht. Der Rest des Risses wird wie ein Dammriss Grad 1 oder 2 versorgt. Die Heilung kann länger dauern, oft 8 Wochen oder mehr. Schmerzmanagement, Beckenbodentraining und evtl. eine spezielle Nachsorge sind wichtig.  
Dammriss Grad 4 Sehr selten. Neben der Schleimhaut der Scheide und der Muskulatur sind auch der Darm-Schließmuskel und die Darmschleimhaut verletzt.Eine chirurgische Reparatur im OP ist nötig und wird unter Vollnarkose durchgeführt. Die Heilung kann mehrere Monate dauern, mit intensiver Nachsorge und eventuell Physiotherapie. Hygiene, Schmerzmanagement und regelmäßige Kontrollen beim Arzt sind entscheidend. 

Wer einen Dammriss Grad 3 oder 4 hattet, überlegt vielleicht, wie eine weitere Geburt verlaufen könnte. Besonders in Bezug auf eine vaginale Entbindung herrscht in der Forschung noch keine eindeutige Klarheit darüber. Deshalb ist eine individuelle ärztliche Einschätzung in solchen Fällen besonders wichtig.

Wie lange dauert die Heilung von Dammrissen nach der Geburt? 

Die Heilung eines Dammrisses hängt von der Schwere des Risses ab:

  • Ein Dammriss 1. Grades heilt in der Regel innerhalb von 2 Wochen.
  • Ein Riss 2. Grades benötigt etwa 3 bis 4 Wochen zum Heilen.  
  • Bei einem Dammriss 3. oder 4. Grades kann die Heilung bis zu 8 Wochen oder länger dauern.

Hebammen raten dazu, dass Du die ersten 5 Tage nach dem Dammriss nicht sitzt. Es ist okay, wenn Du Dich zum Beispiel zum Essen kurz aufrichtest. Idealerweise verbringst Du aber so viel Zeit wie möglich im Liegen, weil Du so Druck auf Deinen Damm vermeidest. Gerade bei schwereren Dammrissen ist es wichtig, dass Du Dich ausreichend schonst und die Heilungsfortschritte regelmäßig kontrollierst.

Erinnerung: Du solltest Dich im Wochenbett ohnehin möglichst wenig belasten. Das tut auch Deinem Damm gut.   

Kann eine Dammriss-Naht aufgehen? 

Eine gut versorgte Dammriss-Naht sollte stabil bleiben, aber in seltenen Fällen kann sie aufgehen. Das passiert meist, wenn die Wunde zu stark belastet wird, etwa durch zu frühe körperliche Anstrengung oder eine Infektion. Wenn Du Schmerzen, Rötungen, Schwellungen oder ungewöhnlichen Ausfluss hast, solltest Du sofort Deinen Arzt oder Deine Hebamme informieren. 

Es kann sein, dass nur ein kleiner Teil der Naht aufgeht. Dann bestimmt der Arzt, wie weiter vorzugehen ist. In manchen Fällen wird dann nicht noch einmal genäht, in anderen schon.

Übrigens lösen sich die Fäden im Laufe der Zeit von selbst auf. Sie müssen also nicht gezogen werden. Das gilt sowohl bei Dammriss als auch Dammschnitt

Pflege und Behandlung zu Hause 

Nachdem Du aus dem Krankenhaus entlassen wurdest, ist es wichtig, dass Du zu Hause die Heilung weiter unterstützt.

Hier sind einige Pflegetipps nach einem Dammriss: 

  • Kühle Kompressen: Verwende Kühlpacks, um Schwellungen und Schmerzen zu lindern. Achte darauf, die Kühlpacks nicht direkt auf die Haut zu legen. 
  • Sanfte Reinigung: Reinige den Intimbereich mit lauwarmem Wasser. 
  • Lufttrocknung: Lass die Wunde nach Möglichkeit an der Luft trocknen, um die Heilung zu fördern. 
  • Sitzbäder: Sitzbäder mit Kamille, Eichenrinde oder Arnika können die Heilung unterstützen und Schmerzen lindern. Die Sitzbäder sollten maximal 10 bis 15 Minuten dauern. Eine Wassertemperatur von 35 °C ist ideal. Hebamme Jana Friedrich rät: „Man sollte Sitzbäder aber nicht zu oft und nicht zu lange durchführen, da die heilende Wunde dann unter Umständen wieder aufweicht.“2
  • Bequeme Kleidung: Trage lockere Baumwollunterwäsche und vermeide enge Kleidung, die Reibung verursachen könnte. 

Du kannst Deinen Frauenarzt auch nach einer geeigneten Wund- und Heilsalbe fragen. Ein Sitzring oder Hämorrhoidenkissen ist übrigens kein geeignetes Hilfsmittel bei einem Dammriss, da sich das Blut im Dammbereich stauen und die Schwellung dadurch noch verstärken kann3.

Wann kann man nach einem Dammriss wieder Sex haben? 

Vielleicht bewegt Dich die Frage, wann Du nach einem Dammriss wieder Sex haben kannst. Leider gibt es darauf keine Standard-Antwort. Es hängt von Deiner individuellen Heilung ab.  

Es ist wichtig, nicht zu früh zu starten, weil ansonsten die Narbe wieder aufgehen kann. Viele Frauen haben ohnehin Schmerzen im Bereich des Dammrisses und fühlen sich nicht nach Geschlechtsverkehr. Innerhalb von 4 bis 6 Wochen nach der Geburt sind leichte Geburtsverletzungen meist verheilt und der Wochenfluss versiegt. Besteht der Wunsch nach Intimität, ist Sex nun wieder möglich – dann, wenn Du Dich bereit fühlst. Bei Dammrissen Grad 3 oder 4 empfehle ich Dir, vorher den Rat Deines Frauenarztes einzuholen.  

Selbst wenn medizinisch nichts gegen Sex spricht, solltest Du auf Dich achten. Ignoriere Schmerzen beim Geschlechtsverkehr nicht. Nimm Dir Zeit, taste Dich langsam heran und finde gemeinsam mit Deinem Partner oder Deiner Partnerin heraus, was sich gut anfühlt.  

Wann ist Baden nach einer Geburt mit Dammriss möglich? 

Du sehnst Dich nach einem entspannenden Vollbad? Die gute Nachricht: Baden ist nach einem Dammriss grundsätzlich erlaubt, auch im Wochenbett. Beachte dabei folgende Punkte:

  • Nicht zu früh baden. Warte nach der Geburt 2-5 Tage ab.
  • Nicht zu oft und zu lange baden, weil ansonsten die Wunde aufweichen könnte.
  • Verwende keine aggressiven oder stark duftenden Badezusätze.  

Umgang mit Verstopfung und Stuhlgang nach der Geburt bei Dammriss 

Es kann sein, dass Du nach der Entbindung unter einer Verstopfung leidest. Das kann dadurch passieren, dass Du Dich im Wochenbett wenig bewegst. Vielleicht hast Du wegen des Dammrisses auch Angst vor Schmerzen beim Stuhlgang und unterdrückst ihn deshalb bewusst oder unbewusst – auch das kann eine Verstopfung begünstigen. 

Verstopfung nach einem Dammriss ist ein Problem, weil dadurch beim Stuhlgang viel Druck auf die Wunde ausgeübt wird, was für den verletzten Damm nicht gut ist.   

Versuche deshalb einer Verstopfung vorzubeugen. Wie geht das? 

  • Setze auf eine ballaststoffreiche Ernährung.
  • Trinke ausreichend Flüssigkeit.  
  • Nimm notfalls ein sanftes Abführmittel – allerdings NUR nach Absprache mit Deinem Arzt.  

Versuche beim Stuhlgang möglichst wenig zu pressen. Es kann helfen, die Füße auf eine kleine Erhöhung zu stellen. Dadurch kommt Dein Körper in eine ideale Position für den Stuhlgang.  

Dammriss: Persönliche Erfahrung

In meiner Schwangerschaft hatte ich unheimliche Angst vor einem Dammriss bei der Geburt. Deshalb habe ich alles versucht, um diese Körperregion möglichst geschmeidig und dehnbar zu halten. Schlussendlich konnten all die Massagen, Tees und Sitzbäder es nicht verhindern und ich hatte tatsächlich einen leichten Dammriss bei der Geburt. In den ersten Jahren danach hatte ich manchmal das Gefühl, die Narbe spannt etwas. Aber das war nicht schlimm. 

Dammverletzung bei der Geburt: Fazit 

Bei der Geburt kann es zu einem Dammriss kommen, aber mit etwas Geduld und der richtigen Pflege erholen sich die allermeisten Frauen sehr gut davon. Wichtig ist, dass Du Deinem Körper die Zeit gibst, die er braucht. Jeder heilt in seinem eigenen Tempo, also sei geduldig mit Dir selbst.

Es ist vollkommen normal, dass Du nach der Geburt erst mal vorsichtig bist, vor allem, wenn es um Themen wie Baden oder Sex geht. Hör auf Deinen Körper – er wird Dir sagen, wann er bereit ist. Hast Du anhaltende Schmerzen, Probleme oder bist Dir einfach unsicher, dann sprich mit Deiner Hebamme oder Deinem Arzt. Sie sind dafür da, Dich zu unterstützen. 


Quellen:  

Unsere Texte zu Gesundheitsthemen ersetzen keinesfalls den Arztbesuch.
Mehr Infos dazu findest Du hier.

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