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Kreißsaal-Knigge: Unsere Hebamme über Dos & Don’ts bei der Geburt


Deine erste Geburt steht bevor und Du bist ein wenig unsicher über die „Etikette“ im Kreißsaal? Oder Du möchtest Deine Partnerin bei der Geburt unterstützen und weißt nicht so richtig, was „erlaubt“ ist?

Mit meiner heutigen Liste über die wichtigsten Dos & Don’ts im Kreißsaal kann ich hoffentlich ein paar Deiner Bedenken zerstreuen – und Dir einen kleinen Leitfaden an die Hand geben, der es Dir leichter macht, Dich im Kreißsaal angemessen zu verhalten.

1. Do: Straßenkleidung im Kreißsaal

Anders als in vielen amerikanischen Filmen wird bei uns im Kreißsaal keiner vermummt oder in sterile Papierkittel verpackt. „Normale“ Straßenkleidung ist absolut okay. Wenn Du als Begleitperson bei der Geburt dabei bist, ist es vielleicht bequemer, eine Jogginghose oder etwas ähnlich komfortables dabei zu haben und es ist toll, wenn Du nicht mit Straßenschuhen im Kreißbett sitzt. Aber ansonsten ist da wirklich alles erlaubt. Und wenn es schnell gehen muss, weil das Baby sich beeilen möchte, sind uns die Klamotten völlig egal.

Einzige Ausnahme: In der Gebärbadewanne sitzt die gebärende Frau für gewöhnlich ohne Badeklamotten und alleine. Wenn Du als Partner aber mit in die Wanne willst, wäre in dem Falle eine Badehose schön ;-). Einer Kollegin von mir ist es tatsächlich mal passiert, dass sie kurz rausgegangen ist – und als sie wieder reinkam, saß der Mann splitterfasernackt mit drin!

2. Do: Essen und Trinken im Kreißsaal

Wie gesagt, der Kreißsaal ist kein steriler Raum. Insofern ist es absolut in Ordnung, dort zu essen und zu trinken und zwar sowohl für die werdende Mama als auch für ihre Begleitperson. Allerdings solltest Du unbedingt daran denken, dass manchen Frauen unter der Geburt schlecht wird und viele auch extrem geruchsempfindlich sind. Das heißt, es ist für alle schöner, wenn es eine trockene Brezel, ein paar Kekse oder etwas Obst gibt und nicht unbedingt die Leberkässemmel oder den Döner.

3. Don’t: Sich schämen

Ich sage es in meinen Geburtsvorbereitungskursen, bei der Vorstellung zur Geburt in der Klinik wird es gesagt, in der Regel auch beim Infoabend – sodass es eigentlich selbstverständlich sein sollte. Trotzdem kann man es nicht oft genug betonen: Im Kreißsaal ist nichts peinlich! Unter der Geburt musst Du Dich grundsätzlich für nichts schämen – und es gibt nichts, was Dein Körper macht, was Dir peinlich oder unangenehm sein müsste. Vieles, was wir normalerweise in der Öffentlichkeit als „eklig“ oder unzivilisiert betrachten würden, ist unter der Geburt ganz normal und braucht Dir nicht unangenehm zu sein.

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4. Don’t: Mitleid zeigen

Wenn mich früher Menschen gefragt haben, wie ich das im Kreißsaal immer aushalte mit den ganzen „schreienden“ Frauen, dann hab ich einfach zur Antwort gegeben: „Du darfst kein Mitleid haben“. Das klingt im ersten Moment vielleicht hartherzig, aber was ich damit eigentlich meine ist, dass Mitleid der falsche Weg ist. Viel sinnvoller ist es, empathisch zu sein. Der Unterschied wird in einem Beispiel deutlich:

Mitleid klingt zum Beispiel so: „Schatz, Du tust mir so leid, was Du alles aushalten musst. Und ich kann Dir gar nichts abnehmen!“

Ein empathischer Partner bei der Geburt sagt stattdessen: „Komm, ich helf‘ Dir aus dem Bett, vielleicht geht’s Dir im Stehen ein bisschen besser. Ich hol Dir mal ein Glas Wasser, das gibt Dir vielleicht nochmal etwas Energie. Schau mal, ich hab hier noch ein Kissen für Dich, dann kannst Du Dich anlehnen.“

Ein empathischer Begleiter versetzt sich in die andere Person hinein und überlegt, was der Partnerin unter der Geburt gut tun könnte. Er beobachtet und reagiert. Bloßes Mitleid hilft keinem und ist darüber hinaus auch der absolut falsche Ansatz. Denn eine Geburt ist kein Grund, traurig oder mitleidig zu sein – schließlich sind Geburtsschmerzen die einzigen Schmerzen im Leben, für die man etwas bekommt. Und noch dazu etwas so Großartiges. Also: Motivieren, durchhalten, ermutigen – aber bitte nicht bedauern.

5. Don’t: Sich anderweitig beschäftigen

Die Geburt und die Gebärende sollte im Kreißsaal absolut im Mittelpunkt stehen. Das heißt, es ist nicht der richtige Zeitpunkt, während der aktiven Phasen der Geburt zu arbeiten oder am Handy herumzuspielen. Auch technisches Equipment begutachten oder zu reparieren (alles schon erlebt!) ist nicht unbedingt Job der Begleitperson im Kreißsaal. Natürlich ist es absolut ok, zu fragen, wozu bestimmte Dinge gebraucht werden oder wie Geräte, die unter der Geburt benutzt werden, funktionieren.

Aber das Hauptaugenmerk und der absolute Fokus sollte auf der Frau, der Geburt und ihren Bedürfnissen liegen. Das gilt für alle Personen im Kreißsaal. Wenn Du als Begleitperson zwischendurch etwas klären oder Organisatorisches regeln musst, ist es viel besser, den Kreißsaal kurz zu verlassen und die Hebamme zu bitten, so lange bei Deiner Frau zu bleiben. Dann bist Du zwar kurz nicht da, danach aber wieder zu hundert Prozent.

Weitere Tipps, wie Du als Papa Deine Frau unter der Geburt unterstützen kannst, findest Du ebenfalls hier im Magazin.

6. Do und Don’t: Lachen im Kreißsaal

Eine Geburt ist wahrlich kein Ereignis, bei dem Lachen, Freude und Fröhlichkeit verboten sind. Im Gegenteil: Ihr erlebt im Idealfall gemeinsam etwas Tolles, am Ende habt Ihr zusammen Großartiges geleistet und werdet dafür mit Eurem Baby belohnt. Humor unter der Geburt kann eine unglaublich entspannende Wirkung haben. Ich hatte schon oft Paare, die zwischendurch gemeinsam gelacht haben, sei es aus bloßer Situationskomik, oder weil irgendetwas Lustiges im Kreißsaal passiert ist.

Aber: Es muss dabei immer klar sein, dass – egal, was im Kreißsaal passiert – niemand für das, was er da gesagt oder gemacht hat, ausgelacht oder im Nachgang ins Lächerliche gezogen wird.

Außerdem gibt es unter der Geburt einen Punkt, wo „lustig“ gemeinte Sprüche oder Witze einfach nicht mehr angebracht sind, weil die Konzentration, das Bündeln der Kräfte und die körperliche Anstrengung bei der Gebärenden im Vordergrund stehen.

Fazit: Im Kreißsaal könnt Ihr wenig falsch machen

Im Grunde gilt im Kreißsaal wie so oft im Leben: Erlaubt ist, was gefällt. Ihr könnt relativ wenig falsch machen – und letztendlich muss jedes Paar seinen eigenen Weg finden, mit dieser ungewohnten, oftmals extremen Situation umzugehen.

Mir ist einfach wichtig, dass Ihr wisst, dass das geburtshilfliche Team um Euch herum schon relativ viel gewohnt ist. Wir machen tatsächlich sehr viel mit, um den Kreißsaal zu Eurem Wohlfühlort zu machen – und Euch dabei für die Geburt so viel Selbstbestimmung wie möglich zu gewähren.

Weil mir das Thema selbstbestimmte Geburt sehr am Herzen liegt, empfehle ich Dir zum Weiterlesen diesen Beitrag: „Die selbstbestimmte Geburt endet, wenn ich nicht mehr mitgehen kann“

Was denkst Du über meine persönlichen Dos & Don’ts im Kreißsaal? Ich bin gespannt auf Deinen Kommentar!

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