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Milchbildung anregen von Anfang an: Die besten Hebammen-Tipps, Hausmittel und Medikamente


Du bist gerade Mama geworden und fragst dich, wie du sicherstellen kannst, dass Dein Baby immer genug Milch bekommt? Oder du hast vielleicht schon Stillerfahrung mit einem älteren Geschwisterkind, bei dem Deine Milchbildung nicht ausreichend war? Ganz egal, was Dein persönlicher Anreiz ist, mehr über das Thema Milchbildung anregen zu erfahren: Ich werde es Dir in den folgenden Zeilen erklären.

Dein Stillstart – so gelingt er

Damit Du von Anfang an gut in die Milchbildung kommst, ist es wichtig, dass du dein Baby idealerweise innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt an der Brust anlegst. Die meisten gesunden, termingeborenenen Babys finden von alleine bzw. mit wenig Unterstützung den Weg zur Brust. Dieses erste frühe Anlegen sorgt dafür, dass der Blutzucker deines Babys stabil bleibt, sodass das Zufüttern von Pre-Nahrung oder Glucoselösung nicht notwendig wird. Zugleich wird von Anfang an das Risiko reduziert, dass dein Baby zu viel an Gewicht verliert.

Für dich bedeuten die ersten Stillversuche, dass deine Brust stimuliert und entleert wird und so neue Milch nachgebildet werden kann.

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Nur wenn Muttermilch aus der Brust gewonnen wird, kannst Du Deine Milchbildung anregen. Die Nachfrage bestimmt immer auch das Angebot an Muttermilch!

Milchbildung anregen: Was sollte ich nach der Geburt vermeiden?

Damit der erste Stillversuch früh und ungestört ablaufen kann, ist es wichtig, dass das erste Kennenlernen und Bonding zwischen Dir und Deinem Baby nicht gestört wird. Idealerweise wird Dir Dein Kind direkt nach der Geburt auf die Brust gelegt, abgetrocknet und zugedeckt, sodass Ihr Euch im direkten Hautkontakt beschnuppern könnt. 

Maßnahmen wie Wiegen, Messen, Waschen oder Anziehen des Babys sollten nicht direkt im Anschluss an die Geburt, sondern zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Jegliche unnötige Trennung von Dir und Deinem Kind sollte dabei möglichst unterlassen werden. Auch das sogenannte 24h-Rooming-in, was bedeutet, dass Du ununterbrochen mit deinem Baby zusammen bist, ist notwendig, damit Ihr Euch kennenlernt und Du die frühen Hungerzeichen deines Babys deuten lernst. Es ist ratsam, das Baby immer sofort bei den frühen Hungersignalen anzulegen, damit es nicht zu unruhig wird oder sich gar in Rage weint.

Auch frühes, unnötiges Zufüttern mit Pre-Nahrung und die Verwendung von Saugern, Schnuller etc. verhindert, dass die Milchbildung angeregt wird.

 

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Und wenn das Baby an Gewicht verliert?

Die meisten Babys nehmen nach der Geburt erst einmal bis etwa zum 5. Lebenstag an Gewicht ab. Ein Gewichtsverlust von 7% bis 10% des Geburtsgewichts ist für ein gesundes, termingeborenes Kind bei gutem Allgemeinzustand kein Problem. Sollte ein Baby mehr Gewicht verlieren, ist das Abpumpen der eigenen Muttermilch und/oder Zufüttern von Pre-Nahrung angezeigt. 

Da das Baby lernen soll, sich auf die Brust zu fokussieren, ist jegliches Zufüttern über alternative Fütterungsmethoden (wie z.B. Sonde, Fingerfeeder, Brusternährungsset etc.) besser als mit einem Sauger und der Flasche. 

Der Grund: Andere Materialien und Formen stören im kindlichen Mund und könnten Dein Baby verwirren.

Meist um den 12. bis 14. Lebenstag herum haben Babys dann ihr Geburtsgewicht wieder erreicht. 

Wann und wie oft muss ich stillen, um die Milchbildung anregen zu können?

Um die Milchbildung von Anfang an anzuregen, ist das A und O, Dein Kind nach seinem individuellen Bedarf zu stillen. Neugeborene trinken durchschnittlich 8-12 Mal in 24 Stunden, manchmal sogar noch mehr und natürlich auch nachts. Das hängt damit zusammen, dass Muttermilch recht schnell (nach ca. 90 Minuten) verstoffwechselt ist, sodass dein Baby dann wieder Hunger hat.

Jegliche Versuche, Dein Baby zu timen oder Stillabstände zu vergrößern, sind nur kontraproduktiv und stellen ein Risiko für die Milchbildung und die Gewichtszunahme dar. 

Der Einfluss von Hormonen auf Deine Milchbildung

Nachdem du dein Baby die ersten beiden Tagen mit Kolostrum (Vormilch) versorgt hast, folgt die Phase des Milcheinschusses (initiale Brustdrüsenschwellung), bis Du ca. 2 Wochen nach der Geburt in der Phase der reifen Muttermilchbildung angekommen bist. In dieser Zeit wird deine Milchmenge langsam mehr und passt sich dem Bedarf Deines Babys an. Damit dieser Prozess reibungslos verlaufen kann, ist das Stillen nach Bedarf essenziell wichtig.

Immer dann, wenn Milch aus der Brust fließt, bildet Dein Körper Prolaktin, das milchbildende Hormon. Nun kommt noch ein anderer wichtiger Player ins Spiel, nämlich das sogenannte Oxytocin, welches benötigt wird, damit die gebildete Milch auch fließt. Damit diese beiden wichtigen Stillhormone in ausreichenden Mengen vorhanden sind und reibungslos zusammenarbeiten, ist das frühe Anlegen und erste Stillen sowie das ausschließliche Stillen nach Bedarf sehr wichtig. 

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Du erkennst: Schon direkt nach der Geburt wird Dein Stillerfolg und die Menge, die du später an Milch bilden wirst, bestimmt. Die ersten Stunden, Tage und Wochen nach einer Geburt sind daher ein sehr sensibles Zeitfenster, das zum Milchbildung anregen genutzt werden muss.

Habe ich wirklich zu wenig Milch? Daran erkennst Du es

Da du beim ausschließlichen Stillen nicht siehst, wie viel dein Baby getrunken hat, kann das manche Eltern verunsichern. Aus diesem Grund sind andere Parameter umso wichtiger. Zusammengefasst bedeutet das:

  • Wie entwickelt sich das Gewicht? Deine Nachsorgehebamme wird das Gewicht deines Babys engmaschig kontrollieren und dokumentieren; dein Baby sollte um den ca. 12. Lebenstag herum sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben und bis zum 3. Lebensmonat ca. 140-245 g pro Woche zunehmen
  • Die Anzahl an vollen und nassen Windeln ist entscheidend (mind. 3 volle Windeln pro Tag in den ersten 4-6 Wochen und immer 6-8 nasse Windeln oder mehr in 24 h)
  • Gibt es Anzeichen für Dehydration? (eingesunkene vordere Fontanelle, spröde Lippen, fahler Hautton…)
  • Wie ist der Allgemeinzustand Deines Babys? Schläft es auch mal zufrieden ein oder ist es immer angespannt, weinerlich und auf der Suche nach der Brust?

Wenn Du das Gefühl hast, Dein Baby wird trotz Stillen nicht richtig satt, dann hilft Dir dieser Beitrag von Hebamme Christina weiter: Mein Baby wird nicht satt: Anzeichen und schnelle Hilfe

Schnelle Maßnahmen zur Steigerung der Milchmenge

  • Hole dir Unterstützung durch eine erfahrene Fachperson (Hebamme oder Stillberaterin), Die Dich von Anfang an gut begleitet.
  • Lass‘ Deine Stillposition und das Anlegen des Babys überprüfen.
  • Hat Dein Baby ein zu kurzes Zungen- oder Lippenband etc.? Eine Munduntersuchung schafft Klarheit.
  • Stille unbedingt nach Bedarf (ca. 8 -12 mal oder öfter in 24 Stunden).
  • Stille in unterschiedlichen Positionen, um das Drüsengewebe optimal anzuregen
  • Hab möglichst viel direkten Hautkontakt mit Deinem Baby (dabei wird Oxytocin ausgeschüttet, das den Milchfluss fördert).
  • Gönn‘ Dir Ruhe mit Deinem Baby: Sag ruhig mal alle Termine ab und hole dir Hilfe im Haushalt / mit älteren Geschwisterkindern.
  • Wenn möglich, verzichte auf jegliche Sauger und Schnuller, sodass dein Baby sich auf die Brust fokussieren kann.
  • Wenn Dein Baby die Brust nicht oder zu wenig entleert, nutze von Anfang an eine elektrische Milchpumpe.
  • Rege die Milchmenge mit Hilfe von Power-Pumpen & Wechselstillen an.
  • Verzichte auf Salbei- und Pfefferminztee (diese Sorten können die Milchbildung hemmen)
  • Verzichte auch unbedingt auf Zigaretten und Alkohol (Sekt und Bier regen die Milchbildung nicht an!)

Weitere Informationen zur Milchbildung und Milchmenge sowie Tipps zur Steigerung der Milchmenge erkläre ich Dir in meinem Beitrag „Dein Baby trinkt zu wenig“ und im passenden Video:

Beim Klick wird dieses Video von den YouTube-Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Milchbildung anregen mit pflanzlichen Mitteln

Neben dem häufigen Anlegen und / oder Abpumpen kann die Milchbildung auch mit Hilfe sogenannter Galaktogoga (milchbildungsfördernde Mittel) angeregt werden. Diese werden von Fachpersonen gerne als zusätzliches Hilfsmittel empfohlen, wenn der Prolaktinspiegel zu niedrig ist.

1. Bockshornklee

Zu den pflanzlichen Galaktogoga gehören z.B. die Mariendistel und der Bockshornklee. Während die Mariendistel ca. 3 Wochen eingenommen werden muss ehe man eine Wirkung verspürt, entfaltet der Bockshornklee oft schon nach 3-4 Tagen seine Wirkung.

Nach Rücksprache mit deinem Arzt oder Deiner Hebamme kannst Du Bockshornklee zum Anregen der Milchbildung in Form von Kapseln, Pulver oder Tee einnehmen. Bei der Anwendung von Kapseln wird eine Dosierung von 1200-2400 mg dreimal täglich empfohlen. Mehr Details findest Du im Beitrag Bockshornklee beim Stillen – So wendest Du ihn richtig an.

2. Stilltee

Auch Stilltees sind eine gute Methode, um die Milchbildung sanft anzuregen. Der Tee wärmt, wirkt entspannend und weitet die Blutgefäße, Lymphbahnen und Milchgänge, was den Milchfluss unterstützen kann. Ich werde in Kürze meinen eigenen Bio-Stilltee mit Bockshornklee herausbringen und ihn Dir hier verlinken :-)

Medikamente zur Milchsteigerung

Auch pharmazeutische Galaktogoga, die die Prolaktinsekretion steigern, werden manchmal eingesetzt, um die Milchbildung anzuregen. Am häufigsten wird dabei Domperidon verwendet. Hierbei handelt es sich um ein rezeptpflichtiges Medikament, das im sogenannten off-label-use zur Steigerung der Milchbildung eingesetzt wird. Es lässt den Prolaktinwert ansteigen und schlägt ab Beginn der Einnahme nach ca. 3-4 Tagen an. Seine maximale Wirksamkeit entfaltet es nach ca. 1-3 Wochen.

Manche Stillberater:Innen empfehlen eine recht hohe Dosis von 3×30 mg oder 4×20 mg pro Tag. Domperidon wird normalerweise bei Übelkeit, Erbrechen und Magenbeschwerden verschrieben und kann mit Nebenwirkungen (Kopfschmerzen, Durchfall, Ausschlag, Juckreiz etc.) einhergehen.

Bei Vorerkrankungen des Herzens, der Niere und der Leber solltest Du Domperidon aufgrund seiner potenziellen kardialen Nebenwirkungen nicht einnehmen – und ansonsten auch nur dann, wenn alle anderen Maßnahmen und pflanzlichen Galaktogoga nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben.

Mein Baby kann nicht aus der Brust trinken: Milchbildung anregen durch Abpumpen

In manchen Situationen kann das Baby nicht oder nicht ausreichend Muttermilch aus der Brust gewinnen. Das ist z.B. dann der Fall, wenn Mutter und Kind aus medizinischen Gründen getrennt werden mussten, das Baby frühgeboren oder krank ist, die Mutter ein Medikament einnehmen muss, das nicht stillverträglich ist etc. 

In diesen Fällen ist es unabdingbar, dass eine gute elektrische Milchpumpe von Anfang an den Job des Babys übernimmt. Indem du alle 2-3 Stunden mit einer Doppelmilchpumpe abpumpst (beidseitiges Abpumpen steigert die Milchproduktion um bis zu 18%) kannst du es schaffen, ebenso gut in die Milchbildung zu kommen, sodass du die Chance hast dein Baby zu einem späteren Zeitpunkt an der Brust mit Muttermilch zu versorgen.

Wie das Abpumpen richtig und effektiv funktioniert, kannst du hier nachlesen: Effektives Muttermilch abpumpen: Das solltest Du wissen

Ich habe alle Tipps zum Milchbildung anregen beachtet – warum habe ich dennoch zu wenig Milch?

Manchmal liegen auch medizinische Ursachen für eine zu geringe Milchbildung zugrunde. Dazu gehören z.B.:

  • Genetische Disposition (zu wenig Drüsengewebe ist angelegt, Brust ist kaum gewachsen in der Schwangerschaft, evtl. konnte die eigene Mutter auch nicht stillen)
  • Schilddrüsenunterfunktion (besonders, wenn sie während der Schwangerschaft unentdeckt und unbehandelt blieb)
  • Hoher Blutverlust / zu niedriger Hämoglobinwert (Eisenmangel)
  • Brustverkleinerung (dabei wird oftmals Drüsengewebe entfernt und Milchkanäle verletzt)
  • Plazentareste in der Gebärmutter (neben einer mangelnden Milchproduktion ist auch ein nicht nachlassender Wochenfluss ein Indiz dafür) 

Solltest du Diabetes haben oder per Kaiserschnitt entbunden haben, könnte es sein, dass dein Milcheinschuss etwas verspätet einsetzt. ➜ Mehr dazu liest Du hier: Stillen nach Kaiserschnitt – Mit diesen Tipps klappt es trotz OP

In manchen Situation ist daher die sogenannte präpartale Kolostrumgewinnung (Kolostrum per Hand am Ende der Schwangerschaft gewinnen) sinnvoll. Wie das genau funktioniert, erkläre ich Dir in meinem Beitrag Kolostrum ausstreichen vor und nach der Geburt: Anleitung & alle Infos

Die gute Nachricht ist aber: Die allermeisten Frauen können ihre Babys ausschließlich stillen bzw. mit Muttermilch versorgen, vorausgesetzt die oben genannten Aspekte werden beachtet.

Konnte ich alle Deine Fragen zum Thema Milchbildung anregen beantworten? Falls nicht, schreibe mir gerne einen Kommentar!

Unsere Texte zu Gesundheitsthemen ersetzen keinesfalls den Arztbesuch.
Mehr Infos dazu findest Du hier.

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